Eiszeitliche Landschaftselemente - Stauchendmoränen
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Die Fröruper Berge | |||
Die Fröruper Berge mit ihrem sehr abwechslungsreichen Relief und ihrem reichen Angebot unterschiedlicher Naturräume sind ein beliebtes und viel besuchtes Ausflugsziel. Unter Betreuung des Naturschutzvereins Obere Treenelandschaft e.V. [http://www.oberetreenelandschaft.de/index.php] wurde ein Wanderwegenetz eingerichtet, das dem Besucher anregende Begegnungen mit den sehr vielfältigen und interessanten Lebensräumen vermitteln kann. | |||
Buchenwald | See | Hochmoor | Trockenheide |
Die Fröruper Berge entstanden als
Stauchendmoränen-Komplex während der Weichsel-Kaltzeit, sie
werden dem zweiten großen Eisvorstoß (22.000 - 20.000 v. Chr.)
zugerechnet (Strehl 1999). Was bedeutet "Stauchendmoräne"? Gletscher schieben vor ihrer Stirn Lockermaterial aus Gesteinsschutt auf. Hinzu kommt - bei weitgehend stationärer Eisrandposition - die Ablagerung von Geschiebematerial, das fortwährend im Eis herantransportiert und nun im Niedertauen frei wird. Auf diese Weise entstehen wallartige, steinreiche Endmoränen. Bei wiederholten Eisvorstößen werden vorhandene ältere (meist gefrorene) Ablagerungen verschoben, aufgeworfen und gestaucht. Dadurch entsteht eine komplex zusammengesetzte Gemengelage aus älterem Geschiebemergel, Geröll, Blockschutt und sandigen bzw. tonigen Ablagerungen. Stauchendmoränen weisen ein lebhaftes, uneinheitliches Relief auf. Woher aber kommen die großen Mengen an Sand? Die sand- und kiesreichen Schmelzwässer des großen Eisschildes zwischen Flensburger Förde und Schlei sammelten sich während aller Vereisungsphasen vor allem in vier großen subglazialen (= unter dem Eis befindlichen) Rinnensystemen und flossen in ihnen westwärts ab: im Tunneltal der Flensburger Förde, im heutigen Talzug Lippingau-Südensee-Bondenau-Treßsee (mit Kielstau von Norden), im heutigen Talzug Mühlenau-Boholzer Au-Wellspanger Au-Langsee und in der Schlei-Rinne. Aus und in diesen Rinnensystemen sowie in integrierten oder seitlich angrenzenden Niederungen kam es periodisch zu beträchtlichen Sand-Ablagerungen (Binnensander). Nachfolgende Eisvorstöße verschoben Teile dieser Ablagerungen und stauchten sie auf. So geschah es in den Fröruper Bergen. Besonders ergiebig waren darüberhinaus die Sand-schüttungen aus dem Flensburger Tunneltal, die die ausgedehnte Schwemmsandfläche des Flensburger Sanders entstehen ließen. Diese Sande überlagerten auch die niedrigeren Gebiete der Fröruper Berge und spülten Sand bis in die heutigen Talungen von Treene und Bollingstedter Au. Im Nordteil der Fröruper Berge und nördlich des Treßsees kamen Flugsandablagerungen hinzu. Die hier aufzurufende Skizze (Dey 2011) zeigt gelbschraffiert das weiträumige Übersandungsgebiet. |
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Topographische Karte der Region zwischen Tarp und Satrup. Die Eintragungen von Eisrandlinien und "Gletschertoren" (Schmelzwasseraustritten) wie auch die Höhenangaben stellen Näherungswerte dar. |
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In diese vereinfachte Höhenkarte sind die
(vermuteten) Eisrandlagen des Weichsel-Glazials eingetragen, der zweite Vorstoß
dunkelblau,
dazu die anzunehmende Schubrichtung des Gletschereises (Angaben im
