Landschaft - Im Ostseeraum
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Bornholm
Die mesozoischen Sedimentgesteine - 230 - 65 Mio. Jahre alt
Im Mündungsbereich des Risebæk und im westlich anschließenden Küstenkliff treten unverfestigte Tone aus der oberen Trias zutage. Der hier anstehende, zu hohen Anteilen aus wasserhaltigen Aluminiumsilikaten (Tonmineralen) bestehende "Fette Ton" ist seifenartig, plastisch und wird im Gelände bei weiterer Wasseraufnahme gleitfähig. Das hat zu mehreren großen Rutschungen geführt, die Geländeterrassen entstehen ließen. (Bild rechts: DP) |
Terrassenförmige Rutschungen im Risebæk-Ton an der Küste bei Risegård |
Auch Sandstein-Kugelbildungen treten schichtweise auf. (3 Bilder unten: DP) | ||
P. Gravesen beschreibt die Entstehungssituation der
Trias-Ablagerungen so: "Die Ton- und Sandablagerungen der Risebæk-Stufe entstanden auf einer flachen Küstenebene ohne Hügel und Täler und ohne nennenswerte Vegetation. Der Ton wurde in ruhigen Gebieten der Küstenebene abgelagert, aber der Sand stammt aus Flussläufen, die die Ebene durchzogen. Daher sind die Kalkknollen und Tongerölle auf dem Boden der Kanäle zu finden." (Geologisk set, Bornholm S.125) Keupersandsteine am Risebæk siehe auch https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/risebaek/keupersandstein.html#1 |
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Detailaufnahmen von gut erkennbaren Wurzelhorizonten im Kliff. | |||
Über den unteren Schichten (4
Bilder oben), die den Übergang von Seen- und Sumpfablagerungen zu
Küstenablagerungen (d. h. dunklem Ton zu helleren, sandreicheren
Lagen) zeigen, folgt "heller, feinkörniger Sand, der vielfach
gegenläufige Kreuzschichtung (Fischgrätenmuster) und
kleinteilige Wellen- und Strömungsmarken aufweist. In gewissen
Intervallen wurde der Sand von Tieren durchwühlt, wobei u. a.
die Spurenfossilien Skolithos und Diplocraterion belegen, dass
die Schichten im Gezeitenbereich eines Meeres gebildet wurden."
Diese Beschreibung ergänzt P. Gravesen mit einem Foto,
für das im Profil Flächen freigelegt wurden
(Geologisk set S. 129). Die beschriebenen Strukturen sind auf der Aufnahme dieser Lokalität hier (DP) auf Grund der natürlichen Hangerosion nicht zu erkennen. (Bild links) |
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Link: https://naturenidanmark.lex.dk/Tidlig_Jura (detaillierte Beschreibung und einige aussagekräftige Bilder!) |
Bagå-Tongrube (Unterer bis Mittlerer Jura) und Kultippen | ||
Südlich von
Hasle bestehen die Jura-Ablagerungen zu einem großen Teil aus
einem Ton mit reichlich zwischengeschalteten Kohleschichten
(Sorthat-Formation).
Als man Ende des 18. Jh. begann, die Kohle abzubauen, erkannte
man die Eignung des Tons für die Ziegelherstellung.
