Landschaft - Im Ostseeraum - Die Flensburger Förde
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Kluesries - Krusauer Tunneltal - Kollunder Wald | |||
Blick von Kluesries über die Förde | Uferweg am Kluesries | Krusauer Tunneltal | Kollunder Wald |
Ein Blick auf die morphologische Karte verdeutlicht den sehr
bemerkenswerten, nahezu rechtwinkligen Abschluss der Flensburger
Förde an ihrem Westende. Hier erhebt sich wie ein sperrender
Querriegel über mehrere Kilometer ein lokal bis 68 m hoher
Endmoränenwall. Zwei ausgeprägte Täler zweigen in den
Fördenecken nach Norden und Süden ab - im Norden das
Krusauer Tunneltal, im Süden das Tal des Hafenbeckens. Neuere grenzüberschreitende hydrogeologische und geophysikalische Untersuchungen zeigen auf, dass alle drei Talanlagen (die Innenförde und ihre beiden Zweigtäler) auf bereits schon vor den Eiszeiten bestehende, sehr tiefe, später mit glazialen Ablagerungen gefüllte Rinnen (buried valleys) zurückgehen. Die Gletscher der jeweiligen Vereisungen fanden also hier - wie überall - eine vorgeprägte Landschaft, die in dieser ihrer Ausgestaltung oftmals "tektonische Erbanlagen" (Möbus 1996) nachzeichnete. Dabei handelt es sich meist um tiefe tektonische Bruchlinien sowie jüngere Salinarstrukturen, die an diese alten Störungen anschließen. Im Weichsel-Hochglazial schob das Eis an einem hier bereits vorhandenen Querriegel eine ausgeprägte Stirnmoräne auf und hatte zugleich die Möglichkeit, in die Rinnen nach Süden und Norden auszuweichen. So entstand am Westende der Flensburger Förde eine sehr bemerkenswerte Morphologie. |
Die Fortsetzung des Hafenbeckens nach Süden (der "Tarper Trog",
Quartärbasis ca. 220 m unter NN) führt als verschüttetes
Trogtal, die
Flensburger Salzmauer flankierend, weit nach Süden (seismisch
nachweisbar bis in den Bereich von Albersdorf). Unter dem Krusauer Tunneltal liegt eine etwas weniger tiefe, in nordwestlicher Richtung bis zur Nordsee verlaufende Rinne (der Tønder Graven, Quartärbasis ca. 100 m unter NN). Weitere Infos in dem Bericht: www.umweltdaten.landsh.de/nuis/.../Jahresbericht156-166.pdf |
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1 Das Tal des Hafenbeckens | ||
In der hier
aufzurufenden Kartenskizze sind das Fördetal und das nach Süden
fortsetzende Trogtal als Segment
innerhalb des großen Netzes eiszeitlicher Rinnen in
Schleswig-Holstein erkennbar.
Diese Rinnen bestanden vielfach bereits präglazial und "wurden im Verlauf der
Kaltzeiten des Quartärs von Gletschereis und
Schmelzwässern canyonartig bis mehrere
hundert Meter tief in den Untergrund eingeschnitten.
Den Erosionsphasen folgten im kurzen
zeitlichen Abstand Sedimentationsphasen,
in denen die großräumigen Hohlformen vom
Schutt der Gletscher wieder „begraben“ wurden,
so dass sie heute an der Geländeoberfläche
nicht mehr erkennbar sind." (Zitat aus dem Jahresbericht des
LANU 2006/07:
www.umweltdaten.landsh.de/nuis/.../Geologie/1Modellierung.pdf). Diese Vorgänge haben sich auch in der südlichen Fortsetzung des Hafenbeckens abgespielt - und die heutige Landschaftsoberfläche verrät nichts davon. Im Gegenteil: die Hochlage der weichselzeitlichen Endmoränen im Bereich Flensburg Rude hält - für den äußeren Blick - hier eine tiefe Talform eigentlich für undenkbar. Einige weitere Hinweise werden gegeben im Beitrag zum Scherrebektal (Abschnitt "ein verschüttetes Tal"). Im Flensburger Stadtgebiet sind die Uferstreifen und Steilhänge des Hafentals weitgehend überbaut - und den Seitentälern (einschließlich des Mühlenstromtals) erging es nicht anders. Abgesehen von den umfangreichen künstlichen Aufschüttungen des 20. Jh. (mit Verlust der Mühlenteiche) hat bereits zuvor der natürliche Sedimenteintrag (vor allem durch den Mühlenstrom) flächig für Verlandungsbereiche im Hafen gesorgt. Unter Berücksichtigung der Zeitdauer nach dem Ende der Eiszeit (mit starken Erosionsprozessen in der ersten Zeit) kann man versuchen, sich vorzustellen wie tief dieses Talbecken - und wie hoch und steil die Hänge - nach Abschmelzen des Eises ursprünglich gewesen waren. In den städtischen Randzonen sind auf den Moränenhöhen sowie an den Hängen und Ufern der Förde wertvolle naturnahe Bereiche erhalten. |
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2 Kluesries | ||
Die Moränenhochfläche am westlichen Fördenende besteht aus Stauchendmoränen, die vom Eis des Förde-Gletschers während des
Weichsel-Hochglazials hier über einen sperrenden
Altmoränenriegel aufgeschoben wurden. Besonders gut ist die
wallartige Ausgestaltung dieses Moränenkomplexes in der neben stehenden
geomorphologischen Karte des LANU (heute: LLUR) zu sehen. Richtung Westen
vollzieht sich eine flächige, gleichmäßige, sandüberlagerte Abdachung.