Geologischen Kartenblatt, s. u.). Ein späterer Eisvorstoß (ca. 18.200-15.000 v.Chr., türkisblau) schob den Moränenzug östlich von Großsolt und Havetoft auf. Auch er stagnierte für längere Zeit - mit kleineren oszillierenden Verschiebungen. Zu ihm gehören zwei bedeutende Schmelzwasserschüttungen ("Gletschertore") im Rinnensystem der Treene, bei Kleinsolt und Großsolt. Die starke Übersandung der gesamten Treßsee-Region und bei Augaard (Kiesabbau) geht somit vor allem auf die Ablagerungen des über lange Zeiträume und wiederholt wirksamen Rinnensystems zurück, insbesondere auf die Schüttungen während des dritten Weichsel-Vorstoßes aus den beiden angegebenen Gletschertoren. |
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Die topographische Kartenskizze (s. o.) weist uns auf eine weitere
interessante Frage hin - auch wenn diese nicht
unmittelbar die Fröruper Berge betrifft: Was bedeutet der Treene-"Knick"? Wie ist er zu erklären? Die Treene vollzieht bei Oeversee einen auffallenden Richtungswechsel - von Ost-West um 90° nach Nord-Süd. Zu bedenken ist: Die Ausrichtung der vier Angelner Schmelzwasser-Rinnensysteme lag grundsätzlich bei Ost-West: aus dem Eisgebiet (d. h. dem sich im Verlauf der Weichsel-Kaltzeit nach und nach aufbauenden Jungmoränenland) über die nach Westen abfallenden Sanderflächen Richtung Nordsee. Das wird die ursprüngliche Treene als Schmelzwasserstrom nicht anders gemacht haben - bis die starken, südwärts gerichteten Sediment-Schüttungen des Flensburger Förde-Gletschers ihren Lauf versperrten und sie nach Süden abdrängten. Dieser südliche Flensburger Sander bildet u. a. die Grundlage für das heute noch besonders ergiebige Wanderuper Kiesabbau-Gebiet. Und er hatte im Spätglazial den Toteis-Komplex des Sankelmarker Sees so erfolgreich überschüttet und abgedeckt, dass dieses Eis postglazial lange Zeit erhalten blieb und als Hohlform dann einen eindrucksvollen See entstehen lassen konnte. Auch ein anderes Szenarium ist denkbar - und mag ebenfalls zu einer frühen Zeit real gewesen sein: Bevor die Fröruper Berge während des zweiten Eisvorstoßes in vollem Ausmaß abgesetzt bzw. aufgestaucht wurden, könnte die Treene vom Gebiet des heutigen Treßsees aus südwestlich geflossen sein, Richtung Ihlseeniederung. Die Topographie deutet auch dies an. Später hat es durch den dort inzwischen entstandenen Endmoränenwall einen kleineren Durchbruch gegeben (heutiger Zufluss zum Ihlseestrom) - vermutlich im Auslaufen eines aufgestauten Schmelzwassersees. Das Großsolter Moor ist ein Nachfahre dieses Sees, durch Abtorfung wurde ihm wieder eine kleine Wasserfläche gegeben. Ein weiterer Aspekt könnte sich aus Gegebenheiten im sehr viel tieferen Untergrund ergeben, aus der Existenz einer in der Tiefe vorhandenen geotektonischen Störungszone (der sog. Sieverstedter Störung). Sie ist Teil einer wiederum größeren Bruchstörung zwischen der Westschleswigschen und der Angelner Scholle. Bruchstörungen stellen tektonische Schwächezonen dar. Im Norddeutschen Raum sind sie durchweg Auslöser für Salzbewegungen im Untergrund (Halokinese). In Form von Salzstöcken oder Salzmauern (Diapire) steigt in diesen Bereichen Salzgestein auf und bringt dabei die auflagernden Gesteinsschichten in Bewegung. Eine solche Salzmauer, die längste in Schleswig-Holstein, zieht vom Teufelsmoor in Niedersachsen bis an die dänische Grenze, im mittleren Teil folgt sie der genannten Sieverstedter Störungszone (siehe Profilskizze unten, die Salzstruktur = blau.) Eine solche Salzmauer wird seitlich flankiert von Verwerfungsstrukturen, Brüchen und Absackungen, die