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Landschaft - Strände und Kliffs

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Ristinge Klint, Langeland
 
G. Larsen gibt in seinem Buch (s. u.) eine detaillierte Beschreibung des Ristinge Klint, darin enthalten ein Profilschnitt (nach P. Kristensen, 2000).
Was in natura am Kliff auf Grund von Erosion und Bewuchs meist kaum zu sehen ist, zeigt diese Profilskizze:
Das Ristinge Klint besteht als langgestreckte Abbruchkante einer Stauchendmoräne aus einer Schichtenserie, einer Folge von aufgeschuppten Schollen. Die stauchende Aufschiebung durch das Gletschereis erfolgte während eines späten Weichsel-Vorstoßes (Jungbalt). In den Schuppen wiederholen sich jeweils die älteren  Ablagerungsabfolgen, insgesamt über 30 mal (!)  -  sie reichen von marinen eemzeitlichen Tonen über weiße Sande aus dem Weichsel-Frühglazial bis zu Moränen-Tills und Schmelzwassersanden der  verschiedenen früheren Weichsel-Phasen.
Ein Luftbild (wie z. B. in Larsen S. 86 wiedergegeben) zeigt diese Staffeln im Hangrelief sehr deutlich und eindrucksvoll.
 
 
Die Aufschluss-Situation variiert stark. Zur Zeit meines Besuchs (2016) war der größte Teil der Hangpartien überwachsen. An einigen wenigen Stellen gewährten frische (vermutlich von Geologen freigelegte) Aufschlüsse einen Blick auf einige der Ablagerungen.
 
An der Basis der Schollensegmente war eemzeitlicher Cyprinenton sichtbar. Dabei handelt es sich um einen in ruhigem Wasser abgesetzten, fetten, meist geschichteten Ton, der reich an Schalenteilen der noch heute lebenden Muschelart Cyprina ist. Durch die dem Eem folgende Weichsel-Vereisung wurden diese älteren Tonablagerungen meist gequetscht, sodass die Muschelschalen nur als Bruchstücke vorhanden sind  -  oder sie wurden in anderer Form gestört, d. h. aufgeschoben, steil gestellt usw., wie am Ristinge Klint.
Cyprinen-Ton mit Schalenteilen von Cyprina-Muscheln 
 
Die nachfolgenden Bilder zeigen unterschiedliche sandige Ablagerungen, vermutlich alle aus dem frühen Weichsel-Glazial (Larsen S. 86). In allen Bildern ist das Einfallen der Schichten (nach rechts) zu erkennen.
weiße Flugsande fluviatiler grauer Sand div. Sande in Überlagerung eisenoxidierter Sand
 
Teilweise waren die schräg liegenden Schollensegmente vom Strand aus recht gut auszumachen, vor allem, weil der festere Cyprinen-Ton vorspringende Nasen bildet und die Moränen-Tills ebenfalls erosionsresistenter sind als die Sande.
vorspringende "Nasen" am Ristinge-Klint 
 
Die allmählich abflachende westliche Hälfte des ca. 2 km langen Kliffs besteht überwiegend aus Grundmoräne (weichselzeitlicher Nordost-Vorstoß). Die Abbruchkante vermittelt hier fast den Eindruck, als tauche sie ins Meer ab  -  stellenweise steht der Lehm direkt im Wasser, je nach Wasserstand existiert kein Strand...
Abbruchkante der Grundmoräne
 
Das vom Ristinge-Kliff abbrechende Material wird durch strandparallele Strömungen verfrachtet und baut in nordwestlicher Fortsetzung des Ristinge Moränen-Walles Sandhaken, Strandwälle und flache Inseln auf. Sie sind von Ristinge Hale aus zu sehen  -  aus Vogelschutzgründen aber nur beschränkt zugänglich.
Ristinge Hale: Strandwälle und Schwemmlandinseln 
 
Von Ristinge Hale nach Ristinge Strand (und vice versa) führt ein Wanderweg an der Kliffkante entlang, der weite Ausblicke über die Ostsee, bei klarer Sicht bis zur deutschen Küste, gewährt. Auf ihm wird man  - vielleicht mit einiger Überraschung erleben  -  wie eben das Plateau des Ristinge Klint ist. Das kann durchaus verwundern, wenn man bedenkt, wie kräftig und in vielen wiederholten Schüben das Gebiet in seinem inneren Aufbau gestaucht und steil gestellt wurde. Jedoch hatte der späte "Jungbaltische" Eis-Vorstoß (er entspricht dem uns bekannten Mecklenburger-Stadium) die Kuppen des zuvor aufgestauchten Gelände gekappt, das gebiet somit quasi planiert und mit einer Schicht eigenen Geschiebemergels überdeckt. So entstand eine Ebene, sie wurde nacheiszeitlich noch mit reichlich Flugsand über"pulvert"  -  was entlang des Wanderpfades gut zu sehen ist.  
         
Die heute nahezu steinfrei abgeräumte, landwirtschaftlich bzw. als Weide genutzte Fläche war ursprünglich sicher von Geschiebesteinen jeglicher Größe übersät. Ein Zeugnis davon hat sich erhalten in Gestalt eines monumentalen Dolmen, er liegt ungefähr auf dem höchsten Punkt der Halbinsel oberhalb des Kliffs. Die nahezu West-Ost orientierte Kammer besteht aus ungewöhnlich großen Tragsteinen, auf ihnen ruht ein gewaltiger gewölbter Deckstein. Das Detailbild zeigt einen schön strukturierten Gneisgranit.
 
Durch seine exponierte Lage und seine reiche Ausstattung sowohl in geologischer als auch in botanischer Hinsicht schenkt Ristinge Klint eindrucksvolle Erlebnisse und Begegnungen, ein lohnendes Ziel!
 
 
Literatur:
Larsen G. 2002: "Fyn og Øerne" in der Reihe Geologisk Set (Geografforlaget)
 
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