Berichte - Reisen
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Westschweden - Värmland-Granite
Die großen, Nord-Süd gerichteten Störzonen in Skandinavien legen
Zeugnis ab von Bruchtektonik, Stauchungen und Scherungen während alter
Kontinentalbewegungen und -kollisionen -
beispielsweise der von Alt-Amerika und Alt-Baltica und dem Grenville Orogen. Värmland ist in ganzer
Länge durchzogen von der größten dieser Deformationszonen,
der sog Protogin-Zone.
Während die westlich gelegene Mylonitzone eine „Schweißnaht“ randlicher
Plattensegmente darstellt und von stark gescherten Metamorphiten und
migmatitischen Gneisen gekennzeichnet ist (siehe Bildbeispiele unten), finden wir in
den Gesteinen der Protoginzone am Ostrand des sveconorwegischen Orogens
und im Kontaktbereich zu den schwedischen Magmatiten des TMB überwiegend
gneisgranitisch deformierte, grobkörnige Magmatite.
Steinbruch NE Edsvalla in der Mylonitzone, mit Gesteinsproben (Detailaufnahmen ca. 4cm breit) | |||
Die Protogin-Zone erstreckt sich vom südlichen Schonen bis an die Westküste in
Nordnorwegen. Sowohl im Süden als auch im Norden liegt sie unter
jüngeren Abdeckungen. Wo sie als tektonische Struktur erkennbar zutage
tritt, beherbergt sie auch einige bekannte Gesteinstypen, wie den Gumlösa-Glimåkra-Syenit, den Vaggeryd-Syenit sowie die Småland- und
Värmland-Hyperite. Verbreitet treten Augengneise in unterschiedlicher
Ausprägung auf.
Wer in Värmland auf der Suche nach anstehenden Graniten
unterwegs ist, wird im Kontaktbereich zwischen dem TMG und der Protogin-Zone
immer wieder auf deformierte Gesteine bzw. schöne Augengneise stoßen.
Im Osten des Deformationsstreifens der Protogin-Zone liegt
eine Kette altersmäßig weitgehend zusammengehöriger,
magmatischer Gesteinskörper: der Transskandinavische
Magmatitgürtel (TIB). Er reicht von den Småland-Värmland-Graniten
im südlichen Schweden über die Dalarne-Granite und -Porphyre bis
zu den Rätan-Graniten in Jämtland - und setzt sich unter dem
kaledonischen Gebirge in Norwegen fort. Der Kartenausschnitt zeigt den südlichen Teil des Filipstad-Granitstreifens als Teil des TIB und umfasst die Lokalitäten der nachfolgenden Gesteinsbeispiele ("Lok..."öffnet jeweils die Karte mit den Lokalitäten) . In der nebenstehenden Karte stellt die rote Farbe die heute an der Oberfläche aufgeschlossenen Magmatite des TIB dar. Das Band der vertikal gerichteten, schwarzen Strichen am linken Rand der roten Farbe zeigt den Verlauf der Deformationsfront der Protoginzone. (Die Mylonitzone liegt links außerhalb des Kartenausschnitts). |
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Karte mit freundlicher Genehmigung von www.kristallin.de | ||||
Die nachfolgende Darstellung zu den Värmland-Graniten ist im Sinne einer Annäherung zu verstehen. Die aus der Geschiebeliteratur vertrauten Gefüge von "Filipstad-Graniten" konnten während dieser Reise nur ansatzweise im Anstehenden ausfindig gemacht werden. Ergänzungen werden (hoffentlich) folgen.
