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Landschaft - Im Ostseeraum

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Bornholm

Die paläozoischen Sedimentgesteine  -  570 -230 Mio. Jahre alt

Ablagerungen aus dem kambrosilurischen Paläozoikum finden sich im Südosten der Insel. Auf Grund der wiederholten tektonischen Verwerfungsvorgänge, denen Bornholm unterworfen gewesen war, erscheinen sie wie verschachtelte Teile eines komplexen Bruchmusters.
 
"... Die präkambrische Bergkette auf Bornholm war nach ihrer Entstehung vor 1400 Millionen Jahren bis zum Beginn des Kambriums vor 570 Millionen Jahren kräftiger Verwitterung und Erosion ausgesetzt, sodass sie mit Anfang des Paläozoikums ganz flach erodiert war. Die Verwitterung und Erosion waren sehr umfassend gewesen; es hatte keine Pflanzendecke gegeben, um Boden und Hänge zu stabilisieren und zu verhindern, dass die starken Erosionsprozesse die eigentlich harten Grundgebirgsgesteine spalten und abräumen konnten.
Das Paläozoikum war ein Zeitraum auf Bornholm, in dem vor allem Meeresablagerungen gebildet wurden. Am Anfang des Kambriums entstanden sandige Ablagerungen nahe der Küste, später im Kambrium, Ordovizium und Silur handelt es sich um Tonschlamm und Kalkmaterial in etwas größerer Wassertiefe. Eine wesentliche Veränderung im Vergleich zum Präkambrium war das Auftreten von Meerestieren, wobei spezielle, heute ausgestorbene Tiergruppen wie Trilobiten oder Graptolithen das Tierleben prägten..."
                              (Gravesen, P. 1996: Geologisk set. Bornholm. S. 20)
   
 
Die Nexø-Sandstein-Formation
Der Nexø-Sandstein allerdings entstand noch terrestrisch (das heißt: nicht als Meeressediment sondern in weiten Flussebenen des baltischen Urkontinents), zunächst aus gröberem, angeschwemmtem Verwitterungsmaterial des alten Grundgebirges, später aus feineren Flusssedimenten und Flugsanden. Das damalige Klima wird als trockenheiß beschreiben, es gab noch keine schützende Vegetation. Die Rotfärbung der sandigen Ablagerungen wurde durch einen hohen Hämatit-Gehalt (Fe2O3) verursacht  - wie beispielsweise der rote Sand in der südwestlichen Kalahari heute. 
Die Nexø-Sandsteinformation besteht aus einer 110 Meter mächtigen Schichtserie aus hellrötlichem, violett-rötlichem, dunkelviolettem und rotbraunem, feldspathaltigem Sandstein. Lagenweise wechseln nicht nur die Farben sondern auch die Körnigkeit, von grobkörnig bis feinsandig.
Beispiele siehe auch: https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/nexoe/nexoetext.html
 
Beispiele: 
als grob konglomeratischer Sandstein mit stark wechselnder  Hämatitimprägnierung in fein- bis mittelkörniger, hämatitreicher Schichtung Eine Gartenmauer aus feinem Sandstein, in Nexø
             
Die fluviatile Bildung des Nexø-Sandsteins hinterließ verfestigte, typische Sedimentstrukturen - insbesondere Wellen-rippel und Trockenrisse, auch Kreuzschichtungen, die sich aus wechselnden Strömungsrichtungen bilden. Dazu kamen durch Wind verursachte Ablagerungsformen (Windrippel und Adhäsionsrippel).
In den Steinbrüchen von Bodilsker (inzwischen stillgelegt) und Gadeby konnten (und können noch?) diese Strukturen studiert werden. In Gadeby waren einige Schaustücke aufgestellt.
Fossile Wellenrippel in feinkörnigem Sandstein Fossile Strömungsrippel (z. Z. mit Richtungswechsel) (Foto: DP) im Sandstein verfestigte Strömungsstrukturen Trockenrisse im ursprünglich wassergesättigten Sediment wurden nach dem Austrocknen mit hellem Flugsand aufgefüllt. (Foto: BR)
Stark hämatit-angereicherte, rote bis dunkelrote Schichten liegen oft gleich einem dünnen Film
zwischen helleren, grobkörnigeren Lagen. Platten mit Rippelmarken zeigen diese nur teilweise
(in den Rippeltälern) erhaltene "Haut". (Foto rechts: DP)
Der noch aktive Steinbruch Gadeby
 
