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Südnorwegen  -  Raet, die Ra-Moräne

 
Klimaschwankungen gehören als wirksames Agens zu unserer Erd-geschichte. Auch die großen Kaltzeiten waren geprägt vom Wechsel wärmerer Perioden (mit Abtauphasen) und Kälteperioden, die ein erneutes Vorrücken des Eises bewirkten. So auch verlief das Ende der letzten großen nordeuropäischen Vereisung, des Weichsel-Glazials (ca. 115.000 - 11.600) nicht als geradliniger Erwärmungsprozess.
Es kam im Verlauf der allmählichen globalen Erwärmung zu wieder-holten  Abkühlungsphasen, besonders spürbar in der "Jüngeren Dryas" (als letztem der Kaltzeit zugerechneten Zeitabschnitt, 10.730–9700 v. Chr.).
Während durch das damals schon eisfreie Norddeutschland und Dänemark Rentierjäger streiften, erlebte Skandinavien eine erneute Eisausbreitung  -  mit einem ca. 300 Jahre währenden Maximum. Das jahrhundertelange Verweilen dieses letzten Eisvorstoßes führte zum Absetzen einer Endmoräne im skandinavischen Raum, deren Verlauf lokal deutlich nachweisbar ist, weil sie durch kein späteres Überfahren mehr zerstört wurde.
An mehreren Orten entlang der südnorwegischen Küste ist diese markante Moräne, die Ra-Moräne, besonders gut erhalten.
 
  Bildquelle: Infotafel Mølen (bearbeitet)
     
2016 wurde zwischen Grimstad und Tvedestrand der Raet-Nationalpark ausgewiesen. Er umfasst zum allergrößten Teil die Küstengewässer, aber auch viele Strandabschnitte.
Mit dieser Aufwertung der Küstenlandschaft verbunden war die touristische Erschließung. Sie sorgte für informative Publikationen, für eine größere Bekanntheit und Zugänglichkeit des Gebietes, aber auch für Schutzmaßnahmen. So ist das Aufsammeln von Steinen der Ra-Moräne untersagt.
 
 
Im Bereich von Telemark und Aust-Agder war die Ra-Moräne auf dem damaligen Meeresboden abgesetzt worden und kam in Teilen erst in der jüngeren Vergangenheit durch die postglaziale Landhebung über den heutigen Meeresspiegel zur Sichtbarkeit (beispielsweise als die flachen Geröllinseln Målen vor Flosta und Tromlingene östlich von Tromoy, in den Geröllstränden bei Bjellandstrand, Spornes und Hove auf Tromøy oder am Außenstrand auf Merdø). Auf Grund dieser jungen Vergangenheit und Ufernähe erscheinen die ausgedehnten Geröllstreifen und Strandwälle noch sehr ursprünglich, sie sind vielfach vegetationsfrei. Die Moräne hatte ursprünglich natürlich auch große Mengen an Erde und Sand enthalten  - aber diese leichten Sedimente wurden vom Wasser zerspült und fortgetragen.
Weiter westlich, von Grimstad über Birkenes und durch Vest-Agder und Vestlandet verläuft die Ra-Moräne über Land.
     
  Auf Hasseltangen bei Grimstad ist die Ra-Moräne ein imposanter Wall aus größeren Geröllen und gerundeten Blöcken. Sie erscheint hier bereits "landfest", vom Küstenwald bewachsen, und biegt allmählich von der Küste weg ins Landesinnere ab.
siehe Infoskizze (schraffierter Verlauf)
 
Auf dieser Skizze gibt der schraffierte Streifen den Verlauf der Ra-Moräne zwischen Hasseltangen und Tromøy an  - auf dem Meeresboden und auf den über die Wasserlinie ragenden Geröllinseln (Jerkholmen, Ærøya und Merdø).
Auf Tromøy begleitet die Ra-Moräne die gesamte Südküste.
Von der Geröllbedeckung ausgespart sind nur die Bereiche mit blank geschliffenen, steilen Uferfelsen.
 
 
Merdø ist eine von Tagesgästen gern aufgesuchte, kleine Insel südwestlich von Tromøy. Ein kleines Ortsmuseum erzählt von der Geschichte der einstigen Schiffer- und Lotseninsel. Der felsige Inselkern ist zu großen Teilen von der Ra-Moräne bedeckt, insbesondere im Westen und Süden (Bilder unten).
 
Tromøy, südlich von Arendal gelegen, ist die größte Insel des Sørlandet. Die Südküste mit der Ra-Moräne steht unter Naturschutz (Bilder unten). Tromøy blickt auf eine alte Geschichte zurück, die bis in die späte Bronzezeit belegt werden kann. Hier gibt es eine Bildergalerie von dieser schönen Insel.
     
Die steinreiche Ra-Moräne ist natürlich eine Fundgrube für Freunde kristalliner Gesteine. Was dem Ufer nahe liegt und von der Brandung rein gewaschen wird, gibt die Gesteine des südnorwegischen Berggrundes zu erkennen. Besonders gut vertreten  -  und kenntlich  - sind die charakteristischen Gesteine des Oslo-Grabens. Eine Auswahl ist hier zu sehen.
     
