Gebrauchssteine - Wegebau - Steinpflaster
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Steinpflaster
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Die Härte und Beständigkeit der Steine kann
helfen, zu große Weichheit im Gelände zu überwinden:
Trittsteine überbrücken morastige Wegestellen.
Wegedämme stellen eine Fortführung der Trittsteine dar, indem
sie eine Trasse schaffen, auf der z. B. Sumpfgebiete durchquert
werden können.
Aneinandergelegte Steine an einer seichten Bach- oder
Flussstelle schaffen festen Grund, das strömende Wasser auf
sicherem Boden zu queren: eine Furt.
Böschungen können durch Steine gehalten werden.
Ein Steinpflaster schafft eine belastbare,
beständige Wegetrasse.
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Mangels anstehendem Fels in der
schleswig-holsteinischen Moränenlandschaft konnte für den
Wegebau nur auf das als eiszeitliches Geschiebe vorhandene Material
zurückgegriffen werden. Zunächst wurden die abgerollten Steine
unbearbeitet als Geröllpflaster verlegt.
Wachsende Ansprüche an die Belastbarkeit und die Gleichmäßigkeit des Wegebelags führten
zur Verwendung von behauenen Steinen. Die Kunst der
Steinschläger, seit dem Mittelalter bereits im
Kirchenbau eingesetzt, wurde mit dem wachsenden Verkehr ein
begehrtes Handwerk im Wegebau.
Runde Feldsteine wurden häufig nur an der Oberseite bzw. soweit
für die Einpassung erforderlich geglättet. Deshalb liegen die
Steine ungeregelt und zeigen an der Oberseite mitunter eine
ovale, kantige oder längliche Form.
Der stark wachsende Verkehr ließ im 19. Jahrhundert den Bedarf
an Material für den Straßenbau sprunghaft steigen. Die im Lande
vorhandenen Geschiebesteinreserven konnten dem nicht genügen. Es
beginnt der Handel mit Steinbruchware aus Schweden.
Diese aus dem anstehenden Fels in großen Mengen hergestellten
Pflastersteine entsprachen nun Größennormen und erlaubten das
Pflastern im Reihenverband. |
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Beispiele
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Geröllpflaster (Katzenkopfpflaster) am
Heerweg
Im Krusauer Tal, unmittelbar jenseits der
deutsch-dänischen Grenze ist ein historisches Teilstück des
"Krummen Wegs" restauriert worden. Es handelt sich dabei um eine
Abzweigung von der Ochsenweg-Trasse nach Flensburg.
Die Pflasterung soll aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts
stammen.
Die verwendeten unbearbeiteten, gerundeten Geschiebesteine sind
überwiegend von kleinerer Größe und verschieden geformt. Sie
liegen eng aneinandergefügt, wobei Reihen aus größeren Steinen
die Trasse in Spuren teilen. Hinweise auf die Art des Unterbaus
waren nicht zu finden. |
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Mischpflaster aus
partiell behauenen und unbehauenen Geschiebesteinen
Ein einfaches Natursteinpflaster zeigt die Fahrbahnbedeckung der Granitquaderbrücke
über die Kielstau in Kleinsoltfeld. Da die Brücke selbst in die erste
Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert wird, stammt möglicherweise auch der
Fahrbahnbelag aus dieser Zeit. Die Pflasterung besteht zum
größten Teil aus partiell bearbeiteten Geschiebesteinen -
d. h. die oben liegende Fläche ist geglättet. Kleinere, unregelmäßig geformte Steine
füllen die
Zwischenräume. Trotz der sehr unterschiedlichen Gesteinsarten
und Formate wurde eine gut geebnete Brückendecke geschaffen, die
heute noch von dem lokalen Verkehr zwischen Freienwill und Juhlschau
befahren wird. |
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Typisches buntes Dorfpflaster mit
partiell behauenen Kopfsteinen
Regnerisches Wetter lässt die bunte Gesteinsvielfalt aus dem
skandinavischen Ursprung der eiszeitlichen Moränen erst so
richtig deutlich werden: es ist immer ein dekorativer Anblick
- und eine Einladung, auf Entdeckungsreise zu gehen...
Die Steine sind ungleichmäßig bearbeitet, etwas unterschiedlich
groß und liegen noch nicht im strengen Reihenverband.
Vordringliches Ziel auch hier: eine ausreichend geebnete Oberfläche.
Solche Pflasterungen sind (hoffentlich) in nahezu allen Orten in
Norddeutschland noch irgendwo zu finden.
