Landschaft - Im Ostseeraum
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Bornholm
Die paläozoischen Sedimentgesteine - 570 -230 Mio. Jahre alt
Die Nexø-Sandstein-Formation | |||
Der Nexø-Sandstein
allerdings entstand noch terrestrisch (das heißt: nicht als
Meeressediment sondern in weiten Flussebenen des baltischen
Urkontinents), zunächst aus gröberem, angeschwemmtem
Verwitterungsmaterial des alten Grundgebirges, später aus
feineren Flusssedimenten und Flugsanden. Das
damalige Klima wird als trockenheiß beschreiben, es gab noch
keine schützende Vegetation. Die Rotfärbung der sandigen
Ablagerungen wurde durch einen hohen Hämatit-Gehalt (Fe2O3)
verursacht - wie beispielsweise der rote Sand in der
südwestlichen Kalahari heute. Die Nexø-Sandsteinformation besteht aus einer 110 Meter mächtigen Schichtserie aus hellrötlichem, violett-rötlichem, dunkelviolettem und rotbraunem, feldspathaltigem Sandstein. Lagenweise wechseln nicht nur die Farben sondern auch die Körnigkeit, von grobkörnig bis feinsandig. Beispiele siehe auch: https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/nexoe/nexoetext.html |
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Beispiele: | |||
als grob konglomeratischer Sandstein | mit stark wechselnder Hämatitimprägnierung | in fein- bis mittelkörniger, hämatitreicher Schichtung | Eine Gartenmauer aus feinem Sandstein, in Nexø |
Die fluviatile Bildung des Nexø-Sandsteins hinterließ
verfestigte, typische Sedimentstrukturen - insbesondere Wellen-rippel
und Trockenrisse, auch Kreuzschichtungen, die sich aus wechselnden
Strömungsrichtungen bilden. Dazu kamen durch Wind verursachte
Ablagerungsformen (Windrippel und Adhäsionsrippel). In den Steinbrüchen von Bodilsker (inzwischen stillgelegt) und Gadeby konnten (und können noch?) diese Strukturen studiert werden. In Gadeby waren einige Schaustücke aufgestellt. |
Der Geologe K. E. Andrée (1880-1959) befasste sich in einem
Aufsatz mit der Frage der Sandsteinkegel.
"...Für die cambrischen Kegel von Bornholm hat schon W. Deecke*
den Schluss gezogen, dass sie wie die rezenten durch Ein-sickern
von Feuchtigkeit in trockenen Sand entstanden, also eine
Strandbildung seien, worauf ja auch die ganz flache Überdeckung
des Bornholmer Granits durch den cambrischen Sandstein
hindeute... Beobachtungen von Deecke zeig-ten, dass durch
Einsickern von Wasser in trockenen Sand (in den Talern von
Wellenfurchen) bis über 10 cm hohe, umgekehrt kegelförmige, aus
konzentrischen Schalen aufgebaute Gebilde mit einer
„Basis-Fläche von bis zu 8 cm Durchmesser entstehen. Dieselben
können unter den günstigen Umständen einer raschen Erhärtung
durch irgend ein Bindemittel (Kalk, Eisenkarbonat,
Tonsubstanzen) fossil erhaltungsfähig werden und stellen eine
festländische...Bildung dar..." Unklar bleibt, ob mit den hier beschriebenen Kegeln auch die im Steinbruch Gadeby gezeigten, deutlich flacher und breiter ausgeformten gemeint sein können. Auch die Arbeit von Hofmann/Grimmberger (2011) bringt diesbezüglich keine Klärung. Es werden rezente, nur temporär auftretende, steil kegelförmige Sandgebilde an Stränden beschrieben, darüberhinaus Beispiele von Spurenfossilien angeführt, die trichterförmige Formen (im Sediment) kreieren. |
