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Landschaft - Im Ostseeraum  -  Die Flensburger Förde

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Eindrücke vom Steilufer zwischen Dollerupholz und Mühlendamm,
nach dem Sturmhochwasser 2023
Die durch das Hochwasser geöffneten "Fenster" helfen uns, den Kliffaufbau  -  und damit auch das weitere Abbruch-risiko  -  besser zu verstehen.
 
Um das, was wir nachfolgen zeigen, einordnen zu können, einige Erläuterungen zu den im Kliff erscheinenden Bodenarten  -  im Kontext des ersten Abschnitts dieser Beschreibungen.
 
 
Ein Gang entlang des Steilufers zwischen Dollerupholz und Mühlendamm:
 
Der erste Eindruck: noch ohne sichtbare Kliff-Schäden. Angeschwemmtes und  - potentiell als Wellenbrecher sogar schützend - am Fuß des Kliffs aufgehäuftes Holz.
Der Strand wirr übersät mit aufgeworfenen Steinen
und weiterem Strandgut.
Ein Stück weiter jedoch dies: Das aufgerissene Kliff, in Blöcken niedergebrochener Geschiebemergel, abgerutschte Sträucher und Bäume.
 
  Das nächste Bild, eine Aufnahme zwischen niedergebrochenem Geäst hindurch zeigt uns, wie dünn, nur gleich einer Haut, die Humusschicht mit ihrem Wurzelwerk den Grund bedeckt. Hier ist sie weggerissen und wir sehen wie durch ein Fenster einen überwiegend sandig-lehmigen Bereich, als glatte Wand abgespült. Links unten geht das Kliff-Material in widerstandsfähigeren Geschiebemergel über, dunkelgrau und - in der von den Wellen überspülten Fläche -  hellgrau, blank "geleckt".
 
Im Weiteren sehen wir durch weitere "Fenster" etwas von dem komplexen Kliff-Aufbau mit seinen unterschiedlichen Ablagerungen.

I  Im Bild unten links sehen wir eine große Fläche des homogen grauen Geschiebemergels, als Liegendes von späterem Eis schräg gekappt (oder schräg verschoben?), nun als eine vom Hochwasser glatt gespülte Wand. Nur im oberen Teil zeigt der Till eine leichte bräunliche Überfärbung durch niederfließendem Lehm. Wie für ihn charakteristisch enthält er verstreut kleine Steine, darunter viel Flint. Entsprechend schräg liegt über ihm ein Streifen hellbraunen, schmierig feinen, steinfreien Tones. Darüber undeutlich weitere Ablagerungen unterschiedlicher Zusammensetzung.
Bild unten Mitte: Klar konturierte Löcher zeigen in dem festen kalkhaltigen Geschiebemergel, wo kleine Steine gesessen hatten. Bild unten rechts: Fein laminierter steinfreier Ton (Beckenton).
     
 II  Der Sockelbereich des Kliffs wurde vom starken Wellenschlag aufgerissen, der
feste Till brach in Brocken nieder, sandige-res Material wurde fortgeschwemmt. Die
1 - 2 m hohe, offene Wand würde mehr von ihrem komplexen Aufbau zeigen, wenn nicht die Basis schon wieder verschüttet wäre. Zu erkennen ist eine durch Eisen-ausfällung dunkel umsäumte Sandlinse.
 
 
III  Brandungskehlen entstehen bevorzugt da, wo der unmittelbare Sockelbereich des Kliffs aus leichter löslichem, sandigem Material besteht.
 Das Bild links zeigt einen sandig-schluffig- lehmigen Schichtaufbau, mit unterschied-lich starker Entkalkung und einer Feinkies-Einlagerung. Die sandig-kiesigen Schmelz-wasserablagerungen im Bodenbereich waren vom Wasser leicht auszuspülen. Im l Bild rechts ist aus dem oberen Bereich der Auskehlung bereits so viel Till niederge-brochen, dass die Basis verschüttet ist.  
 
 IV  Auch bei verhangen trüben Lichtverhältnissen zeigen die frischen Aufschlüsse Farbe und interessante Details.
Farbkräftig: Blaugrauer kalkreicher Geschiebemergel unter dem durch Eisen leicht rötlich überfärbten hellen Schluff, dazwischen versprengte Teile eines sehr dunklen Tones  (unten und rechts der Bildmitte)... und dann noch kräftig rotes Wurzelwerk... Hier liegt über dem hell blaugrauen Geschiebemergel mitgeschlepptes und aufgestauchtes Material: schwärzlicher Schluff / Ton und darunter mit Brauneisen angereicherte, rostbraun verfärbtre Lehm. Unter dem Wurzelbehang zeigt sich eine turbulente Gemengelage  -  Lehm, Sand, fein zerriebener weißer Kalk und rostbraune Eisenanreicherungen zeichnen Bewegungen nach, die unter fließfähigen Bedingungen erfolgten.
 
