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Gesteine - Findlinge (Kæmpesten) in Jütland

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Hamborggårdstenen - Tirslundstenen - MørupstenenVindumstenenJanum Kjøt  -  Stein von Fjerritslev

Hamborggårdstenen      
Eines der sehr wenigen glazialen Großgeschiebe im  Moränengebiet westlich des Hauptvorstoßes der Weichsel-Vereisung ist der Hamborggårdsten nördlich von Bække in Südjütland. Er wird zusammen mit dem Tirslund-Stein dem Ristinge-Vorstoß (55.000-50.000) zugerechnet.
Gelegen ist er an der Trasse des alten Heerwegs, wenige hundert Meter nördlich von 2 bronzezeitlichen Grabhügeln und einer (rudimentären) Schiffssetzung aus dem 10. Jh.
Seine unregelmäßige Form geht auf Frostsprengung zurück. Weitere Bruchstücke liegen neben ihm - wobei die beiden größeren Teile früher einmal auf einen nahe gelegenen Hof verbracht worden waren und 1996 von dort wieder zurückgeholt wurden. Seine ursprünglichen Maße werden mit ca. 4,5 x 4,5 Meter angegeben, das Gewicht mit rund 50 t.
   
       
 
 
Die Anfälligkeit des Steines für Witterungseinwirkungen liegt in seinem Gefüge begründet: es ist ein sehr grobkörniger, porphyrischer Rapakivigranit, sein Herkunftsgebiet ist der baltische Ostseeraum  - der Åland-Archipel oder der heute untermeerische nordbaltische Pluton. Solche grobkörnig-porphyrischen Rapakivi ("Rapakivi" übersetzt = brüchiger/bröckelnder Stein) erwiesen sich bereits frühzeitig als wenig haltbar im Gebrauch. Gleichwohl hat dieser Koloss einen weiten Weg mit dem Eis zurückgelegt!
Hinweis: Unter https://www.kristallin.de/rapakiwis/moro.htm#Anker1 ist mehr über die Verwitterungseigenschaften von Rapakivigraniten zu lesen.
     
   Alle Bildausschnitte jeweils ca. 30 cm    Der Feldspatmegakristall mißt ca. 4,5 cm  weißgrünlicher Einschluss = Plagioklas 
   
Der Hamborggårdsten wird  -  wie manch anderes Großgeschiebe  -  mit einer alten Sage in Verbindung gebracht. Demnach wollte Harald Blauzahn ihn für seine Grablege nach Jelling holen, musste aber von diesem Vorhaben Abstand nehmen, weil sein Sohn Hans Gabelbart ihn in eine Fehde verwickelte.
   
Tirslundstenen
Unweit vom Hamborggårdsten, ca. 20 km südwestlich zwischen Holsted Stationsby und Brørup, liegt in einem als Plantage angelegten Wald ein weiteres imposantes und massiges Großgeschiebe  -  der Tirslundsten.
Er ragt ca. 3,50 Meter über der Erde auf und weist eine auffallende Kerbe an der Spitze auf. Die hat ihre Geschichte.
"Tirslund" ist der "Hain des Tyr" (des germanischen Kampf- und Siegesgottes). Die Überlieferung besagt, dass der markante Stein in germanischer Vorzeit kultische Verehrung genoss. Im 18. Jh. unternahm der lokale Pfarrer den Versuch, diesen heidnischen Stein des Anstoßes zu beseitigen. Aber es gelang damals nur, einen Brocken herauszusprengen.
Als der Ort und der Stein 1832 unter Schutz gestellt wurden, versuchte man, das abgetrennte Teil wieder an seinen Platz einzufügen. Heute liegt es neben dem Stein.
   

   
 
Der auf einer kleinen Lichtung in der Plantage liegende Stein ist mit Flechten bewachsen. Mit Glück finden sich jedoch Partien, die das Gefüge erkennen lassen: Es ist porphyrischer Granit mit länglichen, vielfach schön ausgebildeten, hellrötlichen, eingeregelten Kalifeldspäten (bis 6 cm), ihre Verzwilligung ist oft gut erkennbar. Die Grundmasse ist grob- und gleichkörnig, sie wirkt insgesamt grau, weil weiße Feldspäte (vermutl. Plagioklas) und schwarze Minerale (dem Anschein Hornblende und wohl auch etwas Biotit) zusammenwirken. Es könnte ein porphyrischer Järna-Granit sein.
 