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Literatur zur Frage der Sandsteinkegel: Buchholz A. 2010: "Rippel- und Runzel-Strukturen aus prae- und unterkambrischen Geschieben Mecklenburg-Vorpom-merns sowie aus dem Nexø- und Balka-Sandstein Bornholms" in: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Mecklenburg, 10. Jg., H. 1 (2010) S. 4-11, 26 Abb. K. Andrée 1912: „Über Sandsteinkegel und ihre Bedeutung als Litoralgebilde. In: Geologische Rundschau 3 1912, S. 537-543, Marburg * Deecke W. 1899: Geologischer Führer durch Bornholm. (Sammlung geol. Führer III.) Berlin. Gebr. Borntraeger 1899. p. 37, 103. Hoffmann R. & Grimmberger G 2011: Kegelförmige organische und anorganische Strukturen in unterkambrischen Sandsteingeschieben Norddeutschlands. Archiv f. Geschiebekunde 6/2, S. 73 - 152 |
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Balka-Sandstein (benannt nach dem kleinen Hafenort Balka südlich von Nexø) |
Nach der frühkambrischen terrestrischen Phase mit den Ablagerungen des Nexø-Sandsteins geriet das Gebiet um Born-holm bei steigendem Meeresspiegel (frühkambrische Transgression) unter marinen Einfluss. In einem stufenweisen Übergang wurde im Tidenbereich der Küste der glaukonithaltige, mittelkörnige Quarzsand der Balka-Sandstein-Formation abgelagert (Hardeberga-Sandstein). In den Balka-Sandsteinen sind Lagen mit Wellenrippeln ausgebildet, die in Gezeitenzonen und etwas tieferem Wasser entstanden sind. In dünnen Tonschichten zwischen den sandigen Lagen finden sich die ältesten (dänischen) Tier- und Pflanzenreste in Form mikroskopischer Algen und auch Spurenfossilien von wurmartigen Tieren. |
"... Es ist davon auszugehen, dass der Balka-Sandstein in Pedersker in Gezeitenkanälen und auf Gezeitenflächen abgelagert wurde, wo es rasch wechselnde Ströme und Wellenschlag gab... Es hat ein reiches Tierleben gegeben, wie die vielen Spuren zeigen..." (Geologisk set S.106) |
Direkt unterhalb des Klintebakken unweit des Natur-Museums von Aakirkeby liegt der stillgelegte Steinbruch von Strøby.
Er steht gemeinsam mit dem sichtbar gemachten Aufschluss der
großen Bornholmer Verwerfung unter Schutz und ist in Verbindung
mit Klintebakken und NaturBornholm ein oft besuchter Ort. In ihm wurde ein hellgrauer bis rötlich-grauer Quarzsandstein abgebaut. Die heute offen liegende, gut einsehbare Abbaufläche liegt leicht nach Südwesten geneigt und vermittelt einen unverändert dauerhaften Strand-Eindruck: sehr klar ausgebildete fossile Wellenrippel, wohin der Blick fällt. (Fotos: DP, 2x EF) |
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Auf der Fläche sind darüber hinaus auch einige Besonderheiten zu sehen, deren Genese nicht zweifelsfrei geklärt ist. Dazu zählen die "Gasblasen"... |
Siehe auch:
https://367ture.dk/ture/%C3%B8ens-aarmillioner/stroeby-stenbrud/
und: https://skan-kristallin.de/bornholm/gesteine/gesteinsdarstellung/sedimentgesteine/balka/balka.html |
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Die Læså-Formation | |
Diese auf die Nexö-Formation folgende unterkambrische Einheit
umfasst zweierlei Ablagerungen - 1. einen früher als "Grüner Schiefer" (heute Broens Odde-Sandstein) bezeichneten geschieferten, glaukonitreichen Schluff- bis sehr feinkörnigen Sandstein, der in einigen Horizonten dunkle Phosphoritkonkretionen enthält, 2. den Rispebjerg-Sandstein, einen groben, unreifen, hellen Sandstein aus einem Quarzsand mit noch gut erkenn-baren, runden Sandkörnern. Er enthält Pyrit, der zum Auswittern neigt und dann dunkle Flecken hinterlässt |
Unter anderen Bedingungen entstand der
Rispebjerg-Sandstein.