So wurde fortan beides abgebaut. Bei Muleby entstand die
bedeutende "Hasle Klinker- og Chamottestensfabrik", die von 1843
bis etwa 1997 arbeitete und zeitweilig der größte Arbeitgeber
Bornholms war. Die Tongruben sind heute mit Wasser gefüllt. Es entstanden Seen: Smaragdsøen, Safirsøen und Pyritsøen bei Muleby (Bild rechts: Abbauwand am Smaragdsøen, Aufnahme: DP) und der Rubinsø bei Hasle. |
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Der Braunkohle-Abbau war in den beiden Weltkriegen vorübergehend
ebenfalls wieder aufgenommen worden. Aus dem Abraum der
Kohlegewinnung (Kies, Sand und schwefelhaltiger Ton aus den
Deckschichten über der Kohle) wurden ausgedehnte Halden an der
Küste aufgehäuft - Kultippen. Der Name bezieht
sich auf die Muldenkipper, die ihren unbrauchbaren Inhalt über
den Haldenrand kippten. Die weitläufigen Halden sind bislang
ohne Vegetation geblieben und werden als "Bornholms
Mondlandschaft" bezeichnet
(Aufnahme unten links:DP). Hier eine aussagekräftige Luftaufnahme und weitere Infos: https://bornholm.info/de/kultippen/ Und ein sehr anschauliches Video (ebenfalls aus der Luft) https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=HuI48ut0U0U . |
helle Jurasandsteine | Braunkohlebrocken am Strand | dünnlagige Braunkohle in Jurasand | Grabgänge in Toneisenstein, Foto: MB |
Im
Sandstein treten Ausfällungen von Pyrit auf.
Die Ursache dafür lag im Sulfat-Gehalt der Sedimente. Nach Larsen & Friis (1991) fanden die Ausfällungen in einer frühen Phase der Diagenese statt. |
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Zu den drei Formationen der Unteren Kreide auf Bornholm - Rabekke-, Robbedale- und Jydegård-Formation - wird auf die gut verständliche Beschreibung in https://naturenidanmark.lex.dk/Kridt (Naturen i Danmark - Die Geologie) verwiesen. |
Obere Kreide: Arnager Kalk über Arnager Grünsand im Küstenkliff westlich Arnager |
Ablagerungen aus der Oberkreide sind in einem fast 20 m
hohen, markanten Küstenkliff westlich des Ortes Arnager
aufgeschlossen (allerdings bei
Westwind und entsprechend hohem Wasserstand oft nicht gut zugänglich,
siehe Bild
rechts). Das untere Basiskonglomerat der Formation mit Phosphorit-Knollen (siehe Abb. 1 in: https://naturenidanmark.lex.dk/De_%C3%A6ldre_lag_fra_Sen_Kridt) ist im Kliff aufgeschlossen, aber nicht immer gut zu erkennen. Der darüber liegende Arnager-Grünsand erscheint auf Grund seiner geringen Härte stark erodiert. Zwischen ihm und dem aufliegenden hellen Arnagerkalk ist ein weiteres Konglomerat ausgebildet, das im Ostteil des Kliffs am deutlichsten erscheint. |
Das Küstenkliff bei Arnager (DP) | Das Arnager-Konglomerat zwischen Grünsand und Kalk (Bilder: DP) | Arnager-Kalk über Grünsand (DP) |
Der eigentliche Arnager-Grünsand bildet eine Schicht von ca. 85 m. Er ist feinkörnig und schluffhaltig, von grau-grüner Farbe und besteht aus Kalkkörnern, Quarz und dem Farbe gebenden Glaukonit. Darüber hinaus treten oft gröbere Partikel, teilweise mit Fossilien, auf. Das können Ammoniten, Belemniten, Muscheln, Schnecken, Brachiopoden und Foraminiferen sein. Er selbst enthält noch keine Phosphorit-Knollen, sie treten erst in der Übergangszone auf. Phosphorite entstehen vorwiegend in flachem Meer in der Nähe der Außenkante des Schelfs, an der kühles, phosphat-reiches Meereswasser aufströmt. Die hier stattfindende chemische Entstehung von Phosphoriten beruht auf der direk-ten Ausfällung aus dem Meereswasser oder auf einem metasomatischen Einbau von Phosphat in kalkreiche Sedimente. |
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Die Übergangszone zwischen Grünsand und Kalk misst wenige
Dezimeter und ist recht komplex ausgebildet. Sie ist von Grab-
und Wühlgängen durchzogen und enthält dunkel phosphoritisierte
Knollen in einer Zwischenmasse aus gehärtetem Kalk: Das
obere Arnager Konglomerat.
