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Landschaft  -  Strände und Kliffs

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... am Limfjord

 
In seinem westlichen Teil ist der Limfjord ein sehr unregelmäßig ausgeformter, buchten- und inselreicher Sund.
Seine Genese ist komplex: zu ihr gehören bis zur Erdoberfläche reichende Auswirkungen der alten Salztektonik im Untergrund,
aus späterer Zeit die Hinterlassenschaften der glazialen Prozesse:  Moränenablagerungen und Tunneltäler, aber darüber hinaus auch die Folgen tektonischer Absenkungen und postglazialer Landhebungspro-zesse. Last not least die fortdauernd umgestaltende Wirkung des bewegten Wassers  -  Abtrag, Verlagerung und Sedimentation.
So entstand eine vielgestaltige Wasser- und Strandlandschaft.
 
 
Eine geologische Besonderheit sind die reichen Vorkommen des eozänen Moler (ein fossilreicher Diatomeen-Ton), der in Wechsellagerung mit Vulkanascheablagerungen in mehreren Kliffs zu Tage tritt. So ist es nicht verwunderlich, dass in der Umgebung des Limfjords eine Reihe von "områder af national geologisk interesse" existieren  - Orte von herausragender geologischer Bedeutung (siehe "Geologisk set. Det nordlige Jylland", 1992)
 
 
Mit markanten Landschaftselementen  -  Höhenrücken und Kliffs  -  tritt der nördliche und jüngste der Endmoränen-Züge des Nordeis-Vorstoßes der Weichsel-Kaltzeit (erfolgt vor ca. 20.000 Jahren) in Erscheinung. Der Komplex kann verfolgt werden vom Hundborgbuen im Westen über Mors und Fur bis in die Gegend von Randers.

Die Moränenform des Hundborgbuen ist gut erkennbar, weil nicht bewaldet. Im Norden fallen die Höhen in Steilhängen ab und gewähren guten Ausblick in die Niederung des im 19. Jh. trocken gelegten Sjørring Sø und auf die dann anschließenden Höhen von Thisted. (Diese haben sich übrigens durch kissenartig aufdrängendes Salz im Untergrund gebildet.)

Seit 2020 wird der Hundborgbuen gekrönt von einem frei gelegten, imposanten Großgeschiebe, das vom Eis aus Norwegen hierher verbracht worden war, dem Hundborgstenen
 
 
Der Endmoränenzug bildet bei Silstrup Hoved (südlich Thisted) ein mehrgliedriges, nicht sehr hohes Steilufer, in dem vollständiger noch als im gegenüberliegenden Hanklit verfalteter Moler mit vulkanischen Aschelagen und Zementstein aufgeschlossen ist. Die Molerserie ist wie andernorts überlagert von oligozänem Glimmerton. Der Zugang zu dem Kliff ist allerdings etwas eingeschränkt.
 
 
    Anders das sehr bekannte, gut zugängliche und dadurch viel besuchte Hanklit. Es ist Teil des Moränenkomplexes an der Nordwestküste von Mors, der sich mit mehreren Erhebungen von Vilsund bis zu seinem höchsten Punkt am Salgerhøj (88 m) erstreckt.
In diesem hohen Bereich (meist 60-70 m hoch) präsentiert das Hanklit als ein erosiv aktives Steilufer eindrucksvoll die von Norden her erfolgten glazialen Aufpressungen. Der ca. 1 km lange Aufschluss zeigt auf etwa 400 m wesentliche Teile einer großen Stauchfaltung.

Partie mit steil gestellten Schichten am Hanklit, Aufnahme: E. Figaj
 
In dem Kliff können Ablagerungen aus zwei großen Zeitepochen unterschieden werden  -  Moler mit Aschelagen und Zementstein aus dem mittleren Tertiär sowie Till, Schmelzwasserkiese und Geschiebe aus der Weichsel-Kaltzeit. Zwar liegen die Glazialablagerungen naturgemäß über dem Tertiär, aber die gewaltigen Überschiebungen durch den Eisdruck haben lokal das Untere zum Oberen verkehrt. Diese starken Massebewegungen wurden ermöglicht durch eine Unterlage von plastischem, paläozänem Ton, der gleich einer Gleitbahn wirkte.
In dem sehr empfehlenswerten Buch "Det nordelige Jylland" (s. u.) ist ein erklärender Profilschnitt abgedruckt - im Jahr 1989 nach umfassender Feldarbeit erstellt:
Profil des Hanklit  


