Gesteine - Leitgeschiebe - Brauner Ostsee-Quarzporphyr
Rhombenporphyr
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Västervik-Fleckengestein |
Småland-Gangporphyr
Geschiebe des Braunen Ostsee-Quarzporphyrs sind an
den Ostseestränden häufig zu finden - ein guter Grund, sich mit ihnen zu beschäftigen, auch wenn sie auf den ersten
Blick nicht sehr attraktiv wirken.
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Wir finden sie am Strand als
überwiegend plattig-kantige,
etwas rau löcherige
Geschiebe.
Nur an einem Brandungsstrand
(wie
z. B. am Voderup Klint auf
Æroe) können sie perfekt
gerundet und geglättet sein. |
FO: Dollerupholz,
Flensburger Außenförde |
FO: Voderup Klint,
Æroe, DK |
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Sie sind auch kaum größer als handgroß. Ein Schlag mit dem Hammer
verrät unter Umständen, warum: der Stein platzt entlang einer inneren
Klüftung - meist mit sehr geraden, oxydierten Flächen.
Das lässt vermuten, dass wie bei anderen Rhyolithen
eine ausgeprägte und enge Klüftung vorliegt,
die der Geschiebegröße Grenzen setzt. |
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FO:
Westerholz, Flensburger Außenförde |
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Gut wieder zu erkennen ist das Erscheinungsbild:
bräunlich (von schwarzbraun bis rotbraun)
und übersät mit unterschiedlich großen, hellen (vielfach auch
hellroten) Feldspateinsprenglingen (meist Fragmenten). Die
vielen sehr kleinen Löcher (wie Poren) stammen von
herausgewitterten Mineralen. Die überwiegend sehr kleinen runden
Quarzkügelchen neigen dazu herauszufallen, und auch die sehr
feinen dunklen Minerale (u. a. Augit und graugrünlicher Chlorit)
können der Verwitterung nicht widerstehen
- häufig
sind noch dunkle Reste in
den „Poren“ vorhanden.
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FO:
Mühlendamm, Flensburger Außenförde |
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Wir wollen einige Strandfunde genauer anschauen:
1
FO: Mühlendamm,
Flensburger Außenförde |
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Auf einer frischen Bruchfläche des oben abgebildeten Mühlendammer
Steins sehen wir die Fülle der kleinen dunklen Flecken - es sind
runde oder auch eigenwillig geformte Anhäufungen
mafischer Minerale plus weiterer Akzessorien. Diese
sind so fein, dass auch per Stereomikroskop keine einzelnen
Kristallformen erkennbar und identifizierbar sind.
Klein und perlrund, allenfalls etwas länglich, sind die meist
klaren oder rauchgrauen Quarze. Sie stecken wie
winzige erstarrte „Wassertropfen“ im dunklen Gestein.
Die Grundmasse ist rotbraun, wirkt zunächst quarzitisch und
zeigt bei genauerer Betrachtung unter dem Mikroskop eine etwas
wolkige Matrix aus felsischen Bestandteilen,
durchstäubt mit feinsten mafischen Anteilen. Rund um die
Quarzkörnchen konzentriert sich roter Feldspat, sodass mehr oder
weniger deutliche rote Ringe (Aureolen) um die Quarze
erscheinen. Diese Erscheinung ist typisch für die Braunen
Ostsee-Quarzporphyre und häufiger anzutreffen.
Die größeren Quarzkörnchen weisen vielfach
Korrosions-erscheinungen auf.
Bei leichter Verwitterung erscheinen die Feldspäte auf der
Außenseite hell, auf der Bruchfläche fallen sie kaum auf. Sie
sind durch Roteisen imprägniert und bräunlich eingefärbt, meist
trüb.