(siehe Bilder oben Mitte und rechts) Strandsteine des Oberen Arnager Konglomerats, Arnager Hafen |
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Die darüber liegenden Schichten des Arnager-Kalkes
betragen 15-20 m. Der Kalkstein ist grauweiß und weist eine
etwas wellenförmige Schichtung auf. Er enthält einen hohen
Prozentsatz an Kieselsäure, durch einst ausgedehnte
Teppiche von Kieselalgen (Diatomeen) und Kieselschwämmen
verursacht. Zur Ausbildung von Feuerstein ist es hier jedoch
nicht gekommen. Der Kalk ist relativ arm an größeren Fossilien. Siehe auch: https://367ture.dk/ture/%C3%B8ens-aarmillioner/arnager/ (schöne Beschreibung, dänisch) https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/arnager/arnagertext.html |
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Diese vereinfachte Profilskizze zeigt die Abfolge der schräg gestellten Schichten um Arnager. |
Der Bavnodde-Grünsand | ||
Unterhalb des Rønner Flughafens, zwischen Bavnodde und Horsemyre Odde, ist über eine Strecke von gut 1 Kilometer Länge in einem stellenweise hoch aufragenden Kliff Grünsand der Bavnodde-Formation (Obere Kreide) aufgeschlossen. Insgesamt hat die Formation eine Mächtigkeit von etwa 120 m. | ||
Der Bavnodde-Grünsand besteht wie der Arnager-Grünsand aus feinkörnigem, oft schluffhaltigem Quarzsand und einem beträchtlichem Gehalt an Kalk und Glaukonit. Er ist überwiegend schlecht sortiert und meist nur schwach gehärtet. Es kommen jedoch gehärtete, knollige oder bankartige Quarzsandsteinlagen vor. Andererseits gibt es auch weichere, stärker tonige Horizonte. Der Grünsand ist durchweg stark von Tieren des damaligen Meeresbodens durchwühlt. Eine klare Schichtung hat sich daher nicht erhalten. Er ist die fossilreichste Formation der Oberen Kreide auf Bornholm - mit Ammoniten, Belemniten, Brachiopoden, Austern, weiteren Muscheln und Schnecken - und großen Stücken von verkohltem Holz. |
loser Strandstein, Bavnodde |
Hinweis: * Einzelne ergänzende Fotos aus einer 2009 unter Leitung von Matthias Bräunlich durchgeführten Exkursion wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Matthias Bräunlich (MB), Dirk Pittermann (DP), Elke Figaj (EF) und Bernhard Rybicki (BR). |
Literatur: Butzbach J. 2000: 1700 Millionen Jahre Bornholm. William Dams Boghandel A/S Deecke W. 1899: Geologischer Führer durch Bornholm. Verlag Gegr. Borntraeger Gravesen, P. 1996: Geologisk set - Bornholm. Geografforlaget Jørgart, T. 2000: The basement geology of Bornholm. An excursion guide. Paper for The field conference “TransBaltic Precambrian Correlations”. 2000 Larsen O.H., Friis, H. 1991: Petrography, diagenesis and pore-water evolution of a shallow marine sandstone (Hasle Formation, Lower Jurassic, Bornholm, Denmark). Sedimentary Geology 72, 3–4, 1991, S. 269-284 Rying B. 1981: Bornholm. Gestalt, Geschichte, Kultur. Wachholtz Verlag Nielsen H. et al. 2010: Lake-mire deposition, earthquakes and wildfires along a basin margin fault; Rønne Graben, Middle Jurassic, Denmark in: Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 292 / 1-2, S. 103-126 |
weitere Infos: |
im Velkomscenter in Rønne,
www.bornholm.net im Naturkundemuseum „NaturBornholm“ in Åkirkeby |
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