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Eiszeitliche Landschaftselemente  -  Stauchendmoränen

Grundmoräne | Stauchendmoränen | Oser | Kames | Tunneltal | Sölle | Schmelzwassertal | Sander | Binnendünen | Erosionstal | Moor  

Die Fröruper Berge
Die Fröruper Berge mit ihrem sehr abwechslungsreichen Relief und ihrem reichen Angebot unterschiedlicher Naturräume sind ein beliebtes und viel besuchtes Ausflugsziel. Unter Betreuung des Naturschutzvereins Obere Treenelandschaft e.V. [http://www.oberetreenelandschaft.de/index.php] wurde ein Wanderwegenetz eingerichtet, das dem Besucher anregende Begegnungen mit den sehr vielfältigen und interessanten Lebensräumen vermitteln kann.
       
Buchenwald See Hochmoor Trockenheide
 
Wer in dem Gebiet unterwegs ist und hin und wieder den Boden betrachtet, stellt  -  vielleicht überrascht  -  fest, dass an vielen Stellen auf den Wegen und unter der Vegetation feiner weißer Sand zu Tage tritt.
Was hat das zu bedeuten? Woher kommt der viele Sand, der hier regelrecht Berge aufzubauen scheint?
Die Frage führt zurück in die Zeiten, da Gletschereis, Gesteinsschutt, strömendes Schmelzwasser und Sandverwehungen das Landschaftsbild bestimmten.
 
Die Fröruper Berge entstanden als Stauchendmoränen-Komplex während der Weichsel-Kaltzeit, sie werden dem zweiten großen Eisvorstoß (22.000 - 20.000 v. Chr.) zugerechnet (Strehl 1999).

Was bedeutet "Stauchendmoräne"?
Gletscher schieben vor ihrer Stirn Lockermaterial aus Gesteinsschutt auf. Hinzu kommt  -  bei weitgehend stationärer Eisrandposition  -  die Ablagerung von Geschiebematerial, das fortwährend im Eis herantransportiert und nun im Niedertauen frei wird. Auf diese Weise entstehen wallartige, steinreiche Endmoränen.
Bei wiederholten Eisvorstößen werden vorhandene ältere (meist gefrorene) Ablagerungen verschoben, aufgeworfen und gestaucht. Dadurch entsteht eine komplex zusammengesetzte Gemengelage aus älterem Geschiebemergel, Geröll, Blockschutt und sandigen bzw. tonigen Ablagerungen. Stauchendmoränen  weisen ein lebhaftes, uneinheitliches Relief auf.

Woher aber kommen die großen Mengen an Sand?
Die sand- und kiesreichen Schmelzwässer des großen Eisschildes zwischen Flensburger Förde und Schlei sammelten sich während aller Vereisungsphasen vor allem in vier großen subglazialen (= unter dem Eis befindlichen) Rinnensystemen und flossen in ihnen westwärts ab:
   im Tunneltal der Flensburger Förde,
   im heutigen Talzug Lippingau-Südensee-Bondenau-Treßsee (mit Kielstau von Norden),
   im heutigen Talzug Mühlenau-Boholzer Au-Wellspanger Au-Langsee und
   in der Schlei-Rinne.

Aus und in diesen Rinnensystemen sowie in integrierten oder seitlich angrenzenden Niederungen kam es periodisch zu beträchtlichen Sand-Ablagerungen (Binnensander). Nachfolgende Eisvorstöße verschoben Teile dieser Ablagerungen und stauchten sie auf. So geschah es in den Fröruper Bergen. Besonders ergiebig waren darüberhinaus die Sand-schüttungen aus dem Flensburger Tunneltal, die die ausgedehnte Schwemmsandfläche des Flensburger Sanders entstehen ließen. Diese Sande überlagerten auch die niedrigeren Gebiete der Fröruper Berge und spülten Sand bis in die heutigen Talungen von Treene und Bollingstedter Au. Im Nordteil der Fröruper Berge und nördlich des Treßsees kamen Flugsandablagerungen hinzu.
Die hier aufzurufende Skizze (Dey 2011) zeigt gelbschraffiert das weiträumige Übersandungsgebiet.
 