Er bildet "eine 2–3 m dicke Sandsteinschicht, die über dem Grünschiefer auf Bornholm liegt und bei Kalbygård im Læså-Tal eine Stufe mit einem kleinen Wasserfall bildet. Der Sandstein besteht aus gut gerundeten und gleichgroßen Quarzkörnern. Sie stammen aus umgelagerten, windpolierten Wüsten- oder Dünensanden, die in einer Küstenzone abgelagert wurden. Sulfit-Anreicherungen während der Ablagerung geben heute den Verwitterungsflächen ein braun-fleckiges Aussehen, als sogenanntem "Leopardensandstein". Es wurden nur sehr wenige Fossilien (Hyolithe) gefunden. Das Alter des Sandsteins ist nicht endgültig bestimmt, wird allgemein aber dem letzten Abschnitt des Unterkambriums (ca. 530 Millionen Jahre vor heute) zugeschrieben, als der Meeresspiegel wieder sank." Er ist ein heller Quarzsandstein, der Eisen sowie Pyrit, letzteres in kleinen Ansammlungen, enthält. Beim Auswittern verfärbt das Eisen durch Ausfällungen den Stein und durch ausgelösten Pyrit entstehen bräunliche Löcher. Der Stein kann so ein löcherig-fleckiges Aussehen bekommen, sog. Leopardensandstein. |
Ausgewitterter Rispebjerg-Sandstein lokaler Strandstein, Strand östlich Boderne, Bornholm |
Rispebjerg-Sandstein, loser Stein im Læså-Tal nahe Kalbygård |
Rispebjerg-Sandstein mit löcheriger Verwitterungsoberfläche, Geländeaufschluss im Læså-Tal nahe Kalbygård |
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Rispebjerg-Sandstein. Bildquelle: https://367ture.dk/ture/%C3%B8ens-aarmillioner/laesaa-vandfald/ s. unten*2 |
Das Læså-Profil |
Am Hof Kalbygård befindet sich
eine kleine "Stromschnelle". Bei hohem Wasserstand rauscht hier
wohl ein kleiner Wasserfall. Die Schwelle im Bachbett wird durch
den Rispebjerg-Sandstein geschaffen, der hier - härter
als der Grünschiefer - schräg gestellt über dem Grünschiefer
eine Barre formt. Am Westufer des Baches erscheint der
Sandstein in einem fast 3 m hohen Aufschluss. https://367ture.dk/ture/%C3%B8ens-aarmillioner/laesaa-vandfald/ |
Abgesehen von diesem interessanten Einblick in die Erdgeschichte kann man sich bei einer Wanderung im Læså-Tal an dem schönen, naturbelassenen Bachlauf freuen. | ||||
Nahe dem Hof Risegård bildet der Risebæk einen schönen, kleinen Wasserfall in den Schichten des ordovizischen Dicellograptus-Schiefers. | |||
Hinweis: * Einzelne ergänzende Fotos aus einer 2009 unter Leitung von Matthias Bräunlich durchgeführten Exkursion wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Matthias Bräunlich (MB), Dirk Pittermann (DP), Elke Figaj (EF) und Bernhard Rybicki (BR). |
Bildquelle Rispebjerg-Sandstein*2: https://367ture.dk/media/5845/rispebjerg-sandsten-web600.jpg?upscale=false&format=jpg&quality=75&width=1200&height=1200&mode=max |
Literatur: Berg-Madsen 1985: A review of the Andrarum Limestone and the Upper Alum Shale (Middle Cambrian) of Bornholm, Denmark. Bull. Geol. Soc. Denmark 34 Butzbach J. 2000: 1700 Millionen Jahre Bornholm. William Dams Boghandel A/S Deecke W. 1899: Geologischer Führer durch Bornholm. Verlag Gegr. Borntraeger Gravesen, P. 1996: Geologisk set - Bornholm. Geografforlaget Jørgart, T. 2000: The basement geology of Bornholm. An excursion guide. Paper for The field conference “TransBaltic Precambrian Correlations”. 2000 Rying B. 1981: Bornholm. Gestalt, Geschichte, Kultur. Wachholtz Verlag Graversen O. 2010: Structural analysis of superposed fault systems of the Bornholm horst block, Tornquist Zone, Denmark. Nielsen H. et al. 2010: Lake-mire deposition, earthquakes and wildfires along a basin margin fault; Rønne Graben, Middle Jurassic, Denmark in: Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 292 / 1-2, S. 103-126 Platou S. W. 1970: The Svaneke granite complex and the gneisses on East Bornholm. Bull. geol. Soc. Denmark, vol. 20 |
weitere Infos: |
im Velkomscenter in Rønne,
www.bornholm.net im Naturkundemuseum „NaturBornholm“ in Åkirkeby |
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