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Landschaft - Im Ostseeraum

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Bornholm

"Geologisches Kleinod in der Ostsee"

  Die bislang hier gezeigte PowerPoint-Präsentation "Bilderreise um Bornholm" steht aus technischen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
Um weiterhin einen Eindruck von dieser besonderen Insel, ihrer Landschaft und ihrem reichen Angebot an sehr unterschiedlichen Gesteinen zu vermitteln, werden Bilder von Studienreisen im Jahr 2007, 2009* und 2019  gezeigt.

   
 
 
Bornholm war nicht immer Insel.
Während der Hauptphase der letzten Vereisung lag der Meeresspiegel rund 110 m tiefer als heute. Das allmähliche Abtauen der riesigen Eismassen ließ die Meereswasserstände ansteigen. Jedoch lagen noch  über lange Zeiträume weite Teile des südlichen, vor allem des südwest-lichen Ostseebeckens trocken. Damals gab es eine Landverbindung zwischen Bornholm und Deutschland wie auch zwischen Bornholm und Polen. Sie ermöglichte die Zuwanderung von Pflanzen und Tieren und nachfolgend auch die Besiedelung durch den Menschen. Mit dem kontinuierlichen Ansteigen des Meeresspiegels schwand die Landbrücke  zwischen 6800 und 5000 v. Chr. Seitdem ist Bornholm Insel.
 
 bearbeitete Skizze nach io-warnemuende.de
 
 
Warum gibt es Bornholm überhaupt in dieser Form?
Bornholm  -  eine tektonisch exponierte Bruchscholle
 

   Kartenskizze nach Angaben in Sandersen et al. 2018
  Die Sorgenfrei-Tornquist Zone bzw. Teisseyre-Tornquist Zone ist eine 50 km bis mehr als 100 km breite, bis in die Karbon-Zeit zurückreichende, interkontinentale Verwerfungs- und Bruchzone. Sie reicht vom Skagerrak bis zum Schwarzen Meer und trennt als plattentektonischer Grenzbereich den uralten Grundgebirgssockel des Baltischen Schilds von dem jüngeren östlichen Mitteleuropa (im Nahbereich des Ostseeraumes: vom Senkungsgebiet des dänisch-polnischen Trogs). Im westlich-dänischen Raum wird diese Zone durch das zwischengeschaltete Ringkøbing-Fyn-Hoch in zwei parallele Züge geteilt. Sie werden westlich von Bornholm durch den Rønne-Graben zusammengeführt. In dieser alten Störzone kam es zu immer neuen Verwerfungen und Bruch-vorgängen mit zahllosen Absackungen von Bruchschollen.
Die Absenkungen wurden fortlaufend ausgeglichen durch die Ablagerung von Sedimenten. Allein der Rønne-Graben ist mit ca. 5 km mächtigen paläozoischen und mesozoischen Ablagerungen gefüllt. 
Die Verwerfungen in der Tiefe des Senkungsgebietes sind daher nur durch geophysikalische Methoden nachweisbar.
       
Bornholm liegt am Südrand des Baltischen Schildes und gehört zu seinem Gesteins-fundament, d. h. petrographisch zur südschwedischen Granitprovinz. Allerdings  -  abgetrennt und nicht ungestört. Die kleine nebenstehende Skizze zeigt Bornholm als Teil eines Netzwerks von tektonischen Bruchschollen, als kleine erhabene Fläche im Bruchmuster der Störzone. Die über lange Zeiträume immer neuen Verwerfungsvor-gänge  -  sowohl horizontal als auch vertikal  -  mit partiellen Absackungen wie auch Aufpressungen schufen speziell im Bornholmer Raum ein sehr unruhiges Relief von Hochlagen (als Block, Hoch, Plattform, Rücken...bezeichnet) und Tiefenlagen (Graben, Trog).
Durch tektonische Ausgleichsbewegung zu den benachbart abgesackten Gräben und Trögen wurde die Insel Bornholm als isolierte Bruchscholle angehoben (als "Horst").
Aber auch diese emporgehobene Scholle zeigt sich nicht als ungestörte Plattform. Vor allem eine sehr markante Bruchlinie durchtrennt die Insel in ihrer Länge.
 
     
  Unweit des naturkundlichen Museums von Bornholm bei Aakirkeby, NaturBornholm, wurde ein Stück dieser Bruchlinie freigelegt.
Gesteine aus altersmäßig sehr weit auseinan-derliegenden Zeiten stoßen hier aneinander: Bornholm-Granit (1,7 Mrd.) und Nexø-Sand-stein (570 Mio.).
Eine Infotafel am Ort erklärt die Situation.
 
     
       
  Südlich dieser klaren Bruchlinie, die die Insel von WNW nach OSO durch- schneidet, sackte das Land ab, mehrfach und uneinheitlich. Er konnte dadurch, tiefer liegend, die späteren sedimentären Ablagerungen (Sand-steine, Kalkstein, Schiefer) aufnehmen und und in einem vielteiligen "Patchwork" erhalten. 
Eine (aus dem Granitmuseum Moseløkken stammende) anschauliche Dar-stellung der Gesteinsvorkommen auf Bornholm zeigt für den südlichen Teil ein kleinteiliges Mosaik aus scharf geschnittenen Bruchflächen  - zerbrochene, verschobene, versetzte Elemente aus mesozoischer und paläozoischer Gesteinsbildung. Gesteine unterschiedlichen Alters liegen dadurch oft Seite an Seite. Dieses Bruchmuster bildet die gestaffelten Absackungen zwischen dem Baltischen Schild und dem dänisch-polnischem Trog ab  -  in einem Ausschnitt.
Der größere nördliche Teil der Insel (rot, rötlich grau und braun) erscheint wesentlich einheitlicher  -  er besteht aus dem alten präkambrischen kristallinen Gesteinsfundament, einem Stück von Balticas Südrand.
 