In dem Steinbruch werden darüberhinaus Strukturen und Gebilde präsentiert, die noch mit Fragen behaftet sind. Kontrovers diskutiert werden sowohl mögliche "load structures" als auch die Bornholmer Sandsteinkegel.
Small-scale load structures
("kleinhöckerige" Belastungsmarken entstehen an Schichtgrenzen, wenn eine schwerere Oberschicht die mobilere (oft auch flüssigere) Unterschicht verformen kann (Foto: MB)
Diese im Nexø-Sandstein auftretenden Sandsteinkegel haben Rätselraten hervorgerufen. Da der terrestrisch entstandene unterkambrische Sandstein fossilleer ist, kommt nur eine chemisch-physikalische Genese in Frage (mehr siehe unten). (Foto: DP)
Der Geologe K. E. Andrée (1880-1959) befasste sich in einem Aufsatz mit der Frage der Sandsteinkegel.  "...Für die cambrischen Kegel von Bornholm hat schon W. Deecke* den Schluss gezogen, dass sie wie die rezenten durch Ein-sickern von Feuchtigkeit in trockenen Sand entstanden, also eine Strandbildung seien, worauf ja auch die ganz flache Überdeckung des Bornholmer Granits durch den cambrischen Sandstein hindeute... Beobachtungen von Deecke zeig-ten, dass durch Einsickern von Wasser in trockenen Sand (in den Talern von Wellenfurchen) bis über 10 cm hohe, umgekehrt kegelförmige, aus konzentrischen Schalen aufgebaute Gebilde mit einer „Basis-Fläche von bis zu 8 cm Durchmesser entstehen. Dieselben können unter den günstigen Umständen einer raschen Erhärtung durch irgend ein Bindemittel (Kalk, Eisenkarbonat, Tonsubstanzen) fossil erhaltungsfähig werden und stellen eine festländische...Bildung dar..."
Unklar bleibt, ob mit den hier beschriebenen Kegeln auch die im Steinbruch Gadeby gezeigten, deutlich flacher und breiter ausgeformten gemeint sein können. Auch die Arbeit von Hofmann/Grimmberger (2011) bringt diesbezüglich keine Klärung. Es werden rezente, nur temporär auftretende, steil kegelförmige Sandgebilde an Stränden beschrieben, darüberhinaus Beispiele von Spurenfossilien angeführt, die trichterförmige Formen (im Sediment) kreieren.
     
Literatur zur Frage der Sandsteinkegel:
Buchholz
A. 2010: "Rippel- und Runzel-Strukturen aus prae- und unterkambrischen Geschieben Mecklenburg-Vorpom-merns sowie aus dem Nexø- und Balka-Sandstein Bornholms" in: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Mecklenburg, 10. Jg., H. 1 (2010) S. 4-11, 26 Abb.
K. Andrée 1912: „Über Sandsteinkegel und ihre Bedeutung als Litoralgebilde. In: Geologische Rundschau 3 1912, S. 537-543, Marburg
* Deecke W. 1899: Geologischer Führer durch Bornholm. (Sammlung geol. Führer III.) Berlin. Gebr. Borntraeger 1899. p. 37, 103.
Hoffmann R. & Grimmberger G 2011: Kegelförmige organische und anorganische Strukturen in unterkambrischen Sandsteingeschieben Norddeutschlands. Archiv f. Geschiebekunde 6/2, S. 73 - 152
 
       
Balka-Sandstein (benannt nach dem kleinen Hafenort Balka südlich von Nexø)
Nach der frühkambrischen terrestrischen Phase mit den Ablagerungen des Nexø-Sandsteins geriet das Gebiet um Born-holm bei steigendem Meeresspiegel (frühkambrische Transgression) unter marinen Einfluss. In einem stufenweisen Übergang wurde im Tidenbereich der Küste der glaukonithaltige, mittelkörnige Quarzsand der Balka-Sandstein-Formation abgelagert (Hardeberga-Sandstein). In den Balka-Sandsteinen sind Lagen mit Wellenrippeln ausgebildet, die in Gezeitenzonen und etwas tieferem Wasser entstanden sind. In dünnen Tonschichten zwischen den sandigen Lagen finden sich die ältesten (dänischen) Tier- und Pflanzenreste in Form mikroskopischer Algen und auch Spurenfossilien von wurmartigen Tieren. 
 
