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Landschaft - Im Ostseeraum

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Bornholm

Die alten kristallinen Gesteine  -  der präkambrische Grundgebirgssockel

  Die Störungstektonik der Tornquistzone ließ die Gesteins-schichten der Bornholmer Bruchscholle schräg nach Süden kippen. Der nördliche (größere) Teil der Insel besteht aus dem  - im Lauf der Zeit vom sedimentären Deckgebirge entblößten - präkambrischen Grundgebirge  -  Gneisen und Graniten.
Der westliche und südliche Teil zeigt sich heute als ein komplexes Mosaik paläozoischer und mesozoischer Sediment-gesteine. Die Grenzen dieser sehr unterschiedlich alten kleine-ren Schollensegmente (vor allem Sandsteine, Schiefertone und Kalksteine) wurden durch Verwerfungsprozesse gebildet.

Die ältesten kristallinen Gesteine Bornholms (Gneis, Migmatit und Rönne-Granit) entstanden im Kontext der svecofennischen Gebirgsbildung, sie zeigen Übereinstimmung mit Gesteinen in Südschweden.

Die hellen jüngeren Granite (Svaneke, Vang, Alminding und Hammer) bildeten sich intrusiv im Zuge späterer tektonischer Ereignisse  -  durch tiefreichende Bruchvorgänge mit lokalen Hebungen und Senkungen, die zu erneuten Verwerfungen führten.
 
Der Bruchtektonik geschuldet präsentiert die Insel so auf kleinstem Raum nicht nur ein reiches Spektrum sedimentärer Gesteine aus unterschiedlichen Zeitaltern. Auch die alten kristallinen Gesteine in ihren meist kleinen Vorkommen sind verschieden im Hinblick auf Gefüge und Mineralbestand.
 
Bornholm-Gneis
Der größte Teil des anstehenden Grundgebirges von Bornholm besteht aus einem vielfach grauen, lokal auch rötlichen, mittelkörnigen Gneis. Seine feinen Streifen (oft nur kurze Flasern) entstanden aus dicht liegenden, stäbchenförmigen oder blättrigen Ansammlungen dunkler Minerale. Die Ursprungsgesteine des Gneises waren vermutlich Granite, Monzonite und Granodiorite. Die Gneise werden auf rund 1,7 Milliarden Jahre datiert.
Siehe auch: https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/gneis/gneistext.html
 
Südlich von Gudhjem liegt der aufgelassene Steinbruch von Knarregård.
Hier wurde früher ein grauer Gneis für Brückensteine und Schotter abgebaut.
Auch im Gelände trifft man auf anstehenden Gneis, hier in den Klippen bei Listed.
 
 
Paradisbakke-Migmatit
Die Paradisbakkerne sind ein hochliegendes, zerklüftetes Felsgebiet, das aus Migmatit besteht  -  aus einem dunklen, streifigen Gneis, der von hellen Flammen aus feinkörnigem Granit durchsetzt ist. Der Migmatit ist als eine spezielle Ausbildung des Bornholm-Gneises anzusehen und entspricht ihm altersmäßig.

  "Migmatit ist die Bezeichnung für ein metamorphes Gestein, bei dem man von einer teilweisen Aufschmelzung im  
   Zusammenhang mit einer Bergkettenfaltung ausgeht. Gleichzeitig mit der teilweisen Aufschmelzung hat vermutlich 
   ein Splitten des Gesteins stattgefunden, wobei sich leicht schmelzende Komponenten in hellen, granitischen
   Schlieren sammelten, das restliche Material blieb als träge, dunkle, gneisige Grundmasse zurück. Es ist gerade
   diese doppelte Struktur, die den Paradisbakke-Migmatit kennzeichnet.
   Der gneisige Teil des Migmatits ist ein dunkelgraues, mittelkörniges Gestein mit einer schwachen Streifung, die auf
   parallel angeordnete, tafelförmige Glimmerminerale und dunkle Mineralaggregate zurückgeht. Im Gneis sind
   außerdem cm-große, grüne Feldspatkristalle zu sehen.
   Die granitischen Adern durchweben das Gestein wie helle Flammen...
   Der Paradisbakke-Migmatit besteht aus ca. 20 % hellen Schlieren und 80 % dunklem Gneis. Die mineralische
   Zusammensetzung des dunklen Teils liegt bei 35 % Alkalifeldspat, 25 % Plagioklas, 23 % Quarz, 15 % dunkle
   Minerale und 2 % sonstige."
(übersetzt aus: P. Gravesen, Geologisk set, 189b)
       