Zur Förde
hin sind die Steilhänge buchtig eingekerbt -
verursacht durch erodierende kleine Wasserläufe. Deutlich ist auch die Auskehlung zu erkennen, die das stark gebogene Krusauer Tunneltal in diesen Komplex gräbt. Quelle: Geomorphologische Karte im Umweltdaten-Jahresberichtes 156-166, Abb.1 (http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/.../Jahresbericht156-166.pdf). Kartengrundlage: Landesvermessungsamt Schleswig-Holstein, DGM 50 und ATKIS® -Basis-DLM) |
Bilder: - Erosive Kerbtäler im Fördehang, - Wasseraustritt am Kliff-Fuß, - der Lachsbach (ein aus der Harrisleer Feldmark stammender Bach, der früher, etwas realistischer, "Moorbek" hieß). |
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3 Das Krusauer Tunneltal | |||||
Landschaftlich besonders reizvoll und geologisch interessant - das ist das Krusauer Tunneltal! | |||||
Der Begriff "Tunneltal" klingt befremdlich und kann vielleicht zunächst irrige Vorstellungen wecken. Er versucht die Entstehung der Talform zu beschreiben - in einer Zeit, als die mächtigen Eismassen der Weichsel-Kaltzeit unser Gebiet bedeckten. Während de Weichsel-Hochglazials stagnierte die Eisrandlinie für geraume Zeit im Flensburger Raum. Da strömte nahe dem Eisrand subglazial (unter dem Eis) viel Schmelzwasser zusammen und spülte Rinnen und Täler im Boden aus. Ein solcher "Tunnelfluss" schuf das Krusauer Tal. | |||
Kennzeichnend sind die steil abfallenden Hänge des -
heute breit angelegten - Tals. Auch die
aneinandergereihten, z. T. verlandeten Seen sind ein typisches
Merkmal, sie gehen auf ehemalige Toteisseen während der
Rückzugphasen des Eises zurück. Auf Grund dieser Besonderheit, aber auch wegen seiner Vielfalt an schützenswerten Lebensräumen wurde das Krusauer Tunneltal in das europäische Schutzgebietssystem „NATURA 2000" aufgenommen. Eine ausführliche Beschreibung des Krusauer Tunneltals ist auf dieser Website zu finden unter: http://www.strand-und-steine.de/landschaft/eiszeitlandschaftselemente/tunneltal/tunneltal.htm gute Infos auch unter: http://www.krusaa-tunneldal.dk/d/natur/walder.shtml |
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4 Kollunder Wald | |||
Der Kollunder Wald vermittelt einen
Eindruck davon, wie die bewaldeten Steilhänge der Förde naturbelassen aussehen können. Der feste Geschiebemergel der Förde-Randmoränen lässt hohen Buchenwald zu. Und der schmale kiesige Ufersaum deutet darauf, dass das mergelige Bodenmaterial weitgehend steinarm ist. Ähnliches gilt für die - heute allerdings nur partiell natürlich erhaltenen - Steilufer an der gegenüber liegenden deutschen Seite bei Mürwik, Solitüde und Meierweik /Quellental. Das Wasser hat im Kollunder Wald im Lauf der Zeit steil zur Förde abfallende Kerbtäler in die Hänge erodiert und beschert dem Wanderweg (Gendarmstien) einiges Auf und Ab - schenkt dafür aber auch das Erlebnis eines sehr abwechslungsreichen Reliefs. Im flacheren westlichen Bereich ermöglicht ein "overnatningsplads" (mit shelter) Naturfreunden Freiluftnächte - mit Meeresrauschen, Vogelgesang oder dem Hämmern des Schwarzspechts im Ohr... |
Bilder: - Der Kollunder Wald, vom Kluesries aus gesehen. - Blick vom Kollunder Wald auf die gegenüberliegende Förde- Randmoräne bei Mürwik. |
A. Jessen (Beskrivelse til Geologisk Kort over Danmark, Kortbladet Sønderborg. - Danmarks Geologiske Undersøgelse, 1945) erwähnt ein Vorkommen eemzeitlicher Torfe im Uferhang bei Kollund. Dabei handelt es sich um biogene Ablagerungen aus der Eem-Warmzeit, die dem Weichsel-Glazial voranging. Auf diese Zeit wird an anderer Stelle noch einzugehen sein, weil es weitere Lokalitäten eemzeitlicher Funde im Bereich der Außenförde gibt. | ||
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