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Berichte  -  Reisen

Westschweden  |  Bornholm

Südwestschweden  -  3. Teil

Stationen einer Reise, September 2008                                                                 zurück zu Teil 1 und Teil 2
 
Die Stationen

 1 Kulla Gunnarstorp
 2 Kullaberg
 3 Steinbruch Åstorp
 4 Skäralid
 5 Björnemossa
 6 Bastad
 7 Veinge, Ramshall
 8 Halmstad Industriehafen
 9 Söndrum
10 Haverdal
11 Stensjöstrand
12 Varberg Festung
13 Getterön
14 Himle
15 Torpa-Granit, Tofta
16 Tjärnesjö-Granit, Börshult
17 Älvsered
18 Kungsäter
19 Grasskär
20 Sandhamn
21 Bua Strand
22 Gnipeberg
23 Fagered
24 Överlida
25 Gislaved
26 Klevshult  
geologischer Kartenausschnitt
    Graphik aus: www.kristallin.de
     
   
     

         Vaggeryd-Syenit (lok. 26)

Auf Grund der umfangreichen glazialen Überdeckung ist es nicht einfach, Geländeaufschlüsse im Vaggeryd-Gebiet zu finden.

  torstein vaggeryd-syenit     ausschnitt syenit

   
So begrüßte ich bei der Anfahrt zum åberg diesen aufgestellten Stein als ersten Wink:
Ein partiell bearbeiteter Syenit als
Hofstein bei Munkabo.
Die gneisige Schräglagerung hat möglicherweise zum
ungewollten Bruch (oben) geführt. 
         

 

Ein Syenit-Steinbruch bei Klevshult im Vaggeryd-Gebiet, ca. 40 km südlich von Jönköping (lok. 26)):

Eine von M. Bräunlich geleitete, mehrtägige Exkursion Mitte September 2008 bereicherte meine eigene Reise in bester Weise. Gemeinsam wurde dieser als Holzlager genutzte, alte Syenit-Bruch aufgesucht. Die schwarz-rote Grobkörnigkeit des Gesteins ist unübersehbar. 

  steinbruch klevshult   vaggeryd-syenit  
  Syenit-Steinbruch bei Klevshult, 20 km südlich  von       Vaggeryd      grobkörniger Syenit   
syenit 1 syenit 2 syenit 3 syenit 4

Das Gestein enthält bis 1,5 cm große graurötliche Feldspäte in einer überwiegend sehr feinkörnigen, schwarzen Zwischenmasse aus (vermutlich) Biotit und Hornblende. Sehr wenig Quarz in manchen Zwickeln. Die Feldspäte haben keine klaren Konturen, sind trüb-matt und oft durchsetzt von staubfeinen mafischen Partikeln. Es gibt Feldspatkomplexe (3. Bild) mit rötlichen Konturen, die ansonsten aus einer graugrünrötlichen mineralischen „Pudermasse“ zu bestehen scheinen. Das eher bröcklige Gestein wirkt insgesamt wie mit Gesteinspulver durchstäubt.

  scherzone 1  scherzone 2   schiefriges Gestein    
 
Die Wände des Steinbruchs weisen senkrechte Klüfte als Scherzonen mit geschiefertem Gestein auf - ein Hinweis auf Störung und Beanspruchung des Gebietes: Partien des Gesteinsmassivs sind im Hinblick auf andere Partien verrutscht, abgesackt und haben ihre gegenseitigen Randzonen, möglicherweise auch eingedrungenes doleritisches Magma dabei „verschmiert“. 
weitere Bilder und Infos unter:
http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/granitoide/syenite/vaggeryd/vaggerydtext.html

   
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         Mafische Granulite (lok. 11, 19, 21)

Mit dunklen Magmen gefüllte Klüfte bzw. mafische Gänge oder flächige Intrusionen sind im südwestschwedischen Grundgebirge zwischen Kullen und Varberg vielfach anzutreffen.
Manche haben die granulitfazielle Metamorphose der Region mitvollzogen - aus Basalten und Doleriten wurden dabei „Mafische Granulite“.
Wir finden sie als intrusive Bänder oder Bereiche in Steinbrüchen und Strassenaufschlüssen und können dort das Material in die Hand nehmen und studieren.


