Gebrauchssteine - Wegebau - Brücken
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Steinpflaster -
Brücken - Wegmarken
- Wegepflichtsteine
Historische Feldstein-
und
Granitquaderbrücken
Das Charakteristische des Steins - das verlässliche Bewahren der durch Bearbeitung hergestellten
Form - macht ihn tauglich, Baustein
zu sein.
Zu einer Quaderform behauene Steine können zum Teilstück eines
Ganzen werden: im Aneinanderfügen
von Bausteinen wird ein Verbund geschaffen, der eine übergeordnete bauliche Einheit
herstellt.
Es entstehen Bauwerke: Mauern, Brückenbögen,
Gebäude...
In Schleswig-Holstein und Südjütland sind nicht viele
historische Brücken erhalten.
Sie mussten im allgemeinen den modernen Straßenerweiterungen
weichen und wurden durch Betonbrücken ersetzt. Eine Chance zum
Erhalt bestand, wenn die neu zu bauende Trasse verlegt wurde
(wie es beim "Heerweg" in Sütjütland geschah). Manchmal verlor
auch ein Weg seine frühere Bedeutung und genügt nun,
unverändert, dem lokalen Bedarf (wie im Fall der Brücke bei
Nüchel in Ostholstein) - oder eine alte Brücke auf
Privatbesitz wird respektiert und restauriert (wie auf Gut
Löhrsdorf oder Schloss Glücksburg).
Steinbrücken entstanden zunächst - wie auch die
Wegepflasterungen - bevorzugt im Verlauf der
bedeutenden Überlandwege und auf den großen Gütern. Sie lösten
häufig hölzerne Vorgängerbrücken ab. Da die Wasserläufe im Lande
eher schmal zu nennen sind, waren auch die Brücken von
bescheidenem Ausmaß. Die heute erhaltenen Brücken haben
häufig nur einen Durchfluss. |
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Feldsteinbrücke Sagauer Au
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Die Aufnahmen des Durchflusses wurden
freundlicherweise
von Herrn Hartmut Schultz, Nüchel, zur Verfügung gestellt. |
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Diese alte, rustikale Feldstein-Balkenbrücke liegt
heute abseits des Verkehrs an der nicht befestigten
Verbindungsstraße zwischen Nüchel und Sagau. Einst verband
dieser Weg die Domäne Adolfshof zu Nüchel mit dem Gut Stendorf
(beide dem Großherzog von Oldenburg zugehörig).
Ein Entstehungsdatum ist nicht bekannt.
Für den Unterbau wurden große Feldsteine soweit bearbeitet, dass
sie sicher aufeinander liegen konnten und einen glatt
ausgerichteten Durchfluss gewährleisteten. Auf den 3 - 4 Lagen
Tragesteinen ruhen schmallängliche Steinbalken mit einer lichten
Weite von immerhin 1,40 Metern. Das Widerlager eingerechnet muss
die Länge der Steinbalken mehr als 2 Meter betragen. |
Immervad-Bro
am
Heerweg, Südjütland
Eine sehr schöne historische Steinbalkenbrücke
befindet sich südlich von Vojens am alten Heerweg.
Nach Auskunft der am Ort befindlichen Infotafel stammen die Steinbalken
sowohl des Unterbaus als auch der Decke von einem
Großgeschiebe, das durch das Inlandeis in die Nähe von Haderslev
(Fredhule) verbracht worden war.
Es handelt sich um einen blass rötlichen Granit, möglicherweise aus Småland.
Vereinzelte Blöcke
bestehen aus anderem Gestein. |
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ein
Blick auf die imposanten, seitlichen
Steinbalken |
überwiegend: blass rötlicher Granit
(Steinbalken der Immervad-Bro) |
auch vertreten: Augengneis
(Steinbalken der Immervad-Bro) |
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Die
Immervad-Au hat parallel ein neues Bachbett bekommen, sodass man heute
trockenen Fußes den Bau der Brücke studieren kann.
Gut 2 Meter lange, glatt behauene, aufeinandergesetzte
Steinbalken bilden den seitlichen Unterbau sowie die mittlere
Stützwand - sodass ein geteilter Durchfluss
entsteht. Auf den Seitenwänden und der mittleren Stützwand ruhen
doppellagig die Deckbalken. Hohe, schlanke Pfeiler vor der
Mittelwand schützen diese gegen den (heute fehlenden)
Wasserdruck und halten zugleich das sehr malerische, mit
natürlichem Schwung besonders schön gewachsene Holzgeländer.
