Berichte - Reisen
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Südwestschweden
Stationen einer Reise, September 2008(ein Bericht in drei Abschnitten - Teil 1 - Teil 2 - Teil 3 )
Warum Südwestschweden?
Südwestschwedische Gesteine sind an den süddänischen Stränden und an der Flensburger Förde häufig anzutreffen.
Abgesehen von einer großen Fülle an unbestimmbaren Gneisen allen voran der unverkennbare Kinne-Diabas - aber auch Granat-Amphibolit und mafische Granulite in unterschiedlichen Abwandlungen sind nicht selten. Flammenpegmatit vermutlich lokal schon eher, denn er wird auf Grund seiner Farbigkeit gerne aufgehoben und mitgenommen - und ist dann erst einmal weg….
Neben diesen markanten Vertretern der südwestschwedischen Gneisregion gibt es noch die unauffälligeren, die man am Strand leicht übersieht, wenn das Auge für sie nicht geübt ist: Syenite aus dem Vaggeryd-Gebiet und Varberg-Charnockit zum Beispiel. Und wie steht es mit dem raren, rätselhaften „Schonengranulit“? Oder dem Nordwest-Dolerit, der nicht verwechselt werden will mit anderen feldspatführenden Diabasen? Dem Halmstad-Gneis, der den Flensburgern zum Beispiel vom Südermarkt-Pflaster her bei Regenwetter kräftig schwarz-rot streifig entgegenleuchtet… wo ist er „zuhause?“
So war es ein naheliegendes Anliegen, die hier einesteils vertrauten und gut bekannten, andernteils nicht recht fassbaren oder noch undeutlichen Gesteine in ihren Herkunftsgebieten aufzuspüren und eine Anschauung ihres Kontextes zu bekommen - soweit als möglich.
Kulla Gunnarstorp (lok. 1)
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Kullaberg (lok. 2)
an der Westspitze „Udden“ | |||
Wenn man es auf sich nimmt, auf den Klippen Kullens Spitze zu umklettern, fällt bald auf, wie sehr der rötliche, feinkörnige Gneis in verschiedenen Richtungen von Adern und Gängen anderer Gesteinsarten durchzogen ist - es sind Risse und Klüfte im Gestein, die später durch neues (überwiegend dunkles) Magma ausgefüllt wurden.
Einige Beispiele:
2. | Es gibt Partien mit grobkörnigem weißschlierigem
Granatamphibolit. Er enthält teilweise recht große
Granatkristalle bzw. -aggregate und sieht von der Verwitterung
stärker mitgenommen aus. |
So hat die Kullen-Spitze bereits einige der südwestschwedischen
Metamorphite präsentiert. Sie hat beispielhaft gezeigt, dass das Gebiet durch Gebirgsbewegungen beansprucht und petrographisch verändert wurde. |
Kullait
Da der sporadische Regen sich verstärkt und es jetzt ringsum sehr
eingenebelt aussieht, trete ich den Rückzug an, ohne die Kletterpartie
zu Wallengrens Grotta zu machen und den dort anstehenden
Kullait aufzusuchen. Das
ist zu verschmerzen, denn zu Hause liegt bereits wohlverwahrt ein sehr
schönes Mitbringsel von M. Bräunlich von einer früheren Exkursion:
Kullait, Anstehendprobe von Wallensgrens Grotta, Kullen, leg. Matthias Bräunlich. |
Kullaitgang, ca. 50 cm breit | anstehender Kullait | Kullaitgeröll am Strand |
Der etwas breitere der beiden Gänge ist deutlich rotbraunfarbig, mit reichlich kleinen roten Feldspatsplittern.
Der schmalere, nur etwa 25 cm breit, ist mehr grün-bräunlich, mit weniger und dünneren Feldspatkristallen in der insgesamt dunkleren Grundmasse, auch die Einsprenglinge sind rar - ein Übergang zum gewöhnlichen Diabas möglicherweise. Verstreut finden sich im rotbräunlichen Typ rot gerandete, trüb-schwärzliche Feldspateinsprenglinge, sie sehen nach Plagioklas aus. Mehr ist ohne weitere Hilfsmittel nicht festzustellen
loser Stein; Josefinelust | Kullaitgeröll Josefinelust | dunklere Kullait-Variante |
Die Kullaite von Josefinelust erscheinen in beiden Typen bräunlicher
(weniger feldspatreich) als der rote Typus von Wallengrens Grotta.
anstehender braunroter Kullait | zerklüftete Küstenlandschaft | grünbrauner Kullaitgang |
Kullaite sind als Geschiebe sicher äußerst selten, die Fundwahrscheinlichkeit ist gering. Es sind jedoch Funde belegt - und die Attraktivität dieses diabasischen Mischgesteins empfiehlt, die Augen offen zu halten - am besten bei nassem Wetter! |
Bilder und Infos auch unter: http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/ganggesteine/kullenkullait/kullenkullaittext.html |
Nordwest-Dolerit
Ebenfalls am Kullaberg-Horst kann man Nahgeschiebe des Nordwest-Dolerit
finden.