 

Topographische Karte
der Region zwischen
Tarp und Satrup.

Die Eintragungen von Eisrandlinien und "Gletschertoren" (Schmelzwasseraustritten)
wie auch die Höhenangaben stellen Näherungswerte dar.


 
       
In diese vereinfachte Höhenkarte sind die (vermuteten) Eisrandlagen des Weichsel-Glazials eingetragen, der zweite Vorstoß dunkelblau, dazu die anzunehmende Schubrichtung des Gletschereises (Angaben im Geologischen Kartenblatt, s. u.).
Ein späterer Eisvorstoß (ca. 18.200-15.000 v.Chr., türkisblau) schob den Moränenzug östlich von Großsolt und Havetoft auf. Auch er stagnierte für längere Zeit  -  mit kleineren oszillierenden Verschiebungen. Zu ihm gehören zwei bedeutende Schmelzwasserschüttungen ("Gletschertore") im Rinnensystem der Treene, bei Kleinsolt und Großsolt.

Die starke Übersandung der gesamten Treßsee-Region und bei Augaard (Kiesabbau) geht somit vor allem auf die Ablagerungen des über lange Zeiträume und wiederholt wirksamen Rinnensystems zurück, insbesondere auf die Schüttungen während des dritten Weichsel-Vorstoßes aus den beiden angegebenen Gletschertoren.
 
Die topographische Kartenskizze (s. o.) weist uns auf eine weitere interessante Frage hin  -  auch wenn diese nicht unmittelbar die Fröruper Berge betrifft:
Was bedeutet der Treene-"Knick"? Wie ist er zu erklären?

Die Treene vollzieht bei Oeversee einen auffallenden Richtungswechsel  -  von Ost-West um 90° nach Nord-Süd.
Zu bedenken ist: Die Ausrichtung der vier Angelner Schmelzwasser-Rinnensysteme lag grundsätzlich bei Ost-West: aus dem Eisgebiet (d. h. dem sich im Verlauf der Weichsel-Kaltzeit nach und nach aufbauenden Jungmoränenland) über die nach Westen abfallenden Sanderflächen Richtung Nordsee. Das wird die ursprüngliche Treene als Schmelzwasserstrom nicht anders gemacht haben  -  bis die starken, südwärts gerichteten Sediment-Schüttungen des Flensburger Förde-Gletschers ihren Lauf versperrten und sie nach Süden abdrängten. Dieser südliche Flensburger Sander bildet u. a. die Grundlage für das heute noch besonders ergiebige Wanderuper Kiesabbau-Gebiet. Und er hatte im Spätglazial den Toteis-Komplex des Sankelmarker Sees so erfolgreich überschüttet und abgedeckt, dass dieses Eis postglazial lange Zeit erhalten blieb und als Hohlform dann einen eindrucksvollen See entstehen lassen konnte.

Auch ein anderes Szenarium ist denkbar  -  und mag ebenfalls zu einer frühen Zeit real gewesen sein:
Bevor die Fröruper Berge während des zweiten Eisvorstoßes in vollem Ausmaß abgesetzt bzw. aufgestaucht wurden, könnte die Treene vom Gebiet des heutigen Treßsees aus südwestlich geflossen sein, Richtung Ihlseeniederung. Die Topographie deutet auch dies an. Später hat es durch den dort inzwischen entstandenen Endmoränenwall einen kleineren Durchbruch gegeben (heutiger Zufluss zum Ihlseestrom)  -  vermutlich im Auslaufen eines aufgestauten Schmelzwassersees. Das Großsolter Moor ist ein Nachfahre dieses Sees, durch Abtorfung wurde ihm wieder eine kleine Wasserfläche gegeben.