 
Das Gewicht des Steines wird mit knapp 340 t angegeben, sein Umfang mit 16 m.
Weitere Infos unter https://www.geus.dk/udforsk-geologien/ture-i-naturen/kaempesten/tirslundstenen/
und ein Ausschnitt der am Ort befindlichen Infotafel.
 
Mørupstenen
Wenig sichtbar ist von einem anderen Großgeschiebe im westlichen Jütland  - dem Mørupsten, dem bislang größten Geschiebeblock in Jütland. Von ihm schaut nur eine abgeflachte Oberfläche aus dem Boden, er wurde ca. 50 cm tief freigelegt.
Mit geophysikalischen Methoden wurde allerdings eine Ausdehnung in die Tiefe bis ca. 6 m festgestellt. Eine Skizze auf der am Ort befindlichen Infotafel vermittelt einen Eindruck von dem großen, in der Erde verborgenen Steinumfang. Auf Grund dieser Fundgegebenheiten ist die Frage offen, ob er möglicherweise während einer früheren Vereisung bereits hierher transportiert wurde.
Es handelt sich um einen Syenit aus dem südwestlichen Oslo-Gebiet, einen grobkörnigen, hellgrauen Larvikit.
   
 
Weitere Infos:
https://www.geus.dk/udforsk-geologien/ture-i-naturen/kaempesten/moerupstenen/
       
Vindumstenen
Ebenfalls ein Larvikit aus dem Oslo-Gebiet ist ein weiteres Großgeschiebe im nördlichen Jütland südlich des Limfjords, es liegt in der Feldmark südöstlich von Viborg  -  der Vindumsten.
Wie viel von ihm in der Erde liegt, ist nicht bekannt. Der sichtbare, etwas dreieckig abgekantete Teil misst ca. 3 x 4 m.
Auch dieser Stein ist mit Flechten und Moos bewachsen. Wo die Steinoberfläche frei liegt, sind die weiß verwitterten, 1 - 2 cm großen Feldspäte zu sehen. In ihren Zwickeln schwarze Minerale, sehr wahrscheinlich der für Larvikit typische Augit. Das Gestein ist quarzfrei, man kann ein dicht geschlossenes Netzwerk von Feldspäten erkennen.
   
     
   
Weitere Informationen:
https://www.geus.dk/udforsk-geologien/ture-i-naturen/kaempesten/vindumstenen/
       
Janum Kjøt
Lange Zeit war dieser massige Stein in der Jammerbucht Kommune östlich von Fjerritslev, Janum Kjøt, bis zur Oberkante unter Flugsand begraben. Er wurde in einem großen Einsatz von einem Lehrer und einer Schulklasse im Jahr 1963 ausgegraben und anschließend mit dem ganzen Areal, "Lundhøje fredningen", unter Schutz gestellt  -  auch wegen einiger dort gelegener Grabhügel.
Nach der Freilegung war zunächst eine frische Gesteinsoberfläche vorhanden, die es erlaubte, die Zusammensetzung des Steins zu erkennen (siehe Hinweis GEUS, Link unten). Heute lässt der Flechtenbewuchs nur noch ahnen, dass das Gefüge des Steins uneinheitlich ist: Es gibt grobkörnig-kristalline, undeformierte, aber auch gneisige Partien (sogar mit Andeutung einer leichter Scherung).
   
 
     
Der kaum gerundete Stein zeigt fünf ausgeprägte Kanten, er misst im Umfang ca. 15 m. Er kam als Großgeschiebe mit dem Nordosteis (während des weichselzeitlichen Vereisungsmaximums in Dänemark) aus Schweden, eine genauere Herkunft kann nicht bestimmt werden.
Knapp 100 m südwestlich liegt ein weiterer großer Block ähnlicher Beschaffenheit, "Janum Bikjøt" (Bild oben rechts). An der Oberfläche misst er 6,5 x 3,5 m. Sein Tiefenmaß ist nicht bekannt, da er in einer nassen Senke liegt, die nach Grabversuchen voll Wasser lief.
 
ein gneisig struiertes Gefüge Andeutung einer leichten Scherung grobkörniges, nicht deformiertes Gefüge
       
Weitere Informationen:
https://www.geus.dk/udforsk-geologien/ture-i-naturen/kaempesten/janum-kjoet/ und Text der Infotafel am Ort.
 
