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Landschaft - Geologische Fenster 

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Kreidegruben Lägerdorf

Meeresablagerungen aus der Kreidezeit bilden die Grundlage für die ergiebigen Vorkommen an feiner weißer Schreibkreide im Raum Lägerdorf. Diese vergleichsweise weichen, wassergesättigten Ablagerungen des flachen subtropischen Kreidemeeres  -  vor ca. 145 - 65 Millionen Jahren  -  bestehen überwiegend aus Kalkteilen von winzigen Meereslebewesen (z. B. Einzeller und Kalkalgen). Aus diesen mikroskopisch kleinen Kalkteilchen entstanden über einen langen Zeitraum mächtige Schichten weicher Kreide. In Lägerdorf sind rund 300 m Kreide belegt. Das Kreidemeer dehnte sich von den heutigen baltischen Ländern bis zum Atlantik aus, daher gibt es Kreide auch auf der Insel Rügen, auf der Insel Møn (siehe Bild), in Nordjütland, in Belgien, in der Champagne und bei Dover. Zweifellos am eindrucksvollsten ist die Kreide mit den eingelagerten Feuersteinbändern in den vom Meer bloß gelegten Felsenformationen von Møn, Rügen und Dover zu erleben.  Strandwanderer können dort ausgewitterte Fossilien aus Feuerstein finden . Die Lägerdorfer Kreide stammt aus der jüngsten Kreidezeit und ist vergleichsweise flint- und fossilarm.  
  Die Kreidefelsen von Møn, DK (Foto: P. Babzien)
     

Das Lägerdorfer Kreidevorkommen gehört zu den "Geologischen Fenstern" in Schleswig-Holstein: d. h. durch die Hebung eines lokalen Salzstocks wurden tief liegende Gesteinsschichten um viele hundert Meter aufgewölbt, die Kreide kam dadurch bis nahe an die Oberfläche. Eine aufliegende (tertiäre) Bedeckung wurde durch die Vereisungen abgeräumt, stattdessen eine dünne Moränendecke hinterlassen.
In ihren tiefen Schichten (im Einflussbereich des Salzstocks) ist die Kreide salzig. Untersuchungen (erstmals durch E. M. Todtmann, s. u.) haben aufgezeigt, dass in den Kreideschichten Karst-Vorgänge ablaufen. Erdfälle demonstrieren das bis in die jüngste Gegenwart (siehe z. B. dort).
 
Die Grube Schinkel (Heidestraße), 2006. Im Hintergrund links die Grube Alsen 
 
Der Beginn des Kreideabbaus datiert in das 19. Jh. (Zementfabkriken), heute gehört das Unternehmen zu "Vereinigte Kreidewerke Dammann KG" (Holcim) und produziert Feinkreiden, Grobkreiden und Düngekalke. Es existieren etliche ältere, heute verfüllte oder durch Pumpwerke offengehaltene Gruben (offen: Grube Saturn, Grube Schinkel). In Betrieb ist gegenwärtig die große Grube "Alsen" an der Heidestraße. Für alle Gruben ist das private Betreten streng verboten. Es werden Werks- und Grubenführungen sowie Sammlertage angeboten.
 
   




   Die Grube Saturn ruht seit 2002 und wird durch ein  
   Pumpwerk vor dem Volllaufen bewahrt.
   In diesen 12 Jahren hat sie sich begrünt.
   Feuchtstandorte wechseln mit Kalktrockenrasen.
   Gefährdete und geschützte Pflanzen wie
   Knabenkräuter haben begonnen, sich heimisch zu 
   fühlen.
    




    Die mit Brauneisen und Algen überzogenen alten
    Abbauwände zeigen bei genauerem Hinschauen eine
    leichte Schrägschichtung.
    Sie ergibt sich aus der Aufwölbung des Gebietes
    durch die Hebungsprozesse des tief liegenden
    Salzstocks.
   Sammlertag in der Grube Saturn, 2014:  
 
Zu den häufigeren Fossilfunden in der Kreide gehören Belemniten ("Donnerkeile"), Echinocoren (Seeigel), Bivalvia (Muscheln), Brachiopoden, Pycnodontae (Austern) und Porifera (Schwämme).
Fossilien aus Lägerdorf:
Ventriculites radiatus
(Kieselschwamm)      Detail
Turitella (Turmschnecke)
2. Bild
Pycnodonte vesicularis
(dickschalige Auster)  2. Bild
Echinocorys (Seeigel),
kristallisiert     2. Bild
Fossilien aus der Kreide von Møn, DK:
Belemniten (Donnerkeil) Echinocorys und Galerites (Seeigel) Porosphaera (Schwamm) Asträa (Netzkoralle)
     
Plinthosella squamosa (Klapperstein:
Kieselschwamm in Feuersteingeröll)   Detail
     


weitere Kreide-Lokalitäten, Mønsted und Rügen:
in den Kalkhöhlen von Mønsted, DK.        Feuersteinbänder Bodensackungen im Gelände Feuersteinmauer
am Königstuhl auf Rügen (2007) Feuersteinbänder Feuersteinfelder  
     
     
Literatur (auf Lägerdorf bezogen):
Schroeder, U. 1997: Fossilien aus der Schreibkreide von Lägerdorf bei Itzehoe (Schleswig-Holstein) in: Der Geschiebesammler 30. S. 3 - 42. Wankendorf 1997
Todtmann, E. M. 1951: Unterirdischer Karst in der Kreide von Lägerdorf bei Itzehoe. in: Schr. Nat. Ver. SH 25. Kiel.
Kirsch R. et al.: Wenn der Boden einbricht  -  Erdfälle in Schleswig-Holstein. Jahresbericht des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2004 (PDF-Datei)

Links:
http://www.dammann.de/Unternehmen/Geschichte/Laegerdorfer-Kreide
http://www.dammann.de/Kreideursprung-Broschuere/#/0
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreide_%28Geologie%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Klapperstein
http://fossilienjaeger.de/sammlungen/klaus_esser/index.html
 

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