Ungeachtet ihrer heute trockenen Lage wirkt diese Brücke
kraftvoll und unverwüstlich. |
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Povlsbro
am Heerweg, Südjütland |
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Die Povls-Brücke von der Westseite ...
und von Osten |
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Die 1970 restaurierte Povls-Brücke östlich von Uge in Südjütland
zeigt in besonders schöner Weise die traditionelle Bauweise
einer nicht verfugten Einbogenbrücke. Auf der von
Sønderjyllands
Miljøområdet aufgestellten
Infotafel wird die Vorgehensweise dargestellt:
...Der den Durchlauf überspannende Brückenbogen ist eine
selbsttragende Konstruktion aus Granitsteinen, die schwach
keilförmig behauen sind. Der Brückenbogen wird stabilisiert
durch Moos zwischen den Steinen und durch eine Lehmpackung
obenauf. Sodann wird die Fassade der Brücke errichtet, und der
Zwischenraum wird mit Feldsteinen ausgefüllt. Darauf wird der
gepflasterte Fahrdamm angelegt. Anschließend werden die
Auffahrtsdämme zu beiden Seiten der Brücke aufgebaut und
gepflastert...
Die Povls-Brücke stammt von 1844 und ersetzte damals die
hinfällige Holzbrücke. Vielleicht ist das besonders hoch
gespannte, fast elegante Gewölbe auf den vergleichsweise späten
Errichtungszeitpunkt zurückzuführen.
Der Begriff "Granitsteine" ("granitsten") wird im
Dänischen wie im Deutschen bei Baubeschreibungen generalisiert
verwendet und bedeutet keine Aussage über die petrographische
Klassifikation.
Soweit die Verwitterungsrinde der Steine eine Aussage erlaubt,
handelt es sich bei den Steinen um Gneise und andere
Metamorphite, Granitoide und
Vulkanite. Auch hier spiegelt sich die Vielfalt des
Geschiebesortiments... |
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Steinbrücke an der Kielstau,
Angeln
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Die
sog. Grüh-Brücke in Kleinsoltfeld |
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Die waagrecht
liegenden Quader des Brückenkörpers |
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In der landschaftlich interessanten Gegend um
den Treßsee in Angeln finden wir eine sehr ähnlich konstruierte
Steinbrücke von ca. 1825 - allerdings wurden hier
die Fugen zwischen den Quadern sorgfältig mit Mörtel
verstrichen. Auch wurde der Unterbau im Durchfluss durch einen
mit Mörtel verstrichenen Sockel geschützt -
eine später erfolgte Maßnahme. Die
waagrecht liegenden, behauenen Quader des Brückenkörpers sind
von ansehnlichen Ausmaßen. Nicht alle sind regelrecht und
gleichseitig bearbeitet worden - manche "Randstücke"
zeigen neben einer geglätteten Seite auch den gebogenen Umriss
des ursprünglichen Geschiebeblocks. So wurde das
Findlingsmaterial sparsam verwendet...
Die kleine, heute fast nur von Anliegern genutzte Straße war im 19.
Jahrhundert augenscheinlich als Verbindung zwischen Großsolt und
Oeversee von Bedeutung - sonst wäre nicht
ein so aufwendiges Bauwerk errichtet worden. |
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Gejlå Bro am Heerweg, Südjütland
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Die Gejlå Brücke nördlich von Kruså liegt in einer
reizvollen Landschaft
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Diese schöne Zweibogenbrücke stammt von 1818.
Auch sie löste hölzerne Vorläuferbrücken ab. Und bei niedrigem
Wasserstand sind wohl auch noch Steine der ursprünglichen Furt
im Bachbett zu erblicken.
Im Text der vom
Sønderjyllands
Miljøområdet erstellten Infotafel wird auf die
Bearbeitungstechnik eingegangen:
...Die Steinschlägertechnik im Hinblick auf den Brückenbau
ist heutzutage nahezu in Vergessenheit geraten. An mehreren
Granitsteinen in der Brücke sind lange Meißelspuren vom
Bearbeitungsprozess zu sehen. Mit Hammer und Meißel wurde
zunächst eine Reihe Löcher in den Stein gearbeitet, in die
Holzkeile eingesetzt wurden. Diese wurden dann mit warmem Wasser
übergossen, wodurch das Holz sich ausdehnte und der Stein sich
nach Wunsch spaltete. Man beachte die feine, keilförmige
Ausformung der Steine in den selbsttragenden Bögen über den
beiden Durchläufen.