leicht deformierter,
brauner Filipstad-Granit, mit mafitreicher,
schlieriger Zwischenmasse, rechts und links außen das Gestein in situ, angewittert, (im Schattenlicht etwas bläulicher als in Wirklichkeit), nördlich Karlskoga, Lok. 29 |
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großkörniger Syenit, zwischen Filipstad und Nykroppa, Lok. 22 |
gneisgranitisch deformierter, rötlicher Filipstad-Granit, mit rot umringten Feldspat-Megakristallen, Str. 26 südlich Storfors, im Kontaktbereich zur Protoginzone, Lok. 26 |
anstehendes Gestein, Lok. 32 | |
brauner, "schwarzgrundiger" Filipstad-Granit mit
teilweise hellrot gerandeten Kalifeldspäten,
(Ausschnitte 4,5cm und 5,5cm) nördlich Karlskoga, nahe Mörkviken, Lok. 32 (loser Stein rechts etwas angewittert) |
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Einer der von den Studenten der Bergskolan Filipstad frequentierten Aufschlüsse in der Umgebung der Stadt, südlich von Nordmark. - Das Gestein entspricht den unten gezeigten Handstücken. | |||||
grobkörniger, porphyrischer Granit wenige km nördlich Filipstad,
Str. 246, Lok. 5 Ausschnitt: 8cm breit |
heller Filipstad-Granit mit weiß geringten Feldspäten, Str. 246 Höhe Lertorpet, Lok. 6 Ausschnitt; 5cm breit |
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Fährt man weiter nach Norden, kommt man bald in Gebiete mit gleichkörnigen Graniten (Hagfors-Granit) - siehe unten. |
"Kristinehamn-Granite" | |
Im Westen und Südwesten von Filipstad, bis in den Kontaktbereich zur
Protoginzone hinein, liegt das Gebiet eines Granittypus, der als
Kristinehamn-Granit beschrieben wird (P. Smed "Steine aus dem Norden"
1994, S. 150). Er zeigt einige mit dem Filipstad-Granit
übereinstimmende oder ihm nahestehende Merkmale und wird im weiteren
Sinne mit zu den Filipstad-Graniten gerechnet. Die graubräunliche, auch violettbräunliche Gesamtfarbigkeit, der Biotitreichtum und die Tendenz zu verstreuten violettbraunen, gerundeten Megakristallen schließen an den Filipstad-Granit an. Kristinehamn-Granit ist andererseits deutlich quarzreicher, farbreicher durch Alterationsfarben und in der Zwischenmasse gleichmäßig grobkörnig (nicht großkörnig). Charakteristisch sind größere, körnige Ansammlungen mafischer Minerale. |
Diese Lokalität am Kviddjärnen 7km NW von Filipstad zeigt einen quarzreichen, homogenen Übergangstypus. Die violett-graubräunliche Farbigkeit stimmt mit dem oben gezeigten porphyrischen Filipstad-Granit überein. Der Quarz ist zuckerkörnig granuliert, die reichlich vorhandenen Biotitblättchen in den Aggregaten gleich gerichtet zu Paketen eingeregelt, der Plagioklas trüb - Zeichen beginnender Deformation. Ausschnitte;5cm (links) und 4cm (rechts) breit Lok.1 |
Wenn man sich Filipstad von Südwesten her nähert, durchquert man einige der langen, nord-südlich ausgerichteten Bergriegel und kommt dadurch an prachtvollen, großen Straßenaufschlüssen vorbei. Der westlichste Aufschluss zeigt einen schönen violett-graubräunlichen Kristinehamn-Granit. Lok. 2 | |||
Kristinehamn-Granit 4km W Filipstad, Lok. 2 |
blauquarzführend, Ausschnitt: 5cm |
mit
braunvioletten Megakristallen und Oxydationsfarben, Breite: 4cm |
in parallelen Streifen eingelagerte Fragmente eines fremden, dunklen Gesteins |
Wenige Kilometer südlich von Filipstad ist an der Straße nach Nykroppa ein ähnlicher, grauer Kristinehamn-Granit aufgeschlossen. An dieser Lokalität wird der granodioritische Charakter des Typus (mehr Plagioklas als Kalifeldspat) besonders deutlich. Lok. 21 |
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Quarzgranodiorit, wenige km südlich Filipstad, Lok. 21 |
Ausschnitt: 5cm |
Ausschnitt mit grauem Kalifeldspat-Megakristall |
Aufschluss im Kristinehamn- Granitgebiet, Lok. 25 |
Im eigentlichen Kristinhamn-Granitgebiet ist es nicht ganz einfach, frische Aufschlüsse zu finden. Straßen meiden verständlicherweise die aus der Moränenbedeckung ragenden, felsigen Kuppen. |
kleiner Aufschluss, Lok. 24 | Rötlich-violetter, gering deformierter Kristinehamn-Granit, Lok. 24, beide Ausschnitte: 8cm breit |
Durch die Nähe zur Protoginzone und der durch sie manifestierten durchgreifenden Deformation sind die Kristinehamn-Granite vielerorts gneisig umgewandelt. Sie sind überwiegend rötlich und zeigen ein flaseriges Gefüge mit granuliertem Quarz. |
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gneisiger Kristinehamn-Granit, bei Bäckelid, Lok 23, Ausschnitt:6cm | gneisiger Kristinehamn-Granit, Lok. 25, Ausschnitt: 5,5cm | ||