flankierende Trogtäler entstehen lassen. Im Raum Frörup konnte ein ca. 350 m hoher Versatz in den tertiären Ablagerungen festgestellt werden. Es gibt Geologen, die mögliche Korrelationen zwischen Landschaftsformen und Gegebenheiten im tieferen Untergrund thematisieren: Zitat: "...In Norddeutschland sind endogene und exogene Faktoren der Landschaftsgenese sehr stark gekoppelt und verzahnt: Strukturen an der heutigen Topographie bilden häufig den strukturgeologischen Untergrund nach. Oberflächenlineare, Küstenlinien, Eisrandlagen und vor allem Flüsse orientieren sich maßgeblich an Störungen in der Tiefe..." (Grim 2012 S. 39) Somit kann der unvermittelt südwärts gerichtete Treene-Verlauf auch (sicher nicht ausschließlich, aber zusätzlich) ein "Echo" auf tiefliegende Strukturen darstellen. Die Treene folgt ab ihrem Knick unmittelbar dem Verlauf dieser oberflächlich heute nicht in Erscheinung tretenden Sieverstedter Störung. Ebenfalls im Bereich dieser Bruchzone wurde im Zuge der Trinkwasserexploration in den 50er Jahren des 20. Jhs. etwas weiter westlich (Tarpfeld/Jägerkrug) eine etwa 200 m tiefe eiszeitliche Rinne, der "Tarper Trog", entdeckt. Diese Rinne führt als alte, später verschüttete Talanlage von der Flensburger Innenförde/Hafenbecken über Frörup nach Süden. Solche im relativ oberflächennahen Untergrund verborgenen alten Rinnen sind in Norddeutschland verbreitet, sie entstanden während des Elster-Glazials als Erosionstäler in tertiären Schichten und wurden später mit Schmelzwassersanden aufgefüllt. In der unten erwähnten Festschrift des Wasserverbandes ist ein Geologisches Übersichtsprofil (siehe hier) abgedruckt, das die lokalen Gegebenheiten detailliert wiedergibt. Der Tarper Trog stellt heute einen äußerst wertvollen Aquifer für die Region dar. Er sichert über das Wasserwerk Jägerkrug die Trinkwasserversorgung von Großsolt bis auf die Halligen (siehe die lesenswerte Festschrift des Wasserverbandes Nord 2004). In der Fortsetzung dieses Trogtals nach Norden liegen die ebenfalls ergiebigen Tiefbrunnen des Wasserwerks Flensburg Süd. |
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In dieser Profilskizze ist links die
Sieverstedter Störung und die durch sie verursachte Verwerfung
zu erkennen. (U. Frisch / F. Kockel in: Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/97, S. 22) |
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Das ★-Symbol auf der Weg-Karte zeigt, an welcher Stelle wir eine Pause einlegen und uns mit Hilfe der Infotafel schlauer machen können. Der weitere Weg führt uns dann über den einstigen Seegrund des Ihlsees, der wie viele andere eiszeitliche Seen sukzessiv verlandet und zu einem Niedermoor geworden war. Solche kleineren Moorflächen wurden in der Neuzeit oftmals um der landwirtschaftlichen Nutzung willen entwässert. Hier im Ihlsee-Gebiet griff inzwischen der Naturschutz und veranlasste die Wiedervernässung. Je nach Wetterlage und Jahreszeit funktioniert die so gut, dass man dann besser nur mit Gummistiefeln das Gelände durchquert (siehe Bild). | |||
4 Schafstall und Pilgerhütte Wir kommen am Schafstall der Wanderschafherde vorbei, die ganzjährig Flächen der Oberen Treenlandschaft beweidet und somit im Naturschutzsinne pflegt (siehe Infotafel). Wenige hundert Meter weiter nördlich können wir in einer Pilgerhütte rasten und uns über die "Via Jutlandica" informieren. Dieser Pilgerweg von Trondheim in Norwegen bis nach Santiago de Compostela in Spanien verläuft durch die Fröruper Berge - unter anderem ganz beschaulich entlang eines alten Knickwalls (3. Bild). |
