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Südnorwegen - Tromøy, Insel im Bamble-Sektor...
Der Gebirgsgrund der südnorwegischen Küstenregion zwischen Kristiansand und dem Langesundsfjord ist geprägt von einer
küstenparallelen Klüftung. Ihr ent-sprechend tauchen vor der Uferlinie charakteristische, schmal-langgestreckte Inseln und Schären aus
dem Wasser auf.
Das Gestein besteht vor allem aus granitischen Gneisen
unterschiedlicher Ausprägung, ebenfalls verbreitet sind
Migmatite.
Eingeschaltet sind bandartige Vorkommen aus Quarzit und Amphibolit,
auch gabbroide Gesteine.
Die Region wird geologisch als Bamble-Sektor
be-schrieben, als eine hoch und mehrfach metamorpho-sierte Gneisregion,
die auf Grund ihrer speziellen Ausformung von
wissenschaftlichem Interesse ist. Reichlich vorhandene Eisen-
und Kupfererze wurden ab dem 16. Jh. bis zur Mitte des 20. Jh.
abgebaut.
Die nebenstehende Karte1 zeigt
den südwestlichen Teil des Bamble-Sektors, zentral darin der Abschnitt um Arendal mit den Inseln
Tromøy und Hisøy. Diesem
Bereich gilt seitens der Geologen besondere Aufmerksamkeit, weil
hier eine "gut ausgebildete
Amphibolit-Granulit-Facies-Übergangs-zone"1 vorliegt. |
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Besucher ohne wissenschaftliche Ambitionen
freuen sich schlicht an den "Mustern" in den blanken
Uferklippen. Diese oft verfalteten Bänder und Schleifen entstehen durch aplitische oder
pegmatitische oder auch dunkle (mafische) Einlagerungen im Gneis. Die
Klippen um den Gletschertopf von Sild
beispielsweise bestehen im Grundgestein aus einem hellen
Augengneis, lokal migmatisiert und durchzogen von rötlichen,
feldspatreichen Pegmatiten oder Apliten. |
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Auf Tromøy wechseln im
Uferverlauf immer wieder geröllreiche Buchten mit glatt geschliffenen
Uferfelsen, die mehr oder weniger steil ins Meer abfallen. Diese
bestehen aus migmatitischem Quarz-Feldspat-Gneis mit mafischen
(dunklen) Restitlagen, stellenweise aus Bändergneis, im Osten der Insel auch aus
ausgeprägtem Migmatit. Durch die dunklen Einlagerungen wird die migmatitische Verfaltung
gut sichtbar.
Bilder unten: Migmatisierter Quarz-Feldspatgneis mit
(grauschwarzen) Restit-Lagen.
(Kvarts-feltspat, gneis, med noe relikte lag
http://geo.ngu.no/kart/berggrunn/). |
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Auf
der Halbinsel Lakseberget am Südstrand von
Merdø gibt es Kontaktzonen des überwiegend anstehenden dunklen
Amphibolits zu einem hellem granulitischen
Feldspat/Quarz-Gestein, auch Quarzit tritt als ein breites Band auf. |
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Amphibolit bildet die dunkle Basis der Insel.
Das Bild rechts zeigt ein breites, mit einer Kluft abgetrenntes,
Feldspat-dominiertes Granulit-Band. |
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Der kleinkörnige Granulit weist besondere
Verwitte-rungsstrukturen auf. Teilweise entstehen sie durch
härtere Flasern oder Streifen im Gestein. In anderen Partien
erinnern sie an Tafoni. |
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(Das rechte Bild steht schief,
leider. Rechts oben "hängt" die Amphibolit-Basis.) |
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... und Tromøy als ein
Ort alter Geschichte und schöner Natur |
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Interessant ist bereits der Name der Insel: Tromøy.
Er sei zurückzuführen auf altnordisch "thruma", das "Schwelle"
oder "eine Kante, die aus dem Meer steigt"2 bedeutet.
