Eiszeitliche Landschaftselemente - Tunneltal
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Das Krusauer Tunneltal | |
Das Krusauer Tunneltal entstand aus dem nördlichen Arm des sich am Ende der Flensburger Förde gabelnden Fördegletschers. Diese nördliche Gletscherzunge stieß in einem großen Bogen gegen den Eisrand vor und hatte vermutlich bei Padborg ein Gletschertor. Die ursprüngliche Fließrichtung des ausströmenden Schmelzwassers - nach Westen - kehrte sich in der Nacheiszeit um, als kein Eis mehr den Weg nach Osten versperrte und kein nachströmendes Schmelzwasser Druck nach Westen ausübte. Auf diese Weise bildeten sich vielerorts die vergleichsweise kurzen Auentäler zur Ostsee hin aus. |
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topographische Karte von Flensburg | |
Das Krusauer Tunneltal ist inzwischen auf Grund seiner Vielfalt an
Lebensräumen und seltenen Tier-und Pflanzenarten Teil des europaweiten
Schutzsystems „Natura 2000“. Es lädt zum Besuch ein! |
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findet an einem klaren, sonnigen Junitag statt, diesmal von der Mündung aus - - Treffpunkt: „Schusterkate“.
Wir bleiben auf Schusters Rappen - und biegen auf der dänischen Seite links in den Wanderweg. Unvermittelt Windstille und Schatten und Vogelgesang im hohen Buchenmischwald… Ein kurzes Stück führt der Weg am Rande des ursprünglichen Fördebeckens entlang - bis zu einem alten Stein von 1872 mit einer Hochwasseranzeige. (Damals stieg in einem verheerenden Sturmhochwasser das Wasser in der Flensburger Förde auf 3,30 m über normal!) |
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Pegelstein zum
Sturmhochwasser
im November 1872 |
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Die durch einen bearbeiteten Findling gefasste „Abraham-Quelle“ im Tal unterhalb von Krusau |
Die Geschiebemergel der Grundmoränen halten häufig das Grundwasser in wasserundurchlässigen Schichten auf. Es tritt an vielen Stellen im unteren Bereich der Hänge zutage, z. T. in Sickerquellen, die für morastige Zonen sorgen, aber es gibt auch kräftig fließende Quellen mit klarem Wasser - wie die eisenhaltige „Abrahamquelle“. Ohne dass wir unter dem dichten Bewuchs etwas sehen können, klingt immer wieder das leise Plätschern von fließendem Wasser herauf. An der „Abrahams Kilde“ lädt eine Bank zum Verweilen und Zuhören ein. (Dieser Name wurde übrigens mit Rücksicht auf einen Hofherren des dänischen Königs Christian IV verliehen, als hier bei einer Rast der König von dem Hofherrn zuvorkommend mit Wasser versorgt wurde -er hat keinen unmittelbar biblischen Hintergrund.) |
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Kleine, der Krusau zufließende Rinnsale |
Die Krusau an verschiedenen Stellen ihres Weges. | |||
An der Brücke weist eine Tafel auf den hier praktizierten Eisvogelschutz hin. | |||
Wer mit einer kleinen Wanderung genug hat, kann jetzt an der
Grenzschranke linkerhand Richtung Kupfermühle umkehren. Auch dieser Weg
ist lohnend: Die schmale Landstrasse, der „Teichweg“, verband früher Kupfermühle und Krusaugaard. Sie führt durch kleine Wäldchen und auch auf einem Damm am verlandeten, früheren Mühlenteich entlang. Er war für den Betrieb des Werkes Kupfermühle aufgestaut worden. Heute ist er eine flache Röhrichtniederung. |
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Der alte Ortskern von
Kupfermühle mit den ehemaligen Werkstätten und
Werkswohnungen, heute z. T. als Museum eingerichtet, lohnt in jedem Fall
einen Besuch. Seit etwa 1600 wird hier die Wasserkraft der Krusau genutzt - anfangs für ein Eisenhammerwerk. |
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Museum Kupfermühle | schön restauriert: die Gebäude und das Mühlrad | das eh. Direktorenhaus |
Der kleine Ort Kupfermühle liegt auf der letzten (untersten) der
flachen Schwellen, die das Tunneltal aufweist. Mit der Aufstauung des Mühlenteichs war die Senke (ehemalige Toteismulde) genutzt worden. |
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Durch den Hangwald westlich des Brackwassersees kommt man zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück. | |
Wir haben uns heute die große Tunneltalwanderung vorgenommen. Sie führt in den oberen Talabschnitt bis zum Niehuuser See. | |
So biegen wir an der Bachbrücke nach rechts
und folgen der Allee (Madeskovvej) zum ehemaligen Krusaugaard
