Gebrauchssteine - Steinwerkzeuge
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Gegenstände und Werkzeuge aus Stein
Gerätschaften aus Stein sind die frühesten erhaltenen Zeugnisse des
werktätigen Menschen.
Schaber, Faustkeil, Klinge, Speerspitze, Stichel,
Handbeil und Keule unterstützen die zentralen Betätigungen des
steinzeitlichen Menschen: Jagd, Bearbeitung der Jagdbeute,
Nahrungszubereitung, Verteidigung. Sie stellen eine Verlängerung von
Hand und Arm und zugleich eine harte, unverletzliche Spezialisierung der
Finger dar.
Im Ostseeraum stand der durch Abschlag zu gewinnende, äußerst
scharfkantige Flint als ein ideales Material zum Schneiden, Schaben und Bohren
zur Verfügung. Neben dem Flint wurden feinkörnige Vulkanite (Basalt,
Diabas), Amphibolite und Sandstein (Quarzit) für die Herstellung von
Äxten und Beilen verwendet.
Aus der Fülle der erhaltenen Artefakte werden nur einige Beispiele
gezeigt.
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Ein Faustkeil ist das erste ungefüge
Handwerkzeug des steinzeitlichen Menschen.
Obwohl das hier gezeigte Beispiel aus Feuerstein wie ein
altsteinzeitliches Artefakt anmutet, stammt es doch aus dem
Umfeld eines jungsteinzeitlichen Fischer- bzw. Jagdlagers. Auch
in jüngerer Zeit wurden stets auch noch einfache, alte Formen
von Steinwerkzeugen hergestellt, sei es zu Übungszwecken oder
"von jedermann" für den schnellen Gebrauch.
(Sgl. R. Perry) |
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Dieser Schaber diente vor allem der
Bearbeitung von Fellen.
Deutlich ist die retuschierte Kante zu erkennen.
Er stammt von der gleichen Lokalität wie der Faustkeil.
(Sgl. P. Perry) |
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In diesem Fischschwanzdolch aus
Schleswig-Holstein
ist die Bearbeitung des Feuersteins zur Vollendung gelangt.
Er wird in die Endzeit des Neolithikums (Jungsteinzeit) datiert,
in eine Zeit, als bereits die Kupferbearbeitung eingesetzt
hatte.
Es ist vorstellbar, dass hier die elegante Form eines
Kupferdolches Pate gestanden hat, jedoch der bewährte Feuerstein
gewählt wurde, um eine sehr widerstandsfähige, effektive Waffe
zu schaffen.
(Exponat im städtischen Museum Flensburg, "Museumsberg")
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Ein ebenfalls ausgereiftes Steinwerkzeug aus dem Neolithikum
ist dieses Steinbeil .
In selteneren Fällen wird ein feldspatführender Diabas für ein
Beil verwendet. Große eingebettete Kristalle erhöhten die
Gefahr, dass Teile der Schneide beim Gebrauch heraus brachen.
Ein solches Beil mag vor allem der Präsentation bzw. rituellen
Zwecken gedient haben.
(Exponat im städtischen Museum Flensburg, "Museumsberg") |
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Nachdem Bronze und Eisen als vielseitige Werkstoffe handhabbar
geworden waren, verlagerte sich die Verwendung von Steinen vorrangig auf
die heute noch übliche Nutzung als Baustein, Gedenkstein, Wegbefestigung
u. ä.
Jedoch blieb für einige
Gebrauchsgegenstände der Stein unersetzlich und
wird bis in die Neuzeit eingesetzt: Zum Beispiel der Mahlstein, zunächst
als Handmühle, später als Mühlstein und heute noch bei Mörsern und in
elektrischen Haushaltsmühlen verwendet.
Die Robustheit und Härte des Steins wird genutzt,
um weicheres Material (meist Getreide oder Gewürzkörner) zwischen
„Unterlieger“ (untere Steinschale) und „Läufer“ (rund oder länglich
geformter Reibestein) zu zerreiben.
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Reibestein
aus dem
Archäologischen
Freilichtmuseum Groß Raden, Mecklenburg |
Steinzeitlicher
Reibestein
(in der
Steingerätesammlung "Boolsens stenhave,
Museum Bangsbo, DK) |
Steinzeitlicher Mörserstein (in
der
Steingerätesammlung "Boolsens stenhave,
Museum Bangsbo, DK) |
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Es sind wichtige Eigenschaften des Steins, die für verschiedene Zwecke
genutzt wurden:
das Gewicht
die Robustheit
die daraus erfolgende Lagestabilität
die Gestaltbarkeit
die Wasserdichte
Beispiele für Steingerät aus der frühen und jüngeren Neuzeit:
Im Außengelände des Bangsbo Museum, Frederikshavn (DK) ist eine
Sammlung historischer Gebrauchssteine zu sehen - „Boolsens stenhave“.
