Landschaft - Strände und Kliffs
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Der Akkumulation
im Bereich der Strandwälle und Nehrungen geht die
Erosion im
Bereich des hohen Kliffs voraus. Im Steilufer ist dies an vielen Stellen eindrucksvoll wahrzunehmen: 1. Die Einwirkung des auslaugenden Regens von oben (Bild unten links), wie auch 2. die Unterspülung des Kliffs durch die Brandung (Brandungskehlen im mittleren Bild). Beide Vorgänge in Kombination, verstärkt durch Frostsprengung im Winter, führen zur Zerklüftung des Steilufers und zum Abbruch größerer Blöcke der Kliff-Substanz (Bild rechts). Im Südwesten des Hohen Ufers ist die Abbruchrate geringer, liegt bei ca. 0,50 cm pro Jahr, im Nordosten ist sie mit ca. 1 m erheblich. Eine detaillierte Beschreibung der komplexen Erosionsprozesse an Steilufern liefert z. B. J. F. Gellert. |
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Die ältesten vorglazialen Sedimente im Kliff sind die
Ablagerungen des Tarrastons. Er entstand als marines Sediment unter subtropischen Bedingungen in dem damaligen Vorläufer-Meer der Ostsee - während des Untereozäns, vor ca. 40 - 50 Mio. Jahren. Er tritt hier in Form von Schlieren auf, oft im Kontext eines später entstandenen Eozän-Gesteins, des Heiligenhafener Gesteins. Der braun-grünliche, fette Tarraston verursacht häufig flächige Rutschungen - und sorgt so für zusätzliche Kliff-Aufbrüche. Ein weiteres Vorkommen des Tarrastons sei genannt, weil er dort den begehrten Faserkalk (die "Ostseejade") enthält: bei Katharinenhof auf Fehmarn. siehe auch: http://www.strandstein-ostseejade.de/anstehende-faserkalkplatten/ |
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Das Heiligenhafener Gestein ist arm an Makrofossilien, enthält aber eine artenreiche Mikrofauna aus Foraminiferen und Coccolithen. Nachfolgend drei am Kliff aufgelesene Gesteinsproben (bei der ersten sind unter dem Stereomikroskop einzelne Fragmente gekammerter Mikrofossilien erkennbar). |
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Auf Grund seiner Besonderheiten, insbesondere des Heilighafener Gesteins hat das Heiligenhafener Steilufer eine lange glazialgeologische Forschungs-Vorgeschichte. Anliegen war stets, den Kliffaufbau in seiner zeitlichen Abfolge zu verstehen und einzuordnen. Durch Geschiebezählungen, speziell Feinkiesanalysen, konnten in jüngster Zeit altglaziale (saalezeitliche, an einer Stelle sogar elsterzeitliche) Ablagerungen bestimmt werden, die von dem - augenscheinlich stark eingreifenden - letzten Weichsel-Vorstoß mit den genannten tertiären Anteilen bereichert, gestaucht, gekappt und von einer Deckmoräne überlagert wurden. Ein ungewöhnliches Szenarium, das so von keinem anderen Kliff bekannt ist. Mit anderen Worten: Ablagerungen der frühen und mittleren Weichsel-Phasen (die es zweifellos gegeben hat) wurden diesem Forschungs-ergebnis folgend zwischenzeitlich spurlos abgeräumt. (Stephan 2005) |
Und ein paar ergänzende Eindrücke: |
Auch am Heiligenhafener Strand war ein Phänomen
zu beobachten, das auf den ersten Blick oft als
unwillkommene Strandverschmutzung
verdächtigt wird - wolkige, dunkle Flecken im Sand.
Bei genauerem Hinschauen und Prüfen mit einem Magneten wird deutlich: es handelt sich um eine Ansammlung dunkler Minerale, um eine Schwermineralseife (Bild unten links). Das ist in der Tat eine Erz-Lagerstätte, allerdings sozusagen en miniature. Sie besteht aus Mineralkörnchen mit einem höheren Gewicht als der übliche helle Sand - in erster Linie aus Granat und Magnetit. Der interessanteste Bestandteil dabei ist Magnetit (Fe3O4). Ein solcher schwermineralreicher Sand, getrocknet und auf ein Papier geschüttet, wird durch einen unter dem Papier entlang geführten Magneten eindrucksvoll in Bewegung gebracht. Die feinen Magnetitkörnchen stellen sich dem Magnetfeld entsprechend auf (zweites Bild). Allerdings war der diesmal am Heiligenhafener Kliff gefundene Sand (2 Bilder rechts) vergleichsweise spärlich mit Magnetit versehen. |
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echtes Leinkraut | Stachellattich | Gänsedistel | Meerkohl | Meersenf |
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Das Hohe Ufer von Heiligenhafen - unter der bewährten Führung durch Dr. Kay Krienke war es wieder ein interessanter und lohnender Strandgang. Danke! |
Literatur: Niedermeyer R. O. et al.: Die deutsche Ostseeküste. Sammlung geologischer Führer, Band 105. Gebr. Borntraeger 2011 Stephan H.-J., 1985: Exkursionsführer Heiligenhafener „Hohes Ufer". - Der Geschiebesammler 18(3):83-99; Hamburg. Stephan H.-J. et al. 2005: Exkursion B1 (72. Tagung der Norddeutschen Geologen, Lübeck) Zölitz R. 1989: Landschaftsgeschichtliche Exkursionsziele in Schleswig-Holstein. Wachholtz Verlag. |
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