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Südnorwegen  -  Mineralien-Ausstellung in Iveland

Im Zentrum von Iveland wurde eine besuchenswerte, öffentliche Mineralien-Ausstellung eingerichtet. Sie informiert über die lokale Geologie, den Pegmatit-Bergbau im Evje-Iveland-Distrikt und zeigt Beispiele von schön ausgebildeten oder auch seltenen Mineralien, die bei der Exploration von Feldspat und Quarz in den Pegmatitbrüchen gefunden wurden. Die Region ist weltweit bekannt für ihren besonderen Mineralien-Reichtum. 
Die Ausstellung in Iveland geht auf die Originalsammlung von Olav Landsverk zurück, dem bedeutendsten Sammler (auch Grubenbesitzer) im Distrikt. Sie ist informativ aufgebaut und gut verständlich auch für Laien und zeigt in schönen Beispielen die wichtigsten der nahezu 100 verschiedenen Minerale, die aus den Pegmatit-Aufschlüssen bestimmt werden konnten.
 
Beispiele aus der Ausstellung (die Aufnahmen erfolgten per Smartphone, sind somit von eingeschränkter Qualität):
       
    Das überwiegende Umgebungsgestein im Evje-Iveland-Distrikt:
präkambrischer Amphibolit (ca. 1200 Mio. Jahre), der von granitischen Magmen intrudiert wurde (ca. 900 Mio. Jahre). Die Intrusionen bildeten die bekannten Granite und granitischen Pegmatite aus.
Im Kontext dieser Pegmatite kam es zur Anreicherung und Ausbildung der vielfältigen Minerale.    
 
 
 
Feldspat:
Rund 60% der Lithosphäre (des mineralisierten Erdkörpers) bestehen aus Feldspatmineralen. Feldspäte sind Silikate, die unterschiedliche Mengen an Kalium, Natrium und Calcium enthalten. In der Iveland-Evje-Region kommen Mikroklin (Kalifeldspat), Albit (Natronfeldspat) und gelegentlich Orthoklas (Alkalifeldspat) vor. Die Farben variieren von weiß, grau, braun und rot bis grün. Der größte in Iveland (Tveit) gefundene Feldspatkristall war 6 m lang und wog mehr als 100 t.
  In den Iveland-Gruben wurde der Feldspat für die industrielle Verwertung abgebaut, vor allem für die Herstellung von Porzellan und künstlichem Zahnersatz.
 
Neben dem gewöhnlichen Feldspat kamen spezielle Feldspat-Varianten vor, z. T. in schönen Kristall-Ausprägungen, wie auskristallisierter Albit, Orthoklas oder Mikroklin (auch als Amazonit).

Nach Eröffnung der Setestal-Bahn (1896) konnte der industrielle Feldspat an die Küste transportiert werden. Er wurde in beträchtlichen Mengen nach Deutschland und in andere europäische Länder verschifft.
     
  Albit ist der natriumreichste der Plagioklase. Er entwickelt überwiegend flächenreiche, tafelige bis prismatische Kristalle. Meist ist die für Plagioklase typische polysynthetische Zwillingsbildung gut zu erkennen.
In reiner Form ist Albit farblos und durchsichtig.
Häufig erscheint er allerdings weiß, was auf Lichtbrechung im Gitteraufbau zurückgeht.
Albit tritt in spät-hydrothermalen Quarzpegmatiten auf.
     


Clevelandit ist eine Varietät des Albit (NaAlSi3O8), er bildet tafelig-blättrige Kristalle aus, zuweilen lamellen- (Bild 2) oder rossettenförmig (Bild 1), meist von weißer Farbe. Massige Ausprägungen können bläulich gefärbt sein. Clevelandit bildet sich in hydrothermalen Restschmelzen, tritt also v. a. in Gängen und Spalten auf.
     
Mikroklin ist ein Alkalifeldspat,
K(AlSi3O8), der prismatische, orthorhombische oder tafelige Kristalle von weißer, hellgelber, rötlicher bis hellblaugrüner Farbe ausbildet.
Auf Grund seines magmatischen Ursprungs ist er als Gemengteil in vielen Gesteinen enthalten, v. a. in Graniten. Freie Kristallformen treten in Pegmatiten auf, dort findet sich Mirkroklin auch in Form von graphischen Verwachsungen mit Quarz (Schriftgranit).
     
