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"Das Dalsland  -  ein kleines Stückchen Schweden westlich vom Vänernsee"
 
(Bernd und Gisela Lindner, Kiel)

 

Kroppefjäll-Gnesigranit Kroppefjäll-Mylonit Tösse-Konglomerat Dalformation, Metasediment mit Wellenrippeln
   Kroppefjäll-Gneisgranit,
   Dals-Rostock
   Kroppefjäll-Mylonit,
     Kabbosjön 
    Dalskog-Konglomerat,
    leg. Ulf Klang, Rännelanda
    Dalformation, Metasediment mit   
     Wellenrippeln, Åsmule / Forsebol  



Auf der Landkarte des südlichen Schwedens liegt ein kleines, seenreiches Stückchen Land zwischen dem Vänern und der norwegischen Grenze. Man findet sowohl flaches Land als auch hügelige Gebiete wie vergleichsweise in der Holsteinischen Schweiz und einen Mittelgebirgszug, das Kroppefjäll. Fährt man offenen Auges durch das Land, wird selbst Nicht-Geologen klar: hier haben gewaltige Kräfte gewirkt und eine außerordentlich vielschichtige Landschaft hergerichtet: Plattentektonik, Vulkanismus und Eiszeiten haben das Land geformt und ihre Spuren hinterlassen. Auf geologischen Karten wird ein bunter Flickenteppich deutlich, überwiegend eingeregelt in Ausrichtung Nordost-Südwest. Obendrauf liegen sog. Eisrandformationen, Ablagerungen, die ein starker Gletscherfluss ebenfalls in NO-SW hinterließ, aber auch zwei riesige Steinschuttstreifen, die in Nordwest-Südost liegen: die Trollhätte- und die Levenemoräne.

Die ältesten Gesteine weisen ein Alter von annähernd 2 Milliarden Jahren auf: die Stora Le-Marstrand-Formation – sedimentäre Ablagerungen aus einer Zeit, als Schweden südlich des Äquator lag, früherer Meeresboden. Entlang tief eingeschnittener Straßenzüge, z.B. an der Landstraße 166, lassen sich die „Packungslagen“ gut besichtigen. Diese Formation bildet heute die nordwestliche Grenze des Dalslandes zu Norwegen und dem Bohuslän im Westen.

In der Mitte – eingebettet in eine Reihe älterer magmatischer Gesteinsarten wie Ǻmålgranit, Jerbogneis und dem typischen blauquarzhaltigen Augengneis (alle zwischen 1,1 und 1,6 Milliarden Jahre alt), liegt die sog. Dalformation (ca. 1 Milliarde Jahre). Diese Formation ist oberflächennah gekennzeichnet durch fossilleeren Schiefer (Lianeskiffer) und reichlich weißen Quarzit; die Abfolge ist bis 2100 m mächtig. Überall dazwischen finden sich Einsprengungen von Diabas, älteren amphibolitischen Gesteinen, Rhyolit, Phyllit, Spillit, Myloniten, Tösse-Porphyr und nicht zuletzt reichlich Konglomeraten in unterschiedlichsten Ausführungen.

An wenigen Stellen wird Augengneis abgebaut, zu Splitt zermahlen findet man ihn in Straßenbelägen und Böschungssicherungen wieder. Der Schieferabbau ist im Wesentlichen erschöpft, viele Dächer und Glockentürme im Dalsland wurden damit eingedeckt; die Gruben stehen heute alle unter Wasser. Die reichen Quarzitvorkommen werden dagegen heute noch in großem Stil abgebaut (bei Håverud) und finden als Quarzprodukte in vielen Industriebereichen Verwendung. Seit dem 17. und vor allem 19. Jahrhundert gab es eine große Zahl kleiner Erzgruben. Das Land ist übersät mit Abbaulöchern und Halden. Insgesamt wurden annähernd 500 000 Tonnen Kupfer-, Silber-, Mangan- und Bleierze gewonnen und überwiegend ausgeführt. Die Suche nach den Erzvorkommen lohnte sich trotz der überwiegend geringen Größe der Gruben und Gänge, war doch der Erzgehalt rund viermal höher als der der heutigen Fundstellen in Norbotten, Nordschweden.