Zwillingsstreifung lässt sie hin und wieder als Plagioklas
erkennen. |
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Bruchfläche |
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Ausschnitt der
angefeuchteten Außenseite,
ca. 3 cm breit (Freihandaufnahme) |
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2
FO: Dollerupholz, Flensburger Außenförde |
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angefeuchtete Außenseite
(ca. 6 cm) |
Bruchfläche |
In diesem Exemplar gibt es zwei
Typen Feldspateinsprenglinge: kräftig ziegelrote
Kalifeldspäte sowie weißlich verwitterte Plagioklase (auf dem
frischen Bruch sind letztere wenig heller als die bräunliche
Grundmasse); die meisten sind Splitter oder kleine Täfelchen,
wenige größere sind oval gerundet. Diese größeren enthalten
kleine Einschlüsse aus mafischen Mineralen, seltener aus Quarz.
Auch hier sind die kleineren, runden Quarze meist klar,
die größeren dunkelgrau, manchmal korrodiert oder auf späteren
Sprungflächen grau bestäubt.
Die gerundeten schwarzen Flecken bestehen aus staubfeinen
mafischen Aggregaten unbestimmter Zusammensetzung.
Über die Gesteinsfläche verstreut sind Flecken aus einer
weißgraugrün-pudrigen Masse zu sehen, die unter dem Mikroskop
andere winzige, stengelförmige und körnige Kristalle enthalten.
Das Ganze scheint ein Umwandlungsprodukt der mafischen Aggregate
zu sein.
An einer Geschiebeaußenseite bleibt davon nicht viel übrig… |
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3 FO:
Habernis, Flensburger Außenförde |
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Bruchfläche |
mafischer
Einschluss |
Ein Geschiebe von Habernis zeigt eine deutlich rote Grundmasse.
In ihr sind die Aureolen um die Quarzkörner nur gering
ausgebildet. |
Zwei Typen Feldspäte auch hier: Mit der Grundmasse nahezu
gleichfarbige, kräftig rote Kristalle treten nur im Bruch als
größere, spiegelnde Flächen in Erscheinung (mit
Zwillingsstreifung). Auf der Außenfläche besser zu sehen sind
die helleren, rötlich imprägnierten Feldspäte. Allerdings
erscheint dieser Typ dadurch (fälschlicherweise) ärmer an
Einsprenglingen zu sein.
Der Stein hat zwei Einschlüsse aus feinkörnigem Diabas
- eine beim Braunen Ostsee-Quarzporphyr häufige Erscheinung. Sie
enthalten richtungslos liegende langnadelige, hellere
Feldspatleisten, ansonsten ein rötlich-schwarzes Gefüge, das an
Kullait erinnert.
Die kleinen Quarze sind klar, aber nicht nur rund, sondern auch
abgerundet dreieckig oder länglich - möglicherweise eine
Annäherung an den roten Ostsee-Quarzporphyr (?). |
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4 FO: Voderupklint,
Æroe, DK |
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Gast-Wirts-Kristall auf der Rückseite |
angefeuchtete Außenfläche (ca. 4 cm) |
Das glatt geschliffene Strandgeröll von Æroe wirkt im
Farbeindruck bräunlich. Bei starker Vergrößerung (mikr.) zeigt
die Grundmasse eine äußerst feinkristalline Ausbildung:
Länglich nadelige, rote Feldspäte „schwimmen“ in einer
transparent wolkigen, quarzreichen und mit mafischem Staub
durchsetzten Zwischenmasse. Die hellen Feldspateinsprenglinge
sind rötlich imprägniert, abgerundet und vielfach epidotisiert.
Quarze und mafische Flecken entsprechen den anderen Beispielen.
Ein dunklerer feinkörniger Einschluss (die
Grundmasseminerale in etwas gröberer Ausprägung mit höherem
mafischem Anteil und augenscheinlich mehr Plagioklas als
Kalifeldspat) grenzt sich durch einen roten Saum aus
Kalifeldspat etwas ab.