Das gezeigte Beispiel stammt vom Kirchplatz in Teterow,
Mecklenburg. |
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Repräsentatives
Großsteinpflaster aus Steinbrüchen in Halmstad, S
Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versahen die Städte gerne öffentlich
bedeutende Plätze mit einem neuem repräsentativen Naturstein-pflaster.
Gewünscht war ein einheitliches Erscheinungsbild
der Steine in Bezug auf Gesteinsart, Größe und Bearbeitung. Der
verbreitete Handel mit den dekorativen migmatitischen Söndrum-Gneisen
aus Halland in Schweden führt dazu, dass man diesem malerischen
Stein in norddeutschen Städten öfters begegnen kann. Die Steine
liegen wohlgeordnet im Reihenverband. Eine feste, ebene
Oberfläche ist also nicht mehr alleiniges Anliegen des
Pflasters.
Bild: Pflaster vom Südermarkt, Flensburg |
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Kleinsteinpflaster aus Uppsala-Granit, S
Ebenfalls aus Steinbrüchen in Schweden stammt dieses Pflaster aus Uppsala-Granit.
Es handelt sich hier in der "Alten Zollstrasse" bei Wassersleben
nahe der deutsch-dänischen Grenze um ein Kleinsteinpflaster. Die
Steine hatten maximal
11 cm Kantenlänge. Sie wurden -
wie die oben gezeigten Großsteine aus Halmstad - in den
Herkunftssteinbrüchen zu Quadern gespalten und verschifft. Auch
wenn die Quader in Form und Größe ein wenig variieren, werden
sie im Reihenverband verlegt.
Die Befestigung der Straße stammt aus der Zeit bald nach der
Grenzziehung von 1920. |
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Bogenpflaster aus kleinformatigen Bohuslän-Granit-Quadern,
S
Weitere Möglichkeiten, im Stadtbereich größere Flächen dekorativ
zu gestalten, ergeben sich durch aufwendigere Gestaltungen des
Pflasterverbands. Im Zuge der Stadtsanierungen und
Modernisierungen des letzten halben Jahrhunderts entwickelten
sich auf der Basis traditioneller Formen neue, freie
Gestaltungen. Der einzelne Stein wird dabei zum Bauelement
linear-graphischer Wirkung.
Kleinformatige, gleichmäßig gemusterte Steine bieten sich dafür
an - wie im hier gezeigten Beispiel eines
Bogenverbands aus Bohuslän-Granit.
Pflaster an der "Schiffsbrücke" in Flensburg,
(Zeitpunkt der Verlegung nicht bekannt) |
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Die bunten Natursteinpflaster aus eiszeitlicher
Gletscherfracht sind in ihrer Vielfalt eine Augenweide und
interessieren den Geschiebefreund ganz besonders, wenn zu
erkennen ist, woher die einzelnen Steine ursprünglich stammen.
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Åland-Porphyraplit
Flensburg, Johannisstraße |
Filipstad-Granit
Flensburg, Johannisstraße |
Venjan-Porphyrit
Flensburg, Johannisstraße |
biotitreicher Gneis
Flensburg, Johannisstraße |
Roter
Småland-Granit
Flensburg, Johannisstraße |
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feldspatführender
Diabas
Flensburg, Nikolaikirchhof |
Graversfors-Granit
Flensburg, Hof Speicherlinie |
Paskallavik-Granitporphyr
Flensburg, Johannisstraße |
def. Ostsmåland-Porphyr
Flensburg, Johannisstraße |
Digerberg-Konglomerat
Wismar, Am Lohberg |
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Bornholm-Gneisgranit
Flensburg, Johannisstraße |
Dalarne-Porphyr
Flensburg, Johannisstraße |
Emarp-Porphyr
Flensburg, Hof Speicherlinie |
gefälteter Gneis
Flensburg, Nikolaikirchhof |
Filipstad-Granit
Flensburg, Hof Speicherlinie |
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grobkörniger Granit
Flensburg,
Nikolaikirchhof |
Järeda-Granit
Flensburg, Johannisstraße |
Augengneis
Flensburg, Johannisstraße |
Tönsbergit
Flensburg, Hof Speicherlinie |
Virbo-Granit
Flensburg, Johannisstraße |
Manche großen, überwiegend einheitlichen Pflasterflächen aus
schwedischem Steinbruch-Material stellen eine gute
Anschauungsmöglichkeit für die jeweilige Gesteinsart dar.
Halmstad-Gneise aus Südwestschweden |
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Aus dem südwestschwedischen Gneisgebiet stammen
die an ihren malerischen Schlieren und Bändern erkennbaren
Halmstad-Gneise. Die im Pflasterstein erhaltenen Ausschnitte aus
großen, dynamischen Bewegungen lassen erkennen, dass zwei
unterschiedlich plastische bzw. partiell aufgeschmolzene
Gesteinsmassen in eine grobe Gemengedynamik gerieten. Im
allgemeinen ist die dunkle Gesteinssubstanz die ältere, festere
Masse - die helle, felsitische die aufgeschmolzene,
mobilere.