An der Typlokalität am Strand bei Balka tritt der graue, quarzgebundene Sandstein in flachen, unregelmäßig geklüf-teten Uferklippen auf. Seine Körnigkeit wechselt zwischen grob, arkoseartig und sehr hart-feinkörnig. Auf den Schicht-flächen sind stellenweise Kriechspuren von Meeresboden-bewohnenden, wurmartigen Tieren zu sehen.
 
Etwas weiter südlich, bei Snogebæk Odde, erscheint der Sandstein in ausgedehnten, flachen Platten. Sie zeigen dort eine ausgesprochen regelmäßige Klüftung.
flache Uferklippen bei Snogebæk
(Foto: DP)
sehr regelmäßige Klüftung
(Foto: MB)
An den Klippenkanten sind Grabegänge von Diplocraterion erkenn-bar (Foto: BR), Bild rechts: in einem Stein angeschnitten (Foto: DP)
 
Nördlich von Pedersker liegt ein ehemaliger Steinbruch im Balka-Sandstein. Er ist heute größtenteils mit Wasser gefüllt, doch wo die alte Abbaufläche offen liegt, zeigt sie zweierlei: Der Pedersker-Sandstein ist ein fein- bis mittel-körniger, harter Quarzsandstein von überwiegend dunkel schwarzgrauer Farbe. Nur stellenweise zeigt er die gewohnte helle Sandsteinfarbe. Und er ist reich durchsetzt von Spurenfossilien (Kriechspuren). Die dunkle Farbe wird durch große Anteile organischen Materials verursacht. Auch glimmerreiche Lagen kommen vor.
"... Es ist davon auszugehen, dass der Balka-Sandstein in Pedersker in Gezeitenkanälen und auf Gezeitenflächen abgelagert wurde, wo es rasch wechselnde Ströme und Wellenschlag gab... Es hat ein reiches Tierleben gegeben, wie die vielen Spuren zeigen..." (Geologisk set S.106)
   
Direkt unterhalb des Klintebakken unweit des Natur-Museums von Aakirkeby liegt der stillgelegte Steinbruch von Strøby. Er steht gemeinsam mit dem sichtbar gemachten Aufschluss der großen Bornholmer Verwerfung unter Schutz und ist in Verbindung mit Klintebakken und NaturBornholm ein oft besuchter Ort.
In ihm wurde ein hellgrauer bis rötlich-grauer Quarzsandstein abgebaut. Die heute offen liegende, gut einsehbare Abbaufläche liegt leicht nach Südwesten geneigt und vermittelt einen unverändert dauerhaften Strand-Eindruck: sehr klar ausgebildete fossile Wellenrippel, wohin der Blick fällt. (Fotos: DP, 2x EF)
Auf der Fläche sind darüber hinaus auch einige Besonderheiten zu sehen, deren Genese nicht zweifelsfrei geklärt ist. Dazu zählen die "Gasblasen"...
  Die Fläche im Steinbruch ist mit kleinen runden Buckeln übersät, die sich als hohl erweisen und bei Zerstörung kleine halbkreisförmige Mulden hinterlassen.
Die Meinungen über ihre Entstehung diver-gieren. Sie werden interpretiert als fossile Gasblasen bzw. "Luftaustrittsstrukturen" (Bruun-Petersen 1971) oder als verbliebene Leerräume von zwischenzeitlich chemisch "aufgelösten Konkretionen" (Edlich 2009) oder als Reste von Wohnröhren...
...und die "Qualle"
  2006 weilte der Tübinger Paläontologe Dr. Dolf Seilacher in NaturBornholm. Dabei besuchte er gemeinsam mit Prof. R. Bromley (Universität Kopenhagen) auch den Steinbruch von Strøby. Da D. Seilacher aus den USA und Indien in vergleichbaren Ablagerungen fossil erhaltene Abdrücke von Quallen bekannt waren, wurde der Steinbruch systematisch abgesucht.
Es wurden mehrere Stellen mit den typisch kreisförmigen Strukturen gefunden.