  Eutektische Gefüge mit regelmäßigen graphischen Verwachsungen (Schriftgranit) bilden sich in Phasen schneller Auskristallisation, häufig in der Spätphase in Pegmatiten aus. Im Anschnitt zeigt das Gestein keilschriftartige Muster, daher der Name "Schriftgranit".

"Tannspat" (Zahnspat) ist eine norwegische Bezeichnung für einen hochwertigen Orthoklas-Feldspat. Orthoklas steht dem Mikroklin nahe, verfügt anders als dieser aber über eine vollkommene, glatte Spaltbarkeit. Seine Kristalle sind meist tafelig und zeigen gut die "Karlsbader" Verzwilligung.
     
  Amazonit ist eine Variante des Mikroklin (siehe erstes Bild oben), entsprechend ebenfalls magmatischen Ursprungs und entsteht v. a. im Kontext von Pegmatiten. Er ist von  hell- bis dunkelgrüner Farbe, die ins Bläuliche übergehen kann. Die Ursache der Färbung wird noch diskutiert, möglicherweise spielt Kupfer eine Rolle.
Amazonit kann dem Mikroklin entsprechende Kristalle ausbilden, splittert aber leicht und wird deshalb als Schmuckstein meist rundflächig poliert.
Die Namensgebung geht auf Alexander von Humboldt zurück, der Schmucksteine dieser Art bei dem Volk der Amazonen angetroffen hatte.
     
Quarz:    
Quarz entsteht durch die Kristallisation aus silikatischen Gesteinsschmelzen, wobei die Kristallisationstemperatur eine maßgebliche Rolle für die Art der Kristallbildung darstellt. Mit ca. 20% Beteiligung am Aufbau der Lithosphäre ist er das zweithäufigste Mineral nach dem Feldspat - wobei man auf Grund seiner zahlreichen Ausbildungen und Varietäten vorzieht, von der "Quarzgruppe" zu sprechen. Quarz ist auf Grund seiner Eigenschaften als Siliziumoxid von hoher technischer Bedeutung für den Menschen.
In den Iveland-Gruben wurde Quarz gewonnen, um ihn bei der Schmelze im Nickel-Werk von Evje einzusetzen.
Die Flaat-Gruben bei Evje waren zeitweilig die größten europaweit - aus einer Tiefe bis 422 m wurden insgesamt etwa 3,2 Millionen Tonnen Erz gefördert. Entsprechend groß war der Bedarf an Quarz.
 
Der Quarz in den lokalen Pegmatitgruben ist größtenteils dunkel, sog. Rauchquarz.
Die Dunkelfärbung geht auf radioaktive Umgebungsstrahlung während der Kristallisation zurück.
Rauchquarz bildet seltener als klarer Quarz schön geformte Kristalle aus. Die Intensität der Tönung kann von durchscheinend bräunlich bis schwarz reichen.
       
  Quarz kann durch Beimengungen verschiedener Elemente sehr unterschiedlich gefärbt sein. Es entstehen Varietäten, die für die Schmuckindustrie von Bedeutung sind: Rosenquarz, Amethyst, Citrin, Jaspis u. a.

In der Ausstellung werden zwei Beispiele von Quarz mit Hämatit-Einlagerung gezeigt.
 
zwei Quarzstufen: 
  Quarzkristalle
(hexagonale Prismen)
mit Bewuchs von kleinen
Feldspatkristallen 
  Es wird kein Hinweis gegeben, um was es sich bei dem weißen Belag auf dieser Quarzstufe handelt. Möglicherweise ebenfalls Siliziumoxyd, milchig... 
       
Glimmer:
Der dritte Hauptbestandteil von granitischen Magmen (neben Feldspat und Quarz) -  und somit auch der aus den Restschmelzen auskristallisierten Pegmatite  -  sind Glimmer. Im Iveland-Evje-District treten die beiden häufigsten Glimmer gleichermaßen auf: schwarzer Biotit und heller Muskovit. Beide Glimmer bilden tafelig-blättrige Kristalle oder Aggregate aus. Sie spalten leicht, dünn und sind dann biegsam elastisch.
     