Als migmatitische Einlagerungen finden wir Mafite in besonders anschaulichen und schönen, freilich unantastbaren Formen in den abgeschliffenen offenen Klippen an der Küste zwischen Halmstad und Bua.

storaskaer bua strand lerhuvudet
         Storaskär, Steningestrand   Bua Strand  Lerhuvudet, Klosterfjorden
stensjoestrand lerhuvudet stensjoestrand
       Stensjöstrand  Lerhuvudet, Klosterfjorden  Stensjöstrand 

Das Naturschutzgebiet von Stenjöstrand zeigt mannigfaltige und optisch vielfach staunenswerte Ausprägungen von Magmamischungen, migmatitischen Partien und Deformationserscheinungen. Die Strukturen "fliessen" in den flachen, geglätteten Klippen zum Ufer hin  -  man spaziert über ein kilometerweites Tableau erstarrter, plastischer Bewegtheit.

   
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        Granatcoronit (lok. 25)

   grasskaer

Feinkörniger Granatcoronit als anstehendes Klippengestein
auf der Halbinsel Grasskär (s.u. lok. 19) südlich des Klosterfjorden.

  detail aus anstehendem granatcoronit   
ausschnitt 
         

        Gislaved (lok. 25)

  aufschluss gislaved   probe gislaved  
    Straßenaufschluss mit Halde, Gislaved      Probe Granatcoronit, Gislaved   

Bei Gislaved gibt es einen Strassenaufschluss mit umfangreicher Blockhalde. Es handelt sich um mafischen Granulit,
z. T.  feinkörigen Granatcoronit.
Ein Wegweiser durch hilfreiche Steinfreunde: Eine Corona aus Quarzsteinen kennzeichnet den Bereich der Halde, wo gehäuft Coronite zu finden sind.
(Erstbeschreibung des Granatcoronits als Leitgeschiebe durch R. Vinx „Archiv für Geschiebekunde“ 2/1 März 1996)


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        Grasskär (lok. 19)

  Die Schären-Halbinsel Grasskär südlich des Klosterfjorden ist eine weiträumige Naturlandschaft, ein baumloses Heidegebiet  -  und eine Fundgrube im Hinblick auf Gesteine.    Grasskaer  
granatamphibolit anstehend granatamphibolit anstehend

Anstehender Granatamphibolit
und loser Strandstein
   
   
   
  granatamphibolit loser stein
   

 

Weiter westlich ein Kontakt ( = diagonal im Bild) zwischen feinkörnigem Amphibolit und hellem deformiertem Pegmatit bzw. Flammenpegmatit.
Im Pegmatit waren Hornblende-Megakristalle ausgebildet.

kontakt pegmatit mafische einschluesse
Kontakt Amphibolit-Pegmatit   Hornblende-Megakristalle
hornblende-megakristallhornblende-megakristall
 

Die Hornblende-Megakristalle waren ein neues Aha-Erlebnis für mich, denn am Strand von Voderup/Aerø hatte ich im Jahr zuvor genau dies als Strandstein gefunden - einen Flammenpegmatit mit mafischen Einschlüssen. Die sonst im Flammenpegmatit nicht üblichen dunklen Einschlüsse sind einem solchen Kontakt zum Amphibolit geschuldet - das war die Antwort auf eine einjährige Frage.

flammenpegmatit

 

         Weitere Megakristalle:

kalifeldspat plagioklas perthit
  Kalifeldspat-Megakristall    Plagioklas mit Zwillingslamellen    Feldspat mit perthitischer  Entmischung

 

violettgrauer feldspat pegmatitrippe kalifeldspat
   Violett-graue Feldspäte Nicht deformierte Pegmatitrippe in feinkörnigem, mafischem Gestein, Feldspat-Megakristall in Gneisgranit, loser Stein, Grasskär
   
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          Flammenpegmatit (u. a. lok. 11)

Deformierter Bunter Pegmatit bzw. Flammenpegmatit
(Erstbeschreibung als Leitgeschiebe siehe R. Vinx in „Archiv für Geschiebekunde“ 2/6 1998)