(nach K.E.S.K. Jensen + S.A. Schack Pedersen. Graphik in "Geologisk set. Det nordlige Jylland", S. 120)
 
  So eindeutig und klar werden die Schichten des Profils am Kliff für das Auge allerdings nicht sichtbar. Das durch die fortwährende Erosion niederfließende Material verwischt die Kliff-Struktur und häuft vor dem strandferneren, schräg aufgeschlossenen Mittelteil der Faltung Schuttberge auf, die die basalen Partien des Kliff-Fußes verhüllen. Nur im Synklinalbereich (Profilskizze links) reichen die senkrecht stehenden Molerschichten bis an die Wasserkante und werden freigespült.

So geben sich in den meisten Bereichen Asche- und Molerlagen in ihrer Abfolge nur mehr oder weniger undeutlich zu erkennen. Insbesondere die niederrinnende Asche färbt den hellen Moler dunkel.
 
 
Der Anblick von einigen Kliff-Abschnitten (2019):
 
Steil gestellte Moler-Serien im Synklinalbereich: links dunkel aschereich, dahinter rechts heller Moler Der Kliffabschnitt von der anderen Seite: erkennbar die Auffaltung und im Zentrum eine Zementstein-Linse Im Ausschnitt zeigen sich die etwas herausragenden  
 Härtlingsstrukturen in der Faltung deutlicher, auch die Zementstein-Linse gehört dazu.
Im Mittelteil erscheinen rhythmisch wellenartig gestauchte Strukturen an der Grenze zwischen der aufliegenden glazialen Abdeckung (v. a. grober Schmelzwasserkies) und dem darunter liegenden hellbraunen Oberen Moler. In ihm zeigen Zementsteinbänder gut die Schichtung an. Unter dem hellen Moler liegt, ebenfalls Lagen aus Zementstein enthaltend, die dunkle Aschenschichtfolge. Alles unterhalb Liegende ist hier von Schutt verdeckt.   Der Betrachter gewinnt hier den Eindruck: es dominiert die Asche
  Die helleren Molerschichten hoch oben unter den Schmelzwasser-
   kiesen
sind auf Grund der Hangneigung kaum zu erkennen. Die
   Aschenschichtfolge
darunter hat hier viel dunkles Material nach
  unten abgegeben und die während der Stauchung überfahrenen  
  glazialen Moränen-Ablagerungen (braun) verhüllt  -  und viel
  grauschwarzen Schutt aufgehäuft.
Linsenförmig (links) oder bandförmig (rechts) treten Zemenststein-Härtlinge im Kliff auf. Mittleres Bild: Herausragende größere Ausbuch-tungen im Kliff werden ebenfalls durch unterschiedlich gehärtete (oder auch gestauchte) Bereiche im Kliff bewirkt. Zementstein ist Moler, der durch Calcit "zementiert" wurde, also gehärtete Kalkkonkretion wurde.
Da, wo die Moler-Schichten im Norden (auf die Synklinale zu) immer steiler in die Uferzone tauchen, sammelt sich kein Hangschutt mehr am Kliff-Fuß. Der Strand wird sehr schmal und kann bei Westwind unbegehbar werden. Dann greift der Wellenschlag den Kliff-Fuß an, es entstehen Brandungskehlen.
In der Falten-Synklinale steil gestellte Moler-Schichten Unmittelbar angrenzend: aufragender Rødsten (durch Eisen-verbindungen infiltrierter und verkrusteter Schmelzwassersand und -kies
 
   links ein schönes, hellsonniges Bild des Rødsten (Aufnahme E. Figaj) 
   Das Eis hinterließ nicht nur Schmelzwasserkies sondern auch große und kleine Geschiebe.

