Logo

Eiszeitliche Landschaftselemente  -  Oser (Wallberge)

Tunneltal | Oser | Sölle | Kames | Stauchendmoränen | Schmelzwassertal | Drumlin | Sander

 
       
Oser (Os von schwedisch „Ås“ = Bergrücken) sind schmale, langgestreckte, kiesige Rücken, die beim Niedertauen der Gletscher entstehen. Sie werden aus Sand-, Kies- und Blockmaterial aufgebaut, das sich in langgezogenen Gletscherspalten sammeln und ablagern kann.

Die bahndammähnlichen Oser können bei einer Breite von nur 30 bis 150 m viele Kilometer lang werden und legen so Zeugnis ab von den mächtigen Spalten, die das Inlandeis durchzogen haben. Die Spalten folgten der Eisbewegungsrichtung, sie wurden von Schmelzwasserströmen weiter ausgewaschen.
       
Os Helnaes Skurulev-Os, Seeland Os Süderbrarup
Os auf Helnæs, Fünen (DK)  Os von Skurulev, Seeland (DK)  Oszug von Süderbrarup, SH (D)  Johannishus-Os, Blekinge, S
         
Häufig kann man den Verlauf der Oser in der Landschaft zusätzlich zur Form am Bewuchs erkennen.
Inmitten einer fruchtbaren Grundmoränenlandschaft oder in einem sumpfig-feuchten Tunneltal stellen sie einen trocken-warmen Vegetationsstandort dar.
Bestenfalls finden wir unter Kiefern eine spezifische, als Biotop geschützte Pflanzenwelt. In Dänemark (Fyn) sind Oser allerdings oftmals unter Missachtung der Standortgegebenheiten aufgeforstet, auch mit monotonen Nadelholz-Plantagen. Dann erscheinen sie immerhin von fern als waldiger Riegel in der landwirtschaftlich genutzten Fläche. 
 
Skurulev-Os auf Seeland Os Süderbrarup westliches Segment
   Os bei Skurulev, Seeland  - 
  ein mit Kiefern und Eichen be-
  standener Riegel  in der flachen,
  landwirtschaftlich genutzten 
  Grundmoränenlandschaft
    Oszug von Süderbrarup  -
   
ein trockener Rücken im 
   feuchten Autal, mit einem
   flachen westlichen Segment.
   Os bei Sallinge, Fünen -   
  in diesem Bereich (SE Brobyværk)
  aufgeforstet mit Nadelholz- und 
  Laubwald-Beständen
  Os von Johannishus, Blekinge -
   ein grüner Riegel im Agrarland:
   reich an bronze- und eisenzeit-
   lichen Gräberfeldern unter alten
   Solitäreichen
 
Oser gehören zu den glazialen „Vollformen“, d.h. sie stellen keine Ausschürfungsform des Inlandeises dar - wie etwa ein Tunneltal, sondern sind als Form kompakt mit abbauwürdigem Kies-Material gefüllt - ein Umstand, der natürlich ihren Bestand stark gefährdete und dezimierte. In Deutschland sind Oser heute als geologische Formation unter Schutz gestellt.
 
 
Einige der Oser aus der Nähe betrachtet:
 
Das Ås von Skurulev auf Seeland, Dänemark erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung parallel zum Roskilde-Fjord über eine Länge von ca. 5 km bei einer durchschnittlichen Sohlen-Breite von 120 m und einer Höhe von ca. 25 m.
Blick nach Westen Blick nach Osten   Auf der Höhe des Skurulev-Ås kann man einem schmalen Wanderpfad folgen, der immer wieder Blicke nach rechts oder links in die flache, landwirtschaftlich genutzte Grundmoränen-Ebene gewährt.
Blick vom Skurulev-Ås nach Westen         ...und nach Osten
Trampelpfad am Skurulev-Os sandig-kiesiger Trampelpfad   Ein Trampelpfad aus Sand und Kiesgeröll   
am Skurulev-Ås.
 
Am Südende des Skurulev-Ås klafft eine Lücke, die auf einen inzwischen beendeten Kiesabbau zurückgeht. Ein See füllt heute die frühere Kiesgrube. Sehr anschaulich zeigt der angeschnittene Wallberg das bahndammähnliche Profil und das sandig-kiesige Material des Ås. Die Kiesabbau-Wand konnte leider nicht in voller Breite ins Bild genommen werden, weil ich den See im Rücken hatte. So fehlen die Sockel des Profils.
Kiesabbau-Wand Kiesgrubensee  
   Alte Kiesabbau-Wand am Skurulev-Ås     Kiesgrubensee mit dem südlichen Rest des Ås  
   