Nicht deformierte und deformierte Pegmatite finden wir im gesamten südwestschwedischen Gneisgebiet als eingelagerte Gänge in unterschiedlichen Ausprägungen. Wenn sie mit dem metamorphen Gastgestein in gleicher Richtung "fließen" (konkordant), zeigen sie meist entsprechende Deformationserscheinungen  -  sie unterlagen denselben Einwirkungen wie das umgebende Gestein. Wenn sie quer (diskordant) und  -  somit zu einem späteren Zeitpunkt  -  den Fels durchschneiden, sind sie oft nicht oder wenig deformiert.

  flammenpegmatit   bunter pegmatit  
     Konkordanter Flammenpegmatit, Stensjöstrand     Diskordanter Pegmatit, Bua Strand   

Die deformierte und schön dreifarbig geflammte Variante habe ich weniger oft angetroffen - häufig dann eher kleinkörnig.

  flammenpegmatit   bunter pegmatit  
    Flammenpegmatit Stensjöstrand      mäßig deformierter bunter Pegmatit, Grasskär   
   
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         Gneis (u. a. lok. 20)

Deformierte granitoide Gesteine prägen das Landschaftsbild in Südwestschweden - oftmals in bewundernswerten Bildungen.

  feinwelliger gneis   migmatitischer gneis  
  Heller, feingewellter Gneis, Grasskär   migmatitischer Gneis, Lerhuvudet, Klosterfjord  
  baendergneis   migmatischer gneis  
  Einfallender gebänderter Gneis, Sandhamn, Klosterfjord   Migmatitisch gebänderter Gneis, Sandhamn am Klosterfjord  

An der Nordseite des Klosterfjorden, am Strand von Sandhamn, lassen sich diese deutlich einfallenden, migmatitisch gebänderten Gneise bewundern. In großen Partien ragen sie wie "abgekippt" aus dem Sand. In der Verwitterung wird
die klare Bänderung plastisch: die härteren, felsischen Lagen widerstehen.

  einfallender gneis   verwitternder gneis  
      Einfallender Gneis, Sandhamn Strand        Verwitterter Fels im Gelände oberhalb   
   
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Pegmatite bei

Gnipeberg (lok. 22)

Ein Blockhang im Wald bei Gnipeberg überraschte mit interessanten Pegmatiten.
Zwei Beispiele:

Quarz-Feldspat-Pegmatite können in Ausnahmefällen ein besonderes graphisches Gefüge zeigen. Die beiden Minerale sind dabei in einem winklig-keilschriftartigen Muster ineinander verwachsen  -  im Querschnitt erscheint ein sog.    
"Schriftgranit". Das Exemplar von Gnipeberg zeigt Übergänge von feinem zu gröberem Gefüge.
schriftgranitaufsicht schriftgranitseitenansicht schriftgranitausschnitt
  Schriftgranit im Querschnitt:
   das keilschriftartige Muster wird sichtbar
 
  Schriftgranit von der Seite: erkennbar die
   gestreckte, deformiert-pegmatitische 
   Lagerung 
 Schriftgranit, Ausschnitt im feinen Gefüge
 
  Schnitt und Schliff wurden durchgeführt durch Horst Königsmann, Apersen 

Neben Quarz-, Glimmer- und Alkalifeldspat-Megakristallbrocken fand sich ein ungewohnt großes Stück aus grünlichem, braun oxydiertem Plagioklas.

plagioklas plagioklas plagioklas
  Plagioklas (Kalknatronfeldspat) von Gnipeberg
   
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Amphibolit-Taufsteine von

Fagered (lok. 23)

"Funtaliden" bei Fagered ist eine rekonstruierte Steinmetz-Werkstätte vor lokalhistorischem Hintergrund. Hier wurden im Mittelalter Taufsteine aus dem in der Umgebung vorhandenen Gestein angefertigt, aus Gneisen, feinkörnigem Diorit oder Amphiboliten. Vor allem der "Grünstein" (Meta-Dolerit/Amphibolit) scheint bevorzugt verwendet worden zu sein. Diese düsteren Taufbecken wurden allerdings später gerne farbig gefasst. Heute wird versucht, die alten Taufsteine in ihrem originalen  Zustand wieder in Gebrauch zu nehmen.

