Gebrauchssteine - Ziegel
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Ziegel aus den Manufakturen an der
Flensburger Förde
Im Spätglazial bildeten sich überall am Eisrand, in
Senken oder an Toteisblöcken eine Vielzahl von Schmelzwasserseen. In
ihnen konnten sich bei entsprechendem Materialeintrag und
Ablagerungsbedingungen Beckentone absetzen - steinfreie Ablagerungen aus
feinsten, schluffigen Sedimenten. Aus diesen Tonen wurden Ziegel
gebrannt.
In den Beckentonen wurden neben strukturlosen Lagen auch Warven-Schichten
ausgebildet. Sie entstanden durch den jahreszeitlich bedingten Wechsel
von hellen Lagen im Sommerhalbjahr, wenn viel Material dem See zugeführt
wurde und dunklen, tonigen Lagen im Winterhalbjahr bei wenig Wasser- und
Materialeintrag. Für die Ziegelherstellung wurde der Ton gleichmäßig
durchmischt.
Warventon aus Broager, Exponat im Ziegeleimuseum Cathrinesminde |
Im Gebiet um Broager waren durch die Eisbewegungen der späten Weichsel-Eiszeit großräumige Senken und Toteisseen entstanden, in denen sich zum Teil reiche Vorkommen an Beckentonen bildeten. Vor allem im Gebiet um das heutige Nybøl Nor und in der Iller-Senke an der Broager Vig erreichen die Tonvorkommen eine Stärke bis 18 m. Sie liegen bis 25 m über dem heutigen Meeresspiegel - ein Hinweis darauf, dass das Wasser hinter dem Eisrand zeitweise hoch gestaut war. Es sind strukturlose und Warventone vorhanden, bei den Warven konnten ca. 50 Ablagerungszyklen festgestellt werden, woraus geschlossen wird, dass während mindestens 50 Jahren unter unveränderten klimatischen Verhältnissen eine gleichbleibende Art der Sedimentation erfolgte.
Da gebrannte Ziegel im Ostseeraum ab dem 12. Jh. im Kirchenbau
beginnend und dann immer mehr die kurzlebigeren und wenig belastbaren
Baustoffe Reisig, Lehm und Holz sowie die ungefügen Feldsteine
verdrängten, wuchs der Bedarf an diesen „Kunststeinen“. Für die
Herstellung nutzte man die vielen kleinen Tonvorkommen des glazialen
Erbes in der Landschaft. So wie jedes Dorf seine „Mergelkuhlen“ zur
Gewinnung des nötigen Kalkdüngers für die Felder hatte, entstanden auch
viele kleine lokale Ziegelbrennereien. Wenn das örtliche Tonvorkommen
erschöpft war oder nicht mehr rentierte, wurden sie stillgelegt.
Entlang der Flensburger Außenförde waren - zur Blütezeit dieses Gewerbes
als kleine Manufakturen - mehr als 70 Ziegeleien tätig, damals die
größte Konzentration in Nordeuropa.
Die Ziegel wurden bis in die Karibik verschifft, in Kopenhagen waren die
gelben „Flensburger Ziegel“ im Bauboom des 19. Jh.
begehrt.
Allerdings sind die gelben kalkhaltigen Ziegel anfälliger gegenüber
Witterungseinflüssen als die roten kalkfreien; v. a. durch
Frosteinwirkung wird die Oberfläche angegriffen. Deshalb sind nicht
viele ältere Gebäude aus gelben Ziegeln zu sehen - sie sind häufig
übertüncht oder verputzt worden.
Die roten Ziegelbauwerke sind zum Markenzeichen der norddeutschen Städte
geworden.
Hin und wieder findet man Häuser, die den Farbkontrast der beiden
Ton-Arten als Gestaltungsmittel präsentieren.
Gebäude aus gelben Ziegeln | |
Haus in Broager | Die ehemalige Krusauer Wassermühle |
Gebäude mit rotgelbem Dekor | |
Arbeiterhaus im Ziegeleimuseum Cathrinesminde | Haus in Glücksburg |
Ein besonders prächtiges Stadthaus in Flensburg |
mit kunstvoller Wandgestaltung |
Ein Besuch im Ziegeleimuseum Cathrinesminde ist lohnend, auch wenn die Präsentation ausschließlich die Verarbeitung des Tons zum Thema nimmt. Vielleicht wird zu einem späteren Zeitpunkt eine Darstellung der glazialen Vorgeschichte hinzugefügt werden können.
Links: | |
https://msj.dk/de/ziegelei-cathrinesminde/ http://www.museum-sonderjylland.dk/ (dänisch) http://www.imslesvig.dk/visartikel.php?idstr=Cathrinesminde%2BTeglv%25E6rksmuseum&sprog=tysk (deutsch) |
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