Interessant ein großer
„Wirt-Gast-Kristall“ aus Feldspat - er enthält in dem
Rahmen eines großen Feldspatkristalls (1,7 cm lang) viele kleine
eigenständige und unterschiedlich orientierte
Feldspat-Kristalle. Die Zwischenmasse entspricht der des oben
beschriebenen Einschlusses (und enthält auch ein Erzkorn). |
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5
FO: Stensigmose,
Broagerland, DK |
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Ein flacher Strandstein von Stensigmose auf
Broager ist nierenförmig durch
einen weniger beständigen,
fast ganz ausgewitterten Diabaseinschluss.
In einer dunkel durchstäubten, rotbraunen
Grundmasse liegen neben den
unzähligen kleinen Splittern
einige größere Feldspatfragmente. Sie zeigen
deutlichere
Auflösungserscheinungen, der häufig perthitische Aufbau ist
durch starke Imprägnierung
marmoriert. |
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6
FO: Westerholz,
Flensburger Außenförde
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Es kommen auch schwarzbraune Varianten des
Ostsee-Quarzporphyrs vor. In diesem sehr dunklen Strandstein von
Westerholz ist die Grundmasse mit mafischen Flecken dicht
besetzt, auch zieht ein schwarzes mafitreiches Band durch den
Stein. Die Feldspäte zeigen starke Auflösungserscheinungen; nur
die Quarzkörner sind unverändert klar oder grau. Ein ca. 1,5 cm großer Einschluss zeigt
fragmentarisch ein Diabas-Gefüge mit schmallangen Feldspatleisten. |
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7 FO: Steilufer
Waabs, Eckernförder Bucht |
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Ein Strandgeröll vom Steilufer bei Waabs in der Eckernförder
Bucht
macht auf Grund vieler,
auch grün alterierter Einsprenglinge einen
etwas
buntfarbigeren Eindruck.
Auffallend, allerdings nur im Mikroskop sichtbar,
sind zwei wenige mm große Einschlüsse aus Mikropegmatit
mit
sehr feinen, federförmigen
graphischen Verwachsungen - auch das
wird als
typisch für den Braunen Ostsee-Quarzporphyr
beschrieben (Hesemann 1975, S. 133). |
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8 FO:
Wahrberg, Flensburger Förde |
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Stark korrodierte Feldspäte auch
in
diesem Geschiebe,
einem Porphyr mit
nur wenigen größeren Einsprenglingen.
Die Grundmasse ist sehr dunkel,
quarzitisch.
Die verstreuten mafischen Komplexe
sind im Bruch körnig, ohne dass sie in
den Mineralen zu identifizieren wären.
Auch hier liegen verteilt klare
Quarzkörnchen. |
Der Habitus dieses Gesteins rückt es in die Nähe der
Bottnischen Quarzporphyre. |
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Die Ostsee-, Bottenmeer,- und Dalarne-Porphyre entstammen
derselben Periode vulkanischer Tätigkeit im baltischen Raum und können
verwandte Züge zeigen. Auf Grund dieser Ähnlichkeiten ist die Zuordnung
per Anschauung nicht immer einfach oder sicher möglich.
Ein Überblick über die Braunen Ostsee-Quarzporphyre (und auch die
Bottnischen) hat mit der Schwierigkeit zu kämpfen, dass das
Herkunftsgebiet untermeerisch in der Ostsee zu suchen ist und man
deshalb keine Anstehendproben bekommen kann.
Alle Erkenntnis und Zuordnung folgt aus Strandfunden. Dennoch gilt auch
der Braune Ostsee-Quarzporphyr als Leitgeschiebe, weil übereinstimmend
das Herkunftsgebiet als dicht unter der schwedischen Küste vor Stockholm
lokalisiert wird.
Weitere Angaben in Julius Hesemann: „Kristalline Geschiebe der
nordischen Vereisungen“
und in J.G.Zandstra: „Noordelijke Kristallijne Gidsgesteenten“
Bilder und Infos auch in:
http://www.skan-kristallin.de/aland/gesteine/porphyr/boqp/boqp_text.html
und in:
http://www.kristallin.de/fi/f_br_ost.htm#Anker1
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