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Landschaft im Ostseeraum  -  Bornholm

Christiansø

Alle Aufnahmen dieses Beitrags wurden freundlicherweise von Dirk Pittermann zur Verfügung gestellt.  
         
Christiansø ist die Hauptinsel eines kleinen Archipels (Ertholmene) etwa 20 km nordöstlich von Bornholm. Die beiden bewohnten Inseln Christiansø und Frederiksø und die etwas kleinere Vogelschutzinsel Græsholm sind umgeben von Schären und kaum über die Meeresoberfläche ragenden Klippen.
Die maximal 20 Meter aus dem Meer aufragenden Inseln erscheinen als die Granit-kuppen einer eigenständigen, von Bornholm gesonderten tektonischen Bruchscholle am Rand des skandinavischen Grundgebirges. Es sind felsige Kuppen, die während der Vereisungen zu blanken Rundhöckern abgeschliffen wurden.
 
     
         
Beim Annähern an die Inselgruppe fährt man zwischen den von den Wellen umspülten, flachen Klippen hindurch. Bild rechts: Græsholm.  
         
Der Granit auf den Ertholmene gehört in die Gruppe der Hammer-Granite auf Bornholm, er zeigt vor allem Übereinstim-mungen mit dem Almindingen-Granit auf Bornholm  -  wie beispielsweise eine deutlichere Einfärbung der Feldspäte und wenig von der frei verlaufenden Hämatitimprägnierung. Auch tritt eine leichte Streifigkeit in Form kurzer Flasern aus dunklen Mineralen auf.
Wie die Bornholm-Granite ist auch der Christiansø-Granit stark geklüftet  -  den vielen tektonischen Störungen dieser Zone geschuldet. Pegmatite treten auf (3. Bild). Es gibt auch Partien mit dominierendem roten Feldspat (4. Bild)
     
Die zuvor von den Bornholmer Fischern lediglich als zeitweiliges Quartier genutzten Inseln waren im dänisch-schwedi-schen Krieg 1684 zur Festung ausgebaut und mit dänischen Königsnamen versehen worden. Der alte Festungscharak-ter ist noch heute erlebbar. Die Verwaltung der Inseln untersteht dem Verteidigungsministerium.
Die Nordspitze von Frederiksø wird vom Lille Tårn bewacht. Sie wird bei der Anfahrt umrundet, bevor der kleine Hafen zwischen den beiden Inseln erreicht wird. Die alte Festungsmauer zieht sich um die gesamte Insel, wie auf dieser sehr schönen Luftaufnahme gut zu sehen ist:
https://www.daenemark-reisen.com/danische-inseln/bornholm/die-erbseninsel-christiansoe-bei-bornholm/
Die schmale Südseite von Christiansø ist mit drei Bastionen versehen, die ihren Charakter weitgehend bewahrt haben. Die 6 Kanonen auf Kongens Bastionen wurden restauriert und werden bei bestimmten Anlässen für Salutschüsse eingesetzt.
 
Mit Hilfe von Molen wurde der Bereich zwischen Christiansø und Frederiksø so weit abgeschirmt, dass geschützte Kai-anlagen und kleinere Anlegestellen entstehen konnten.
Blick von Christiansø über den nördlichen Teil des Hafenbeckens zum Lille Tårn auf Frederik-sø. Im Hintergrund die Vogelschutzinsel Græsholm Kaianlage auf Christiansø. Die gelben Häuser waren einst Soldatenunterkünfte. Eine mit Rücksicht auf durchfahrende Schiffe hoch gewölbte Fußgängerbrücke führt von Christiansø nach Frederiksø.
 
Ein Rundgang um die Insel schenkt weitere Eindrücke dieses besonderen Ortes. Beispielsweise von der ortstypisch kargen Vegetation. Die natürliche postglaziale Sukzession hatte lange Zeit nur begrenzten Bewuchs ermöglicht  -  Flechten auf den Felsen, anspruchslose Pioniergewächse in den Felsspalten. Mit der Zeit ließ die Gesteinsverwitterung und organische Zersetzung in den Senken Humus entstehen. Samen kamen mit dem Wind oder durch Vögel. Das lokale Klima auf den ungeschützten Felsen: trockenkalt im Winter, trockenheiß im Sommer gestattete jedoch nur wenigen Pflanzen zu gedeihen - hartnäckigen Krautpflanzen und wilden Gehölzen wie Weißdorn, Wildrosen, Vogelkirsche, Schlehe, Brombeeren...
Mit der Besiedelung änderte sich das. Erde wurde als Schiffsballast auf die Inseln verbracht, aber auch, wie es heißt, zur Bedeckung der nackten Felsen, um im Falle von Beschuss durch Kanonen Querschläger zu vermeiden. Auch wurden  Nutzpflanzen eingeführt. Die Erbseninseln haben inzwischen eine recht vielfältige Pflanzenwelt ausbilden können. Heute gibt es Gärten, in denen gerade wärmeliebende Pflanzen gedeihen können.

Die Felsoberfläche als Ganzes wurde zwar vom Eis geglättet, aber sie weist viele Unebenheiten und Absätze auf und ist mit Rissen und feinen Spalten durchsetzt. Das liegt daran, dass Granite eine (häufig rechtwinklige) innere Klüftung haben, ein Netz feinster Spalten, die im Verwitterungsprozess (dann mehr oder weniger gerundete) blockartige Formen entstehen lassen (Bilder oben).
Aber das Gletschereis hat auch größere
glatte Schliffflächen hinterlassen, je nach der Beschaffenheit des Granits. An manchen offen liegenden Felsoberflächen können dort lange parallele S
chrammen zu erkennen sein. Es sind in den Fels gravierte Schleifspuren des Eises, das sich mit seinem enormen Gewicht über das Land geschoben hat. Solche Eiskrit-zungen zeigen uns die lokale Bewegungsrichtung des Gletschereises an (rechts unten).
 
Der Rundgang um die Inseln präsentiert uns aber auch Zeugnisse aus der jüngeren Inselvergangenheit. Die Festungs-mauern, Bastionen und Türme sind auf den kleinen Inseln omnipräsent, eindrucksvoll in ihrer Monumentalität und ihrem authentischen Erhaltungszustand.
Lille Tårn auf Frederiksø, in der Ferne Bornholms Küste Die Festungsmauer am Lille Tårn, mit Blick
auf die Garnisonhäuser auf Christiansø
alter Wehrgang entlang der Festungs-
mauer auf Christiansø
     
Die Insel wurde auf Grund ihrer isolierten Lage auch als (politisches) Gefängnis genutzt. 1865 endete die militärische Nutzung und auf die Insel zog nach und nach ziviles Leben ein.
Festungsmauer auf Frederiksø Die Garnisonhäuser, an der Gade, Christiansø eine ehemalige Gefängniszelle
       
     
Links:
https://www.christiansoe.dk/de/die-natur/geologie/
https://de.wikipedia.org/wiki/Christians%C3%B8#/media/Datei:Karte_Christians%C3%B8.jpg

als PDF hier: Kofoed, A E 1984: Christiansøs Historie

 
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