Im Migmatit-Steinbruch von Bertelegård Nahaufnahme (DP) im Steinbruch Præstebo
weitere Bildbeispiele: https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/paradisbakke/paradisbakketext.html
         
Seit dem Mittelalter wird auf Bornholm Granit abgebaut und als Baustein verwendet. Aus küstennahen Steinbrüchen wurden Rønne-, Vang- und Hammer-Granit verschifft  -  in wachsendem Umfang, insbesondere im frühen 20. Jh.
 
 
Rønne-Granit
Rønne-Granit kommt in zwei begrenzten Vorkommen östlich von Rønne vor. Im größeren nahe der Stadt befinden sich die zwei heute noch arbeitenden Steinbrüche, Klippeløkken und Stubbeløkken (Rønne Granitværk).
Der Granit ist dunkel, mittel- bis grobkörnig und überwiegend homogen. Er enthält nur geringfügig mehr dunkle Mineralien als die anderen Bornholmer Granite. Seine dunkle Farbe, zuweilen mit rötlichem Schimmer, ist darauf zurückzuführen, dass die Feldspäte hier kristallklar sind, sodass die dunklen Mineralien durch sie hindurch sichtbar sind. Er wirkt dadurch etwas transparent. Rønne-Granit wird von rötlichen, feinkörnigen, hellen Apliten und grobkörnigen Pegmatiten sowie von schwarzen feinkörnigen Diabasadern durchzogen.
Der Granit zeigt poliert einen schönen Kristallglanz, was ihn zu einem begehrten Fassaden- und Grabstein macht  -  letzteres auf Grund seiner Dunkelheit. Er ist aber auch hart und beständig, weshalb er genutzt wird als Baustein und als Zusatz für Beton und Asphalt.  
"...Das Alter des Rønne-Granits ist unbekannt. Sein Isotopenalter ist ungewöhnlich und seine Kontaktbeziehungen sind nur unzureichend bekannt. Die Zusammensetzung des Rønne-Granits ähnelt der des benachbarten Gneis'. Beide Gesteine ​​sind im Vergleich zu anderen Granitgesteinen auf Bornholm mafisch..." (Jørgart, T. 2000)
 
 
 Im Steinbruch Klippeløkken wird wertvoller homogener Granit in großen Bl��cken abgebaut,
der zu Dekorsteinen (Fassaden- und Grabsteine) verarbeitet wird. (mittleres Bild: DP)
Der dunkle Granit ist von hellen, rötlichen 
Pegmatitadern durchzogen. (Foto: DP)
 
Im Steinbruch Stubbeløkken (NCC Rønne asfaltfabrik) wird der Granit zu Schotter, Grus und Steinmehl verarbeitet. Stubbeløkken ist ein sehr großer Steinruch. Der inzwischen stillgelegte Teil war 125 Meter tief, davon 60 Meter unter der Meeresoberfläche.
Eine Erweiterungsfläche (nye brud) gewährleistet seit 2021 den weiteren Betrieb. (Foto links: MB)
Weitere Infos zum Rønne-Granit:
https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/roenne/roennetext.html
https://367ture.dk/ture/roennes-undergrund/stubbeloekken/
https://367ture.dk/ture/roennes-undergrund/klippeloekken/
       