Reste der abklingenden Eiszeit, die sich über das Dalsland zwischen 12.000 und 10.500 v. C. zurückzog, finden sich heute in den vorgenannten bis 60 m hohen Blockwällen und Moränen. Auch sind zahlreiche Gletschermühlen zu finden, die sich in den felsigen Untergrund eingeschliffen haben; von dem Dutzend allein bei Steneby misst die Größte immerhin fast 12 m Durchmesser. Der Gletscherfluss, seinerzeit auf Meeresniveau, hat fast das gesamte südliche Dalsland als flaches Land aufgeschüttet. Nachweise der ehemaligen Meeresbedeckung sind heute noch bei Dals-Langed zu finden: Reste einer ehemaligen Muschelbank mit Saxicava, Balanomorpha und Mytilus edulis, nach C-14-Methode zwischen 9.850 und 9.420 Jahre alt.

Die durchschnittliche nacheiszeitliche Landerhöhung liegt heute bei 2 – 3 mm im Jahr und hat inzwischen eine Durchschnitthöhe von 170 m über Normalnull erreicht.

Auch wenn man kaum spektakuläre Funde machen kann, ist das Dalsland – geologisch gesehen – immer eine Reise wert.

Gesägte und geschliffene Gesteinsproben aus der Sammlung von Bernd Lindner:

Åmål-Granit, Råggärd Åmål-Granit, Råggärd bunter Åmål-Granit, Dals Rostock bunter Åmål-Granit, Dals Rostock
   hell bunter, leicht deformierter Åmål-Granit, Råggärd   bunter, deformierter Åmål-Granit, Dals Rostock (mit Schleifspuren)
Als "Bodane-Granit" wird in der älteren schwedischen Literatur
(z. B. Holmquist 1906) ein kleines Massiv zwischen Sörskogen und Gäddviken östlich des  Ånimmen beschrieben. Es ist ein deformierter, rotbunter Granit mit charakteristisch alterierten, gelb-grünen Plagioklasen, die auch  deutlich flaserig ausgezogen sein können.                         (H.W.)
Bodane-Granit Bodane-Granit, Dals Rostock Bodane-Granit, Dals Rostock
  Bodane-Granit, Nahgeschiebe Dals Rostock 
Kroppefjäll-Gneisgranit, Dals-Rostock Kroppefjäll-Granit, verwittert Metamorphit mit Epidotader Metamorphit mit Epidotader
Kroppefjäll-Gneisgranit, Nahgeschiebe Dals-Rostock, rechts verwittert Metamorphit (aus magmatischem Edukt) mit Epidotader, Dals-Rostock
Kroppefjäll-Mylonit, Kabbosjön Kroppefjäll-Mylonit, Kabbosjön Kroppefjäll-Mylonit, Kabbosjön
  Augen-Mylonit aus dem Kroppefjäll-Gebiet, Nahgeschiebe Kabbosjön
Metamorpher, silifizierter Augengranit Meta-Augengranit, Järbo Meta-Augengranit, Järbo
  stark deformierter Blauquarz-Granit, Järbo 
Tösse-Konglomerat mit Gerölleinschlüssen Tösse-Konglomerat mit Gerölleinschlüssen Tösse-Konglomerat mit Gesteinseinschlüssen
Dalskog-Konglomerat mit großen Gerölleinschlüssen, untere Dalformation, leg. Ulf Klang, Rännelanda, FO: unbekannt
Tösse-Konglomerat, Spätthult Tösse-Konglomerat, Spätthult Tösse-Konglomerat, Spätthult
Tösse-Konglomerat: quarzitisches Metasediment mit deformierten Gesteinseinschlüssen (u.a. Rhyolithe), Str. Tösse - Tisselskog, Spätthult
fluoritreiches Metasediment, Spätthult fluoritreiches Metasediment, Spätthult Schiefer, alter Steinbruch N Dalskog Schiefer, alter Steinbruch N Dalskog
       fluoritreiches Metasediment, Dalformation, Spätthult    pyrithaltiger Schiefer, Dalformation,  alter Abbau N Dalskog
Metamorphit der Åmål-Formation, Rofskärr Metamorphit der Åmål-Formation, Rolfskärr Quarzit, Steinbruch zwischen Håverud und Ånimmen Quarzit, Steinbruch zwischen Håverud und Ånimmen
      Metamorphit (Amphibolit) der Åmål-Formation, Rolfskärr  Metamorphit (Quarzit) der Dalformation, Abbau NO Håverud