Logo

Landschaft - Strände und Kliffs

 

Varnaes Hoved | Borreshoved | Voderup Klint | Stensigmose Klint | Schönhagen | Røjle Klint | Dovns Klint | Hanklit
Ristinge Klint | Sønderby Klint | Stohler Steilufer | Fyns Hoved | Habernis | Heiligenhafen

Emmerlev Klev

Das Kliff von Emmerlev schenkt uns eine Ausnahmesituation. Es ist eins der wenigen glazialen Steilufer an der Nordseeküste  -  und das einzige im Wattenmeer.
Zwar gibt es im Ostseeraum höhere und auch wohl imposanter wirkende Kliffs  -  aber eine Wanderung am Fuß der Abbruchkante, zwischen Salzwiese, Schilf und Steilufer, mit dem Erlebnis von Ebbe oder Flut und mit dem Blick auf den Norden der Insel Sylt, hat ihren eigenen Reiz.
     
 
Das Kliff erstreckt sich über gut 2 km Länge.
Im mittleren, stärker aktiven Bereich ist es bis 10 Meter hoch, flacht nach Norden und nach Süden hin ab. Im Süden schließt das Niederungsgebiet der Tondern-Marsch an, das von Schmelzwassersanden und Flugsanden einer späteren Kaltzeit sowie holozänen Sedimenten aufgefüllt wurde.
Auch am Nordende wird das Emmerlev-Kliff von Sanden überlagert.

Wie bei allen aktiven Abbruchkanten verändert sich das Erscheinungsbild des Kliffs  -  es gibt Winter mit starken Abbrüchen und ruhige Sommer, in denen viel neu überwachsen kann...
im Spätwinter (2008):      
im Spätsommer (2016):      
       
Emmerlev Klev ist die Abbruchkante des saalezeitlichen Hjerpsteder Moränerückens und besteht weitgehend aus Geschiebemergel. In den oberen Lagen ist der Mergel durch das Sickerwasser entkalkt und zu hellbräunlichem Lehm geworden, in den unteren Lagen ist er kalkreich und graubraun.
brauner Lehm über grauem Mergel,   2 Bilder links: Sommer 2016,   2 Bilder rechts: Spätwinter 2008
 
Der Kalk ist sowohl fein verrieben der Mergelmasse beigemengt als auch sichtbar enthalten in Form von kleinen Kalkgeröllen und -stücken. Dieser Kalkreichtum ist ein Hinweis darauf, dass das ihn heranführende Landeis seinen Weg durch das südliche Ostseebecken genommen hat. Dort steht paläozoischer Kalk an. Die Emmerlev-Moräne wurde während des Warte-Stadials ( dänisch: Lillebælt-Vorstoß) innerhalb der Saale-Kaltzeit abgelagert.
kalkreicher Geschiebemergel
       
Im Norden des Kliffs sind alte, eemzeitliche Torfablagerungen zu finden. Sie stammen aus der Warmzeit zwischen Saale- und Weichsel-Kaltzeit und bildeten sich in Mooren aus sukzessive verlandenden saalezeitlichen Seen. Während des Eem-Interglazials war das Klima sehr warm, es gab ein üppiges Pflanzenwachstum. In den Emmerlev-Torfen  konnten verschiedene Pflanzen- und Baumarten nachgewiesen werden.
eemzeitlicher Torf
In den Bildern sind über dem Torf dünne Sandablagerungen zu sehen  -  wie auch in dem Bild rechts.
Weiter nördlich im Kliff finden sich (z. T. über Torf) recht umfangreiche, geschichtete Sandablagerungen aus der frühen Weichsel-Kaltzeit.
Weitere Angaben dazu in: P. R. Jacobsen in "Geologisk Set. Det sydlige Jylland. 105  -  Emmerlev Klev" (2004).
 
 
Wer sich für kristalline Geschiebe interessiert, wird sehr rasch den hohen Verwitterungsgrad der Strandsteine wahrnehmen. Das fällt auf im Vergleich zu Strandsteinen im Jungmoränen-Gebiet  -  ist aber erklärlich. Wie auch die Altmoränen-Landschaft weitaus größerer erodierender Abtragung und infolgedessen Einebnung ausgesetzt war  -  so waren auch die nahe oder an der Oberfläche liegenden Feld- und Strandsteine über sehr lange Zeiträume der Verwitterung ausgesetzt. Je nach Mineralbestand führte dies zu einer ausgeprägten, gebleichten Verwitterungsrinde oder zu starker Auslaugung bestimmter Bestandteile oder/und zu fortschreitendem Zerfall.
Beispiele:      
Verwitterungsrinde an Diabasen (r: Typ Björbo-D.) ... an Granit kaolinisierter Feldspat führt zur Bleichung
Die Auslaugung weicherer Minerale (z. B. Glimmer) modelliert härtere Kristalle am Stein heraus. Endstadium: Zerfall
 
Es fällt auf, dass quarzitische Gesteine gehäuft Anzeichen von Windschliff zeigen   -  oder auch von kleinen, aus"polierten" Kuhlen übersät sind:
 
Trotz der stärkeren Verwitterung sind manche Leitgeschiebe zu erkennen:
Zu dem Stein rechts unten gibt es zwei weitere Bilder  -  es handelt sich vermutlich um einen gneisigen Charnockit aus Südwestschweden.
1. Bild2. Bild
       
Aber es gibt auch weitere interessante oder einfach schöne Steine...
       
Auffallend häufig sind tertiäre Toneisensteine zu finden, sie gehören nicht zu den weitgereisten Exemplaren.
       
Und man stößt auf die Spuren und Hinterlassenschaften von Menschen, die sich mit den Steinen beschäftigt haben  -  kreativ... oder zerschlagend   -  wobei gesagt sei, dass durchaus nicht jeder Strandbesucher über die herumliegenden, scharfkantigen Bruchstücke der aufgeschlagenen Flinte erfreut ist (berechtigt auf Grund der Verletzungsgefahr!).
       
       
Emmerlev Klev ist zu jeder Jahreszeit ein besuchenswerter Ort  -  wenn man sich im Zweifelsfall ein wenig wärmer anzieht...
       

Literatur:
Gravesen et. al. 2004: Geologisk set  -  Det sydlige Jylland. Geografforlaget Odense
Houmark-Nielsen M. 1987: Pleistocene stratigraphy and glacial history of the central part of Denmark. Bull, geol. Soc. Denmark, vol. 36, pp. 1-189.
Larsen G. 2006: Naturen i Danmark: Geologien. Kopenhagen (Gyldendal)
 

  zurück zum Überblick Strände und Kliffs