Ein weiterer Aspekt könnte sich aus Gegebenheiten im sehr viel tieferen Untergrund ergeben, aus der Existenz einer in der Tiefe vorhandenen geotektonischen Störungszone (der sog. Sieverstedter Störung). Sie ist Teil einer wiederum größeren Bruchstörung zwischen der Westschleswigschen und der Angelner Scholle.
Bruchstörungen stellen tektonische Schwächezonen dar. Im Norddeutschen Raum sind sie durchweg Auslöser für Salzbewegungen im Untergrund (Halokinese). In Form von Salzstöcken oder Salzmauern (Diapire) steigt in diesen Bereichen Salzgestein auf und bringt dabei die auflagernden Gesteinsschichten in Bewegung. Eine solche Salzmauer, die längste in Schleswig-Holstein, zieht vom Teufelsmoor in Niedersachsen bis an die dänische Grenze, im mittleren Teil folgt sie der genannten Sieverstedter Störungszone (siehe Profilskizze unten, die Salzstruktur = blau.) Eine solche Salzmauer wird seitlich flankiert von Verwerfungsstrukturen, Brüchen und Absackungen, die flankierende Trogtäler entstehen lassen. Im Raum Frörup konnte ein ca. 350 m hoher Versatz in den tertiären Ablagerungen festgestellt werden.

Es gibt Geologen, die mögliche Korrelationen zwischen Landschaftsformen und Gegebenheiten im tieferen Untergrund thematisieren:
Zitat: "...In Norddeutschland sind endogene und exogene Faktoren der Landschaftsgenese sehr stark gekoppelt und verzahnt: Strukturen an der heutigen Topographie bilden häufig den strukturgeologischen Untergrund nach. Oberflächenlineare, Küstenlinien, Eisrandlagen und vor allem Flüsse orientieren sich maßgeblich an Störungen in der Tiefe..." (Grim 2012 S. 39)

Somit kann der unvermittelt südwärts gerichtete Treene-Verlauf auch (sicher nicht ausschließlich, aber zusätzlich) ein "Echo" auf tiefliegende Strukturen darstellen. Die Treene folgt ab ihrem Knick unmittelbar dem Verlauf dieser oberflächlich heute nicht in Erscheinung tretenden Sieverstedter Störung.

Ebenfalls im Bereich dieser Bruchzone wurde im Zuge der Trinkwasserexploration in den 50er Jahren des 20. Jhs. etwas weiter westlich (Tarpfeld/Jägerkrug) eine etwa 200 m tiefe eiszeitliche Rinne, der "Tarper Trog", entdeckt. Diese  Rinne führt als alte, später verschüttete Talanlage von der Flensburger Innenförde/Hafenbecken über Frörup nach Süden. Solche im relativ oberflächennahen Untergrund verborgenen alten Rinnen sind in Norddeutschland verbreitet, sie entstanden während des Elster-Glazials als Erosionstäler in tertiären Schichten und wurden später mit Schmelzwassersanden aufgefüllt. In der unten erwähnten Festschrift des Wasserverbandes ist ein Geologisches Übersichtsprofil (siehe hier) abgedruckt, das die lokalen Gegebenheiten detailliert wiedergibt.

Der Tarper Trog stellt heute einen äußerst wertvollen Aquifer für die Region dar. Er sichert über das Wasserwerk Jägerkrug die Trinkwasserversorgung von Großsolt bis auf die Halligen (siehe die lesenswerte Festschrift des Wasserverbandes Nord 2004). In der Fortsetzung dieses Trogtals nach Norden liegen die ebenfalls ergiebigen Tiefbrunnen des Wasserwerks Flensburg Süd.
 
In dieser Profilskizze ist links die Sieverstedter Störung und die durch sie verursachte Verwerfung zu erkennen. 
(U. Frisch / F. Kockel in: Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/97, S. 22)
 
 
Unterwegs in den Fröruper Bergen 
Die Wegstrecken der ca. 8 ausgeschilderten Wanderrouten reichen von 1,3 bis 18 km (sprich 20 min bis 4 ½ Stunden) und gewähren somit reiche Wahlmöglichkeiten für individuelle Zeitvorgaben und Mobilität. Mit thematischen Schwerpunkten führen sie zu den kleinräumig wechselnden, besuchenswerten Naturräumen des Naturschutz-Großprojektes.
 