Johannes Boolsen sammelte im dänischen Vendsyssel zwischen 1939 und 1973
rund 1000 bearbeitete Steine. Sie datieren von ca. 3000 v. Chr. bis in
die Mitte des 19. Jh. Aus dieser Präsentation stammen die nachfolgenden
Bildbeispiele.
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Gegengewichtsstein.
Ein Ziehbrunnen funktionierte mit einem doppelarmigen Hebel. An
dem einen Ende hing der Wassereimer, das andere Ende war zum
Ausgleich mit einem Gegengewichtsstein versehen, der das
Hochziehen des vollen Eimers erleichterte.
Gegengewichte sind auch heute in einigen Situationen notwendig,
z. B. für Aufzüge oder Kranausleger, sie bestehen aus Eisen-
oder Betonplatten.
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Anbindesäule.
Mit einer Vorrichtung zum Anbinden von Pferden beispielsweise
bei einem Gasthof.
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Steinsäule (rechts).
Die gezeigten Steinsäulen stammen aus unterschiedlicher
Verwendung - als Tür- oder Torpfosten, als Brückenstütze
oder -planke.
Wasserbecken / Futtertrog
(links).
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Abweisestein.
In den Ortschaften wurde es mit dem zunehmenden Verkehr von
immer schnelleren Fahrzeugen erforderlich, die Hausecken zu
schützen. Es entwickelten sich verschiedene Formen von
Radabweisesteinen oder-säulen.
(18./19. Jh.).
Sie sind vielerorts noch in Dörfern oder auf ländlichen Anwesen
in Toreinfahrten zu sehen. |
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Mühlstein mit feiner Riffelung (17. Jh.).
Die für Mühlsteine genutzten Gesteinsarten weisen
unterschiedliche Eigenschaften und deshalb Qualitätsmerkmale
auf.
Porphyr und Granit waren auf Grund ihrer feinkristallinen
Verzahnung im Gefüge sehr haltbar und effektiv im Zerkleinern
des Mahlgutes.
Die runde Körnung im Sandstein führte zu stärkerem Abrieb,
Sandstein-Mühlsteine wurde überwiegend für Futterschrot
eingesetzt.
Seltener sind (hochwertige) Basalt-Mühlsteine, ihre Herstellung
ist aufwendig.
Die Riffelung förderte das Zermahlen und den Transport des
Mahlguts.
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Taufbecken (frühmittelalterlich).
Die ältesten Taufsteine im Ostseeraum bestehen aus Granit.
Meist sind es schlichte, runde Becken; die Grobkörnigkeit und
Härte des Gesteins ließ dem Steinmetz wenig
Gestaltungsmöglichkeit.
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Weihwasserbecken.
Die kleineren Weihwasserbecken waren häufig aus Sandstein
hergestellt.
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Mittelalterlicher Mühlstein mit
grober, zentrischer Riffelung.
Es handelt sich hier um einen Granat-Glimmerschiefer aus
Südwestnorwegen. Mühlsteine aus diesem metamorphen
Gestein waren seit dem frühen Mittelalter in Dänemark
verbreitet. Die im Glimmerschiefer eingelagerten sehr harten
Granate bewirkten, dass die Mühlsteine selten geschärft werden
mussten.
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In manchen bäuerlichen Heimatmuseen
sind unter den gezeigten alten Gerätschaften auch solche, die
Steine verwenden. In der Ausstellung der "Mühle Anna"
(Heimatmuseum der Landschaft Schwansen in Rieseby)
beispielsweise sind die beiden nebenstehenden neuzeitlichen Handmühlen
zu sehen sowie ein alter Mahlstein. |
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Ein imposantes Steingerät liegt im Park des Schlosses zu
Glücksburg, Schleswig-Holstein.
Es handelt sich um eine
prächtige historische Steinwalze aus einem rötlichen
Granit. Walzen dieser Art wurden, von Pferden gezogen, im frühen Wegebau
eingesetzt.
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Die Textur des Steins deutet darauf, dass es
sich um Steinbruchware aus Vang-Granit (Bornholm) handeln könnte.
Zum
Vergleich ein Handstück aus Bornholm. |
Steinwalze,
Glücksburg,
Ausschnitt |
Gesteinsprobe
Vang-Granit,
Jons Kapel, Bornholm |