       
Die Kaolingrube bei Nygård
In einem 3 km langen und weit über 200 Meter breiten Gürtel östlich von Rønne wurde Kaolin gefunden, das lange Zeit abgebaut und zur Herstellung u. a. von Porzellan und weißem Zement genutzt wurde. Das Kaolin entstand einst durch die Verwitterung des Rønne-Granits. Die Verwitterung erfolgte in einer warmen, feuchten Umgebung, indem nieder sickerndes, schwach saures Wasser auf die Minerale des Rønne-Granits einwirkte. Dadurch wurden besonders die Feldspatkristalle und die dunklen Minerale angegriffen, die Quarzkörner wurden nicht tangiert. Das Resultat der Verwitterungsprozesse ist die sehr weiche, weiße „Porzellanerde“ Kaolin, die ursprünglich möglicherweise den größten Teil des Rønne-Granits bedeckt hat. In reiner Form ist es ein weißes, weiches Mineral mit der chemischen Bezeichnung Aluminiumsilikat, Al2Si2O5,(OH)4....
Das Bornholm-Kaolin ist allerdings unrein, da es immer noch einen großen Anteil an Quarzkörnern enthält. Auch ist es an vielen Stellen dunkel verfärbt auf Grund von Eisenverbindungen aus den dunklen Mineralen.

Zitat P Gravesen:
"...Da der Wassertransport während der Entstehung des Kaolins hauptsächlich entlang der Spaltensysteme im Granit geschah - die aber nicht gleichmäßig verteilt sind, ist der Granit sehr ungleichmäßig verwittert. Es gibt daher einen Wechsel zwischen ganz kaolinisierten Partien und Partien, wo teilweise kaolini-sierter Granit erhalten geblieben ist. Der teilweise kaolinisierte Granit bleibt oft als große Steine oder Blöcke übrig, wenn das Kaolin, durch natürliche Erosion oder Abbau entfernt ist...
   
...Die Zeitdauer der Kaolinverwitterung hängt u. a. von der Temperatur und Feuchtigkeit ab. Sie verläuft beschleunigt in Perioden mit einem warmen und feuchten Klima. Solche Klimaverhältnisse herrschten auf Bornholm im Jura und im Beginn der Unteren Kreide. Man datiert daher die Kaolinbildung in diesen Zeitraum...
Wir finden das Kaolin der Nygård-Grube in primärer Lagerung als unmittelbares Umwandlungsprodukt des Granits; oft sind die Strukturen des Granits erhalten. In den späteren Zeitabschnitten wurde das Kaolin umgelagert..."
(übersetzt aus: Gravesen, P. 1996: Geologisk set  -  Bornholm. Geografforlaget)
       
Das Kaolin war 1775 entdeckt worden und wurde nachfolgend in mehreren Gruben abgebaut. Die Grube Porcelænsgård am Snorrebakken wurde von der Königlichen Porzellanfabrik in Kopenhagen betrieben. Nygård war der letzte Abbauort und schloss 1987. Die Grube ist wie andere heute wassergefüllt und Teil des "Grønne Ring", der sich, den stillgelegten Gruben folgend, als grüner Freizeitgürtel um Rønne zieht.
Der See von Nygård, umgeben von weißen Kaolin-Ufern Kaolin im Hang (Bild rechts: BR)
 
 
Svaneke-Granit 
Die Nordostecke Bornholms besteht aus einem Granit, der lokal eine ungewöhnliche Küstenlandschaft ausbildet. Grund ist das Verwitterungsverhalten des sehr grob- und glattkörnigen Svaneke-Granits. Bei einem Besuch der Küste zwischen Svaneke und Arsdale fallen die kugeligen Felsformationen, aber auch der unerwartet rote Kiesstrand auf.
       