       
Diese komplexe Genese der Insel im Kontext massiver Bruchtektonik hat Spuren im kristallinen Grundgebirge hinter-lassen, die auch heute noch zu sehen sind.
  Die Kartenskizze (links, aus: Geologisk set Bornholm S. 11) zeigt eine auffallend große Menge an Bruch-strukturen, die Bornholms Oberfläche durchziehen. Dazu gehören kurze, mehr oder weniger verfüllte Klüfte, aber auch offene Spaltengänge bis hin zu großen Spaltentälern wie das Ekkodalen (Bild rechts). Alle gehen auf Verwerfungsvorgänge zurück, wobei entlang der Verwerfung der vorhandene Fels zertrümmert und nachfolgend durch Verwitterung und schließlich durch das Schmelzwasser des Landeises ausgeräumt wurde.
bei Helligdomsklipperne (DP) Hvidkleven Gule Hald, Listed (DP) Kluft bei Sandvig am Hammerknude
       
  Abgesehen von diesen Relikten aus alten tektonischen Vorgängen wurden die heutigen Oberflächenformen der Insel aber durch die glazialen Prozesse der Weichselvereisung ausgebildet. Wie bei den beiden ersten hatte sich während der letzten der drei großen Kaltzeiten ein gewaltiger Eispanzer über die hochliegende Landmasse der heutigen Insel geschoben. Das Eis schliff durch seine kontinuier-liche Fließbewegung den anstehenden Fels, die Granit- und Gneisbuckel des kris-tallinen Grundgebirges, zu flachen, glatten Felsflächen ab. Im Mittelland und ent-lang der Südküste hinterließ es fruchtbaren Mergel, aber auch viel Sand, Kies und Geröll. So wurde manches nivelliert und anderes erhielt eine neue Überdeckung.
                                                   Slotslyngen, Heidegebeit nahe dem Hammershus
 
 


An der Gletschersohle festgefrorene Steine verur-sachten in den glatten Felsoberflächen Schleif-spuren, Gletscherschrammen  - die Fließrichtung des Eises nachbildend.


                                      Felsflächen nahe Sandvig
 
 
Auch die losen Mitbringsel der skandinavischen Gletscher, das glaziale Lockersediment, findet sich vielfach und in allen Korngrößen  - fruchtbarer Geschiebemergel in den Moränenböden, feiner Sand bei Dueodde, reiche Kieslager, bunte Geröllstrände bis hin zu imposanten Großgeschieben.
Grobkies im Geschiebemergel,
Küste am Hammerknuden
skandin. Geschiebe am Strand - flintfrei! (DP) ein Findling (südschwedischer Gneisgranit) FO: nahe Vang Großgeschiebe "Rokkestenen",
FO: Paradisbakkerne
 
       
  in Vorbereitung:    
Angesichts der thematischen Vielfalt dieses Berichts wird nicht der Reise-Chronologie gefolgt, sondern es werden Themenbereiche zusammengefasst  -  erdgeschichtlich geordnet:

    Die Präkambrischen Gesteine:
       Bornholm-Gneis, Paradisbakke-Migmatit, Rønne-Granit,
       Hammer-Granit, Almindingen-Granit, Vang-Granit, Svaneke-Granit
       Diabase
    Paläozoische Sedimentgesteine: 570 -230 Mio. Jahre alt
       Nexø-Sandstein-Formation
       Balka-Sandstein-Formation
       Læså-Formation (Alaunschiefer)
       Rastrites-Schiefer
    Mesozoische Sedimentgesteine: Sandstein, Tonstein, Kohle, Kalkstein (230 - 65 Mio. Jahre alt)
       Die Risebæk-Stufe
       Rønne-, Hasle- und Bagå-Formation
       Arnager-Grünsand-Formation
    Weitere Themen:
       Die Landschaft und Natur erkundende Wanderungen: Paradisbakkerne, Hammerknuden, Majdal-Heide
       Der Mensch auf Bornholm: Vorzeit, Runensteine, Kirchen, Hammershus, NaturBornholm
       Bilder der heutigen Lebenswelt
    
 
 
 
Hinweis:
*  Einzelne ergänzende Fotos aus einer 2009 unter Leitung von Matthias Bräunlich durchgeführten Exkursion wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Dirk Pittermann (DP), Elke Figaj (EF) und Bernhard Rybicki (BR).
 
Literatur:
Butzbach J. 2000: 1700 Millionen Jahre Bornholm.  William Dams Boghandel A/S
Deecke W. 1899: Geologischer Führer durch Bornholm.  Verlag Gegr. Borntraeger 
Gravesen, P. 1996: Geologisk set  -  Bornholm. Geografforlaget
Rying B. 1981: Bornholm. Gestalt, Geschichte, Kultur. Wachholtz Verlag
Graversen O. 2010: Structural analysis of superposed fault systems of the Bornholm horst block, Tornquist Zone, Denmark.
Nielsen H. et al. 2010: Lake-mire deposition, earthquakes and wildfires along a basin margin fault; Rønne Graben,
   Middle Jurassic, Denmark in: Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 292 / 1-2, S. 103-126
 
weitere Infos:
im Velkomscenter in Rønne, www.bornholm.net
im Naturkundemuseum „NaturBornholm“ in Åkirkeby
 
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