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Landschaft - Im Ostseeraum  -  Die Flensburger Förde

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Eindrücke vom Steilufer in Neukirchen zwischen Seebrücke und Kirche,
nach dem Sturmhochwasser 2023
Die durch das Hochwasser geöffneten "Fenster" helfen uns, den Kliffaufbau  -  und damit auch das weitere Abbruch-risiko  -  besser zu verstehen.
 
Um das, was wir nachfolgen zeigen, einordnen zu können, einige Erläuterungen zu den im Kliff erscheinenden Bodenarten  -  im Kontext des ersten Abschnitts dieser Beschreibungen.
 
 
Ein Gang entlang des Hochufers zwischen Neukirchen (Kirche) und Nieby Seebrücke:
 
Zwischen den kahlen Bäumen ist die Kirche zu erkennen. Noch schützt der Bewuchs die Höhe des Kliffs, doch seine Basis ist angegriffen. Das kleine Haus des Kreisjugendrings auf dem Strand unterhalb der Kirche wurde vom Hochwasser beschädigt.
 
Es ist lediglich eine Frage der Zeit, wann die unterspülten Bäume ihren Halt verlieren und auf den Strand stürzen.
     
Dieser Abbruch zeigt uns:
Während der langen Eisbedeckung sammelte sich unter dem Gletscher der blaugraue Mergel. Dann kam es zu einer temporären Klima-erwärmung, das Gebiet lag vorübergehend eisfrei und Schmelzwassersande lagerten sich auf dem Mergel ab. Während einer erneuten Abkühlung rückte das Eis erneut vor, schleppte dabei Teile der Sande mit und vermengte sie mit dem Mergel, der nun neu unter dem Eis entstand. Eine solche oder ähnliche Abbildung wechselnder glazialer Zustände zeigen uns die Aufbrüche derzeit immer wieder.
Der Anprall der hochstehenden Brandung kürzlich ließ auf Grund der unregelmäßigen Ausbildung der Sandschicht einzelne Bereiche in größerem Ausmaß niederbrechen.
 
  Hier hatte sich in den Ablagerungen über dem Mergel ein Blocklager befunden  -  das ist eine Ansammlung größerer Geschiebeblöcke. Solche Ansammlungen erfolgten unmittelbar an dem über eine gewisse Zeit stagnierenden Eisrand. Bis dorthin konnte das Eis immer neue Blöcke heranschaffen. An der Taupunktlinie des Eises wurden sie frei und sammelten sich im Lauf der Zeit zu einem solchen Lager an. Leichtere Steine, Kies und Sand hatte das Schmelzwasser weiter geschwemmt.
Hinter dem Geäst liegen bereits einige Blöcke auf dem Uferstreifen, vorne ein einzelner großer und weitere stecken noch in der Wand über dem glatt gespülten Mergel.
 
Und immer wieder: Der feste Geschiebemergel bildet glatt gespülte Wände, sanddurchsetzte Lehme oder lehmige Sande (je nach Mengenverhältnis) haben nicht ausreichend Bindigkeit und somit Haltekraft  -  sie bröckeln nieder.
 
Wenn das Eis im Vorrücken einen größeren Block oder eine Scholle weichen Kreidekalks mitgenommen (vermutlich aus dem Ostseebecken, wo sich die originalen Vorkommen befinden) und unter sich zermahlen hat, entstehen solche Schlieren oder Bänder aus zerriebener Schreib-kreide im Mergel. Sie setzen sich im kaum bewegten Wasserfilm oder kleinen Schmelzwasserrinnen unter dem Eis ab und enthalten zuweilen auch noch kleine Kreidegerölle. Unter dem Wurzelvorhang (linkes Bild) liegt jüngerer weitgehend steinfreier toniger Schluff.
   
  Man kann sich fragen, wo die vielen am Strand liegenden Steine denn nun tatsächlich herkommen. Sie kommen weniger aus dem eigentlichen Mergel. Er enthält zwar unsortiert Steine, auch zuweilen sehr große  -  aber gehäuft kommen die faust- und kopfgroßen Geschiebesteine vor allem in steinangereicherten Sand- und Kieslagen vor. Sie wurden von dem mit großer Macht strömenden Schmelzwasser mitgeschwemmt und abgelagert. Vielfach später erneut mit sandig-kiesigen Material zugeschüttet oder unter ruhigeren Verhältnissen in sandigen Lehm verpackt oder unter dem erneut vorrücken-den Eis unter Geschiebemergel. Hier sehen wir eine blockreiche Schicht über dem Mergel (links oben). Am Strand liegen entsprechend viele größere Steine.
   
Zuweilen tritt der Geschiebelehm in solch regelmäßiger Klüftung auf. Sie wurde hier durch das Hochwasser deutlich sichtbar ausgespült. Ihr legt allerdings eine viel ältere Klüftung zugrunde, die - bereits in glazialer oder früh postglazialer Zeit  -  durch Frostwirkung verursacht worden war. Damals waren feine Risse, in ihnen hatte sukzessive ausgefälltes Eisen für einen Belag gesorgt, der als feiner Trennschicht wirkt. So wurde die heute sichtbare Klüftung angelegt.
     
Wir haben Nieby erreicht. Auch hier hat das Hochwasser Zerstörungen verursacht. Ein in der Seebrücke hängender kleiner Baum ist eine Hinterlassenschaft des im Sturm hoch aufgelaufenen Wassers.
   
           
 
 
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