 

Zum Beispiel...

Der Libellenweg (ca. 10,5 km) führt durch große Teile des Gebietes und macht mit fast allen der sehr unterschiedlichen Naturräume bekannt. Vom Parkplatz an der großen Kiesgrube geht der Weg durch das Flugsand-Gebiet "Frörupsand" und unter der Bundestraße hindurch in das Treenetal. Eindrucksvoll können die Steilwände des Tals an die einst hier stark und erosiv strömenden Schmelzwasser erinnern. Nach erneuter Querung der Bundestraße führt die Route durch die Ihlseestrom-Niederung mit ihren Feuchtgebieten, am Schafstall vorbei in die hügeligen Waldgebiete und entlang des sehr schönen Budschi-Moores. Über Waldwege gelangen wir in das Durchbruchstal des Ihlsee-Baches. Auf der Ostseite führt der Weg uns zu der Lichtung "Schmidts Wiese" mit einem kleinen, malerischen See  - und bald danach an den Waldrand, der uns den Ausblick in die Niederung des Großsolter Moores gewährt. Nun geht es ein Weilchen entlang einer asphaltierten Straße, bis der Wanderweg abzweigt durch alten Mischwald zum ehemaligen Kiesabbaugebiet, das mit seinen imposanten Steilwänden heute ein viel genutztes Freizeitgelände ist. Und wir gelangen zum Parkplatz zurück.
 
Verweilplätze (mit Sitzbank)                                        
   
 

Bilder vom Libellenweg:
1  Frörupsand
Der Name dieser Fröruper Siedlung spricht für sich. Die flachen Moränenablagerungen des ersten Eisvorstoßes wurden mit den Schmelzwassersanden späterer Vereisungsphasen überschüttet. Nördlich der Straße gibt es kleinere Flugsanddünen. 2013 hatte Sturm Christian in den exponierten Waldarealen für gewaltige Windbruchschäden gesorgt. Das wurde zum Anlass genommen, die noch vorhandenen Nadelhölzer weitgehend zu entfernen. Das letzte Bild (fünf Jahre später) zeigt die überwiegend selbsttätige Waldverjüngung  -  mit Birke, Ahorn, Eiche...
Unter der dünnen Vegetationsdecke: feinster Flugsand nach Sturm "Christian": stark gelichteter Wald,
rechts:Tanne nach Windbruch  (Bilder 2016)
kraftvolle Waldverjüngung
(2018)

2  Treenetal
Ein sehr schöner Wanderweg führt zwischen Frörup und Fröruphof am Ostrand des - 
hier naturbelassenen - Treenetals entlang. Von einer bestimmten Stelle aus können die hoch liegenden Trockenterrassen des eiszeitlichen Schmelzwassertals wahrgenommen werden (2. Bild).
 
3  Ihlsee-Niederung
Im Nordwesten der Ihlseestrom-Niederung ragen aus dem weitläufigen Feuchtgebiet noch einige flachsandige Kuppen auf, übersandete Moränenablagerungen des ersten Eisvorstoßes. Ähnliche Gegebenheiten finden sich in den westlichen Randzonen mehrfach. Auch die inzwischen renaturierte Kiesgrube "Tinghoe", die sich unmittelbar nördlich anschließt, wies über Geschiebelehmen nur vergleichsweise geringmächtige Sandvorkommen auf.
Der Wanderweg führt auf einem alten Redder (= einem Weg mit beidseitigem Knick, 1. Bild) sowohl an Niedermoor-Partien als auch an baumbestandenen Erhöhungen vorbei.
Das -Symbol auf der Weg-Karte zeigt, an welcher Stelle wir eine Pause einlegen und uns mit Hilfe der Infotafel schlauer machen können. Der weitere Weg führt uns dann über den einstigen Seegrund des Ihlsees, der wie viele andere eiszeitliche Seen sukzessiv verlandet und zu einem Niedermoor geworden war. Solche kleineren Moorflächen wurden in der Neuzeit oftmals um der landwirtschaftlichen Nutzung willen entwässert. Hier im Ihlsee-Gebiet griff inzwischen der Naturschutz und veranlasste die Wiedervernässung. Je nach Wetterlage und Jahreszeit funktioniert die so gut, dass man dann besser nur mit Gummistiefeln das Gelände durchquert (siehe Bild).
   