Dieses Video mit dem Titel "Arven fra istiden" (Das Erbe der Eiszeit) vermittelt sehr schöne Bildeindrücke von der Ra-Moräne  -  ein norwegisches Sprachverständnis wäre zusätzlich hilfreich:
https://raetnasjonalpark.no/geologitur-pa-spornes/
     
     
Mølen    

Weiter östlich, am Ausgang des Langesundsfjords, befindet sich ein besonders eindrucksvolles Naturmonument der Ra-Moräne. Mølen ist eine breite Landzunge, die weitgehend aus glazialen Ablagerungen besteht. Entlang der Südküste dehnt sich ein weites Geröllfeld der Ra-Moräne.
Auch hier wurde die Moräne vom Wasser aufgearbeitet und größensortiert. Das Steinfeld erscheint eingeebnet und überraschend einheitlich, einzelne größere Geschiebe und Findlinge liegen vor allem in den tieferen Bereichen an der Uferlinie und auf der Schorre.

                         Bildquelle: Infotafel an der Mølen-Moräne
 
 
   
Der Ort steht unter besonderem Schutz, weil er nicht nur Naturdenkmal sondern auch ein bronze- und eisenzeitliches Gräberfeld ist.
siehe:  https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%A4berfeld_M%C3%B8len
 
Mølen ist Teil des "Gea Norvegica Geopark", der 2008 gegründet wurde und geologisch interessante Orte in Teilen von Vestfold und Telemark betreut und vorstellt. Eine kleine Präsentation der vielen verschiedenen Gesteinsarten in der Moräne wurde in der Nähe des Parkplatzes eingerichtet und eine Broschüre gibt weitere Infos.  
 
Das Geschiebesortiment der Moräne stammt vor allem aus den Provinzen Vestfold, Buskerud und Telemark. Manche der Gesteine können hinsichtlich ihrer Herkunft bestimmt werden, insbesondere die Steine aus dem Oslo-Graben.
Der Geopark nennt einige der häufigen Gesteinsbeispiele:
• Quarzite aus der Telemark
• Gneise aus Kongsberg und Meheia
• Kalksteine aus Grenland oder anderen Gebieten (z.B. Cambro-Silurische Gesteine der Oslo-Region)
• Sandsteine aus Ringerike
• Granite aus Drammen
• Rhombenporphyre aus Vestfold
• Larvikite aus dem Gebiet von Larvik
• Syenite aus dem Gebiet von Larvik
• Feuerstein aus Dänemark, der wahrscheinlich mit schwimmenden Eisbergen nach Mølen transportiert wurde.
   
 Die Ausstellung in Mølen enthält folgende Gesteinstypen (Die Angaben stammen von den beigefügten Schildern):
 Drammen-Granit. Perm. 280
 Mio. Jahre. Herkunft: Røyken,
 Hurum, Svelvik
 
    Alkali-Syenit. Perm. 280
   Mio. Jahre. Herkunft: Siljan,
   Lågendalen
  Lardalit. Karbon. 292 Mio. 
  Jahre. Herkunft:
Lågendalen,
  Farris  
   Nephelinsyenit. Karbon. 294 Mio.
   Jahre. Herkunft: Langesundsfjord
   
   Nephelinsyenit-Pegmatit.
   Karbon. 294 Mio. Jahre.
    Herkunft: Langesundsfjord
 
   Larvikit. Karbon. 294 Mio.
   Jahre. Herkunft: Brunlanes
  
  Rhombenporphyr, Lava. Karbon-
   Perm. 295-285 Mio. Jahre. 
   Herkunft: Div. Orte in Vestfold u.
   Krokskogen. 
  Vulkanische Asche. Perm.
  280 Mio. Jahre.
  Herkunft: Re, Ramnes
 
   Basalt, Lava. Karbon. 310 Mio.
  Jahre. Herkunft: Skien,
  Brunlanes, Holmestrand
  Basalt, Lava. Karbon. 310 Mio.
  Jahre. Herkunft: Skien,
  Brunlanes, Holmestrand
  Konglomerat. Karbon. 310 Mio.
   Jahre. Herkunft: Skien,
   Porsgrunn 
 Rhombenporphyr-Konglome-
  rat
. Perm. 285 Mio. Jahre. 
 Herkunft: Ebenen im Oslofjord. 
  Kalkstein mit Fossilien. Silur. 430
   Mio. Jahre. Herkunft: Porsgrunn. 
   
  Alaunschiefer. Kambrium. 510
   Mio. Jahre. Herkunft: Skien,
   Porsgrunn oder Kongsberg 
 
  Knollenkalkstein. Ordovizium.
  470 Mio. Jahre. Herkunft:
  Grenland oder Ringerike 
 
  Hornfels. Ordovizium. 480 Mio.
  Jahre, umgewandelt: 290 Mio. J.
  Herkunft: Grenland, Sande,
  Sandsv
ær
  Granitischer Gneis. 1190 Mio. Jahre.
  Herkunft: Bø, Nome
   Garbenschiefer. 1147 Mio.
   Jahre. Herkunft: westlich von
   Svanstul, Skien 
   Bändergneis. 1500
    Mio. Jahre. Herkunft:
    Kongsberg
   Gabbro. 1147 Mio. Jahre. Herkunft:
    Hjartdal.
    hinten: Quarzit
   
  Quarzit (umgewandelter
   Sandstein). 12-1300 Mio. Jahre
   Herkunft: Gausta-Region.
 
  Rhyolith, Lava. 1500 Mio. Jahre.
   Herkunft: Rjukan. 
   
       
 
Literatur:
Øivind Berg, Ø. Djupedal, J. A. Knutsen 2017: "Raet - Sørlandets nasjonalpark". Verlag Bokbyen. ISBN: 9788283160499
Links:
http://doczz.net/doc/7191802/geologiske-verdier-i-raet-nasjonalpark-v--ivar-jansen (Bilder !!!)
   
  zu Steine der Ra-Moräne auf Tromøy
zum Überblick: Stationen in Südnorwegen