     Foto rechts: MB   
Svaneke-Granit besteht überwiegend aus Quarz und Feldspat bei einem geringeren Gehalt von dunklen Mineralen.
Die Verwitterung der granitischen Gesteine geht auf die besondere Durchsickerung von Wasser zurück, das in die Felsspalten eindringt und die Minerale angreift. Das einsickernde Regenwasser greift den Svaneke-Granit auf mehrfache Weise an. Bei seinem Weg nieder zwischen den Felsen folgt das Wasser den natürlichen Spalten, die sich im Granit befinden - sowohl in Form großer Spaltenzonen als auch in Haarrissen zwischen den einzelnen Kristallen. Wenn das Wasser sich später ausdehnt in Verbindung mit Frost, sowie Tauwetter, Wärme und Kälte, verstärken sich die Klüfte und Bruchstücke werden vom Granit abgesprengt. Daraus entsteht die für Granit typische "Wollsack-Verwitterung".
Beim Svaneke-Granit kommt noch hinzu, dass seine Kristallstruktur und sein Gefüge besonders anfällig für den Angriff der Verwitterung sind. Er ist grobkörnig, der grobkörnigste der Bornholm-Granite. Zugleich sind die Kristallgrenzen zwischen dem Quarz und den großen, roten Feldspäten vollständig eben und glatt. Das führt dazu, dass die Bestand-teile des Svaneke-Granits leicht auseinander fallen - im Unterschied zu den gewöhnlichen Graniten, auch den übrigen Bornholm-Graniten, bei denen die Kristalle ineinandergreifen wie die Teile eines Puzzlespiels und meist durch feinver-teilten Quarz regelrecht verschweißt sind. Die glatten Kristallgrenzen des Svaneke-Granits lassen ihn leicht auseinan-derfallen. Im Wellenschlag werden alle Ecken und Kanten abgerundet, es entstehen Kugelformen.
Parallel zu dieser mechanischen Zerlegung des Svaneke-Granits läuft auch ein chemischer Abbau, bei dem das einsickernde Wasser die dunklen, eisenhaltigen Minerale auflöst, besonders Biotit. Darum sieht man in der Oberfläche des Granits oft Löcher, wo sich zuvor dunkle Minerale befunden haben. Diese Höhlungen können dem Wasser weitere Zugänge in den Granit öffnen.
An diesem Strand kann man gut sehen, wie der Granit bröckelt und zerfällt. Alle Entwicklungsstadien der Verwitterung können beobachtet werden - von dem fast unverwitterten Fels bis zur reinen Kugelform. Das herunter gebröckelte Material sammelt sich in Mulden um die Felsblöcke herum in Form von kantigen Kristallen oder Granitbruchstücken.
 
Auffallend am Svaneke-Küstenstrand ist auch die ausgedehnte Überdeckung der Felsen durch die Gelbflechte (gelbe Meeresflechte). Sie präsentiert, siedelnd auf Steinen im Grenzbereich zwischen Meer und Land, ein robustes Beispiel von den Anfängen der Lebenskette. Sie kann hier in den zerklüfteten Oberflächen besonders gut Fuß fassen.
Eine schöne und hilfreiche Beschreibung des interessanten Flechten-Wesens findet sich beispielsweise hier:
https://www.thomasjermann.ch/meeresblog/meeresflechten/              
           Bild rechts: Auch im Svaneke-Granit gibt es die für Bornholm typischen Klüfte und Spalten.    (Fotos: MB und DP)
 
roter Verwitterungsgrus am Strand die grobkristalline, zerklüftete Gesteinsoberfläche am Uferfels die kantigen, heraus gewitterten Kristallformen
(Foto: MB)
 
Im Svaneke-Granit befanden sich ursprünglich zwei Steinbrüche, am Rand der Helvedesbakker. In beiden wurde Granit vom Typus II (siehe Platou 1970)gewonnen (Es ist dies eine im Vorkommen verbreitete, rel. mafitreiche Form des Svaneke-Granits). Der kleinere Steinbruch am Hof Rabækkegård wurde vor geraumer Zeit aufgegeben und ist weitgehend überwachsen, der größere am Hof Helletsgård ist weiterhin in Nutzung.
im ehemaligen Steinbruch Rabækkegård im Steinbruch Helletsgård (Fotos: BR und DP)
 
mehr Infos und Bilder: https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/svaneke/svaneketext.html
 
 
Vang-Granit
Der zu den jüngeren Bornholm-Graniten gerechnete Vang-Granit bildet im Norden der Insel einen Gürtel zwischen dem Hammer-Granit und dem alten Bornholm-Gneis  -  wobei die Abgrenzung zum Hammer-Granit klar ist, zum Gneis aber undeutliche Übergänge bestehen. Die für den Vang-Granit typischen schwarzen Flecken aus dunklen Mineralen werden in den Grenzbereichen oftmals streifenförmig eingeregelt. 
 