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Ausführlichere Hinweise zum Thema Migmatit z. B. unter:
http://www.kristallin.de/Metamorphite/Migmatite.htm#Anker1
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Pflaster am Südermarkt, Flensburg |
Pflaster an der Schiffsbrücke, Flensburg |
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In Flensburg wurde verschiedentlich der migmatitische Halmstad-Gneis großflächig als Pflaster verlegt:
am Südermarkt, an der Schiffsbrücke, am Südergraben... Auch
Halmstad-Bordsteine sind häufig verwendet. |
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Uppsala-Granit aus Uppland, Schweden |
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im Pflaster an der Schiffsbrücke, Flensburg |
im Pflaster an der Bahnhofstraße, Flensburg |
Pflaster an der Bahnhofstraße, Flensburg |
im Pflaster an der Bahnhofstraße, Flensburg |
im Pflaster an der Bahnhofstraße, Flensburg |
Bei dem Uppsala-Granit handelt es sich um einen schwarzweißen
hornblendehaltigen Granit, der auffallend viele dunkle,
feinkörnige Einschlüsse enthält. Es sind dioritische Xenolithen
mit viel Biotit und Pyroxen, sie können sehr unterschiedlich
groß sein.
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Regennasses
Pflaster aus Uppsala-Granit
Flensburg, Bahnhofstraße |
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Kleinsteinpflaster aus Uppsala-Granit
Flensburg, Schiffsbrücke |
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Der farbneutrale Uppsala-Granit ist an verschiedenen Stellen des
Flensburger Stadtgebietes anzutreffen, vor allem an der
Bahnhofstraße und auf dem Bahnhofsvorplatz.
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Bohuslän-Granit aus Westschweden |
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Bohuslän-Granit ist ein meist kleinkörniger,
bräunlicher oder leicht rötlicher Biotitgranit, bei Verwitterung
auch ins Gelbliche spielend. Es kommen porphyrische, aber auch
pyterlitische Varianten vor.
Flensburger können ihm an verschiedenen Orten innerhalb der
Stadt begegnen, beispielsweise in der Hochstraße oder an der
Speicherlinie. Er findet sich aber auch immer wieder vereinzelt
inmitten anderer Pflaster - was auch auf Umbettungen
oder Neuverlegungen zurückzuführen sein könnte. |
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Bohus-Pflaster in
der Hochstraße, Flensburg |
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Chausseepflaster
Nur noch an wenigen Stellen in
Schleswig-Holstein ist ein Stück altes Chausseepflaster erhalten.
Südlich von Süderschmedeby steht dem Lokalverkehr die Trasse der alten
Landstraße zwischen Schleswig und Flensburg zur Verfügung, parallel zur
neueren Bundestraße (B 76) und zur Autobahn nach Dänemark.
Bei Helligbek
kann ein Eindruck der ursprünglichen, noch gut bewahrten Pflasterung gewonnen
werden.
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die alte
Landstraße bei Helligbek |
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das alte, gut
erhaltene Granitpflaster |
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Ein Schloßplatz |
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Lange bevor die zunächst nur als Schotterstraßen
angelegten, jedoch vom wachsenden Verkehr zunehmend bean-spruchten
Chausseen ihre Pflasterung erhielten, sorgten Schlossherren und
Gutsbesitzer für eine solide gepflasterte und zugleich auch repräsentative Ausstattung ihrer
eigenen
Hofanlagen, vor allem der Zufahrten.
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Ein schön erhaltenes Beispiel ist das Schloss Ludwigslust: |
Das aus dem 18. Jh. stammende Schloss ist eine
repräsentative Residenzanlage mit weitläufigem Schlossplatz und
ausgedehnten Parkanlagen. An der zum Schloss führenden
Schlossstraße entstanden in baulicher Anbindung an den
Schlossbezirk Häuser für die Bediensteten. Das
Katzenkopfpflaster der Straße mündet in die weite, in gleicher
Weise gepflasterte Fläche des Schlossplatzes. |
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Zu guter letzt...
Ein Pflasterstein
Ein Pflasterstein, der war einmal
und wurde viel beschritten.
Er schrie: "Ich bin ein Mineral
und muss mir ein für allemal
dergleichen streng verbitten!"
Jedoch den Menschen fiel's nicht ein,
mit ihm sich zu befassen,
denn Pflasterstein bleibt Pflasterstein
und muss sich treten lassen.
Joachim Ringelnatz |
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