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Landschaft - Im Ostseeraum  -  Die Flensburger Förde

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1 Steilufer bei Wahrberg  - 2  Das Höftland bei Bockholmwik  -  3 Tal der Langballigau
 
2  Das Höftland bei Bockholmwik
Im Satellitenbild ist gut zu sehen, dass das flache Dreieck des Höftlandes aus angelandeten Sedimenten entstanden ist. Diese marinen Sande wurden  -  und werden noch  -  mit der küstenparallelen Strömung vom östlich benachbarten Steilufer herangetragen und in Form von zunächst Sandbänken, dann Nehrungshaken und schließlich Strandwällen abgelagert. Ankerpunkte der Ablagerungsprozesse in diesem Bereich waren die von den Auen aus dem Hinterland im Uferbereich angelegten, kleinen Schwemmfächer. Sie bildeten das Widerlager, an dem der Sedimenttransport "andocken" konnte. Im Schutz der anwachsenden Nehrung wurde hier ein zuvor aktiver Uferbereich stillgelegt und die vorgelagerte Schorre konnte allmählich verlanden  - das Höftland.

So hat sich hier ein besonderes Stück Flachküste vor dem ursprünglichen Steilufer ausgebildet.
 
 
Im Dezember 2012 wurde das NSG "Höftland Bockholmwik und angrenzende Steilküsten" ausgewiesen. Infotafeln weisen an verschiedenen Stellen auf lokale landschaftskundliche Besonderheiten hin. Das Gebiet ist durch ein Wanderwegenetz gut zugänglich. Es bietet so dem Besucher vielfältige und zugleich charakteristische Natureindrücke: die sandig-steinige Flachküste mit ihren Strandwällen, das arten-reiche Dauergrünland im Höftbereich, vermoorte Senken mit Bruchwaldbeständen am Fuß fossiler Steilufer, prachtvolle Buchenmischwälder auf den Moränenhochlagen und last not least: die Abrasion (marin verursachte Abtragung) am offenen Steilufer...
Nachfolgend ein paar Bildeindrücke.
 
Die sandig-steinige Flachküste:
 
Unter ruhigen Wetterverhältnissen kann der Strand seine vom Wellen-schlag sortierten Bestandteile recht übersichtlich präsentieren:
seine Unterlage aus Geröll, die sich unter Wasser auf der Schorre fort-setzt  -  der dunkle Spülsaum aus Seegras  - der feine, weiße Strand-sand und der flache Strandwall mit seinem Bewuchs aus Strandhafer.  
  Der bei Niedrigwasser
  mehr, bei hohem Wasser-
  stand weniger offen
  liegende Geröllstrand
  präsentiert die bunte
  Vielfalt der Gesteine, die
  durch den Eistransport der
  letzten großen Vereisung
  aus dem skandinavischen
  Raum hierher verfrachtet
  und abgelagert wurden. 
  Anders als der wenig salztolerante Strandhafer,
  der die höheren Uferbereiche besiedelt, hält die
  Salzmiere das Leben nah der unruhigen
  Wasserkante aus. Sie bildet dort im Sand oder
  im kleineren Geröll größere Matten und hilft auf
  diese Weise dem Uferschutz. Die ursprünglichen
  Strandwälle wurden im Interesse der landwirt-
  schaftlichen Nutzung größtenteils eingeebnet.
  Im Übergang zur Grasnarbe der Höftlandwiesen 
  ist eine kleine Erosionskante entstanden.  
       
  Im Ostteil des Höftlandes reichen die
  von Rindern in extensiver Beweidung  
  genutzten Wiesen mit ihrer Einzäu-
  nung bis an den Sandstrand heran.
 Das Steinpflaster des Geröllstreifens
 stellt eine (begrenzte) Schutzfunktion
 für das Ufer dar. Zusätzlich wurde hier
 durch das Deponieren von größeren
 Geschieben ein begrenzter Abschnitt
 des Strandes vor dem Abtrag zu
 schützen versucht. 
  Hier ist erkennbar, wie das abgezäun-
  te, einstige Weideland durch die
  marine Erosion Einbußen erlitten hat.
  Es sieht so aus, als sollte mit dem
  Aufbringen von größeren Blöcken
  weiterer Abtrag verhindert werden.
     
  Eine Infotafel weist auf den Naturschatz
hin, der hier am Strand zu unseren Füßen ausgebreitet liegt - und auf sein in Deutschland sonst nirgends erreichtes erdgeschichtliches Alter. Von der beeindruckenden Vielfalt der Gesteinsarten werden einige wenige nachfolgend gezeigt  -die da gerade lagen.
  Auch die wichtigsten, den extremen Bedin-gungen angepassten  Strandpflanzen werden auf dieser Tafel vorgestellt. 
           