  3 größere Blöcke am Strand: weißschlieriger Amphibolit, Larvikit und Granatgneis
 
 
Am Kliff-Fuß finden sich aber vor allem im reichlich niedergebrochenen Schutt die Belegstücke des oberhalb vorhan-denen Materials. Da der reine (kalkfreie) Moler weich, porös und leicht ist (gleich Kieselgur), ragen schwarze Asche-lagen (verglaste Asche enthaltend) als widerstandsfähige, härtere Bänder vor  -  im Kliff und in den Strandsteinen (mittleres Bild).
laminierter Moler mit schwarzen Aschelagen, im linken Bild auch Stücke grauen Aschegesteins homogener Zementstein mit Aschelagen
linkes Bild: Stücke harten Zementgesteins (niedergebrochen aus langgestreckten Linsen im Moler), rechte Bilder: "Naturbeton"
Die als "Naturbeton" bezeichneten harten, oft plattigen Blöcke bestehen aus kalkverkitteten sandigen Ablagerungen. Sie sind spät- oder postglazial entstanden und kommen verschiedentlich am Limfjord vor.
Kiesreiches späteiszeitliches Sediment. linke Bilder: stark mit Brauneisen angereichert (Rødsten), rechts: steinreicher Moränenlehm
 
 
 Proben der vier typischen Kliff-Gesteine wurden als Anschauungsmaterial vom Strand "entführt":
 
Kalkfreier, reiner Moler (reiner Diatomit) ist ein leichtes, poröses und weiches Gestein. Er besteht aus den Ablage-
rungen von Diatomeen (Kieselalgen). Ursprünglich von grauer Farbe wird er durch Verwitterung gelblich-cremefarben. Nicht durch Ablagerung verursachte Strukturen im Moler gehen oftmals auf Grabegänge 
 
  Überwiegend ist der Moler nicht rein, sondern mit Tonpartikeln angereichert und feinsten Aschelagen durchsetzt. Er erscheint dann mehr oder weniger
dunkel laminiert
und spaltet plattig entlang der Lamination.
 
Der andere Gesteins-Bestandteil in den Moler-Kliffs, der Aschentuff, tritt in unterschiedlicher Zusammensetzung und Farbe auf  - von hellgelb über beige-grau und grau bis schwarz. Die Ablagerung der Ascheschichten erfolgte über lange Zeiträume und aus verschiedenen Eruptionslokalitäten innerhalb der damaligen nordatlantischen Vulkanprovinz. So entstanden zahlreiche Ascheschichten (von sehr fein bis dezimeterdick) im Wechsel mit tonigen Moler-Ablagerungen.
Diese laminierten Molerschichten können durch gelösten Kalk unterschiedlich hart sein  -  dann werden sie gerne schon als "Zementstein" bezeichnet (obwohl die eigentlichen kalkgekitteten Zementstein-Konkretionen im Moler noch um einiges härter und splittrig sind, siehe Abb. z. B. hier).
 
Rødsten ist ein spät- oder nacheiszeitlich entstandenes, noch wenig verfestigtes Konglomerat vor allem aus Schmelz-wassersand und -kies, das durch eisenhaltige Lösungen (Brauneisen) verbacken und verkrustet wurde. Auf Fur ist Rødstenen ein aus diesem Sediment bestehendes Kliff.
 
 
Ähnliche Verhältnisse wie am Hanklit finden sich am Feggeklit (Mors), an der Nordküste von Fur und (weniger ausgeprägt) am Ertebølle Hoved im Osten des Limfjords.
 
 
Literatur:
Geologisk set - Det nordlige Jylland. En beskrivelse af omrader af national geologisk interesse. Geografforlaget 1992
Geologisk Tidsskrift der Dansk Geologisk Forening (DGF), December 2011: "Molerområdets geologi – sedimenter, fossiler, askelag og glacialtektonik"
Geoviden Nr. 3: Molererts Historie. 2012. Hrsg. Geocenter Danmark.
Rohde Andrea: "Dänemark: Fossile Schätze zwischen Nordjütland und Limfjord." Sonderheft der Reihe: "Fossilien -  Erdgeschichte erleben" 2020. edition Goldschneck, Quelle & Meyer Verlag
Links:
http://www.vestjyskstenklub.dk/galleri/ALT%202020/Gronbjerg%20Klint/Gronbjerg%20Klint.html
 
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