Landschaft - Geotope - Das Tal der Munkbrarupau
- Ein spätglaziales Schmelzwassertal |
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Nördlich von Munkbrarup kann man von einem Parkplatz an der
Bundesstraße in ein malerisches Tal blicken. Es ist das Tal der
kleinen Munkbrarupau,
die hier den Wees-Ringsberger Moränenzug durchfließt und eine
ausgesprochen schöne Tallandschaft geschaffen hat.
Allerdings geht das ausgeprägte und vergleichsweise steilwandige
Erosionstal nicht auf die bescheidene Wasserkraft zurück, über
die die Au heute verfügt.
Hier strömte im Spätglazial ein wasserreicher Schmelzwasserfluss.
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Wie ist das alles vorzustellen? |
Die kleine nebenstehende Kartenskizze zeigt den Verlauf eines
Haupteisrandes in Angeln (rot markiert) im
Weichsel-Spätglazial. Dieser Eisrand setzte zum einen eine
Ketten von Moränenhügeln ab, zum andern flossen aus ihm in vielen
Abflussrinnen große Mengen Schmelzwasser nach Westen ab
- unter anderem:
a. im Verlauf des heutigen Hüruper Baches und unterer Kielstau,
b. im Verlauf von Moorau, Dammener Graben und oberer Kielstau,
c. im Verlauf oberer Langballigau und Mühlenstrom,
d. im Verlauf von Löstrup-Au und Bondenau...
Da sich weiter westlich der große (ältere) Moränenzug des äußersten
Weichsel-Eisrandes (schwarz gezeichnet) von Norden nach Süden
erstreckte, bildeten sich im mittleren und westlichen Angeln
in Toteisniederungen viele große und kleine Seen. Das vom
Eis geschaffene und hinterlassene Bodenrelief war insgesamt
bucklig und wirr.
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Kartenskizze zur
Haupteisrandlage in Angeln
(verändert nach H. J. Stephan: Wie weit reichte die
Vergletscherung der letzten Eiszeit in Schleswig-Holstein?) |
Mit dem fortschreitenden Niedertauen der Landeismasse im Raum
der westlichen Ostsee schwächte sich das über lange Zeit
mächtige Schmelzwasseraufkommen ab. Die aufgeschütteten Moränenzüge und die Sanderflächen der heutigen Geest stellten dagegen eine wirksame
Barriere im Westen dar. Die noch periodisch anfallenden Schmelzwasser konnten sie
schließlich nicht mehr
überfließen. Zunächst bildeten sich vor dem zurückweichenden Eisrand
weitere Stauseen, dann setzte eine Gewässerumkehr ein: Das
aufgestaute Wasser floss in die vorhandenen Rinnen- und
Tunnelsysteme unter dem Eis bzw. in das dann eisfreie,
tiefliegende Land im Osten. Und so begann es, die vielen kleinen
und großen Erosionstäler auszuwaschen, die heute die Uferlinie
der Flensburger Förde bereichern. Später taten die
jahreszeitlichen Niederschlagswasser das ihre dazu. Teilweise
ist das Gefälle der Auen in ihren tief eingekerbten Tälern, vor
allem so nah der Förde, überraschend.
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So erging es auch der Munkbrarupau:
Toteis (und ein Stausee) befanden sich in
der Niederung südwestlich von Munkbrarup (im heutigen
Feuchtgebiet um den Zusammenfluß von Polldammer Wasserlauf und
Munkbrarupau). Der Wees-Ringsberger Moränenriegel hat dem
aufgestauten Wasser nicht dauerhaft standhalten können -
er wurde durchbrochen - und das Tal der Munkbrarupau
entstand.
Es ist ein besonders schön ausgebildetes Erosionstal.
Die nebenstehende topographische Skizze zeigt einige der
Gegebenheiten recht deutlich:
Die Lage des Toteis-Sees (als helle Mulde südwestlich von
Munkbrarup), die ehemalige Abflussrinne des Polldammer
Wasserlaufs, den von der Au geschaffenen Durchbruch durch den
Wees-Ringsberger Moränenwall und den weiteren Verlauf der
Munkbrarupau durch die (künstlich aufgestauten) Seen bei Rüde
und Glücksburg.
Die Au konnte dabei ihre ursprüngliche Fließrichtung zur
Außenförde nicht beibehalten, weil der Glücksburg-Ringsberg-Dolleruper
Moränenzug (siehe erste Skizze) einen sperrenden Riegel
darstellte (heute noch: beim Einfluss in den Rüder See: 11 m
über NN, an der Straße bei Iskiersand: 17 m über NN).
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Ein zeitweiliges Gletschertor
(die Eiskarstquelle der Eiszunge, die die Talmulde der heutigen
Wahrberger Au schuf) ist auf diesem Sattel (Straße Iskiersand)
anzunehmen. Die hier ausströmenden Schmelzwasser ließen einen
kleinen Binnensander entstehen (Iskiersand) und füllten einen Stausee (das
spätere Rüder Moor). Heute liegt das Gelände trocken.
Vermutlich war die Innenförde während des zweiten „Jungbalt“-Stadiums*
zumindest partiell mit einem Eisstaussee gefüllt. Zeitweise
wird das Wasser dieses Sees von Norden mehr oder weniger
hoch in das Munkbrarupautal eingedrungen sein.
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Wenn das Tal der Munkbrarupau auch nicht offiziell als Geotop
aufgelistet ist, ist es doch als sehr reizvoller Landschaftsraum
geschützt und als FFH-Gebiet benannt. Neben seinen Qualitäten
als Biotop veranschaulicht es die erosive Dynamik nah am Eisrand. |
*(dänisch: „Jungbalt 2“ wird von deutschen Quartärgeologen als eine
späte Vereisungsrandlage des Rosenthal-Stadiums betrachtet).
Angaben nach geologischen Karten (erstellt von Per Smed, Birkerød, DK),
mit Genehmigung des Autors.