  Häufig anzutreffen ist dieser
  gefleckte Stein. Er ist ein
  basaltisches Ergussgestein und
  stammt aus Südwestschweden.
  Ein sog. Kinne-Diabas
  Sphaerosiderite sind harte, sehr
   feinkörnige, eisenhaltige Sand-
   steine, sie kommen auf der
   Insel Bornholm vor.
  Der dunkle Granulit würde beim
   Aufheben vielleicht durch sein
   Gewicht überraschen. Er enthält
   neben viel feinkörnigem Amphibolit
   und etwas weißem Feldspat sehr
   viele kleine Granatkörnchen.
  Dieser weiche Kalkstein ist
  durchsetzt von den Wohn-
  röhren eines heute noch in  
  der Ostsee verbreiteten
  Ringelwurmes (Polydora
  ciliata), die er mit Hilfe seiner
  Borsten gräbt.   
  Die Farbe dieses Steins erinnert
  an einen roten Backstein. Aber
  bei genauerem Hinschauen
  erkennt man: Es ist ein Porphyr,
  ein Stein mit rotbrauner Grund-
  masse, in die viele verschieden
  große und unterschiedlich gut
  ausgebildete helle (Feldspat-)
  Kristalle eingebettet sind.
  Dieser sich rau und körnig an-
  fühlende Stein gibt gut die
  Sandkörnchen zu erkennen, aus
  denen er besteht. Seine großen
  Löcher enthielten einmal eine
  weichere, tonhaltige Masse, die
  heraus gewittert ist.
  Auch dies ist ein Sandstein,
  allerdings ein sehr viel älterer.
  Er entstand in einem heiß-
  trockenen Klima und war durch
  fein verteiltes Hämatit ursprüng-
  lich gleichmäßig rötlich.
  Durch chemische Prozesse
  wurde die fleckige Entfärbung
  verursacht.
  Im Gegensatz dazu ist dieser Stein
  sehr jung. Auch solche Fundstücke
  gibt es  -  und auf Grund ihrer
  bunten Bestandteile werden sie oft
  für etwas besonders Interessantes
  gehalten: ein Stück von den Wellen
  gerundeter Zement.
 
Das beweidete Höftland:
  Blick über das Höftland Richtung Bockholmwik. Zu dem auf dem
  Höftland liegenden ehemals landwirtschaftlichen Anwesen führt ein
  Fahrweg. Er trennt das eingezäunten Weideland vom Naturstrand.
   Nach Osten zu geht der Fahrweg in einen Wanderweg über  -  und
    schließlich in Naturpfade, auch durch Feuchtgebiete, bis zum hohen,
    bewaldeten Steilufer.
       
Feuchtgebiete und Bruchwaldzonen:
Dieser Kartenausschnitt (Infotafel) zeigt die im NSG vorhandenen Lebensräume an. Nicht alle Standorte sind über Wanderwege zugänglich.
Ein kleines vermoortes Gelände (Bruchwald) wird auf dem westlichen Weg in Richtung Siegum durchquert. Es liegt am Fuß des fossilen (= einst offenen, aktiven) Kliffs, in ihm sammelt sich das aus dem Hang austretende Wasser, das über das Höftland nicht abfließen kann.
An nassen, aber  besonnten Standorten blühen Wasser-dost und Blutweiderich (Bilder unten Mitte).
 
 
Das "tote" Kliff:

  Ein "totes" oder "fossiles", je nach Situation auch als "ruhendes"
  Kliff bezeichnet, ist ein einst aktives, offenes Steilufer, das auf
  Grund entstandener Barrieren im Uferbereich oder auch durch
  Landhebung nicht länger dem Angriff des Meeres ausgesetzt ist. Die
  Ruhigstellung führt zur Ausbildung einer schützenden Vegetations-
  decke, sukzessive bis zur Bewaldung.
  Ein Stück weit führt der Wanderweg an der Kante eines solchen
  "toten" Kliffs entlang, eine Info-Tafel gibt gut erklärende Hinweise.
 
  Hier ein weiterer, älterer Info-Text.

 Infotafel zum "toten" Kliff
 
 
Schöne Buchenwälder auf den Moränenhöhen:
Auf den Moränenhöhen führt der Wanderweg vielfach durch hohen, eindrucksvoll aufragenden Buchen- bzw. Eichenwald. Aber es durchschneiden auch Erosionstäler  in Form von Bachschluchten die Hochfläche, sie lassen  eine strukturreiche Durchmischung mit Feuchtigkeit-liebenden Baum- und Straucharten (Erle, Esche, Weide, Faulbaum, Hasel u. a.) zu.

Im Frühling, bevor das Blätterdach der Bäume sich schließt, deckt an vielen Stellen ein Blütenteppich aus Buschwindröschen mit anderen Frühblühern den Waldboden.


eine Info-Tafel zum Bauernwald
 
Das Steilufer:
Wo die Hänge - ohne schützendes Höftland - bis zum Ufer reichen, ist der Wald Hangrutschungen ausgesetzt. Sickerwasser aus dem Hang, inhomogener Kliffaufbau mit tonigen Gleitschichten, hoher Wellenschlag am Kliffuß, der zu Unterspülungen führt... verschiedene Faktoren tragen dazu bei, dass es zu Kliffabbrüchen kommt. Dadurch entstehen am Naturstrand neue, temporär-fragile Lebensräume...
 
     
Das Hinterland:
 
Nicht nur das artenreiche Höftland, das Steilufer und der Wald bieten
reiche Natureindrücke  - auch die sanft-wellige Landschaft des Hinterlandes hält schöne Ausblicke bereit und lädt zum Durchwandern ein...
 
     
     
Literatur:
Gripp K. 1954: Die Entstehung der Landschaft Ostschleswigs vom Dänischen Wohld bis Alsen. Meyniana 2, 1954
Köster R. 1958: Die Küsten der Flensburger Förde. Ein Beispiel für Morphologie und Entwicklung einer Bucht.
Schr. Nat. Ver. Bd. 29, 1. Kiel 1958
Stoltz, Chr.: Gravitative Massenbewegungen an der Flensburger Förde: Eine Bestandsaufnahme zu Ausmaß und Potential.
 
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