 
Auf der Insel Fünen (DK) gibt es mehrere Oser.  
Das Ås auf Helnæs, Südwestfünen:
Ein schöner Überblick ist von den Moränenhügeln der Insel Helnæs aus auf den langen schmalen Rücken des Helnæs-Ås möglich. Es zieht sich als langgestreckter Kamm von der Insel aus nordostwärts in die seichte Helnæs-Lagune.
Hier wie andernorts hatte Kiesabbau dem Ås zunächst zugesetzt, bis es unter Schutz gestellt wurde. Seine ursprüngliche Länge von ca. 1 km ist dadurch auf etwa 700 m geschrumpft. Auch dieses Ås weist eine typische Trockenheide-Flora auf, u. a. mit der geschützten Nickenden Distel, Sandglöckchen und Steinbrech-Varianten.

Os auf Helnaes Os auf Helnaes
  Im Abendlicht wird das Relief des schmalen Wallberges besonders gut sichtbar.   Das Ås, vom Damm aus gesehen
     
     
     
Das größte Os auf Fünen, Sallinge Ås, ist der westliche Teil eines mehrgliedrigen Os-Komplexes, der südlich von Odense in ost-westlicher Richtung die Insel durchzieht. Die Länge des Sallinge Ås beträgt von Vantinge bis Søbø rund 12,5 km. Auf Grund der ungleichmäßig ausgestalteten Abschnitte variiert die Breite zwischen 200m und 600m. Das liegt auch an den insgesamt 13 (mehr oder weniger ausgepägten) Oshügeln im Verlauf des Os-Zuges. In der Landschaft gut wahrnehmbar ist der markante mittlere Bereich zwischen Sallinge und Brobyværk.
Nach Osten können das Vantinge Ås und das Herringe Ås als eine abgewinkelte Fortsetzung des Sallinge Ås betrachtet werden. Sie vervollständigen somit den Os-Komplex. Allerdings sind sie infolge massiven Kiesabbaus nur in kleinen Teilstücken erhalten.

                                         
 
  Das Sallinge Ås (Orebanker) bei Sallinge
     
    Das Ås (Orebanker) aus der Nähe,
    Blick von der Brücke (Sallinge Å)
  Kiesgrubensee am Fuß des Ås,
   Sallinglunde
     eine der Ås-Kuppen westlich Sallinge
     
(vom Gelskovvej aus gesehen)
 
Südöstlich von Brobyværk durchschneidet der Assensvej das Os, das hier mit einer Höhe von mehr als 20 Metern und steil abfallenden Flanken eine eindrucksvolle Ausformung erreicht. Die durchgängige Bewaldung verdeckt allerdings die  Geländeformen.
 der bewaldete Wall (Assensvej)    Forstweg am Fuß des Os    Blick vom Scheitel des Os    Blick abwärts auf die Ackerflur 
     
Südwestlich von Ringe liegen segmentierte Reste der beiden durch Kiesabbau größtenteils abgeräumten Oser: Vantinge Ås und Herringe Ås.
Ursprünglich hatten sie eine Länge von 3,9 km bzw. 2,6 km und eine Höhe von 18 bzw. 13 Metern.

Der schwarze Pfeil in der Skizze zeigt auf den Punkt nordöstlich von Nybølle (im Verlauf des Vantinge Ås), von dem die nachfolgenden Bilder stammen. Aus ihnen wird ersichtlich, dass das Ås an dieser Stelle steinarm ist und aus reinem Sand besteht. Und sie lassen erkennen, dass hier weiterhin Sand in kleinen Mengen entnommen wird.
Sehr schön zeigt das größere Bild den  -  trotz eines hier sehr geringmächtigen Os'   -  typischen dammartigen Querschnitt.

        Sallinge Ås, Vantinge Ås und
Herringe Ås
      Ausschnitt aus einer Kartenskizze in:
      http://danskebjerge.dk/artikler-danskeaase2.htm
 
     
 



 Der Aufschluss an diesem Teil 
 des Vantinge Ås zeigt die
 Ablagerungsschichtung des
 hier steinfreien Sandes (Fein- bis
 Mittelkies)
 
     
Literatur und Link:
Larsen G. 2002: Geologisk set  - "Fyn og Øerne"
http://danskebjerge.dk/artikler-danskeaase2.htm
     
 
 
 Der Johannishus-Åsen in Blekinge
 
  Der ca. 8 km lange Johannishus-Os nord-östlich von Ronneby in Blekinge, Südschweden, ist nicht nur eine geologische sondern auch eine kulturgeschichtliche Besonderheit.
Er wurde - nahezu in seiner ganzen Länge  -  von der Bronzezeit an bis zur Wikingerzeit als Bestattungsplatz genutzt.
Der schmale, fruchtbare Küstenstreifen von Blekinge hatte nach dem Abschmelzen des Eises schon früh zur Besiedelung eingeladen. Und der aus Sand, Kies und Geröll bestehende und so als schmaler Rücken durch fruchtbares Agrarland ziehende Wallberg bot sich für die Einrichtung der Grabanlagen an. 