werkstueck funtaliden taufsteinullared taufsteinfagered taufsteinfagered
ein originales, unvollendetes Werkstück in Funtaliden   ein schlichter Taufstein aus Rotgneis
  in der Kirche von Ullared 
  ein Taufstein aus Amphibolit in der 
   Kirche in Fagered 
  Amphibolit-Taufstein mit 
   Resten roter Bemalung 
amphibolit funtaliden feiner amphibolit feiner amphibolit diorit
    Amphibolit von einem 
    Werkstück, Funtaliden 
feiner, granoblastischer Amphibolit und feiner, gneisiger Amphibolit,
                                        Straßenaufschluss nahe Källsjö 
   
 feinkörniger Diorit, 
 Straßenaufschluss ö. von Källsjö
   
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  "Gräne Gruva" bei Överlida (lok. 24)

  graene gruva   Wenige Kilometer nördlich von Överlida befindet sich ein sehenswertes Geotop - es ist ein ehemaliger

 Pegmatit-Tagebau.

Die Lokalität ist im Rahmen des “Ekomuseum“-Verbundes für Besucher eingerichtet und mit Infotafeln versehen.
Der eigentliche Abbauplatz stellt heute einen runden, nach oben offenen Schacht im Berg dar, den man über die ursprüngliche Rampe betritt.
Man hat hier durchaus ein besonderes Innenraum-Erlebnis, weil bei einem geringen Durchmesser (ca. 10 m) die hohen Felswände jeden äußeren Laut abschirmen. Dagegen fallen hörbar und gleichmäßig Wassertropfen aus der Höhe in einen kleinen Teich.
 
     Gräne Gruva       

An den Wänden sind pegmatitische Strukturen in vielen Variationen zu sehen:
Rötliche Alkalifeldspäte dominieren, es gibt aber auch weiße Plagioklase sowie rauchgrauen und milchig-weißen Quarz, große Biotit-Kristallaggregate und wenig, im weißen Feldspat eingestreuten Muskovit.

  pegmatitwand pegmatite anstehend pegmatite anstehend  
  Detailansichten der Pegmatitwand  
feldspathalde Kleine Halden außerhalb des Schachtes enthalten vor
allem Feldspatbruch.

Eine Besonderheit kann jedoch mit etwas Glück ebenfalls gefunden werden: Der Tagebau enthält ein hochradioaktives Mineral - Euxenit, in Brocken bis 20 cm. In einem kleinen Schaukasten sind Proben aller vorhandenen Minerale ausgestellt, sodass der Besucher weiß, wonach er suchen kann - oder um was er lieber einen Bogen macht…
      Halde:  überwiegend Feldspatbruch   


Der Pegmatit wurde zwischen 1899 und 1932 gewonnen und mit der Falkenberg-Schmalspurbahn zum Hafen transportiert, um dort nach Deutschland verschifft zu werden. Der Feldspat war für die Porzellanindustrie bestimmt, Quarz und der Gesteinsbruch wurden zur Füllung von Granaten verwendet. br />
Es werden auch Informationen gegeben zu den beachtlichen Aufwendungen, die unternommen wurden, um für den Abtransport des Gesteins am Ort ein Moor und einen See zu überwinden.

Einige kleine Proben aus den Halden des Tagebaus:

alkalifeldspat entmischungslamellen im feldspat plagioklas
  Alkalifeldspat mit Entmischungslamellen     Plagioklas mit Zwillingslamellen
biotitglimmer muskovitglimmer in feldspat milchquarz rauchquarz
    Biotitglimmer    Muskovitglimmer in Feldspat     Milchquarz    Rauchquarz
euxenit euxenit euxenit
   Euxenit, Breite: 1,5 cm    Breite: 1,5 cm    Breite: 1cm

Um den Tagebau zu erreichen, durchquert man in einem Moränengebiet eine umfangreiche Kiesgrube, die stillgelegt wurde und nun wiederaufgeforstet wird.

  angeschnittene moraenenwaelle   Sehr schön ist an einer Stelle eine Serie
angeschnittene glazialer Wälle zu sehen.
 
         
   
   
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          und     2. Teil     (Gesteine um Varberg, Lokalitäten 7, 9, 12 - 18