Vang-Granit an der alten Mole Strandsteine, Vang, alte Mole Vang-Granit bei Jons Kapel Aplitgänge im Vang-Granit (Foto:DP)
 
Ausführliche Gesteinsbeschreibung und Bildbeispiele siehe auch:
https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/vang/vangtext.html
 
Die Ringebakkerne bilden südlich von Vang einen markanten, küstenparallelen Felsriegel  - aus Vang-Granit. In ihm befinden sich zwei große, inzwischen still-gelegte Steinbrüche, Almeløkken stenbrud (südlich, etwas landeinwärts) und Vang Granitbrud (nördlich, mit Zugang zur Küste). In ihnen wurden seit dem Ende des 19. Jh. große Mengen Granit gebrochen und als Schotter bzw. Kantsteine verschifft. Ein paar Jahre lang wurde das Gestein aus dem nördlichen Bruch über ein Förderband direkt in ankernde Küstenschiffe verladen. Weil dieses Vorgehen sehr windanfällig war, wurde nach kontroversen Diskussionen (weil das NSG Ringebakkerne betroffen war) ein Durchbruch durch die Randfelsen zum Meer und somit zu einer windgeschützten Verladeanlage geschaffen. Eine Brücke über den Durchbruch sicherte die weitere Nutzung des frequentierten Küstenwegs. 1996 endete der Granitabbau, aus dem Steinbruch wurde ein großes Freizeitgelände.
Zur Geschichte des Abbaus: https://367ture.dk/ture/ringebakkerne/store-ringebakke/
 
      Karte aus OpenStreetMap 
Vang-Granit wurde u. a. für den Bau der Storebælt-Brücke verwendet.
 
 
 
Almindingen-Granit
Dieser hell rötliche Granit tritt in der Inselmitte auf, umgeben vom älteren Bornholmer Gneis. Er hat Ähnlichkeit mit dem im Norden der Insel verbreitet vorkommenden Hammer-Granit, weist aber ein schwach gestreiftes Gefüge auf. Das wird verursacht durch ausgeprägte tafel- oder leistenförmige Ansammlungen von Biotit. Seine rötliche Farbe geht wie beim Hammer-Granit auf roten Feldspat, aber auch auf die Einfärbung durch Eisenverbindungen in Rissen im Feldspat und Quarz zurück. Nördlich von Vestermarie befand sich ein Abbaugebiet mit dem großen Steinbruch von Bjergebakke und ein paar kleineren Entnahmestellen. Sie sind heute alle stillgelegt. Eine Besonderheit der Steinbrüche von Bjergebakke und Hvideenge ist ein in ihnen aufgeschlossener Kullait-Gang (siehe Beschreibung unten).  
Weitere Gesteinsbilder: https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/hammer/almindingen.html
Bilder aus dem Steinbruch Bjergebakke (2 Fotos rechts: DP)
 