4   Schafstall und Pilgerhütte
Wir kommen am Schafstall der Wanderschafherde vorbei, die ganzjährig Flächen der Oberen Treenlandschaft beweidet und somit im Naturschutzsinne pflegt (siehe Infotafel).
Wenige hundert Meter weiter nördlich können wir in einer Pilgerhütte rasten und uns über die "Via Jutlandica" informieren. Dieser Pilgerweg von Trondheim in Norwegen bis nach Santiago de Compostela in Spanien verläuft durch die Fröruper Berge  -  unter anderem ganz beschaulich entlang eines alten Knickwalls (3. Bild).
 
5  Moränenkuppen und Toteiszerfallslandschaft
Das eigentliche Markenzeichen der Fröruper Berge sind die ausgeprägt reliefierten, bewaldeten Moränenkuppen. Sie vermitteln Mittelgebirgs-Atmosphäre auf kleinem Raum. Es wächst Laubmischwald, dominiert von der Buche  -  zwischengeschaltet finden wir abflusslose Senken mit Feuchtbiotopen. Insbesondere der südöstliche Randbereich weist viele Nassstellen und kleine Weiher auf. Sie gehen auf Toteisreste (Sölle) zurück, es ist eine kleinräumige Toteiszerfallslandschaft. Überwachsene Steinwälle deuten auf alte Flurgrenzen. Auf den angrenzenden Wiesen weiden Robustrinder.

6  Ein Fledermausquartier
    mit Geschichte...
Der östlichste Punkt des "Libellen"-Rundwegs ist ein Ort mit besonderer Geschichte (in unten stehendem Link nachzulesen). Der imposante Feldstein-keller eines ehemaligen Wohnhauses wurde sinnvoll umgewidmet.
https://www.oeversee.de/aktuelles/amtliche-bekanntmachungen_aktlink_index_281_33114_47_archiv.html

7  Trockenheide und Moor
In den abflusslosen Senken der Fröruper Berge bildeten sich postglazial kleinere und größere Moorflächen. Die größeren Flächen im Umfeld des Budschi-Moores wurden in der Vergangenheit zur Torfgewinnung entwässert. Durch die Trockenlegung entstanden in den Randbereichen trockene Sandheideflächen. Sie stellen heute mit ihren eigenen Lebensgesellschaften ein geschütztes Trockenbiotop dar  -  so wie umgekehrt die jetzt ungestörte Moorfläche nach ihrer Wiedervernässung Lebensraum für Torfmoos, Wollgras, Moorfrösche, Libellen & Co. geworden ist. Das etwas weiter südlich gelegen frühere Jordhui-Moor (1. Bild) ist jetzt eine weite Heidefläche, die ebenfalls von der Wanderschafherde offen gehalten wird. Die folgenden Bilder zeigen Trocken- und Feuchtheide-Areale südlich des Budschi-Moores, die untere Bildreihe das Moor selbst. Jeweils zu verschiedenen Jahreszeiten  -  im Mai, Juni, Dezember und Januar  -  zeigt es sich in sehr  verschiedenen Farbstimmungen, bereichert durch die Wollgrasblüte und rotleuchtendes Torfmoos.
     