Die Zusammenfügung der behauenen Feldsteine über den beiden
Durchläufen ist in klassische Weise ausgeführt. Auf beiden
Seiten führt eine Erd- und Steinaufschüttung zur Brücke hin.
Noch ist etwas von dem ursprünglichen Wegbelag aus
Kopfsteinpflaster an dem gut erhaltenen und freiliegenden Stück
des Heerwegs südlich der Brücke zu sehen...
An den vom Wetter abgewandten Seiten der Brücken, den
Ostseiten, ist meist mehr vom Charakter der verschiedenen
Steine zu erkennen (linkes Bild). Hier sind z. B. mehrere große
Sandsteinblöcke verarbeitet worden. |
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Die Steinbrücken von Tremsbüttel,
Stormarn
Schloß Tremsbüttel hat eine wechselvolle
Geschichte. Etwas davon spiegelt sich in den beiden erhaltenen
Steinbrücken.
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Die Straße "Am Herrenholz" quert die Beste auf einer alten
denkmalgeschützten Feldsteinbrücke. Es ist eine rustikale Brücke
außerhalb des Ortes.
Das Tonnengewölbe wurde aus behauenen, aber nicht völlig
geglätteten Steinen gefügt. Der Brückenkörper besteht weitgehend
aus Feldsteinen.
Nach einer Auskunft am Ort stammt die Brücke aus der Zeit des
alten Herrenhauses, das 1895 dem heutigen Schloß weichen musste.
Damals verband der Weg "Am Herrenholz" das Herrenhaus mit dem
Jagdwald, den Fischteichen und dem Gut Lasbek.
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Die Lasbeker Straße ist heute die hauptsächlich genutzte
Zufahrtsstraße zum Ort und Schloss. Sie und die Granitquaderbrücke über die
Beste wurden Ende des 19. Jahrhunderts gemeinsam mit der
heutigen Schlossanlage ausgebaut. Man sieht es den sorgfältig
bearbeiteten Quadern, dem ebenmäßigen Aufbau und der
anspruchsvolleren Gestaltung mit Sims und Uferschutz an, dass
hier eine repräsentative Brücke gewünscht war.
Eine gestalterische Vollendung wurde mit der Verwirklichung der
exakten Kreisform für die Durchflussöffnung angestrebt.
Damit passt diese neuere Brücke zum neuen Schloss wie die alte
Brücke zum alten Herrenhaus passte.
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Die Steinbrücken
von Gut Löhrstorf, Ostholstein
Das Herrenhaus von Löhrstorf ist von einem
Wassergraben umgeben. Zwei Steinbrücken gewähren Zutritt zu der
Hofinsel.
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Es sind zwei Beispiele für neuere Quaderbrücken
des 19. und 20 Jahrhunderts, die linke im Stil der klassischen
Zweibogenbrücken, die rechte mit einer frei gestalteten Mauer
auf dem möglicherweise älteren Brückenbogen. |
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Zur Entstehungsgeschichte der zweibogigen Brücke
(links) erschien im Schleswig-Holstein Journal 21,
27.Mai 2017 folgender Bericht:
"In Schleswig-Holstein haben sich aus dem Jahr 1945 nur
wenige bauliche Zeugnisse erhalten, die mit Ende des Krieges und
der "Stunde Null" in Verbindung stehen. Eine Ausnahme ist die "Buttermilchbrücke"
auf Gut Löhrstorf in Ostholstein, die im Sommer 1945 in
kürzester Zeit von dort internierten Wehrmachtsangehörigen
erbaut wurde. Die über zwei flachen Segmentbögen errichtete
Brücke aus Beton ist etwa zwölf Meter lang, sechs Meter breit
und an den Stirnseiten mit gespaltenen Granitsteinen verkleidet.
Die seitlichen Einfassungen bestehen aus Holzgeländern mit
senkrecht gesetzten Brettern, die zwischen quadratischen
Granitpfeilern eingespannt sind. Die Überfahrt gliedert sich in
einen mit Feldsteinen gepflasterten Mittelteil und zwei
unterschiedlich breite Gehwegzonen, die durch
Granitborde abgesetzt sind.