(heute gewerblich genutzt). Mit dem Flensborgvej schneidet hier eine viel befahrene Verkehrsader das Krusautal. Der Grenzübergang dient dem regen regionalen Grenzverkehr. Wir holen uns noch einige der sehr schönen Faltblätter zum Krusau Tunneltal in der dänischen Touristinformation. (aktualisierte Info: das Touristbüro gibt es leider inzwischen nicht mehr.) |
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Wir folgen dem Weg weiter und gelangen am östlichsten Ende des Sees zum ehemaligen, nun trocken liegenden Abfluss unter dem alten Mühlengebäude der früheren Krusauer Wassermühle. Das geräumige Bauwerk wurde in dieser Form Anfang des 20.Jhs aus gelben Egernsunder Ziegeln errichtet. Eine ausführliche Abhandlung ist der Geschichte der Wassermühle gewidmet (auf dänisch), aufzurufen unter: http://www.ellensloth.dk/pdf/pdf_krusaa_vandmoelle.pdf Die alte Wassermühle von Krusau |
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Auf der Talsohle schlängelt sich der Pfad
durch den Bruchwald und die Wiesen voller Riedgras. Am Fuß des
nördlichen Moränenhanges stoßen wir auf ein Hinweisschild
- eine „Sprudelquelle“. Sie ist ein verblüffendes Naturphänomen: in einem durch mehrere eisenhaltige Quellen braun gefärbten Wasserlauf fördert sie durch ihr Sprudeln feinsten, weißen, eiszeitlichen Sand und lässt ihn wie in einem Kochtopf „brodeln“. Ein echtes Schauspiel! |
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Wir stoßen auf eine geschichtliche Sehenswürdigkeit:
Der "krumme Vej", ein Stück freigelegte Strecke des mittelalterlichen
Heerweges
zwischen Rønsdam und Bov, wobei die hier sichtbare Pflasterung
vermutlich aus dem 16.Jh. stammt.
Es ist ein seltenes, über die Zeit bewahrtes Zeugnis für die Verwendung
eiszeitlicher Geschiebesteine im Wegebau.
Deutlich ist eine Gliederung der Trasse in zwei „Spuren“ mit
einem Mittelstreifen zu sehen. Eine Tafel informiert über die Funktion und Anbindung des „Heerweges“ in das damalige Wegenetz. |
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Historische Pflasterung: der alte Heerweg (die Skizze stammt von der Infotafel) |
Eine schattige Kastanienallee führt uns zur Grenzschranke. Entlang des Weges sind verschiedene alte Grenz- und Wegepflichtsteine aufgestellt. |
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Wir stehen ein Weilchen davor und sinnieren: Die Rechtsordnung, die sie repräsentieren und dauerhaft bindend festhalten sollten, existiert schon lange nicht mehr - so sind sie nun eher ein Zeugnis der Vergänglichkeit und Wandelbarkeit der gesellschaftlichen Lebensordnungen - und dagegen des langen Atems der Erde, anschaubar im Stein. |
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Eine Schranke macht uns bewusst, dass wir wieder die Grenze überschreiten. | |||
Eine alte Seeniederung als Weideland | Der flache Talboden im mittleren Tunneltal (Rønsdam-Mulde) | das Tunneltal unterhalb von Niehuus |
Die feuchten Wiesen erfreuen uns mit schönen, typischen Blütenformen... |
Gemeiner Beinwell Sumpfschwertlilie Echter Baldrian Ährige Teufelskralle Taglichtnelke Riesenschachtelhalm |
Im
Haraldsdal
nimmt das Krusauer Tunneltal seinen Anfang. Es ist ein enges und
steiles Erosionstal - von der Wasserscheide auf der
Trasse des Ochsenweges an, wo während der letzten Eiszeit ein
bedeutender Schmelzwasser-austritt des Fördegletschers sich
befunden hatte, bis zum Niehuuser See. |
Heute haben wir einen Eindruck bekommen vom bogigen Verlauf des
Tunneltals und den eingeebneten Talböden zwischen steilen
Erosionshängen. Die für Tunneltäler charakteristischen, jedoch gering ausgeprägten Geländestufen haben wir in den Abfolgen... |
Schwelle: Ort Kupfermühle Schwelle: Krusau Flensburg Vej Schwelle: Enge Rønsdam Schwelle: Ochsenweg/Niehuuser Burghügel |
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Mulde: Kupfermühle Mühlenteich Mulde: Krusauer Mühlenteich Mulde: drainiertes Weideland Mulde: Niehuuser See |
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...gefunden.
Das Tal schwingt entsprechend zwischen Engung und Weitung. |
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Es war eine ausgedehnte, anregende Wanderung für unsere kleine Gruppe - durch eine besonders schöne Tallandschaft. | |||
Links: http://www.fredninger.dk/wp-content/uploads/2016/11/Krusaa_Tunneldal.pdf https://de.wikipedia.org/wiki/Krusau-Tunneltal http://de.wikipedia.org/wiki/Kollunder_Wald |
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