 
Hammer-Granit
Das Gebiet des rötlich-grauen und wie  -  Gravesen ihn benennt  -  "unverwechselbaren" Hammer-Granits im Norden von Bornholm ist in besonderer Weise ausgestaltet.
  "Der Granit ist in sich selbst sehr homogen, aber er ist von Spaltensystemen unterschiedlicher Richtung durchsetzt.
   Die Spaltensysteme waren der Wasser- und Eiserosion besonders ausgesetzt. Auch die Grundform des gesamten
   Hammeren geht auf Spaltensysteme in den Richtungen N – S, NO – SW sowie NW – SO zurück. Das sind die
   Richtungen, die generell die Spaltensysteme, Bruchlinien und Diabasgänge auf Bornholm aufweisen.
   Der Hammerknuden hat eine abgerundete Form sowohl entlang der Seiten als auch an seinen höchsten Erhebun-
   gen - das kennzeichnet ihn als Bornholms größten Rundhöcker (roche moutonnée) mit einer vom Eis geglätteten
   Oberfläche. Der Fels hat eine gleichmäßig abgeschrägte Luvseite nach Nordosten und eine steile Leeseite nach
   Südosten, viele der einzelnen Granitbuckel am Hammerknuden haben dieselbe Form. Diese Form wird als von den
   großen Gletschern des Quartärs verursacht gedeutet, die sich von Nordosten her über Bornholm geschoben haben.
   Die Bewegungsrichtungen der Gletscher werden durch weitere Merkmale belegt, die das Eis auf der geglätteten
   Granitoberfläche hinterlassen hat."
(Gravesen 1996)
Die rötliche Farbe des Hammer-Granits wird nicht durch roten Feldspat verur-sacht (wie gewöhnlich in roten Graniten), sondern sie geht auf eine mehr oder weniger intensive Imprägnierung durch Eisenverbindungen zurück. Das schafft ein Netzwerk diffuser rötlicher Flecken, die über die Korngrenzen der Kristalle hinweg verlaufen.
Das Alter des Hammer-Granits wird auf 1400 Millionen Jahre datiert, er ist der jüngste der Bornholmer Granite.

Eine weiterführende Gesteinsbeschreibung und Gesteinsbeispiele unter:
https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/hammer/hammertext.html
 
 
Am Hammerknuden wurde rund 100 Jahre lang intensiver Granitabbau betrieben, von 1872 an bis in die 1970er Jahre. Dann wurde das gesamte Plateau unter Schutz gestellt. Drei stillgelegte Steinbrüche sind heute von mehr oder weniger tiefen Seen gefüllt: Krystalsøen, Opalsøen und Hammersøen. Der Opalsee mit seinen steilen Felswänden bietet eine malerische Kulisse.
Krystalsøen bildete sich aus dem ersten kleinen Steinbruch auf der Höhe des Hammeren. Dort begann der Granitabbau, um Material für Hammeren Fyr zu gewinnen. Der kleine Steinbruch hieß früher "Sibirien", weil dort auf der Höhe im herbst und Winter eisige Winde wehten und die Arbeit sehr erscherten.   Vom fast 80 Meter hohen Pla-
  teau des Hammeren erscheint
  die Tiefe und Größe des einsti- 
  gen unteren Steinbruchs mit
  seinen steilen Wänden beson-
  ders eindrucksvoll. Heute ist der
  große Bruch ebenfalls mit  Was-
  ser gefüllt und bildet den tiefen
  Opalsø
, Er ist ein beliebter
  Badesee. (Foto: DP)
  Die beiden großen Steinbrüche
  (Opal- und Hammersø) waren
  ein unfangreicher Steinindustrie- 
  Standort. 1890 wurde zur Ver-
  schiffung ein eigener Hafen ge-
  baut (Hammerhavn).
  Verwaltungegebäude, Brecher und
  Hammerwerke, mit denen große
  Blöcke zerkleinert wurden, reihten
  sich aneinander. (Foto: MB) 
  Blick von oben:
  Hinter dem Opalsø ist der
  westliche Teil des Hammersø zu
  sehen, der in der Randsenke
  des Hammeren einst ein lang
  gestreckter, weniger tiefer
  Steinbruch war.
  Der Hammersø ist 13 m tief und 
  nicht zum Baden, sondern als
  Angelsee ausgewiesen.
 
