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Landschaft - Strände und Kliffs

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Dovns Klint und Gulstav Klint, Süd-Langeland
 
Die spektakuläre Kliff-Landschaft an der Südspitze von Langeland ist mit gutem Grund ein Touristenmagnet.

Es ist ein Gebiet eindrucksvoller Kontraste und Begegnungen:
zwischen der weiten, leicht schwingenden Landschaft Langelands, mit ihren sacht gewölbten Hügeln  -  einer Landschaft, die im doppelten Wortsinn etwas "hyggeliges" hat  -  einerseits und den schroffen Abbruchkanten mit ihren kargen, rieselnd-klirrenden Geröllstränden, mit dem unermüdlichen Wellenschlag und der Weite der Ostsee andererseits...

Es gibt viele Strände mit Steilufern und Abbruchkanten an der südwestlichen Ostsee  -  aber wenige reduzieren sich auf eine so klare Formensprache.
 
 
Ein Blick auf die geologischen Gegebenheiten kann das Besondere dieses Ortes ergänzend würdigen.
Die sanft-hügelige Landschaft auf Langeland gilt als "einzigartige, sehr seltene und faszinierende Landschaftsform" (Larsen 2002). Gletschereis und Schmelzwasser schufen hier mit Hilfe von reichlich hinterlassener Bodensubstanz eine sehr spezielle Landschaft  -  mit einer auffallenden Häufung ungewöhnlicher Hügel, den "hatbakker" bzw. Kames (siehe dort).
 

  Blick vom Gulstavklint über die Bucht von Gulstav zum Dovnsklint
  Der nacheiszeitlich steigende Meeresspiegel bewirkte während der Jungsteinzeit (ca. 6000 v. Chr.) die allmähliche Flutung großer, bis dahin trocken liegender Bereiche im südwestlichen Ostseeraum. Damals wurde Langeland zur Insel, seine Küsten waren fortan dem Wellenschlag ausgesetzt. Exponierte Hügel wurden angenagt und bekamen Abbruchkanten, wurden zu "aktiven" Kliffs. Die von vielen Kames übersäte Südspitze von Langeland weist daher besonders viele angeschnittene "hatbakker" auf: von Bagenkop bis Dovnsklint reihen sich sechs dieser abbrechenden Hügelkuppen aneinander.
Sie bieten dem anbrandenden Wasser jedoch mehr Widerstand als die weiten moorigen Niederungen zwischen ihnen. Dort konnte das Meer Buchten schaffen. So entstand im Ganzen eine schwingende Küstenlinie  -  als wellenartig bewegte Form nicht in vertikaler Dimension wie das Bodenrelief im Landesinneren, sondern in horizontaler.
 
Durch sein unterschiedlich geformtes Relief ist das Gebiet sehr vielgestaltig und reich an sowohl geologischen als auch ökologischen Gegebenheiten, Aussagen und Lebensräumen. Einfach gesagt: eine sehr lebendige, reich ausgestattete und sehenswerte Landschaft.
 
Dovnsklint Windschurf im Küstenwald Gulstav Mose Strandwall am Keldsnor
   
Am Dovns Klint ist der größere Teil des dortigen hatbakker (Kame) bereits verschwunden. Vom Wanderparkplatz aus steigt der Hügel seewärts noch etwas an, um dann abrupt abzubrechen. Daher zeigt das Kliff in der Schichtung seiner Sande bzw. Kiese nicht mehr die (für den Kame charakteristische) Schrägstellung oder Wölbung.
Geschichtete Schmelzwassersande sind ansonsten viel zu sehen, vor allem in den oberen Partien des Kliffs.
Sie werden, wie im Bild zu sehen, von den Schwalben gerne für den Bau ihrer Bruthöhlen gewählt.
     
Wandert man am Strand entlang in Richtung Gulstav, findet man in den flacheren Kliff-Partien Grundmoräne aufgeschlossen, mehr oder weniger steinreich. Dabei fällt auf, dass viele Steine in den Grundmoräne-Tills kaum oder gar nicht gerundet sind (z. B. 2. Bild unten). Tatsächlich ist für die Grundmoräne ein unsortierter (und nicht geschichteter) Bestand an verschiedensten Steinen typisch (z. B. vorletztes Bild rechts unten), beim Niedertauen des Eises wird er frei und bleibt liegen.
Das letzte Bild rechts zeigt eine Kies-Einlagerung in der Moräne. Solche vom strömenden Schmelzwasser bearbeiteten, transportierten und geschichtet abgelagerten Kiese bestehen dagegen aus gerundeten Steinen. Man beachte den in der Wand hängenden, kugelig gerundeten Stein!
 
Die formschöne Rundung unserer Ostsee-Strandsteine wird also unter Umständen von Schmelzwasserströmen bereits während der Vereisungsphasen vorbereitet und später (postglazial) durch die Brandung vollendet. Rund um Langelands Südspitze findet das Abrollen der Strandsteine besonders intensiv statt und baut die ausgeprägten Strandwälle aus perfekt gerundeten Geröllen auf. Mitunter wird gefragt, warum der Geröllstrand hier am Dovns Klint dunkler und weniger bunt ist als andernorts. Das hat seinen Grund insbesondere darin, dass hier der Strand zu einem großen Teil aus schwärzlichen Flinten besteht. Sie sind besonders hart und halten das beständige Abrollen am längsten aus, wenn Granite, Gneise und Sandsteine längst zerbröselt sind.
Verstreut am Strand finden sich auch größere Steine. Sie können fortwährend überspült, aber natürlich nicht abgerollt werden und bleiben als Blickfang am Strand liegen. Hier als Beispiel ein sog. "Leitgeschiebe": Påskallavik-Porphyr aus Småland.
 