Es sind
a. schwarze, sehr feinkörnige Ganggesteine mit papierdünnen, dunkel
getönten Plagioklasflächen. Je nach Anschnitt der Plagioklas-Kristalle
erscheinen feine Leisten oder spiegelnde Flächen, bis 2 x 2 cm groß. In
der Verwitterung bzw. in der Außenseite eines Gerölls oder Geschiebes
werden diese feinen Leisten allerdings weiß. Die feinkörnigen, nahezu
dichten schwarzen Typen fühlen sich als Geröll glatt wie dichter Basalt
an.
b. Bei den etwas grobkörnigeren Formen liegen die dünnen
Plagioklasblätter ebenso richtungslos gestreut, die Zwischenmasse wirkt
dunkelgrau, unter der Lupe ist aber ein feines ophitisches Gefüge
erkennbar. Tastgefühl: weniger glatt.
c. Die Gerölle der deutlich grobkörnigen Form wirken rostig bräunlich,
fühlen sich rau an. Die Grundmasse ist ophitisch, Magnetitkörner lassen
sich mit dem Magneten nachweisen.
NW-Dolerit mit feinkörniger Grundmasse | NW-Dolerit mit grobkörniger Grundmasse | |||
Nahgeschiebe Arild, Kullaberg |
siehe auch: http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/ganggesteine/schonendiabase/nordwestdolerit/nordwestdolerittext.html |
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Eine Annäherung an den
Schonengranulit (lok. 3)
Der feinlagige rote Gneis ist durchzogen von pegmatitischen
Strukturen unterschiedlicher Feinheit und Mächtigkeit -
alle (von mir gesehenen) zeigen Merkmale starker Deformation.
Gang im Rotgneis (def. Pegmatit) | Deformierter Quarz-Feldspatpegmatit |
unterschiedliche Feinheit im schlierigen Gefüge der deformierten Pegmatite |
Der von P. Smed vorgestellte „Schonengranulit“ scheint die feinkörnigste Ausprägung im Spektrum der deformierten Pegmatite zu sein. |
Die unmittelbare Nähe zu Jura-Formationen zeigt sich im Steinbruch
übrigens in den vielen calcitschüssigen Brekzien -
sowohl mit eingelagerten, schiefrigen Meta-Dolerit- als auch mit
Gneisbruchstücken. Die kleine Ausstellung im Büro zeigt ansehnliche
Kalkspatstufen, z. T. mit Pyrit bestäubt.
Metadoleritbrekzie | Gneisbrekzie | calcitgebundene Metadoleritbrekzie, Åstorp |
Geschiebefund einer calcitgebundenen Brekzie, mit Metadolerit-Klasten. FO: Hökholz, Eckernförder Bucht, SH | ||
zum Schonen-Granulit Bilder und Infos auch
unter: http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/metamorphite/schonengranulit/schonengranulittext.html |
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Skäralid (lok. 4)
Der graue Quarz ist plattig-schlierig, sehr feinlagig. Der sehr kleinkörnige Feldspat füllt den übrigen Raum. In der Verwitterung zeigt sich seine feine Körnigkeit (rechts). Mit der Lupe sind keinerlei mafische Komponenten zu erkennen.
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Båstad, Hallandsås (lok. 6)
Bunte deformierte Pegmatite, feinkörnig, Steinbruch Båstad |
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Halmstad-Gneise (lok. 8)
Die auffallenden, rot-schwarz gestreiften Pflastersteine aus dem Flensburger Stadtgebiet in Erinnerung, war ich nun neugierig auf das Erscheinungsbild der Halmstad-Gneise. Das Aha-Erlebnis angesichts der mächtigen Uferschutzwälle am Industriehafen im Süden von Halmstad (Västerwallvägen) ließ nicht lange auf sich warten. Dort liegt jede Menge frisches Anschauungsmaterial. Der migmatitische Charakter ist unverkennbar - jeder Brocken hat sein eigenes Dekor.Uferschutz am Industriehafen von Halmstad: migmatitische Söndrum-Gneise |
Die Steinbrüche im Stenhuggeriet von Söndrum
(lok. 9)
bestätigen die Herkunft des Materials.
Info-Tafeln weisen auf den
früher ausgedehnten, europaweiten Handel mit den "Söndrum-Steinen" und ihre
Beliebtheit als Dekor-Steine hin. Sie werden auch bei uns noch als
Material für Grabsteine gehandelt.
Der größte Bruch: „Bastaskärbrottet“, Söndrum migmatitischer Söndrum-Gneis, weit als Handelsware verbreitet |
Nüchterner gibt sich der graue Gneis im kleinen,
überwachsenen Steinbruch von Haverdal
(lok. 10), nördlich von
Halmstad. Er ist mit rötlichen, pegmatitischen Bändern und
unauffälligeren, rötlichen Schlieren durchsetzt.
einige weitere
Infos unter: http://www.skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/metamorphite/halmstad/halmstadtext.html |
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zur Fortsetzung des Berichts:
2. Teil
(Gesteine um Varberg, Lokalitäten 7, 9, 12 - 18)
und 3. Teil (Granulite, Gneise & Co., Lokalitäten, 11, 19 - 26) |
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