 
Das Gebiet des Hammer-Granits umfasst mehr als den Hammer-Knuden. Er bildet etwas variierende, aber verwandte "Ausläufer" im Alminding-Granit und auf Christiansø. Und wir finden ihn in der gesamten Nordspitze der Insel bis südlich von Allinge. Der große, noch arbeitende und durch sein Granitmuseum bekannte Steinbruch von Moseløkken liegt etwas westlich von Allinge.
Der Granit von Moseløkken ist nur leicht rötlich imprägniert, wirkt stärker hellgrau mit verstreuten dunklen (mafischen)Flecken.
  Eine Ausstellung im Granitmuseum gibt Informationen zur Erdgeschichte von Bornholm und zur Entwicklung und Technik des Granitabbaus. Text dieser Tafel:

      Bornholms Untergrund
Der Bornholmer Granit entstand als erster Grund einer Faltengebirgs-Kette, die ca. 1400 Millionen Jahre alt ist.
Aufgrund der Unterschiede in Druck, Temperatur und chemischem Milieu im Inneren der Bergkette bildeten sich mehrere Arten Granit (die rote, orange und dunkelbraune Farbe auf der Bildtafel).
Heute ist das Faltengebirge soweit herunter gewittert, dass der Granit bloß liegt als gegenwärtige Erdoberfläche, wie die unterste Skizze zeigt.
Literatur: Ellehøj, P 1987: Hårdt som Sten – Moseløkken arbejdende stenbrudsmuseum
 
 
Kullait von Bjergebakke
Kullait ist ein spezielles Ganggestein, das den Almindingen-Granit durchschlägt. Bekannt sind 2 Vorkommen. Der größere Gang wurde 1989 beim Abbau im Steinbruch Bjergebakke entdeckt, der kleinere etwas später in einem unweit gelege-nen kleineren Steinbruch (Hvideenge).
Kullait ist ein trachytisches Gestein: er besteht in der Hauptsache aus Kalifeldspat (nicht Plagioklas wie in Diabasen), sein Gehalt an mafischen Mineralen ist gering (Diabas hingegen enthält 40-50% dunkle Minerale), Quarz ist kaum oder nicht enthalten. Dieses besondere Ganggestein wurde als Kullait bezeichnet nach Erstfunden von entsprechendem Gestein am Kullen (Schweden).
Weil der Gang durch den Granitabbau durchgetrennt wurde, ist er an zwei Stellen sichtbar (siehe Skizze).
       
bearbeitete Skizze nach Gravesen 1996, S. 71 Der südliche Anschnitt des Kullait-Ganges, Bjergebakke (Foto BR) Der nördliche Anschnitt des Kullait-Ganges (Foto: BR) Handstück des Bornholm-Kullaits (Ex. Wilske 2007)
siehe auch https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/kullait/kullaittext.html
 
 
Hinweis:
*  Einzelne ergänzende Fotos aus einer 2009 unter Leitung von Matthias Bräunlich durchgeführten Exkursion wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Matthias Bräunlich (MB), Dirk Pittermann (DP), Elke Figaj (EF) und Bernhard Rybicki (BR).
 
Literatur:
Butzbach J. 2000: 1700 Millionen Jahre Bornholm.  William Dams Boghandel A/S
Deecke W. 1899: Geologischer Führer durch Bornholm.  Verlag Gegr. Borntraeger 
Gravesen, P. 1996: Geologisk set  -  Bornholm. Geografforlaget
Jørgart, T. 2000: The basement geology of Bornholm. An excursion guide. Paper for The field conference “TransBaltic Precambrian Correlations”. 2000
Rying B. 1981: Bornholm. Gestalt, Geschichte, Kultur. Wachholtz Verlag
Graversen O. 2010: Structural analysis of superposed fault systems of the Bornholm horst block, Tornquist Zone, Denmark.
Nielsen H. et al. 2010: Lake-mire deposition, earthquakes and wildfires along a basin margin fault; Rønne Graben,
Middle Jurassic, Denmark in: Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 292 / 1-2, S. 103-126
Platou S. W. 1970: The Svaneke granite complex and the gneisses on East Bornholm. Bull. geol. Soc. Denmark, vol. 20
 
weitere Infos:
im Velkomscenter in Rønne, www.bornholm.net
im Naturkundemuseum „NaturBornholm“ in Åkirkeby
 
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