Landschaft - Im Ostseeraum
Im Osten der Halbinsel treffen wir eine kuppige,
abwechslungsreiche Randmoränenlandschaft als Randlage zur Senke
der Vemmingbunder Bucht an (Broagerland). Die Hügel erreichen angesichts der Kleinräumigkeit beachtliche Höhen und gewähren einen guten Blick über die westlich Dynt und Skelde gelegene weitgehend ebene Grundmoränenlandschaft mit ihren großen Ackerfluren. Dort besteht der Boden aus Geschiebelehm und ist sehr fruchtbar. |
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Blick von den Randmoränenhöhen über
die westliche Grundmoränenlandschaft |
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Im hochgelegenen Ort Broager nahe der Fernstrasse 8 zwischen
Flensburg und Sønderborg ist die große doppeltürmige Kirche von
allen Seiten weithin sichtbar und wurde in früheren Zeiten vom
Wasser aus als Seezeichen genutzt. Ihre markanten gotischen
Doppeltürme stellen in Nordschleswig eine Besonderheit dar. Es wird eine sinnige Legende erzählt, die versucht, den Grund dieser Bauform zu erklären: der Landesherr war auf weiter Fahrt, während seine Gemahlin der Niederkunft des Erben entgegensah. Er hatte befohlen, ihm bei der Heimkunft die glückliche Geburt durch die Fertigstellung des im Bau befindlichen Kirchturms anzukündigen. Da es nun eine Zwillingsgeburt war, grüßten ihn bei der Heimkehr Zwillingstürme. |
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Die doppeltürmige, mittelalterliche
Kirche von Broager |
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Die reichen Vorkommen an steinfreien Beckentonen in den ehemaligen
Toteisseen ließen eine große Anzahl Ziegeleien an der Flensburger Förde und am Nybøl Nor entstehen. In einem Zeitraum von 300 Jahren produzierten fast 70 Ziegeleien gelbe und rote Klinker und verschifften sie bis nach Übersee. Es war die größte Konzentration von Ziegeleien in ganz Nordeuropa. Heute vermittelt das Ziegeleimuseum in Cathrinesminde ein beeindruckendes Bild dieser bedeutenden Manufakturen. Am Nybøl Nor arbeiten heute noch einige Ziegeleien und stellen „Egernsunder“ Ziegel her. |
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Ziegeleimuseum Cathrinesminde
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Außerhalb der ertragreichen Landwirtschaft vermittelt die Landschaft vielerorts schöne Natureindrücke. |
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Eine besondere Anziehungskraft hat natürlich die Küste rund um die Halbinsel in ihren verschiedenen Ausprägungen | |||
Die Kliffs von Broager | |||||
Vemmingbund | |||||
Vemmingbund ist eine - inzwischen geflutete - Binnensenke in der Serie des Nybøler Toteis-Gewässersystems. Sie ist von Randmoränenhügeln umgeben, die Schwelle von Dybbøl bildet den nördlichen Rand. Die von der Ostsee angeschnittenen Moränenhügel an der Südseite ließen das steile, 25 m hohe, aktive Stensigmose-Kliff entstehen (den deutschen Paläontologen auch als „Gottsche Kliff“ bekannt). | |||||
Geologische Exkursion am Kliff von Stensigmose | |||||
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Marine Fossilien im Eemton |
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Eine Eemton-Scholle im Kliffprofil |
Die Südküste von Broagerland |
Sie besteht
wie die Steilufer der deutschen Seite gegenüber aus weichselzeitlicher
Grundmoräne über einer partiell sichtbaren Sohle aus
zwischeneiszeitlichem Eemton. Das Kliff zwischen Kobbelskov und Kragesand ist den südwestlichen Winden und dem Wellenschlag der Außenförde ausgesetzt und erlebt vor allem in den Wintermonaten mehr oder weniger starke Abbrüche. |
Die nächste Zufahrt ist beim Jugendheim Skeldemark.