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https://www.oeversee.de/aktuelles/amtliche-bekanntmachungen_aktlink_index_281_33114_47_archiv.html |
7 Trockenheide und Moor In den abflusslosen Senken der Fröruper Berge bildeten sich postglazial kleinere und größere Moorflächen. Die größeren Flächen im Umfeld des Budschi-Moores wurden in der Vergangenheit zur Torfgewinnung entwässert. Durch die Trockenlegung entstanden in den Randbereichen trockene Sandheideflächen. Sie stellen heute mit ihren eigenen Lebensgesellschaften ein geschütztes Trockenbiotop dar - so wie umgekehrt die jetzt ungestörte Moorfläche nach ihrer Wiedervernässung Lebensraum für Torfmoos, Wollgras, Moorfrösche, Libellen & Co. geworden ist. Das etwas weiter südlich gelegen frühere Jordhui-Moor (1. Bild) ist jetzt eine weite Heidefläche, die ebenfalls von der Wanderschafherde offen gehalten wird. Die folgenden Bilder zeigen Trocken- und Feuchtheide-Areale südlich des Budschi-Moores, die untere Bildreihe das Moor selbst. Jeweils zu verschiedenen Jahreszeiten - im Mai, Juni, Dezember und Januar - zeigt es sich in sehr verschiedenen Farbstimmungen, bereichert durch die Wollgrasblüte und rotleuchtendes Torfmoos. |
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10 ehemaliges Kiesabbaugebiet -
Freizeitgelände |
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Auf dem Weg kommen wir durch die ehemaligen
Abbaugebiete und sehen die dadurch entstandenen Veränderungen
- gleich tiefen Aushöhlungen in der bergigen Landschaft. Hier
war über mehrere Jahrzehnte hinweg eine umfangreiche
Kiesgewinnung betrieben worden. Da in Endmoränen immer auch
größere Mengen von im Eis herantransportierten Steinen abgesetzt
werden, war der Fröruper Abbau auch diesbezüglich sehr ergiebig.
Bedeutende Baumaßnahmen v. a. im Küstenschutz, konnten mit Hilfe
der Lieferungen aus den Fröruper Bergen durchgeführt werden
(siehe erklärenden Text
auf der Infotafel). Wir machen einen Abstecher in die große Kiesgrube. Sie ist heute ein Naturraum-Freizeitgelände - aber auch die Ökologie hat ihren Nutzen von dem entstandenen Trockenbiotop und den angelegten Amphibien-Tümpeln. Es hat allerdings eine Verbuschung durch Haselnuß, Birke und Weide eingesetzt, die sich im Sinne der natürlichen Sukzession sicher fortsetzen wird. |
Findlinge Die wenigen verbliebenen größeren Findlinge sind meist stark von Flechtenwuchs überzogen und bis auf wenige Ausnahmen in ihrer Gesteinsart und -zusammensetzung nicht mehr sicher zu bestimmen. |
Literatur: Geologische Karte von Schleswig-Holstein 1: 25.000, Blatt 1322 Eggebek - sowie: Strehl E. 1999: Erläuterungen zur Geologische Karte von Schleswig-Holstein 1: 25.000, Eggebek, Satrup. Flintbek Dey, Th. 2011: Räumlich differenzierte Einzugsgebietsmodellierung für den tidefreien Bereich der Treene. Heintze U. 2014/15: Die Moore in den Fröruper Bergen und ihre Wiederbelebung, I und II. in: Jahrbuch Schleswigsche Geest 2014 und 2015 Müller A. 2002: Die ehemalige Kiesbahn von Tarp. in: Jahrbuch Schleswigsche Geest 50, 2002 Nissen, M. 1981: Tarp in 200 Jahren Geschichte. Selbstverlag Amt Oeversee. Tarp 1981 Festschrift des Wasserverbandes Nord, 2004, (div. Autoren) mit Abb. eines geologischen Übersichtsprofils. |
Links: http://www.oberetreenelandschaft.de/index.php |
zum Überblick Eiszeitliche Landschaftselemente | |