Wie kann ein solcher Abdruck eines wässrigen Weichtieres erhalten bleiben? Die Erklärung lautet: In einer Lagunensituation kann eine im Sand gestrandete Qualle sowohl leicht mit Sand als auch mit einer Algenmatte (die in den kambrischen Gewässern sehr verbreitet waren) bedeckt und so ausreichend geschützt werden, um als feine Struktur im Feinsandstein bewahrt zu bleiben.
Im Museum NaturBornholm wird dieser Vorgang an einem Modell veranschaulicht.
Siehe auch: https://367ture.dk/ture/%C3%B8ens-aarmillioner/stroeby-stenbrud/ und:
https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/balka/balka.html

 
   
Die Læså-Formation
Diese auf die Nexö-Formation folgende unterkambrische Einheit umfasst zweierlei Ablagerungen  -
1. einen früher als "Grüner Schiefer" (heute Broens Odde-Sandstein) bezeichneten geschieferten, glaukonitreichen Schluff- bis sehr feinkörnigen Sandstein, der in einigen Horizonten dunkle Phosphoritkonkretionen enthält,
2. den Rispebjerg-Sandstein, einen groben, unreifen, hellen Sandstein aus einem Quarzsand mit noch gut erkenn-baren, runden Sandkörnern. Er enthält Pyrit, der zum Auswittern neigt und dann dunkle Flecken hinterlässt
     
Die Feinkörnigkeit des Broens Odde-Sandsteins deutet darauf, dass er nicht in einem von der Brandung und wechselnden Wasserständen bewegten Gezeitenbereich abgelagert wurde, sondern in einem rel. tiefen, ruhigen Schelfmeer.
Auf Bornholm ist er - im Unterschied zu dem nachfolgenden Rispebjerg-Sandstein  - umfangreich gegeben, mit einer Mächtigkeit von 80 - 100 m. Er tritt zutage auf Broens Odde, südlich von Snogebæk. Dort begleitet ein Saum aus Geröllen den flachen, anstehenden Fels.
Ein zweites Vorkommen gibt es im Læså-Tal, als ein Abschnitt des bekann-ten Læså-Profils  - dort allerdings weniger gut zugänglich.
 
 
In dem Broens Odde-Sandstein treten häufig Horizonte mit waagrechten Kriechspuren auf, andere Schichten enthalten ausschließlich senkrechte Grabgänge, wieder andere zeigen wenig Spurenfossilien, dafür aber Phosphoritkonkretionen -  Zeichen variierender mariner Ablagerungsverhältnisse.

 
Unter anderen Bedingungen entstand der Rispebjerg-Sandstein.
Er bildet "eine 2–3 m dicke Sandsteinschicht, die über dem Grünschiefer auf Bornholm liegt und bei Kalbygård im Læså-Tal eine Stufe mit einem kleinen Wasserfall bildet. Der Sandstein besteht aus gut gerundeten und gleichgroßen Quarzkörnern. Sie stammen aus umgelagerten, windpolierten Wüsten- oder Dünensanden, die in einer Küstenzone abgelagert wurden. Sulfit-Anreicherungen während der Ablagerung geben heute den Verwitterungsflächen ein braun-fleckiges Aussehen, als sogenanntem "Leopardensandstein". Es wurden nur sehr wenige Fossilien (Hyolithe) gefunden. Das Alter des Sandsteins ist nicht endgültig bestimmt, wird allgemein aber dem letzten Abschnitt des Unterkambriums (ca. 530 Millionen Jahre vor heute) zugeschrieben, als der Meeresspiegel wieder sank."

Er ist ein heller Quarzsandstein, der Eisen sowie Pyrit, letzteres in kleinen Ansammlungen, enthält. Beim Auswittern verfärbt das Eisen durch Ausfällungen den Stein und durch ausgelösten Pyrit entstehen bräunliche Löcher. Der Stein kann so ein löcherig-fleckiges Aussehen bekommen, sog. Leopardensandstein.
 
 
  Ausgewitterter Rispebjerg-Sandstein
 
lokaler Strandstein,
  Strand östlich Boderne, Bornholm

  Rispebjerg-Sandstein, loser Stein im
  Læså-Tal nahe Kalbygård
 

   Rispebjerg-Sandstein mit löcheriger
   Verwitterungsoberfläche, Geländeaufschluss
   im Læså-Tal nahe Kalbygård
  Rispebjerg-Sandstein. Bildquelle:
https://367ture.dk/ture/%C3%B8ens-aarmillioner/laesaa-vandfald/ s. unten*2
       
Das Læså-Profil
Die Læså ist Bornholms wasserreichster Bachlauf. Sie schneidet sich auf ihrem Weg zur Südküste, von Almindingen aus bis zu ihrer Mündung bei Boderne, durch die paläozoische Schichtfolge der Insel und bietet so auf dem gut gangbaren und mit Infotafeln versehenen Læså-stien ein reiches Aufschluss-Panorama.
 