Hier gibt es einen kleinen Parkplatz direkt an der niedrigen
Kliffkante, das 22 m hohe aktive Kliff (Borreshoved) liegt
rechterhand. Wir finden graue Eemtone an der Basis oder in
hochgestellten kleinen Schollen. Man kann verstärkt Basalte und Diabase in unterschiedlichen Ausprägungen finden, neben dem hier üblichen Spektrum an Magmatiten und Gneisen. Fossilien in Kalkgesteinen sind wiederum seltener. |
Ein bevorzugtes Ausflugsziel ist der
Waldparkplatz Skeldekoppel, auch er liegt nahe der Kliffkante. Kliffabbrüche vor allem in den Wintermonaten können bewirken, dass dem Strandwanderer der Weg durch eine Gruppe hoher, über die Kante gebrochener Buchen versperrt ist. |
Aber diese Abbrüche - gemeinsam mit der „umwälzenden“ Arbeit des Wassers - erneuern stets die Strandsituation und laden zu neuen Besuchen ein. Stellenweise sieht der Strand bei Niedrigwasser allerdings recht veralgt aus, die Flachwasserzone vor dem Ufer, die kalkreichen Mergelauswaschungen und die übers gesamte Jahr eher gemäßigten Wasserbewegungen in der Förde fördern den Algenwuchs. |
Alle Parkplätze sind Stationen auf dem „Gendarmstien“ und am Ort mit
entsprechenden Kartenskizzen und Beschreibungen versehen. (siehe: http://www.aabenraa.dk/files/Filarkiv%20-%20doc%20-%20xls%20-%20pdf/Natur/Publikationer%20og%20foldere/Gendarmstien%202005%20TY.pdf) |
Funde am Borreshoved von Broager: |
Intrusionsbrekzie Sie zeigt durch Gebirgsdruck verursachte Bruchstücke eines sehr dunklen magmatischen Gesteins - eingebettet in eine rötliche jüngere Schmelze (aus überwiegend Feldspat und Quarz). |
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Roter Orthocerenkalk mit eingeschlossenem Orthoceras (ein Kopffüßer aus dem Ordovizium). Man erkennt gut die Kammerung des Gehäuses - die meisten Kammern sind mit Sediment gefüllt, die beiden vorderen mit weißem Calcit auskristallisiert. |
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Migmatit ist ein Gestein, das einer partiellen Aufschmelzung ausgesetzt war. Die hellen, neu auskristallisierten Partien (leukosom) liegen fließförmig eingebettet im dunklen (melanosom) Restit (Restgestein), der der Aufschmelzung noch widerstanden hatte. |
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Kalkstein mit
Gletscherschliff Vor allem die weicheren grauen Kalksteine zeigen häufig gekritzte Spuren, die durch die auflastenden Gletscherbewegungen hervorgerufen wurden. |
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Kinne-Diabase sind in der Flensburger Förde
häufig zu findende Gesteine, in unterschiedlich feinerer oder
gröberer Ausprägung. Sie stammen aus den Decklagen des Kinnekulle und benachbarter Tafelberge in Västergötland. Auf Grund ihrer charakteristischen grau körnigen Erscheinung sind sie gut wiederzuerkennen. Die mitunter fühlbaren Noppen sind durch Verwitterung herausgearbeitete Augit-Kristalle. |
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Larvikit ist ein bekannter Dekorstein aus Südnorwegen. Er enthält keinen Quarz. In diesem Geschiebe kann man große, blauschwarze Feldspatkristalle sehen, in den Zwickeln schwarze Minerale (v. a. Augit). Je nach Lichteinfall labradorisieren die Feldspatmischkristalle mit schönem, blauem Schimmer. |
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Dieser Diabas mit den diffus angeordneten, sehr schmalen (leistenförmigen), hellen Feldspateinsprenglingen erinnert an einen Nordwest-Dolerit - vergleiche hier. | |
Ein sehr aparter, rotbrauner Magmatit mit dicht gepackten, ovalen, hellroten Feldspateinsprenglingen - er hat den Habitus eines Drammen-Rapakivi aus dem Oslogebiet. |
Eine für Geschiebefreunde interessante Skulptur befindet sich am
Ziegeleimuseum Cathrinesminde:
"Skygger af igår" 1994 von Jørgen Haugen
Sørensen
Dem Betrachter scheint, als möchte der Künstler mit diesem Werk einen Hinweis geben auf den Ursprung der festen, klaren und geradlinigen Ziegelmauern aus dem weichen, formbaren Tonmaterial.
Dazu hat er Mauersegmente platziert - etwas wahllos, wie wenn ein Riesenkind Mauerstücke beim Spielen wie Bauklötze verteilt.
Darüber „kleben“ „Ton“-klumpen, teilweise sind sie rund geglättet wie aus einer manuellen Bearbeitung heraus. Sie vermitteln optisch einen sehr knetbar plastischen Eindruck im Kontrast zu den Mauerteilen.
Überraschend dann die nähere Betrachtung: Die weich wirkenden Klumpen
bestehen aus bildhauerisch bearbeitetem Granit. Es ist u. a. der unter
dem Handelsnamen „Gotenrot“ häufiger anzutreffende, sehr schöne
ostschwedische Götemar-Granit, den man im Geschiebe selten findet. Hier
kann man ihn (in noch ziemlich frisch bearbeitetem, zum Teil poliertem
Zustand) gut betrachten.
Nahaufnahmen des in der Skulptur verwendeten
Götemar-Granits. Es handelt sich um einen in etlichen
Steinbrüchen gewonnenen Rapakivigranit von Ostsmåland. Weitere Bilder und Infos zu dem Gestein unter: http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/granitoide/smalandgranite/goetemar/goetemartext.html |
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Geologische Sammlung |
In einem der restaurierten Werksschuppen des Ziegeleimuseums
wird eine kleine, schön präsentierte Geschiebesammlung gezeigt.
Sie wurde 1989 von dem damaligen Museumsleiter des Flensburger
Heimatmuseums, Alfred Zachau und dem Ehepaar I. und H. Krause aus Hannover als Schenkung in Broager zusammengestellt und bis zur Einrichtung des Ziegeleimuseums in der Bibliothek von Broager aufbewahrt. Schwerpunktmäßig wird Paläontologie gezeigt, aber es ist auch eine Auswahl Kristalliner Geschiebe vorhanden. |
der Ausstellungsraum der Gesteinssammlung | die Kristalline Geschiebesammlung |
Sehr gute geologische Informationen zu Broagerland in “Det sydlige Jylland” aus der Reihe “Geologisk set”, herausgegeben vom dänischen Umweltministerium. Autoren: Peter Gravesen u. a. | |