 
Findling an der Schule von Fjerritslev

Dieser große Findlingsblock  -  repräsentativ vor der Schule in Fjerritslev  deponiert  - ist ein roter Gneisgranit, dicht gepackt mit großen Feldspäten.
Angaben zu Größe und Gewicht liegen nicht vor.
   
 
 
Hundborgstenen

Das jüngste, aus seiner Erdbedeckung befreite und in volle Sichtbarkeit gehobene Großgeschiebe in Jütland ist der 163 Tonnen schwere Hundborg-Stein auf Thy. Seit September 2020 liegt er offen und zugänglich auf einem Moränenhügel, der ihn über viele Jahrtausende beher-bergt  -  und so auch vor der Verwitterung geschützt hatte.
Besuchern werden über eine Infotafel Hinweise zur Gesteinsart und zur Herkunft des Geschiebes gegeben.
 
Die hier gezeigten Gesteinsbilder wurden freundlicherweise von Elke Figaj zur Verfügung gestellt (2022).
 
 
Der Hundborg-Stein besteht aus grau-grünem Larvikit. Da Larvikit als Anstehendgestein nur in der Umgebung von Larvik westlich des Oslofjordes anzutreffen ist  -  dort allerdings in ausgedehnten Vorkommen  -  steht seine sichere Herkunft fest. Er gilt somit als "Leitgeschiebe" und trägt dazu bei, die Bewegungsrichtung des Eises zu verstehen, das ihn herangebracht hatte. Eine ganze Reihe der vielen nordjütischen Großgeschiebe besteht aus Larvikit.
 
 
   Die Endmoränenzüge in Nordjütland. Bearbeitete Skizze aus
    Geologisk set: det nordlige Jylland, Geologi i Nationalpark Thy.
  Der Hundborgbuen in der nordwestjütischen Landschaft Thy ist das westlichste Segment des markant ausgepräg-ten Endmoränenzuges, der sich über Mors und Fur bis in die Umgebung von Randers erstreckt. Es ist ein Moränen-Komplex, der aus Ablagerungen eines aus dem Norden kommenden Eisvorstoßes besteht. Das zeigt sich an den Stränden von Mors, Fur und in der Bjørnsholm-Bucht  - Oslo-Gesteine dominieren dort deutlich das Geschiebe-sortiment.
Der in den Kliffs auf Mors und Fur eindrucksvoll aufgeschlossene Moler wurde auch im Hundborgbuen
nachgewiesen.
   



  Kartenskizze auf der Infotafel am Ort.
 
Weitere Informationen:
https://www.geus.dk/udforsk-geologien/ture-i-naturen/kaempesten/hundborgstenen
 
 
  Literatur:
Andersen S., Sjørring S.: Geologisk set: Det nordlige Jylland. Eine Einführung in die regionale Geologie und Paläontologie Nord-Dänemarks. 1992
Groth, Lars 2013: "Store sten i Danmark". Meloni forlaget, Odense (in der Reihe "Fokus")
Krause, Karl-Heinz 2005: "Die größten Findlinge in Dänemark". Geschiebekunde aktuell, Sonderheft 6.
Krause, K.-H. und Meyer, K.-D. 2018: Große Findlinge in Dänemark - Ergänzungen zu Krause 2005. Geschiebekunde aktuell, Sonderheft 10.
und weitere Informationen zur Eiszeit und Findlingen in Dänemark:
http://www.denstoredanske.dk/Naturen_i_Danmark/Geologien/Danmarks_geologi/Istider_og_mellemistider_%28Kvart%C3%A6r%29/Spor_af_gletsjere
http://www.seniormaksten.dk/11743606
 
       
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