  Den Anfang der paläozoischen Schichtfolge macht bei Vejrmøllegård der "Grünschiefer".
An der zum Hof führenden Brücke ist das Bachbett übersät mit "Grünschiefer"-Geröllen. Der Grünschiefer hatte gute Gelegenheit, Gerölle zu liefern. Er stellt den Gesteinsunter-grund auf ca. 1 km zwischen Vejrmøllegård und Kalbygård.
 
  Am Hof Kalbygård befindet sich eine kleine "Stromschnelle". Bei hohem Wasserstand rauscht hier wohl ein kleiner Wasserfall. Die Schwelle im Bachbett wird durch den Rispebjerg-Sandstein geschaffen, der hier  -  härter als der Grünschiefer  -  schräg gestellt über dem Grünschiefer eine Barre formt. Am Westufer des Baches erscheint der Sandstein in einem fast 3 m hohen Aufschluss.

https://367ture.dk/ture/%C3%B8ens-aarmillioner/laesaa-vandfald/
Bachabwärts von dem Wasserfall bei Kalby tritt die ganze Schichtserie aus dem Mittleren Kambrium sowie Teile aus der ordovizischen Schichtserie in Erscheinung. Die Ablagerungen aus dem Unteren Ordovizium - Dictyonema Schiefer und Komstad-Kalk - sind allerdings nicht gut aufgeschlossen; gut sind sie bei Limensgade zu sehen.
  Der über dem Rispebjerg-Sandstein liegende mittelkambrische Exulans-Kalkstein ist an der Læså zu dem fossilreichen Kalby-Tonmergel umgewandelt. (Ohne Bild)
Auf ihn folgt ein dünnplattiger Tonschiefer, der reich an organischem Material ist  -  der Untere Alaunschiefer. Er wurde im Meer unter sauerstoffarmen Bedingungen abgelagert.
  Mit ca. 80 cm folgt der Andrarum-Kalk, ein dem jüngeren Komstad-Kalk ähnlicher, grauer Kalkstein. Er ist reich an Trilobiten, Brachiopoden und Hyolithiden. Seine Fauna bezeugt, dass der Kalk in einem Meer mit höherem Sauerstoffgehalt als beim Alaunschiefer abgelagert wurde.
  Der nun folgende Obere Alaunschiefer deutet darauf, dass die Ablagerung wieder unter sauerstoffarmen Bedingungen stattfand. Der Alaunschiefer enthält nicht nur Pyrit als sekundäre Ausfällung, sondern (hier im rechten Bild) große Anthrakonit-Knollen. Der Kalk dieser Knollen ist oft um organische Reste herum ausgeschieden worden (Gravesen 1996).
Der Alaunschiefer umfasst Ablagerungsperioden vom Mittleren bis zum Oberen Kambrium.
  Bei dem Hof Vasagård hat die Læså jüngere, ordivizische Gesteine zur Sichtbarkeit gebracht: Dicellograptus-Schiefer und - etwas bachabwärts - Schiefer der Jerrestad-Formation (früher Tretaspis-Schiefer).
In der Schichtserie tritt auch eine hellere Schicht aus Bentonit auf (Foto: unter dem dünnlagigen Graptolithen-Schiefer)  -  ein Gestein, das aus der Verwitterung von Vulkanasche entsteht.
Abgesehen von diesem interessanten Einblick in die Erdgeschichte kann man sich bei einer Wanderung im Læså-Tal an dem schönen, naturbelassenen Bachlauf freuen.
     
Bevor die Læså die Straße Limensgaden unterquert, liegt seitlich ein kleiner alter Steinbruch.
Hier wurde früher Schiefer und Kalkstein entnommen (Dictyonema-Schiefer und Komstad-Kalk).
Am Steinbruchrand: dunkler Alaunschiefer, im Hintergrund: Orthoceraten enthaltender
Komstad-Kalk
Die kleine Fläche des alten Limensgade-Steinbruchs liegt
direkt neben dem Abhang zum Læså-Tal  
Der Komstad-Kalk ist eine Form
des großflächig verbreiteten Orthoceratenkalkes (benannt
nach dem Ort Komstad in Schonen)
Alaunschiefer.
im Museum Naturbornholm, Aakirkeby
       