     
Weitere Minerale als Akzessorien :
"Was die Pegmatite weltberühmt machte, sind deren teilweise riesigen Kristalle aus der ersten Mineralphase der ersten Intrusionen, bevor das Magma komplett kristallisierte. Die bemerkenswertesten Mineralien sind Beryllkristalle bis 3 m, metergroßer Turmalin, Euxenit bis 20 cm, Blomstrandin bis 40 cm, Thortveitit bis 10 cm, metergroßer und bis zu 15 cm Durchmesser messender Allanit, Fersmit bis 6 cm, Monazit bis 18 cm, Strüverit bis 6 cm, Apatit bis 30 cm, bis 3 m langer, sehr gut ausgebildeter Xenotim- und Gadolinit.
Viele der Pegmatite sind angereichert mit Seltenen Erden, welche bei einer Temperatur von ca. 600°C gebildet wurden (Müller et al., 2009)."
 
Einige Beispiele der Ausstellung:
 
Beryll ist ein Aluminium-Beryllium-Silikat (es enthält das Leichtmetall Beryllium) und bildet oft schöne gelbe, insbesondere grün bis blau gefärbte Säulen aus. In der Schmuckindustrie bekannte Farbvarianten sind Smaragd (grün), Aquamarin (blau), Heliodor (gelb).
Legierungen mit Beryllium sind besonders robust und werden vielfach in der Hochtechnologie und Raumfahrt verwendet.
  "Beryll ist zweifellos eines der eindrucksvollsten Minerale der Region. Obwohl häufig in Form kleinerer, wenige Zentimeter messende Kristalle vorkommend, werden doch auch bis zu 3 t wiegende Kristalle von Iveland beschrieben. Ein solcher Kristall hat eine Länge von 3,25 m und einen Durchmesser von 1,1 m.
Die Farbe der meisten gefundenen Berylle ist gelblich, aber aus verschiedenen Steinbrüchen werden auch schöne blau gefärbte Aquamarine gemeldet.
Als ein Alterationsprodukt des Berylls wurden die Minerale Bavenit und Bertrandit gefunden." (R. Werner)
     
Granat
  Zu den häufigen akzessorischen Mineralen in den Pegmatiten zählt Granat, vielfach in Form kleiner Aggregate. Aber es treten auch sehr schöne Stufen auf. Vermehrt werden sie gefunden in der Steli-Mine.
Es handelt sich dabei im Allgemeinen um Almandin, ein Eisen-Aluminium-Silikat von dunkel- bis bräunlichroter, zuweilen fast schwarzer Farbe. Die Kristallausbildung (Rhombendodekaeder oder Ikositetraeder) kann den  Aggregaten das typisch granatapfelähnliche (etwas kugelig-klumpige) Erscheinungsbild verleihen.
Durchscheinende Ausprägungen werden als Schmucksteine geschliffen.
     
Pyrit
  Pyrit gehört ebenfalls zu den häufigen Nebenbestandteilen vieler Gesteine. Er ist das verbreitetste Sulfidmineral, ein Metallsulfid (Schwefel- bzw. Eisenkies), das sowohl in Magmatiten als auch unter sedimentären und metamorphen Bildebedingungen zu finden ist.
In mehreren der Pegmatit-Steinbrüche der Iveland-Region (z. B. Slobrekka und Steli) wurden ansehnliche Pyritstufen gefunden, meist in der Mischform von Kieskörpern, die auch ausgebildete Kristalle enthalten.
Ein weiteres Sulfidmineral in den Iveland-Gruben ist Pyrrhotin, Magnetkies (Bild rechts), oft vergesellschaftet mit Pyrit.
     
Fluorapatit
Fluorapatit ist ein ebenfalls häufiges, gesteinsbildendes Mineral, das verschiedenfarbige Kristalle oder massige Aggregate ausbildet. Er gehört zu den Phosphatmineralen und tritt oft akzessorisch in Vulkaniten, Syeniten, Alkaligesteinen  -  und eben auch in granitischen Pegmatiten auf. 
     