8  Durchbruchstal
Der Ihlsee-Bach kommt aus dem Niederungsgebiet des Großsolter Moores und wird dort, bis zu seinem Durchbruch durch die Fröruper Berge, als Graben geführt. Das gleiche widerfährt ihm nach dem Durchbruch, in der nach ihm benannten Niederung. Gleichwohl lädt er an vielen Stellen feuchtigkeitsliebende Pflanzen ein, an seinem Saum zu gedeihen - wie das Zottige Weidenröschen.
Graben auf der Ostseite,
mit vielen Wasserpflanzen
ein weiterer (mooriger) Zufluss das kleine Durchbruchstal in den Fröruper Bergen aufgestauter Graben auf der Westseite, in der Ihlseestrom-Niederung
     
9  "Schmidts Wiese" und ein Blick in die Niederung des Großsolter Moores
"Schmidts Wiese" ist ein idyllischer Ort für einen Augenblick der Muße. Der See ist ein künstlich aufgestautes Gewässer, initiiert von einem Mitarbeiter der Wasserbehörde. Zur Erinnerung wurde ein granitener Torpfosten (von einem Gehöft stammend) gleich einer Stele aufgestellt.
An der Wiese beginnt eine schmale befestigte Straße, von der aus sich etwas später der Blick nach Osten in die weite
Niederung des Großsolter Moores öffnet. Der Wald im nördlichen Teil der Fröruper Berge ist noch stärker mit Nadelholz durchsetzt als im Süden, auf Grund unterschiedlicher Eigentumsverhältnisse (Bild rechts).
     
10  ehemaliges Kiesabbaugebiet  -  Freizeitgelände
   
Auf dem Weg kommen wir durch die ehemaligen Abbaugebiete und sehen die dadurch entstandenen Veränderungen  - gleich tiefen Aushöhlungen in der bergigen Landschaft. Hier war über mehrere Jahrzehnte hinweg eine umfangreiche Kiesgewinnung betrieben worden. Da in Endmoränen immer auch größere Mengen von im Eis herantransportierten Steinen abgesetzt werden, war der Fröruper Abbau auch diesbezüglich sehr ergiebig. Bedeutende Baumaßnahmen v. a. im Küstenschutz, konnten mit Hilfe der Lieferungen aus den Fröruper Bergen durchgeführt werden (siehe erklärenden Text auf der Infotafel).
Wir machen einen Abstecher in die große Kiesgrube. Sie ist heute ein Naturraum-Freizeitgelände  -  aber auch die Ökologie hat ihren Nutzen von dem entstandenen Trockenbiotop und den angelegten Amphibien-Tümpeln. Es hat allerdings eine Verbuschung durch Haselnuß, Birke und Weide eingesetzt, die sich im Sinne der natürlichen Sukzession sicher fortsetzen wird.
 
Findlinge
Die wenigen verbliebenen größeren Findlinge sind meist stark von Flechtenwuchs überzogen und bis auf wenige Ausnahmen in ihrer Gesteinsart und -zusammensetzung nicht mehr sicher zu bestimmen.
Der vermutlich imposanteste Geschiebeblock im Gelände ist ein Migmatit. Schon vom optischen Eindruck her lässt sich eine sehr bewegte Gemengelage ahnen  -  und eine komplexe Vorgeschichte. Es handelt sich bei einem Migmatit um ein partiell aufgeschmolzenes Gestein, das eine Zwischenstellung zwischen einem Erstarrungsgestein und einem Umwandlungsgestein einnimmt. Die hellen Schlieren  -  bestehend aus Feldspat und Quarz  - sind aus der tektonisch bedingten Aufschmelzung eines zuvor vorhandenen Gesteins erneut kristallisiert  - das ist gewissermaßen der Erstarrungsteil des Gefüges.
Die dunklen Partien sind die Relikte des älteren Gesteins (das war bereits ein metamorphes, ein Umwandlungsgestein)  -  das ist der Umwandlungsteil des Gefüges.
Migmatite haben oft ein auffallendes, dynamisch-bewegtes und durchaus malerisches Erscheinungsbild.
 