V  Ein weiterer, durch abgerutschte Massen (oben und links), Wurzelwerk und Schwemmholz etwas chaotisch einge-rahmter kleiner Teil eines Aufschluss zeigt uns zwischen 2 (wellenförmig bewegten) Schichten des blaugrauen Geschie-bemergels eine sichtlich stark durchbewegte Ablagerung von hellem, feinem schluffigem Ton, in die augenscheinlich auch sandig-kiesiges Material eingeschaltet ist bzw. war  -  denn die auffallenden Lochformen waren wohl ausgespülte Sandlinsen. Hier müssten wir mit einem Spaten die Fläche ein wenig glättend aufräumen können, um einen klareren Eindruck zu bekommen.
Bemerkenswert sind die klaren Abgrenzungen zum Geschiebemergel hin. Wir sehen deutliche Abgrenzungen zwischen - äußerlich leicht übersandetem - schluffigem Ton und Sandlinse (Bild links), auch zwischen einem kalkreichen, grauen, glatten Schluff zu einem von Eisen infiltrierten braun-rötlichen Schluff und zu einem durch Eisenoxyd verfärbten Sand (Bild rechts). Diese deutlichen Grenzen finden wir auch auf weiteren dort liegenden, vom Kliff nieder gefallenen Brocken.
 
Zwischendurch immer wieder Anblicke der vom Sturm bewirkten Zerstörung. Vor allem sanddominierte Kliffbereiche brechen mitsamt dem Bewuchs nieder. Vorrausichtlich wird im Lauf des Winters bei höheren Wasserständen viel von den aufgehäuften Schuttmassen fortgespült und an weniger exponierten Küstenorten abgelagert werden  -  das ist im Ganzen gesehen: Ausgleichsküste. Und Neues wird niederbrechen.
 
VI  Im weiteren Verlauf des Kliffs treten längere Strecken mit Schmelzwassersanden bzw. -kies auf. Darunter auch ein Band mit faustgroßen Geröllen.
Zwischen Schichten aus Geschiebemergel (unten und oben) in ungestörter Lagerung Schmelzwasserablagerungen in Form von Sand, Kies und Steinen sowie Bänder aus feinsandigem Schluff. Hier - freigespült unter der Vegetationsdecke und ebenfalls in ungestörter Lagerung - 
eine Schichtfolge von Schmelzwassersand und -kies, feinem steinfreien Schluff und diamik-tisch erscheinendem  (= komponenten-gemischt) Lehm.
Im Detailbild



     
VII  Nun folgen einige sehr auffallende, prägnante Aufschlüsse.
Linkes Bild: Leider verdecken die Schuttmassen den Sockelbereich. Es wäre interessant, die Fortsetzung des hellen Keils aus feinem Sand in den oder unter den feinen, steinfreien, blaugrauen Schluff zu sehen.
Rechtes Bild: Ein aufgestauchtes Band aus Kreidekalkablagerungen (als fein zerriebene Masse durchsetzt von Kreide-geröllen, fließend abgelagert), linkerhand ganz im Geschiebemergel, Mitte und weiter rechts über dem Mergel, aber von sandigem Lehm überlagert, der unter dem Wurzelwerk erhebliche Ausspülungen aufweist.
           
VIII  Ein weiterer Aufschluss, dessen unterschiedliche Ablagerungen sich klar voneinander abgrenzen. Von unten nach oben sehen wir:
In waagrechter ungestörter Lagerung der braune, durch Eisenausfällungen etwas gesprenkelt wirkende Geschiebe-mergel. Er tritt als Bank auf, die durch den Wellenschlag Risse bekommen hat. Über ihm folgt, teilweise verdeckt, ein Streifen feinen Schluffs (eine tonige Ablagerung in stillem Wasser, glazialer Beckenton), darüber erneut eine   
 -  diesmal schmalere  - Mergel-Bank. Und nun folgen Schmelzwasserkiese, im Wechsel mit schmalen schluffigen Streifen. Über dem letzten Schluff-Streifen ein lehmig-sandig-kiesiges (diamiktes) Gemenge, in das wie in einer großen Schale sich blaugrauer, steinfreier Beckenton in feinen Schichten einsenkt (oben links). 
 
 
Die frischen Aufschlüsse zeigen uns an vielen Stellen, wie verbreitet der glaziale Beckenton auftritt  - sowohl als blaugrauer kalkreicher Ton (daraus wurden gelbe Ziegel gebrannt) als auch als kalkfreier hellbräunlicher Ton (daraus entstanden rote Ziegel).  Die Lagen setzen sich meist in klaren Konturen vom Mergel bzw. Schmelzwassersand ab.
Wir sehen andeutungsweise (links und Mitte oben) eine Stauchungssituation im sandreichen Lehm, unten in Form einer wellenförmigen Belastungsstruktur unter Geschiebemergel blaugrauen Beckenton.  Der Beckenton etwas näher. Leider macht das niedergestürzte Material die Lage undeutlich.
 
Allmählich reduziert sich die Höhe des Kliffs, wir nähern uns der einstigen Moorniederung von Mühlendamm.
Her bei Seeklüft befand sich einst strandnah eine Ziegelei. In ihr wurden früh schon, ab dem 17. Jh., im Auftrag des Herzogs von Glücksburg die Ziegel für die nahegelegene Kirche (1622 zu Neukirchen erbaut) gebrannt.
Das Kliff senkt sich sich zur einstigen Moorniederung (heute ein durch einen Damm abgeschirmtes Wiesental) bei Mühlendamm. In den flacheren frischen Aufschlüssen wird der glaziale Beckenton sichtbar.
 
Der nächste Abschnitt: Von Mühlendamm bis Neukirchen - ist in Vorbereitung. Der Strand ist auf Grund der vielen  niedergestürzten Bäume derzeit nur bei Niedrigwasser begehbar!
letzter Abschnitt in Neukirchen: Kirche bis Nieby Seebrücke
 
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