Fluorit, Titanit und Zirkon
Fluorit (Flussspat) kann kubische, auch exakt würfelförmige Kristalle ausbilden,
kommt überwiegend aber als hydrothermale Gangfüllung in massiver Form vor. In granitischen Pegmatiten tritt er eher nur gelegentlich auf. Durch Fremdbeimengungen kann Fluorit vielerlei Farben annehmen.


Titanit (Calcium-Titan-Silikat) findet sich als Nebenbestandteil in vielen Magmatiten. Er bildet meist flach-tafelige, keilförmig zugespitzte Kristalle aus. Seine Farbe: häufig bräunlich, mit schönem Glanz. Verschiedene Beimengungen können weitere Farben verursachen.

Zirkone entstanden bereits in den frühesten Kristallisationsprozessen der Erde. Da sie besonders verwitterungsresistent sind,  werden sie bei radiometrischen Altersbestimmungen eingesetzt. Zirkone bilden kurzprismatische Kristalle mit quadratischem Querschnitt aus, meist von brauner Farbe.
         
Prehnit und Stilbit    
  Prehnit ist ein häufiges Mineral in hydrothermalen Gängen  -  mit variablen Kristallformen, von prismatisch bis kugelig. Prehnit erscheint häufig weiß, zuweilen auch grau bis grünlich.
Stilbit entsteht ebenfalls durch hydrothermale Prozesse. Er kann prismatische oder tafelige Kristalle ausbilden, häufiger aber garbenförmige oder körnige Aggregate. Farbe: weiß oder leicht rötlich getönt.
         
Molybdänit und Bismutinit  
Molybdänit (MoS2), ein häufig vorkommendes Sulfid, bildet oft krummblättrige, schuppige Aggregate, zuweilen auch sechseckige, tafelige Kristalle. Er tritt sowohl in Pegmatiten als auch in hydrothermalen Gängen auf.
Letzteres trifft auch zu auf Wismut-  glanz (Bismuthinit). Er kommt meist dünnblättrig oder faserig vor.
       
Ilmenit und Galenit  
   Ilmenit (Titaneisen) ist mit 58% Titan + 48% Eisen ein bedeutendes Titanmineral. Er tritt akzessorisch in dunklen Tiefengesteinen auf, aber auch in Verbindung mit Quarzadern. Er kann dicktafelige Kristalle ausbilden, tritt aber oft in körnig-massigen Aggregaten auf. Farbe: schwarzgrau bis schwarz.
Galenit (Bleiglanz) ist ein weit verbreitetes Bleisulfid und mit 875 Blei das wichtigste Bleierz. Er bildet gerne würfelförmige oder auch oktaedrische Kristallformen von bleigrauer Farbe und mit besonders starkem Glanz aus.
       
Thortveitit  
  Ein seltenes, aber für die Region bedeutendes Mineral ist Thortveitit  -  von Bedeutung, weil es 1911 unweit von Evje von O. Thortveit entdeckt wurde. Seine Typlokalität ist Ljosland.
Thortveitet kommt in granitischen Pegmatiten vor, oft vergesellschaftet mit unterschiedlichen anderen akzessorischen Mineralen.
Es ist ein Silikat, das prismatische Kristalle ausbildet, meist von graugrüner bis schwarzer Farbe.
 
     
Radioaktive Minerale
Die hier versammelten dunklen Minerale sind sehr selten und alle mehr oder weniger radioaktiv. Das bekannteste unter ihnen ist Gadolinit. In seinen verschiedenen Ausprägungen enthält er die Seltenen Erden Cer, Neodym und Yttrium.
 
 
     
Hinweis: Die Mineraliensammlungen von Evje  - der große, touristisch ausgerichtete "Mineralparken" in Homnes und das kleine, aber reich bestückte Geo-Museum im Fenefoss-Heimatmuseum  -  laden gleichfalls zu einem Besuch ein.
     
Literatur:
Bjørlykke, H. 1934: The Mineral Paragenesis and Classification of the Granite Pegmatites of Iveland, Setesdal, Southern Norway. Norsk Geol. Tidsskrift 14, 211-311.
Links:
https://www.mindat.org/user-30160.html
http://www.nags.net/Nags/english/articles_werner/evje_iveland_pegmatite_district.htm
https://en.wikipedia.org/wiki/Evje_og_Hornnes
   
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