Heute zeigt er sich als ein eindrucksvoller Ort. Unter alten, knorrigen Eichen oder hohen Kiefern sind zahlreiche Steinsetzungen erhalten  -  Schiffssetzungen, drei- oder vierseitige Setzun-gen, Steinkreise, Dolmen und hoch aufgerichtete Bautasteine. 

 
                           Skizze rechts: aus einer Infotafel am Ort
 
 
An einem Streifen seines Südendes wird allerdings "geknabbert"  -  und das eröffnet einen Blick in sein Inneres: Kies, Sand und Steine. Wir erhalten ungeachtet der Übersandung einen Eindruck der geschichteten Ablagerung unterschied-licher Fraktionen und können auch leichte Turbulenzen ahnen.
 
 
     
Der Oszug von Süderbrarup, Schleswig-Holstein   
     
Während in der weiträumigen Grundmoränenlandschaft Dänemarks, Mecklenburg-Vorpommerns oder Brandenburgs viele beispielhafte Oser erhalten sind, bot der schmale Jungmoränenstreifen im nördlichen Schleswig-Holstein wenig Raum für die Ausbildung von prägnanten Wallbergen.  

Jedoch ist im Schmelzwasser/Tunneltal der Oxbek zwischen Süderbrarup und Norderbrarup eine kleine Kette von Os-Segmenten erhalten. Im Westen sind sie zu abgeflachten Hügeln reduziert, oval oder länglich geformt. Das östlichste Segment (im Naturschutzgebiet) zeigt die charakteristische, lang gezogene und leicht geschwungene Wallberg-Form mit steileren Flanken und erreicht eine Höhe von immerhin ca. 9 m.

Auch hier unterscheiden sich die sandig-kiesigen Kuppen der Os-Hügel vom Sattgrün des feuchten Talgrundes durch ihren andersartigen Bewuchs. Es ist der typische magere Trockenrasen, im Sommer mit gelbbräunlichen Farben.
 
Tunneltallandschaft bei Süderbrarup Oszug S��derbrarup West Os Süderbrarup West
   Blick von einem der flachen. westlichen
   Os-Segmente auf das flankierende   
   Feuchtgebiet und den Südhang des  
   Tunneltales 
 
    Das Bild zeigt den quer liegenden,   
     bahndammähnlichen Rücken eines
     westlichen Segments des Oszuges
   Die Südflanke eines abgeflachten  
     westlichen Os-Segmentes. Die leicht  
     geschwungene Form ist am  Farb- 
     unterschied des Bewuchses zu erkennen.
 
Westlich der Bahnlinie, die den Oszug durchschneidet, liegen im Gebiet des Naturschutzgebietes zwei kleinere Os-Kuppen. 
     Os Süderbrarup, mittleres Segment     Os Süderbrarup, mittleres Segment  

Östlich des Bahndamms erstreckt sich über fast 500 m der schmale Rücken eines gut erkennbaren Os', mit einem Höhenmaximum im Westen, nach Osten schmal und flach verlaufend. 

  Os Süderbrarup Ost Os Süderbrarup Os Süderbrarup  
    Der Rücken des östlichen Os-Segmentes    Blick vom Os nach Osten  in die Talebene      Blick vom Talboden auf den Osrücken   

  Os Süderbrarup   Os Süderbrarup
Gut erkennbar sind die überwiegend gleichmäßig steilen Flanken des Os'. Sie entstehen durch das Überkippen und 
                          Abrutschen  der subglazial angehäuften Ablagerungen nach Abtauen des Eises.

          

Zwischen Böel und Groß Brebel quert die L 23 das weite Oxbektal und gewährt im Vorbeifahren einen schnellen Blick nach rechts und links (besser allerdings: ein kleiner Fußmarsch mit geruhsamen Ausblicken...).
Der heute in einen Graben mit trapezförmigen Böschungen gezwängte Wasserlauf hat nichts gemein mit den  Wasserströmen, die einst diese schöne, weitläufige Tallandschaft schufen (linkes Bild: mit Blick nach Westen).
Der Blick nach Osten zeigt die westlichste (abgetrennte) Kuppe des Oszuges von Süderbrarup (rechtes Bild).
   
   
   
Ein schönes Faltblatt zum Naturschutzgebiet gibt einige weitere Informationen:
http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/bis_faltblaetter/5909_os_suederbrarup.pdf
   
   
  zum Überblick Eiszeitliche Landschaftselemente