Das Profil bei Limensgade besteht im unteren Bereich aus ca. 4 Metern Dictyonema-Schiefer (Alaunschiefer aus dem Oberen Kambrium) und im oberen Teil aus dem 4 – 5 Meter starken Komstad-Kalk (Unteres Ordovizium).
Die Übergangszone zwischen diesen beiden Ablagerungen ist wechselvoll. Der oberste Teil des Schiefers ist von hellerer Farbe und enthält kleine Knollen aus Schwefelkies, Phosphorit und Antrakonit. Die Basis im Komstad-Kalk wird von einem 10 cm starken Konglomerat gebildet - mit umgelagerten Bruchstücken aus phosphoritisiertem Alaunschiefer. Es finden sich auch viele umgelagerte Stücke des Alaunschiefers in den unteren 30 cm des Kalks.
Nachfolgend Beispiele dieses Übergangsbereichs (3 lose Stücke aus dem Steinbruch, 2007):
Alaunbrekzie (im Übergang vom Schiefer
zum Kalk)
Grauer Komstadkalk mit Einlagerungen
von phosphoritisiertem Alaunschiefer
Alaunschiefer-Kalk-Gemenge
mit Pyritkristallen
 
Im Skelbro-Steinbruch, unweit südwestlich von Limensgade, wurde ebenfalls Komstad-Kalk aus dem Unteren Ordovizium abgebaut. (2. u. 3. Bild: DP, Aufnahme rechts: Komstad-Kalk im Museum NaturBornhom, ohne Angabe des Entnahmeortes)
       
  Nahe dem Hof Risegård bildet der Risebæk einen schönen, kleinen Wasserfall in den Schichten des ordovizischen Dicellograptus-Schiefers.
 
 
Das Paläozoikum auf Bornholm schließt mit Graptolithenschiefern aus dem Silur ab. Am Unterlauf der Oleå liefert das Bachbett offene Aufschlüsse des Rastrites-Tonschiefers. Auch in einer trocken gefallenen Rinne an der ehemaligen Wassermühle Slusegård gibt es eine offene Schieferwand. In dem Schiefer sind verschiedene Graptolithen-Typen erhalten, der ebenfalls namengebende Cyrtagraptus gehört zu den selteneren.
Schieferbruch im Bachbett Rastrites-Schiefer im Bachbett der Oleå Nah einer Verwerfung fallen die Schichten ein. Schieferwand bei Slusegård
     
 
 
Hinweis:
*  Einzelne ergänzende Fotos aus einer 2009 unter Leitung von Matthias Bräunlich durchgeführten Exkursion wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Matthias Bräunlich (MB), Dirk Pittermann (DP), Elke Figaj (EF) und Bernhard Rybicki (BR).
 
Bildquelle Rispebjerg-Sandstein*2: https://367ture.dk/media/5845/rispebjerg-sandsten-web600.jpg?upscale=false&format=jpg&quality=75&width=1200&height=1200&mode=max
Literatur:
Berg-Madsen 1985: A review of the Andrarum Limestone and the Upper Alum Shale (Middle Cambrian) of Bornholm, Denmark. Bull. Geol. Soc. Denmark 34
Butzbach J. 2000: 1700 Millionen Jahre Bornholm.  William Dams Boghandel A/S
Deecke W. 1899: Geologischer Führer durch Bornholm.  Verlag Gegr. Borntraeger 
Gravesen, P. 1996: Geologisk set  -  Bornholm. Geografforlaget
Jørgart, T. 2000: The basement geology of Bornholm. An excursion guide. Paper for The field conference “TransBaltic Precambrian Correlations”. 2000
Rying B. 1981: Bornholm. Gestalt, Geschichte, Kultur. Wachholtz Verlag
Graversen O. 2010: Structural analysis of superposed fault systems of the Bornholm horst block, Tornquist Zone, Denmark.
Nielsen H. et al. 2010: Lake-mire deposition, earthquakes and wildfires along a basin margin fault; Rønne Graben,
Middle Jurassic, Denmark in: Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 292 / 1-2, S. 103-126
Platou S. W. 1970: The Svaneke granite complex and the gneisses on East Bornholm. Bull. geol. Soc. Denmark, vol. 20
 
weitere Infos:
im Velkomscenter in Rønne, www.bornholm.net
im Naturkundemuseum „NaturBornholm“ in Åkirkeby
 
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