Das mag auf den Vorgang hinweisen, der auf alle Inseln der
norwegischen Südküste zutrifft: das langsame Auftauchen aus dem
Meer infolge der postglazialen Landhebung. Oder/und auf die
Situation des Vorgelagert-Seins vor dem steil aufsteigenden und
dadurch oft als abweisend zu erlebenden norwegischen Festland. |
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Die Topographie der Insel weist Klüftungen auf,
sowohl küstenparallel in nordöstlich-südwestlicher Ausrichtung
als auch - kreuzend - nord-südlich. Die
Erhebungen mögen einst (zeitweilig) isolierte Inseln gewesen
sein, die dazwischen liegenden Senken sind im Binnenbereich
inzwischen landfest, zeigen aber deutlich ihren Ursprung als
einstiger Meeresboden bzw. Binnensee/Moor: sie sind gleichmäßig eben
und werden ackerbaulich genutzt. |
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Das durch die sehr vielen Klüftungen bewegte
Relief der Insel lässt eine vielgestaltige Landschaft entstehen,
die durch ihre Kontraste ausgesprochen abwechslungsreich ist.
Die markanteste Klüftung trennt als "Hovekilen"
die lang gestreckte Halbinsel Hove ab und setzt sich als Sandumkilen,
als
Brackwassersee
Gjerstadvannet, Frischwassersee Lille Gjerdstadvannet und als Lofstad-Niederung
durch die Insel fort. |
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Links: Blick über Sandumkilen und Hovekilen nach Südwesten.
Rechts: Das Gjerstadannet in Blickrichtung Nordost. |
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Durch die Klüftungen ist nicht nur das Innere der Insel
sondern auch die Küste stark zergliedert, dadurch entstehen viele Schutz gewährende Buchten.
Dies mag zur frühen Besiedelung beigetragen haben. Sie wird
belegt durch den reichen Besatz an Hügelgräbern auf Hove, die
von der Bronzezeit bis ins Mittelalter datiert werden.
Die Überlieferung berichtet zudem von Tromoy als Wohnsitz der Könige von Agder in der Wikingerzeit. |
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Und die Kirche von Tromøy zählt zu den frühesten
in Norwegen, sie entstand in der ersten Phase der
Christianisierung - damals bereits als Steinbau. Im
18. Jh. wurde sie zur heutigen Kreuzkirche erweitert. Ein
undeutlich verwitterter, aus dem Stein herausgearbeiteter Kopf neben dem
ursprünglichen, romanischen Portal gibt zu denken. Es ist das in
der frühen Romanik wiederholt auftauchende Motiv
eines bärtigen Mannes, eine Hand hält/bedeckt den Bart -
zuweilen interpretiert als Abbild eines alten nordischen Gottes,
der seine Macht (seinen Bart) zurückhält, bändigt oder sogar
verhüllt. Ein Fingerzeig auf die noch frische Christianisierung? |
Eine Vorreiterrolle spielte Tromoy
auch in späterer Zeit. Der erste Kartoffelanbau in Norwegen ist
für Hove belegt, ebenso das Bemühen um eine beispielgebende,
moderne Landwirtschaft im 19. Jh. Die fruchtbaren glazialen
Geschiebe-mergelböden im Hinterland der Ra-Moräne förderten eine
erfolgreiche Landwirtschaft. |
Ergänzende Bilder: |
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So erscheinen die Gipfel der zerklüfteten
Unterwasserlandschaft
zwischen Arendal und Merdø - nicht als kahl
abgeschliffene Schären,
sondern als bucklige, mit einzelnen Bäumen bestandene Kuppen. |
Ein typischer Anblick
der Südküste von Tromøy. Die Ra-Moräne ist
- in lockeren Abständen - bebaut mit "fritidsboliger"
(Ferienhäusern). |
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zwischen rau und frisch... |
... und sommerlich warm und schön -- die
Küste hat viele Gesichter. |
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Auf der exponierten Landzunge von Hove ist im Küstenwald einiger Windschurf zu
sehen. Aber es gibt auch warme, sonnige Pfade. |
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Fazit: Tromøy ist
eine geologisch und landschaftlich sehr einladende Insel. Sie
hat eine vielseitige, kraftvolle Natur - und bedarf
- eigentlich - keiner künstlichen,
zerstreuenden Freizeitaktivitäten. |
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Literatur:
1Nijland T. G. et al. 2014: The Bamble-Sektor, South
Norway: A review. Geoscience Frontiers 5 (2014) 635-658
Nijland T. G. 1993: The Bamble Amphibolite to Granulite Facies
Transition Zone, Norway in: Geologica Ultraiectina Nr. 101.
Mededelingen van de Faculteit Aardwetenschappen der
Rijksuniversiteit te Utrecht. Dissertation 1993.
Links:
2
https://de.wikipedia.org/wiki/Trom%C3%B8y |
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