Nachfolgend weitere Granite im östlichen Värmland
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Filipstad-Granodiorit - Hyttsjö-Granit - Horrsjö-Granit - Hagfors-Granit - Filipstad-Trikolore-Granit - Alterierter Granit bei Kyrksten |
Lok. 4
Lok. 7 Lok. 8 Lok. 12, 14, 15 Lok. 13 Lok. 31 |
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Wie wenig einheitlich der "Filipstad-Granitstreifen" ist,
zeigt sich, wenn man einen Blick auf weitere, abweichende
Vorkommen wirft. |
Im der Reihe der großen Straßenaufschlüsse westlich von Filipstad zeigt der östlichste, nahe dem Ort, einen ausgeprägten Granodiorit. Der Aufschluss ist an mehreren Stellen durchzogen von gneisigen Bahnen, der Granodiorit enthält feinkörnige, graue Xenolithen. | |||
Straßenaufschluss westlich Filipstad. Granodiorit mit Xenolithen,
Lok. 4
Ausschnitt: 7cm |
Im Erzgebiet um Nordmark tritt ein Granit auf, der als Satelliten-Vorkommen zu den Filipstad-Plutonen beurteilt wird: Hyttsjö-Granit (Bilder links). Er kommt in zwei Varietäten vor - hier ist der graue, biotitreiche Typus zu sehen. Es handelt sich um klein-bis mittel- und gleichkörnige Granite, sie sind gut vom angrenzenden Filipstad-Granit zu unterscheiden. Der im Gebiet des Horrsjön anstehende Granit, Horrsjö-Granit (Bilder rechts), ist ein grobkörniger, bräunlicher Granit mit blauen Quarzen. Er schließt in Körnigkeit und Farbe an den weiter nördlich beheimateten Hagfors-Granit an. |
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Hyttsjö-Granit,
grauer Typus, SE Nordmark, Lok. 7 |
Hyttsjö-Granit, Ausschnitt: 5cm |
Horrsjö-Granit, W des Horrsjön,
Lok. 8 |
Ausschnitt: 5cm |
Der vor allem im Norden und Osten von Hagfors vorkommende quarzreiche und grobkörnige Hagfors-Granit ist etwas jünger als der Filipstad-Granit (Untersuchung der SGU: Welin u.a. 1977). Er ist weit genug von der Protoginzone entfernt, um weitgehend frei von Deformationserscheinungen zu sein. Innerhalb des nicht großen Gebietes finden sich verschiedene Ausprägungen. Im Osten (um Frederiksberg) gibt es Übergangstypen zum Järna-Granit. |
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Lok.
12 Heller Hagfors-Granit
Ausschnitt: 6cm Ein heller, frischer Granit mit hellviolettem Kalifeldspat (teilweise hellrot gerandet), roséfarbenem oder trübem, bräunlich-grünlichem Plagioklas, graublauem Quarz, verstreuten, frischen Biotitpäckchen. Titanithaltig. |
Lok.
14 Bräunlich-violetter
Hagfors-Granit Braunviolette, längliche Kalifeldspäte (Karlsbader Zwillinge), meist 1,5cm, teilweise hellrot gerandet; gelb-bräunliche Plagioklase; hellgrauer Quarz; feinkörniger Biotit mit viel grünlichem Chlorit vereinigt; sehr viel Titanit. Gestein eher trüb und schmutzig wirkend. |
Besonders ansprechend ist der bunte Hagfors-Granit ("Filipstad-Trikolore-Granit") | |||
Lok.
13 Bunter Hagfors-Granit ("Filipstad-Trikolore-Granit") Grobkörniger Granit mit roséfarbenem bis bräunlichem Kalifeldspat (bis 1cm), grünem Plagioklas, blaugrauem Quarz; mit feinem Epidot durchsetzte Biotitaggregate; sehr reich an Titanit. Loser Stein |
Lok. 13
Bunter Hagfors-Granit ("Filipstad-Trikolore-Granit") Grobkörniger Granit mit graubräunlich-violettem Kalifeldspat, hell rötlichem (auch vergrüntem) Plagioklas, Biotit-Chlorit-Aggregate, sehr reich an Titanit, verstreute Serizit-Schuppen. Loser Stein |
Im Hinblick auf die Bestimmung des hämatitimprägnierten Almindingen-Granits (Bornholm) kann es nützlich sein, Möglichkeiten zum Vergleich mit anderen hämatitimprägnierten Graniten zu suchen. Der hier gezeigte hämatitimprägnierte Hagfors-Granit zeigt einige charakteristische Unterschiede. |
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Hagfors-Granit: grobkörnig; unklare
Korngrenzen; Blauquarz; gelb- bräunliche Gesamtfarbe; fleckenweise Imprägnierung Lok. 15 |
Bornholm-Granit ((links Steinbruch Moselökken, rechts Bjergbakke):
klein- bis mittelkörnig; eng verzahnte, klare Kristallkonturen;
braunrote Gesamtfarbe; hellgrauer Quarz; gleichmäßige Imprägnierung |
Ein alterierter Granit nördlich des Alkvettern |
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Von der südöstlichen Grenze von Värmland, nahe Kyrksten, stammt
der hier gezeigte, stark alterierte Granit, der ein
interessantes und ungewöhnliches Aussehen hat: eine locker fleckige Verteilung von rosa, moosgrün und schwarz, dazwischen geringe Spuren von weiß... Lok.31 |
Die nordwestlich des Vättern anstehenden Askersund-Granite werden gesondert beschrieben - siehe dort.
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