Briten und Kanadier erreichten Gut Löhrstorf am 8. Mai 1945. Bis
1949 internierten sie allein in der Nordspitze Ostholsteins rund
650000 deutsche Soldaten. Aus der Not heraus und um den
Gefangenen eine sinnvolle Beschäftigung zu geben, verabredeten
der Löhrstorfer Gutsherr und die Militärführung des
Kriegsgefangenen-Regiments 50 den Bau einer Steinbrücke. Die am
Bau beteiligten Soldaten und Helfer wurden für ihre Arbeit mit
etwas Gerstenschrot und einem halben Liter Buttermilch als
Extraration entlohnt, was der Brücke zu ihrem Namen verhalf." |
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Die möglicherweise älteste erhaltene
große Steinquaderbrücke
in Schleswig-Holstein ist die
Königsbrücke in
Schmalfeld. Ihren aristokratischen Namen trägt sie, weil sie -
wie viele weitere im damaligen dänischen Raum - durch König
Christian VII. veranlasst (und finanziert) wurde. Der Bau
erfolgte, weil eine wichtige Nord-Süd-Verbindung hier die
Schmalfelder Au querte und er wurde - im Vergleich zu den
Chausseebrücken des 19. Jh. schon früh, 1785 - in aufwendiger
Quaderbauweise durchgeführt. In drei Bögen überspannt die
21 m lange Brücke die Au, ihr Straßenbelag besteht auch heute
noch aus Kopfsteinpflaster. 1983 wurde neben ihr eine neue
Stahlbetonbrücke errichtet.
Weitere Infos:
http://www.schmalfeld.net/index.php/dorf/geschichte/54-koenigsbruecke |
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In Landschaften, die über natürliche
Fels-Ressourcen verfügen, können selbst für einfachste Bachüberquerungen
dauerhafte, steinerne Alternativen zu einem
vergänglichen Holzsteg geschaffen werden... |
Überbrückungen aus
Steinbalken
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Ein
Steinbalken-Steg
in Dalsland, Schweden
Wo in erreichbarer Nähe ausreichend brauchbares Gestein im
Steinbruch zu gewinnen ist, besteht die Möglichkeit, wie hier in
Hallersbyen, Dalsland, kleinere Wasserläufe lediglich mit Hilfe
von hergerichteten Monolithen zu überbrücken. Hier wurden zwei
Längsquader passend zusammengefügt, mit einer Länge von fast
3 Metern. Auf einer Seite stützt gewachsener Fels das Gewicht
der Steine, auf der Straßenseite wurde ein einfaches Widerlager
aus losen Steinen errichtet.
Das Material ist heller Dalsland-Quarzit. |
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Eine Weiterentwicklung dieser
Bauform -
um breitere
Querungen zu
erreichen - ist die
Steinbalkenbrücke.
Hier ein Beispiel aus "Boolsens stenhave", einem sehenswerten
Freilichtmuseum für historische Gebrauchssteine, in Bangsbo bei
Frederikshavn, Dänemark. |
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... oder vielbogige Steinbrücken über breite,
jahreszeitlich durchaus wasserreiche Flüsse. |
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Eine 9-Bogen-Brücke:
Die Horndøla-Brücke, Westnorwegen |
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Diese 52 m lange schön erhaltene
Natursteinbrücke mit frei tragenden Bögen wurde um 1810 in
3jähriger Bauzeit errichtet. Sie war Teil des
"Bergenske-Trondhjemske
Postvei", einer 1785 für den Postverkehr
eingerichteten, küstennah verlaufenden Straße - die
ihre Funktion erst mit Aufkommen der Dampfschifffahrtslinie
(1868, später die bekannte Hurtigruten) verlor. In den 1930er
Jahren wurde sie für das zunehmende Befahren mit schweren Lasten
durch eine Betondecke gesichert und 1971 im Zuge einer
neuen Straßenführung (etwas weiter südlich, mit einem modernen
Brückenneubau) vom Überlandverkehr ganz befreit.
Nach einer Restaurierung 1993/94 kann sie heute als
beeindruckendes, authentisches Bauwerk bewundert werden.
Foto: Peter Babzien, Stockdorf |
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Links:
http://www.steinschlaeger.de/