  So bilden 3 Faktoren im Zusammenwirken den typischen nacheiszeitlichen Steilufer-Ostseestrand  -   
hier sind sie im Bild vereint:
Kliff, Wellenschlag und Geröllstrand.
 
 
   Brandungskehlen entstehen bei Hochwasser als
  erosive Aushöhlungen in der Kliffbasis.
  An ihnen sieht man besonders eindrucksvoll, wie das Meer am
  Land nagt...
       
Nach Umrunden des Gulstav Klints ist zu sehen, dass die Einwirkung von der Wasserseite aus hier weniger stark ist:
Auf dem Geröllstrand kann sich erster Bewuchs halten. Das hat seinen Grund u. a. in der vor dem Vesterskov vorgelagerten Untiefe (Snekkegrund). Sie fängt einiges an Wellen-Dynamik ab.
Die den Küstenwinden ausgesetzten Bäume sind hingegen vom Windschurf gezeichnet. (Auf der Geltinger Birk an der Flensburger Förde wird ein solcher Baumbestand als "Gespensterwald" bezeichnet. In der Tat vermitteln diese Baumformen eine eigene, etwas skurrile Atmosphäre...) Durch den Wald führt ein Wanderweg, der uns  -  in Abwechslung zur kargen mineralischen Welt von Strand und Steinen und gespenstischen Baumsilhouetten  -  zu farbenfrohen Blüten-Begegnungen, zu Duft, Wärme und Insektenleben führt.
 
Der Blick von der Höhe des Gulstav Klint lässt die Exponiertheit der vorspringenden Kliffs erleben  -  und das Schwingen der Küstenlinie (1. Bild unten). Der Weg durch das extensive Weideland am Gulstav vermittelt Eindrücke von der botanischen Vielfalt des Gebietes. Ein nachdenklicher Moment stellt sich ein beim Blick zurück zum Gulstav Klint (letztes Bild unten): Der einsam am Strand stehende Drainage-Betonschacht macht deutlich, dass hier vor nicht allzu langer Zeit landwirtschaftlich genutzte Felder gewesen waren...
 
Unbedingt sollte man dem Keldsnor östlich des Dovns Klint einen Besuch abstatten. Durch schmale, geröllreiche Strandwälle vom offenen Meer getrennt breitet sich dort ein großer Strandsee aus. Einst war das Keldsnor eine offene Meeresbucht gewesen, aber hier hatten die strandparallelen Strömungen der See im Lauf der Zeit das vom Dovns Klint und anderen vorragenden Kliffs erodierte Material angeschwemmt und abgelagert. So wuchsen von beiden Seiten zunächst Sandhaken, dann Nehrungen mit Strandwällen, die sich schließlich vereinten und die Bucht ganz vom offenen Wasser abschnürten. Sehr deutlich sind die mehrstufigen Strandwälle wahrzunehmen. Sie sind im höheren Bereich von salztoleranten Pflanzen bewachsen. Sie leiten über zum üppig bewachsenen Ufer des Strandsees, der ein sehr wichtiger Rastplatz für Wasservögel ist. Der größte Teil der Strandwall- Küste ist daher aus Vogelschutzgründen nicht zugänglich. Es bleibt der Blick über den Strandwall zum Keldsnor Fyr und über das Noor zum Fakkebjerg, dem höchsten Kame der Region.
Am Rand des Østerskov (Wald zwischen Dovns Klint und Keldsnor) kann man das fossile Ufer der einstigen Meeresbucht durch die Bäume hindurch  -  heute als bewachsenen Uferhang  -  erspähen.
 
  Mehrstufige Strandwälle...   ...riegeln den Strandsee ab.   Blick auf Keldsnor Fyr     Blick auf den Østerskov
  Fossiles Steilufer    wildes Löwenmaul    Küstenmeerkohl    Blick übers Noor zum Fakkebjerg    am Østerskov
       
       
Das Gebiet um Langelands Spitze ist touristisch gut erschlossen. In Boxen an den Parkplätzen stecken (meist) Flyer, von Natursturelsen herausgegegeben, mit Beschreibungen und einer Kartenskizze.
 
Besuchenswerte Ziele sind u. a.:
 
Ørnehøj (20 m hoher Kames), 2 km nördlich des Dovns Klint  -
mit schönen Ausblicken auf Dovns Klint und Gulstav   -  und wild weidenden Exmoor-Ponys...
 
 
Fakkebjerg  ist mit 37 Meter der höchste Kames von Süd-Langeland.
Der Aufstieg ist lohnend, der Blick je nach Wetterlage weitreichend.
Die Infotafel am Parkplatz verrät einige interessante Fakten:
Von 1805 bis 1905 (d. h. bis zur Inbetriebnahme des Keldsnor Fyr) diente der Berg als Seemarke.
Zwischen 1953 und 1993 (während des Kalten Krieges) war auf der Kuppe eine Radaranlage installiert mit dem Ziel, die Schiffsbewegungen auf dem Langelands- bzw. Storebælt zu beobachten. Die Station wurde von einem Bunker aus bedient, der in die Kuppe gegraben worden war. Fundament-Reste sind heute noch zu sehen.
   
 
 auffallend steile Hänge!  Blick nach Norden Richtung Søgård Richtung Keldsnor Richtung Ristinge Klint
 
 
Hulbjerg 
Am Hulbjerg befindet sich ein jungsteinzeitliches (restauriertes) Ganggrab
https://de.wikipedia.org/wiki/Ganggrab_von_Hulbjerg

 
 
Literatur (zur Geologie):
Ehlers J. 2011: Das Eiszeitalter. Spektrum-Verlag.
Larsen G. 2002: "Fyn og Øerne" in der Reihe Geologisk Set (Geografforlaget)
 
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