 
Von dem nachfolgenden Stein-Paar würde man außer einer verwitterten, flechtenbewachsenen Oberfläche nicht viel sehen, wenn da nicht ein (Lager-)Feuer gebrannt hätte und durch die Hitze Gesteinsteile abgeplatzt wären. Nun zeigt sich in den frischen Bruchflächen wie durch ein Fenster etwas vom Gesteinsinneren.
Der linke Stein hat ebenfalls ein (leicht) migmatitisches Gefüge, allerdings heller und weniger ausgeprägt. Das metamorphe Grundgestein ist ein fein geschichteter, grauer Gneis. Die ihn durchziehenden Schlieren bestehen aus hell- rötlichem, körnigem Feldspat, weißem Quarz und eingestreuten schwarzen Hornblende-Körnern.
Der rechte Stein ist ein grobkörniger Diorit, ein stets schwarz-weiß erscheinendes Tiefengestein, zusammengesetzt aus weißem Feldspat (Plagioklas) und Amphibol (schwarz), evtl. auch Pyroxen.
         
Gneise stellen im südwestlichen Ostseeraum einen hohen Anteil unter den glazialen Geschieben. Unter den großformatigen, den Geschiebeblöcken finden sich auch häufig Migmatite. Das kann bei der Betrachtung von Küstenschutzanlagen auffallen. Südwestschweden ist weiträumig eine Gneis-Region, mit dem Inlandeis kamen von dort große Mengen Gesteinsmaterial zu uns.
So verwundert es nicht, dass auch die Stein-Gruppe im Eingangsbereich der Kiesgrube aus Umwandlungsgesteinen besteht. Links, in der ausgeprägten Verwitterungsrinde plastisch zu erkennen: ein schlierig durchbewegter Stein, ein Migmatit. Hinsichtlich der mineralischen Zusammensetzung kann aus der Betrachtung allein allerdings keine Aussage gemacht werden. Daneben ein breitgebänderter Gneis. Die beiden rechten Blöcke sind (unspektakuläre) Metamorphite.
         
         
Die weiteren markierten Wanderwege erfassen entweder Teilstücke des Libellenweges  - auch mit kleinen Ergänzungen  - oder führen als Radtour in zwei außerhalb der Fröruper Berge liegende Gebiete, die auch noch zum Großprojekt gehören: die Binnendünenlandschaft am Treßsee und das Treenetal bei Tarp. Auf dem informativen Flyer des Vereins (z. B. in der Spendenbox bei der Infotafel am Kiesgruben-Parkplatz erhältlich) ist eine sehr schöne übersichtliche Kartenskizze mit allen wünschenswerten Eintragungen abgedruckt.
       
11  Sehr empfehlenswert ist das Aufsuchen der Aussichtsplattform, sie gewährt einen schönen Überblick über die Ihlseestrom-Niederung. Die am Ort befindliche Infotafel (hier leider nur in einer etwas "schrägen" Aufnahme zu zeigen) erklärt die einzelnen Lokalitäten. Das 3. Bild (rechts) ist ein Blick auf die Ihlseestrom-Niederung von der Forststraße aus.
       
       
Die besucherärmere Winterzeit vermittelt zuweilen sehr schöne, farbintensiv-stimmungsvolle Eindrücke.
(Die Bildrechte liegen bei R. Perry.)
 

          

Literatur:
Geologische Karte von Schleswig-Holstein 1: 25.000, Blatt 1322 Eggebek   -  sowie:
Strehl E. 1999: Erläuterungen zur Geologische Karte von Schleswig-Holstein 1: 25.000, Eggebek, Satrup. Flintbek
Dey, Th. 2011: Räumlich differenzierte Einzugsgebietsmodellierung für den tidefreien Bereich der Treene.
Heintze U. 2014/15: Die Moore in den Fröruper Bergen und ihre Wiederbelebung, I und II. in: Jahrbuch Schleswigsche Geest 2014 und 2015
Müller A. 2002: Die ehemalige Kiesbahn von Tarp. in: Jahrbuch Schleswigsche Geest 50, 2002
Nissen, M. 1981: Tarp in 200 Jahren Geschichte. Selbstverlag Amt Oeversee. Tarp 1981
Festschrift des Wasserverbandes Nord, 2004, (div. Autoren) mit Abb. eines geologischen Übersichtsprofils.
Links:
http://www.oberetreenelandschaft.de/index.php
   
   
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