Postglaziale Landschaftselemente - Binnendünen
Sander | Binnendüne | Erosionstal | Moor | Heide | Toteissee | Wanderdüne | Watt
Ein sehr schönes Binnendünenfeld ist das der Süderlügumer Binnendünen im nördlichen Schleswig-Holstein nahe der dänischen Grenze. | ||
Mit seinen offenen Heiden stellt es heute nur einen kleinen
Teil der im Übrigen mit Nadelgehölzen aufgeforsteten
Binnendünenlandschaft der Lecker Geest dar. Diese gehört zu den
Altmoränen-Komplexen der Hohen Geest, die im Verlauf des Weichsel-Glazials eine Flugsandüberlagerung erhalten hatten.
Die feinen Flugsande wurden vom Wind aus den Sandern, aber auch
aus Schmelzwasserrinnen aufgenommen - im Süderlügumer Bereich
aus den Rinnensystemen der Lecker Au und der Wiedau - lokal zu Dünen
aufgeweht. Die heutigen Dünenformen
gehen allerdings nicht bis auf diese frühe Zeit zurück.
Bäuerliche Nutzung und die Anpflanzung von Strandhafer
bedeuteten verändernde Eingriffe. Weitere Informationen, auch zur Flora und Fauna, hier. Bild rechts: Weite Teile des Dünenfeldes sind mit dem feinen Gras der Drahtschmiele bewachsen. Ihre lockeren Rispen wirken gleich einem rötlichen Schleier über dem Ganzen, unterbrochen von den grünen Flecken der Krähenbeere. |
Auch das Heidekraut (Besenheide) kommt verstreut in vielen kleinen Flecken vor - hat es aber schwer sich zu behaupten, so scheint es. Am ehesten gelingt es ihm an den wenigen offeneren Stellen. | |||
Im Zentrum des Dünenfeldes ist das Relief bewegter, dort ist unter anderem eine Ausblasungswanne ausgebildet. | ||
Binnendünen stellen einen
ausgiebig besonnten und durch den sandigen Untergrund extrem
trockenen Lebensraum dar. Seine Bewohner sind an diese
speziellen Gegebenheiten angepasst - und durch diese
Anpassung auf sie angewiesen. Darauf nimmt die Ausweisung als Naturschutzgebiet Rücksicht, sie erfolgte hier bereits 1938. |
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Literaturempfehlung: U. Heintze, W. Riedel: "Die Schleswigsche Geest", Husum 2021 (darin S. 291-297 "Dünenlandschaften im Nordwesten der Schleswigschen Geest") |
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Der vielgestaltigen und artenreichen
Binnendünenlandschaft von Nordoe liegt eine
komplexe und interes-sante Entstehungsgeschichte zugrunde. Sie
wird z. B.
hier (S. 6 ff),
im Kontext des Managementplanes des LLUR 2010, dargestellt.
Knapp zusammengefasst: |
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Die Münsterdorfer Geestinsel ist ein durch die glaziale Ur-Stör von der Itzehoer Geest getrennter Teil der Holsteinischen Vorgeest. Zusätzlichen tektonischen "Auftrieb" hat dieses Gebiet erhalten durch einen unter der Lägerdorfer Kreide aktiv aufdrängenden Salzstock. Im Zuge der pleistozänen Vereisungen erfolgte die eigentliche, bis heute im Wesentlichen erhaltene Oberflächen-Ausformung. Während die Moränendecke der Kaltzeiten vergleichsweise dünn blieb, wirkte das Schmelzwasser umso nachhaltiger - sowohl im Stör- als auch im Elbe-Tal. In allen Vereisungen reichte das ausgedehnte Elbe-Urstrom-tal bis an die Geestinsel und schuf mit seinen gewaltigen Schmelz-wassermengen an ihrem Südrand die heute immer noch markanten (fossilen) Kliffhänge, oberhalb der Rethwischer Marsch. Zugleich wurden weiträumig mächtige Sander aufgeschüttet. Spätere Trans-gressionsphasen machten die Geestinsel tatsächlich zeitweilig zu einer echten Insel, was zur Ausbildung von Stranddünen führte (die heute noch in Resten vorhanden sind). | ||
Lungenenzian | Augentrost | Kreuzblume (und Besenheide) | Teufelsabbiss | Feldthymian |
Das Tierleben wahrzunehmen ist weniger einfach - es
sei denn, man begegnet einer Herde der Landschaftspfleger... die
sind nicht zu übersehen. Neben den Burenziegen sind Exmoor-Ponys,
Galloways und Schottische Hochlandrinder im Einsatz. Aber mit Glück sieht man auch kleinere Formate - das eine oder andere standortbezogene Insekt... |
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Burenziegen wirken der Verbuschung entgegen | Wespenspinne mit Nest | Sandbienen wiederum bauen ihre Nester im Boden | |||
Sehr empfehlenswert ist diese informative Präsentation:
https://www.botanik-steinburg.com/files/NordoerHeideGesamt2011.pdf |
Diese Entwicklungsetappen sind beispielhaft für die meisten Flugsandfelder und Dünengebiete der Niederen Geest. Die meisten dieser Areale sind heute bewaldet, einige wenige werden unter Naturschutzgesichtspunkten (möglichst) offen gehalten und als Heidedünen gepflegt. | |||
Die Lütjenholmer Heidedünen wurden 1938 unter Schutz gestellt. Und auch dieses Gelände ist nur ein "winziges Überbleibsel jener Heidelandschaft, die vor 1900 noch weite Landesteile bedeckt hatte" Zitat-Quelle. | |||
Obwohl heute nicht unerhebliche Teile der Heide vergrast sind, haben sich verschiedene Formen von Feucht- und Trockenheiden sowie kleine Heidemoore erhalten. |
Skizze im Faltblatt |
Ebenfalls 1938 wurde die mit nur 7 ha deutlich kleinere "Düne am Rimmelsberg" unter Schutz gestellt. Eine Besonderheit des Gebietes ist ihr Bestand an in Schleswig-Holstein selten gewordenen Wacholderbüschen. Der Vergrasung durch die Drahtschmiele wird durch jährliches Abplaggen versucht, Einhalt zu gebieten. |
Ein weiteres Beispiel für ein durch Bepflanzung weitgehend
stillgelegtes Wanderdünengebiet ist
Ulla Hau auf Fårö,
einer nördlich von Gotland gelegenen kleinen Insel. Hier hatte
während der Kleinen Eiszeit die Dünenausbildung begon-nen und
ließ die größte Parabeldüne Schwedens entstehen. Ende des 19.
Jh. wurden die Sandfelder mit Strandhafer, Birken und Kiefern
bepflanzt. Bild rechts unten:
Trichter des Ameisenlöwen. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Ullahau |
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Literatur: Müller M. J. 1999: Genese und Entwicklung schleswig-holsteinischer Binnendünen. Ber. z. dt. Landeskunde 37,129-150. Zölitz, R. 1989: Landschaftsgeschichtliche Exkursionsziele in Schleswig-Holstein. Wachholtz-Verlag, Neumünster. |
Links:
Zur naturschutzfachlichen Situation der Binnendünen in Schleswig-Holstein (Jahresbericht des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2007/08) |
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zum Überblick Eiszeitliche Landschaftselemente |